Begattete Arbeiterin bei Temnothorax

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chris1994
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#9 AW: Begattete Arbeiterin bei Temnothorax

Beitrag von chris1994 » 3. Oktober 2011, 20:53

Oje, das habe ich gar nicht gemerkt, dass ich die genaue Art gar nicht angegeben habe. Es ist Temnothorax unifasciatus.



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christian
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#10 AW: Begattete Arbeiterin bei Temnothorax

Beitrag von christian » 3. Oktober 2011, 21:04

http://de.wikipedia.org/wiki/Einbindige_Schmalbrustameise

Da steht zumindest, dass bei weisellosen T. unifasciatus fertile (fruchtbare) Arbeiterinnen entstehen können.

Das Verhaltensmuster deiner Ameisen spricht aber wie schon gesagt sehr dafür, ganz egal was nun wirklich der Fall ist!

L.G. christian



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Boro
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#11 AW: Begattete Arbeiterin bei Temnothorax

Beitrag von Boro » 3. Oktober 2011, 22:03

Ich glaube, da kommt jetzt einiges durcheinander!
In einer weisellosen Kolonie von T. unifasciatus können einzelne Arbeiterinnen zu Ersatzköniginnen herangefüttert werden. Meinem Wissensstand nach haben die Arbeiterinnen dieser Art (kleinere) Ovarien, d. h. einzelne Arbeiterinnen sind tatsächlich in der Lage, Eier zu produzieren. Diese werden physogastrisch und beginnen Eier zu produzieren, aus denen aber infolge fehlender Begattung und Samentasche ausschließlich Männchen entstehen können.
Dass bei dieser Gattung aus den Eiern v. Arbeiterinnen auch Gynen herangezogen werden, ist mir neu:
"Bei Temnothorax kann es jedoch vergleichsweise regelmäßig vorkommen, dass einzelne Arbeiterinnen ihre Ovariolen richtig ausbilden (deshalb die gefüllte Gaster) und diploide Eier legen; es werden dann daraus tendenziell eher Gynen produziert "
Ich sehe das so, dass aus Eiern, die vor dem Tod der Königin noch von dieser abgelegt wurden, noch (verstärkt) weibliche Geschlechtstiere herangezogen werden können. Nicht aber aus Eiern, die nach dem Tod der Königin v. Arbeiterinnen produziert wurden. L.G.Boro



Gast
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#12 AW: Begattete Arbeiterin bei Temnothorax: NEIN!

Beitrag von Gast » 4. Oktober 2011, 12:09

[font=Times New Roman]Na, da scheint ja wieder mal so einiges durcheinander geraten zu sein, darin kann ich Boro nur zustimmen![/font]

[font=Times New Roman]Die Artzugehörigkeit der „Temnothorax“ von Chris 1994 ist inzwischen geklärt: Ausnahmsweise nicht T. nylanderi, aber auch nicht T. albipennis, sondern T. unifasciatus (@ christian, [/font][font=Times New Roman]http://www.ameisenforum.de/303223-post8.html[/font][font=Times New Roman] ).[/font]

[font=Times New Roman]Damit fällt das Argument aus Seifert (2007), S. 236, flach.[/font]
[font=Times New Roman]Wie weit dessen Angabe “Nester ohne reproduktives Weibchen produzierten gut entwickelte, diploide Brut“ zutrifft und auf „begattete“ oder evtl. parthenogenetisch diploide Eier legende Arbeiterinnen schließen lässt, kann ich auch anhand der angegebenen Literatur nicht herausfinden. Tatsache ist, dass Dr. Seifert selbst die Art nicht gehalten und diese Beobachtung nicht publiziert hat – er ist Taxonom![/font]

[font=Times New Roman]Tatsache ist auch, dass bei Temnothorax (alle Arten) die Arbeiterinnen keine Receptacula haben und folglich nicht begattet werden können. (Sie besitzen auch nur je zwei Ovariolen, während es bei Gynen im Regelfall sechs sind).[/font]
[font=Times New Roman]Weiterhin werden in weisellosen Völkchen (also ohne Königin) praktisch immer eine oder mehrere Arbeiterinnen fertil: Ihre 2 Ovariolen wachsen heran und es entwickeln sich Eizellen darin, aber eben haploide, aus denen der Rest des Volkes Männchen aufzieht. Das ist ja bei den allermeisten Ameisenarten so.[/font]
[font=Times New Roman]Ãœber die wenigen Ausnahmen, bei denen Thelytokie nachgewiesen wurde, kann man sich hier informieren: [/font][font=Times New Roman]http://www.ameisenwiki.de/index.php/Thelytokie[/font][font=Times New Roman] , und hier im AF gibt es auch einen Thread zu diesem Thema, der im AWiki verlinkt ist: [/font][font=Times New Roman]http://www.ameisenforum.de/66134-post3.html[/font][font=Times New Roman] .[/font]

[font=Times New Roman]Eine weitere Tatsache ist, dass in manchen Gattungen die Entwicklung der Larven sehr langsam vor sich geht. Insbesondere weibliche Larven können, ja müssen oft einmal als Larven überwintern, damit sie sich im Folgejahr zu Gynen entwickeln können. Bei Temnothorax ist das obligatorisch, zumindest bei den Arten der Mittelbreiten (also auch bei uns). Wenn dann die Königin im Herbst oder Winter stirbt, und man die Kolonie im Frühjahr einsammelt, ist/sind bis zum Erscheinen der Gynen- und Arbeiterinnenpuppen bereits eine oder mehrere Arbeiterinnen fertil geworden. Es fällt sogar Wissenschaftlern nur allzu leicht, solche Beobachtungen falsch zu interpretieren und eine Thelytokie dieser dicken Arbeiterinnen zu postulieren! [/font]

[font=Times New Roman]Eine dritte Tatsache ist, dass die Königinnen vieler Ameisengattungen, darunter Temnothorax, die Entwicklung von Gynen aus weiblicher Brut hemmen (aber nicht ganz unterbinden!). Fällt diese Hemmung weg (Königin tot), entwickeln sich sehr viele, bei noch genügend vorhandenen Arbeiterinnen manchmal sogar alle, weiblichen Larven zu Gynen. Auch hier spielt der Zeitpunkt des Todes der Königin (Herbst/ Winter/ Frühjahr) noch eine modifizierende Wirkung.[/font]

[font=Times New Roman]Biologie, Zoologie, und damit halt auch die Myrmekologie sind nun mal ziemlich komplizierte Wissenschaften. Da muss man sich tatsächlich gründlich informieren, viel Hintergrundwissen ansammeln, bevor man eine sinnvolle Aussage zu einer zufälligen Beobachtung machen kann. Wäre es einfacher, könnte man ja das Studienfach Zoologie an den Universitäten einsparen und die Information aus Foren und der Wikipedia entnehmen :).[/font]

[font=Times New Roman]MfG,[/font]



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