Überlegungen fürs nächste Jahr!

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
Thalric
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#1 Überlegungen fürs nächste Jahr!

Beitrag von Thalric » 5. September 2011, 22:34

Nabend!

Nachdem es jetzt bald Zeit ist, meine kleine Lasius niger Kolonie in die Winterruhe zu schicken, sobald die letzten Puppen geschlüpft sind, überlege ich derzeit schon, was für eine Kolonie ich mir nach der Winterruhe zulegen könnte.
Denn ich bin mir sicher, dass ich gerne noch eine zweite Kolonie halten möchte, aber mir jetzt noch eine zuzulegen würde sehr wenig sinn machen :)

Daher hoffe ich auf eure Ratschläge.
Es soll eine größere Art werden, damit ich einen guten Kontrast zu meinen kleinen Lasius niger habe!
Habe derzeit noch einen relativ großen Rahmen an Arten im Kopf die mich interessieren würden.
Zum einen wäre da natürlich eine Camponotus spec. möglich, da sie ja sehr groß sind.
Hatte auch zwischenzeitlich an eine Messor spec. gedacht, jedoch hab ich da Angst, dass sie sich durch den Ytong fressen, da ich vorhabe ein externes Nest zu nehmen, wäre dies nicht so gut^^
Hatte auch an Cataglyphis gedacht, jedoch vermute ich, dass diese für mich vielleicht noch ein wenig zu anspruchsvoll sind, oder wie seht ihr das?
Und zuletzt, nachdem ich diese Art letztens bei einem Forenmitglied bestaunen durfte, bin ich sehr angetan von Formica sanguinea. Sie sind zwar nicht so groß, wie viele Camponotus Arten und auch nicht wirklich polymorph, jedoch gefallen sie mir sehr gut!

Jetzt bin ich jedoch auf euch angewiesen. Welche Art würdet ihr jemandem wie mir, der noch relativ neu in der Ameisenhaltung ist empfehlen?
Mal abgesehen von Camponotus ligniperdus ;)
Mir wäre vielleicht auch eine Südeuropäische Art lieb, da diese ja meist eine leichte verkürzte Winterruhe haben.

Wie gesagt, hätte gerne eine etwas größere Art!

Vielleicht ist es jetzt noch ein wenig früh, um übers nächste Jahr nachzudenken, aber ich lasse mir da lieber genug Zeit, damit ich anständig planen kann :)

So falls euch der ganze Text jetzt noch nicht abgeschreckt hat, würde ich mich über eure Ratschläge freuen!

Gruß
Felix



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#2 AW: Überlegungen fürs nächste Jahr!

Beitrag von Krabbeltierfan » 5. September 2011, 23:00

Moin,

dein Text ist alles andere als abschreckend ;)

Deine Ãœberlegungen sind ja schon sehr sortiert und auch ganz richtig. Ich denke, viele neue Fakten kann man dir gar nicht nennen.

Aber mal zu den Messor: Ich halte auch welche in einem externen Ytong und bin davon überzeugt, dass sich die Tiere nicht einfach so über Nacht durch YTongs nagen. Meine recht große Kolonie hat das bisher nicht gemacht. Einziger Grund den ich sehe wäre Platzmangel. Aber dem sollte man sowieso entgegenwirken. Bei jeder Form von Tierhaltung.

Bei Formica sanguinea denke ich allerdings schon, dass es eine Art Majore gibt. Natürlich nicht vergleichbar mit dem Erscheinen von Minor-Major bei Camponotus. Auf jeden Fall sind die Tiere einer großen Kolonie wesentlich größer, als Tiere aus Kolonien mit z.B. 100-200 Tieren. Auf jeden Fall Spielraum nach oben. Nun weiß ich nicht, wie groß die von dir besichtigte Kolonie war.

Grüße
Krabbel



Thalric
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#3 AW: Überlegungen fürs nächste Jahr!

Beitrag von Thalric » 5. September 2011, 23:04

Nabend!

Gut das zu erkennen ist, dass ich über das ganze schon eine Weile nachdenke :)

Die Formica sanguinea Kolonie waren ca 400 Tiere wenn ich mich nicht irre. Klar gabs da auch Größenunterschiede von 1-3 mm oder so, aber ist halt nicht zu vergleichen mit dem Unterschied bei zb. Camponotus.

