Formica sanguinea bildet keine wirklichen Kasten aus. Die größten Arbeiterinnen sind lediglich ca. 8mm groß und etwas bulliger gebaut, als die Minore. Eine solche "Kastendifferenz", die altersbedingt ist, ist aber nicht wirklich etwas besonderes; selbst bei Lasius niger sind die Arbeiterinnen bei größeren Kolonien größer als die kleinsten Anfangsarbeiterinnen oder auch Pygmäen genannt.
Als Kasten kann man z.B. "Soldaten" von Pheidole bezeichen, nicht aber die leichte Größendifferenz zwischen Formica Arbeiterinnen.
Dennoch sind Formica sanguinea meine Lieblingsameisen, nach meinen Blattschneidern. Sie sind auch ganz ohne diesen Hingucker einfach sehr interessant zu beobachten; allein schon ihre optischen Fähigkeiten sind ganz und gar herausragend. Dann die Raubzüge, die vernichtenden Kriege gegen andere Ameisennester und ihre für Ameisen erstaunlich koordinierte Taktik, mit der sie in der Lage sind, zahlenmäßig selbst zehnfach überlegene Lasius-Völker binnen Stunden vollständig zu vernichten. Brutklau und die Aufzucht der fremden Nachkommen, sind ebenfalls sehr interessant zu beobachten.
Nur um einige Dinge zu nennen, die diese Art sehr attraktiv machen.
Ich hatte selbst insgesamt drei verschiedene Cataglyphis-Arten gehalten; einmal ist es schief gegangen und die beiden anderen Kolonien habe ich inzwischen abgegeben. Dabei sind aber wirklich die kleinen Arten die schönsten; sie mögen zwar nicht so schön gefärbt sein und auch nicht so groß und wehrhaft, aber dafür sind sie schneller und ihr Verhalten ist geradezu unheimlich; bei guter (!) Beleuchtung verfolgen sie einen je nach Art sogar mit dem Kopf, wie sonst nur Harpegnathos oder Myrmecia. Sie schauen einen richtig an, wie ein kleiner Killerroboter; man hat das Gefühl, als würde man gejagt werden, wenn die einen anschauen
^^
Wenn alles stimmt, sind sie gut zu halten, extrem interessant oder sogar am interessantesten von sehr, sehr vielen Ameisenarten.
Sie benötigen aber wirklich riesige Becken, eine irre Hitze (!30,40°C!), gute Beleuchtung, Feuchtigkeit,
Winterruhe etc. und eine ausgewogene, proteinreiche Ernährung. Es sind sicherlich die letzten Ameisen, die ich empfehlen würde, Acromyrmex sind dagegen wirklich ein Kindergarten.
Also sehr schönes Verhalten, aber lieber sein lassen, wenn du nicht gerne ein bisschen Geld loswerden willst.
Messor sind sehr schöne Ameisen, auch wenn man die richtigen Majore oft nicht zu sehen bekommt; sie sind im Nest dafür zuständig, die Körner zu knacken (in der Natur sieht man sie komischerweise wohl, auch in großen Mengen?!). Na ja, nur eine eigene Beobachtung.
Sie scheinen in der Haltung aber etwas weniger problematisch zu sein; wenn dir das Töten von Insekten was ausmacht, bist du unter Umständen mit dieser
Gattung ganz gut beraten. Zumindest Messor barbarus scheinen wirklich nicht von Insekten abhängig zu sein.
Ich empfehle dir also ausdrücklich Formica sanguinea oder Messor
sp., wenn du diese Arten allgemein nett findest
In Südeuropa sind Camponotus vagus sehr weit verbreitet (so wie hier evtl. C. ligniperdus), und sie sind
wirklich riesig und schön silbrig haarig. Ich habe keinerlei Erfahrung mit ihnen, deshalb kann ich dir da nichts weiter zu sagen. Es würde sich aber lohnen, sich über die Art weiter zu informieren, nachdem, was ich gelesen habe.
Ähnliches würde für C. cruentatus gelten, sie sind aber noch ein wenig bunter.
Allgemein finde ich aber, dass man sich eigentlich selbst seine Art aussuchen muss, weil man von anderen immer nur deren Sicht der Dinge zu hören bekommt. Nichts für ungut
L.G. christian
Edit:
Noch ne kurze Anmerkung:
Willst du eine Art aus Südeuropa, bist du mit einer Messor
sp. sehr gut beraten, willst du eine mitteleuropäische Art, bist du mit F. sanguinea gut dran
LG