Die Frage ist ja auch, wie gut sich südeuropäische Arten, die es ja zumindest ein wenig wärmer brauchen, in externen Nestern halten. Hat da jemand Erfahrungen mit?

Aber gerade versuche ich es ja auch erstmal auf 1-3 Arten einzugrenzen, damit ich mir genauere Gedanken machen kann!

Gruß
Felix



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Flaschengeist
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#4 AW: Überlegungen fürs nächste Jahr!

Beitrag von Flaschengeist » 5. September 2011, 23:20

Ich bin mit meinen Messor-Kolonien sehr glücklich. Bisher keine Probleme mit Durchbeissen von Ytong-Steinen. Solange ich das nicht gesehen habe, halte ich das auch eher für ein Gerücht ;). Messor Structor ist übrigens polygyn und polymorph. Ich hatte bei einer kleinen Kolonie 3 relativ große Majore dabei. Tolle Tiere! Sehr aktiv, haben aber bisher keinerlei Ausbruchtendenzen (was ja auch mal ganz schön ist :irre:). Und in eine richtige Winterruhe müssen die nicht. Mal sehen, wie es dann wird im Winter. Messor kann ich jedenfalls empfehlen.


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Ich halte Messor Structor (20+), Camponotus Nicobarensis (? Gynen, 100+)

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christian
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#5 AW: Überlegungen fürs nächste Jahr!

Beitrag von christian » 6. September 2011, 00:47

Formica sanguinea bildet keine wirklichen Kasten aus. Die größten Arbeiterinnen sind lediglich ca. 8mm groß und etwas bulliger gebaut, als die Minore. Eine solche "Kastendifferenz", die altersbedingt ist, ist aber nicht wirklich etwas besonderes; selbst bei Lasius niger sind die Arbeiterinnen bei größeren Kolonien größer als die kleinsten Anfangsarbeiterinnen oder auch Pygmäen genannt.
Als Kasten kann man z.B. "Soldaten" von Pheidole bezeichen, nicht aber die leichte Größendifferenz zwischen Formica Arbeiterinnen.

Dennoch sind Formica sanguinea meine Lieblingsameisen, nach meinen Blattschneidern. Sie sind auch ganz ohne diesen Hingucker einfach sehr interessant zu beobachten; allein schon ihre optischen Fähigkeiten sind ganz und gar herausragend. Dann die Raubzüge, die vernichtenden Kriege gegen andere Ameisennester und ihre für Ameisen erstaunlich koordinierte Taktik, mit der sie in der Lage sind, zahlenmäßig selbst zehnfach überlegene Lasius-Völker binnen Stunden vollständig zu vernichten. Brutklau und die Aufzucht der fremden Nachkommen, sind ebenfalls sehr interessant zu beobachten.
Nur um einige Dinge zu nennen, die diese Art sehr attraktiv machen.

Ich hatte selbst insgesamt drei verschiedene Cataglyphis-Arten gehalten; einmal ist es schief gegangen und die beiden anderen Kolonien habe ich inzwischen abgegeben. Dabei sind aber wirklich die kleinen Arten die schönsten; sie mögen zwar nicht so schön gefärbt sein und auch nicht so groß und wehrhaft, aber dafür sind sie schneller und ihr Verhalten ist geradezu unheimlich; bei guter (!) Beleuchtung verfolgen sie einen je nach Art sogar mit dem Kopf, wie sonst nur Harpegnathos oder Myrmecia. Sie schauen einen richtig an, wie ein kleiner Killerroboter; man hat das Gefühl, als würde man gejagt werden, wenn die einen anschauen :irre:^^
Wenn alles stimmt, sind sie gut zu halten, extrem interessant oder sogar am interessantesten von sehr, sehr vielen Ameisenarten.
Sie benötigen aber wirklich riesige Becken, eine irre Hitze (!30,40°C!), gute Beleuchtung, Feuchtigkeit, Winterruhe etc. und eine ausgewogene, proteinreiche Ernährung. Es sind sicherlich die letzten Ameisen, die ich empfehlen würde, Acromyrmex sind dagegen wirklich ein Kindergarten.
Also sehr schönes Verhalten, aber lieber sein lassen, wenn du nicht gerne ein bisschen Geld loswerden willst.

Messor sind sehr schöne Ameisen, auch wenn man die richtigen Majore oft nicht zu sehen bekommt; sie sind im Nest dafür zuständig, die Körner zu knacken (in der Natur sieht man sie komischerweise wohl, auch in großen Mengen?!). Na ja, nur eine eigene Beobachtung.
Sie scheinen in der Haltung aber etwas weniger problematisch zu sein; wenn dir das Töten von Insekten was ausmacht, bist du unter Umständen mit dieser Gattung ganz gut beraten. Zumindest Messor barbarus scheinen wirklich nicht von Insekten abhängig zu sein.

Ich empfehle dir also ausdrücklich Formica sanguinea oder Messor sp., wenn du diese Arten allgemein nett findest :)

In Südeuropa sind Camponotus vagus sehr weit verbreitet (so wie hier evtl. C. ligniperdus), und sie sind wirklich riesig und schön silbrig haarig. Ich habe keinerlei Erfahrung mit ihnen, deshalb kann ich dir da nichts weiter zu sagen. Es würde sich aber lohnen, sich über die Art weiter zu informieren, nachdem, was ich gelesen habe.

Ähnliches würde für C. cruentatus gelten, sie sind aber noch ein wenig bunter.

Allgemein finde ich aber, dass man sich eigentlich selbst seine Art aussuchen muss, weil man von anderen immer nur deren Sicht der Dinge zu hören bekommt. Nichts für ungut :)

L.G. christian

Edit:
Noch ne kurze Anmerkung:
Willst du eine Art aus Südeuropa, bist du mit einer Messor sp. sehr gut beraten, willst du eine mitteleuropäische Art, bist du mit F. sanguinea gut dran :)

LG



Imago
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#6 AW: Überlegungen fürs nächste Jahr!

Beitrag von Imago » 6. September 2011, 05:13

Hallo Thalric!

Es ist gar nicht verkehrt sich schon mal ein paar Gedanken zu machen. Also eine Camponotusart wäre natürlich zu Lasius niger der 100%ige Kontrast. Ich habe selber schon öfters Lasius niger gehalten und ich finde die Art ist in ihrem Aktionsradius schon mal kaum zu toppen.

Also was Du da geboten bekommst, kannst Du kaum von einer anderen Art erwarten.

Sprich die nächste Art wird also mehr Gedult erfordern und wohl auch mehr Aufmerksamkeit.

Camponotus ligniperdus, diese Art halte ich auch, ist nicht die Spannenste Art, jedoch lassen sich die Tiere sehr gut beobachten.

Ich habe mir dann eine exotischer Camponotusart geholt. Camponotus fellah. Es ist eine leicht zu haltende Art. Ein Haltungsbericht findest Du hier im Forum.

Ich halte auch zwei exotische Messorarten, auch diese sind interessant, sie verbrauchen bei weitem nicht so viel Platz wie die Camponotus, können aber sehr volkreich werden.

Auch Formica sanguinea hab ich gehalten. Diese sind sehr schreckhaft!

Also ich würde Dir dennoch eine Camponotusart empfehlen, welche in trockenen Habitaten vorkommt. Diese sind meist relativ leicht zu halten.

Für mich sind die Camponotus fellah der absolute Hit.

Sehr leicht zu halten, sie vermehren sich sehr schnell und sind agil, gut zu beobachten und aktiv.

LG Imago



Thalric
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#7 AW: Überlegungen fürs nächste Jahr!

Beitrag von Thalric » 6. September 2011, 07:43

Guten Morgen!

Schonmal vielen Dank für die ausführlichen Antworten! Hat mir wirklich sehr gut weitergeholfen!

@Christian
Ob es nun eine mitteleuropäische Art oder eine südeuropäische wird, ist mir eigentlich nicht ganz so wichtig. Tendiere nur ein wenig Richtig Südeuropa, da ich dann länger was zu beobachten habe, da die Winterruhe kürzer ist.
Jedoch muss ich dann ja auch mehr auf die entsprechenden Temperaturen achten.

An Camponotus cruentatus hatte ich auch schonmal gedacht. Wie verhält sich das bei diesen denn mit der Wärme? Was für Temperaturen sollten sie haben, damit sie die volle Saison anständig ausnutzen?
Und ist die Art überhaupt für mich zu empfehlen? Zumindest hier im Forum im Artenbereich wird Camponotus cruentatus als ungeeignet für Anfänger eingestuft.

@Imago

Ich glaube den Haltungsbericht zu Camponotus fellah habe ich vor einer Weile auch gelesen. Sind wirklich schöne Tiere! Mich hatte bisher jedoch wenn ich mich richtig erinnere ein wenig der Preis abgeschreckt, da sie doch schon deutlich teurer sind als viele andere Arten.
Was für Anforderungen stellen sie denn so und wie schnell entwickeln sie sich? Eine nicht zu schnelle Volksentwicklung würde ich fast bevorzugen, da ich dann nicht so schnell erweitern müsste.

Gruß
Felix



Imago
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#8 AW: Überlegungen fürs nächste Jahr!

Beitrag von Imago » 7. September 2011, 13:46

Hi Thalric!

Also Camponotus fellah vermehrt sich wirklich zügig. In drei Monaten ist bei mir die Arbeiterinnen Zahl von 6 Arbeiterinnen auf über 50 gestiegen. Wobei sich die Zahl der Arbeiterinnen in dem dritten Monat mehr als verdoppelt hat. Soviel zu dem exponentiellen Wachstum.

Dennoch das schnelle Wachstum spricht für eine Volkstarke Kolonie. Also viel Aktion außerhalb des Nestes. Selbst Mediaarbeiterinnen verlassen bei mir schon für die Nahrungsaufnahme das Nest. Und das sieht schon sehr imposant aus. Das macht Vorfreude auf die ersten Majore.

Camponotus ligniperdus ist wirklich um einiges kleiner im direkten Vergleich!

Natürlich wollen die Tiere Platz haben. Die Ameisen an sich und die riesigen Puppen und Larven verbrauchen im Nest ungemein viel Platz. Meine Messor sind mehrere hundert Tiere stark und verbrauchen in etwa gleich viel Platz im Nest wie gut 50 fellah mit Brut.

Dennoch muss ich sagen, sind die fellah die mit Abstand interessantesten Ameisen die ich bisher gehalten haben. Und die mit dem geringsten Haltungsaufwand gemessen mit der Vermehrungsrate, außer Lasius niger.

Ich hatte noch nie eine Kolonie die so reibungslos, ohne Komplikationen und so berechnend funktioniert wie die fellah. Sie vermehren sich so schnell und konstant wie ich es bei Ameisen noch nicht gesehen habe. Das verrückte ist ja, in welch unglaublich kurzer Zeit diese riesigen Tiere ausgebildet werden.

Messor haben natürlich einen unschlagbaren Vorteil:

Du kannst bei entsprechender Wasserversorgung bedenkenlos in den Urlaub fahren. Ein paar Körner ins Becken und gut ist.

Haltungsbedingungen von Camponotus fellah:

Ein Becken, ein Nest, eine Heizmatte die 30°C erreicht. Bei mir macht dies eine kleine 7W Heizmatte.

Eine wirklich unproblematische Geschichte!

Ich kann auch nur von mir aus gehen und klar bestätigen:

Der Anschaffungspreis bei Camponotus fellah variiert sehr stark bei den Shops. Ich habe meine bei World of Ants bestellt. Da sind sie etwas teurer. Antstore hingegen bietet die Gyne schon für 49€ an, wobei die Gründung dieser Art wohl nicht so einfach über die Bühne gehen soll! Und diet Tiere dort zur Zeit auch nicht vorhanden sind.

Was ich eigentlich sagen wollte ist: Jeder investierte Cent lohnt sich bei dieser Art!

Streaker87 hat auch einnen tolen Haltungsbericht verfassst. Dieser bringt Dir die Art auch noch einmal näher!

LG Imago



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