Beitrag
von Wiseman » 25. Februar 2012, 19:02
Falcon 4.0 ist halt wirklich ein echter Simulator und weniger ein Spiel.
Obwohl ich zum damaligen Zeitpunkt bereits einiges an Erfahrung mit anderen Simulatoren hatte, brauchte ich etliche Trainingsstunden auf der F-16, bevor ich mich auf meine erste Kampfmission wagte (ich spiele auf maximalem Realismusgrad).
Man muss sich wirklich intensiv damit beschĂ€ftigen, aber wenn man das Flugzeug, die Start- und vor allem Landeroutine, den Einsatz der Waffensysteme, die Luftkampfmanöver, GegenmaĂnahmen und Luftbetankung beherrscht, dann macht es wirklich SpaĂ und beschert einem so manchen Adrenalinkick (erst recht, wenn man von einer aufreibenden 2-stĂŒndigen Mission mit jeder Menge Feindkontakt zurĂŒckkehrt und das Ganze mit einer sauberen Landung abschlieĂt).
Ich komme wie gesagt inzwischen kaum noch zum Fliegen, aber wenn ich Falcon 4.0:AF mal wieder starte, kommen nach kurzer Zeit all die routinierten Handgriffe wieder und man ist praktisch wieder ein Alter Hase im Cockpit.
Das Faszinierende an der Simulation sind die dynamischen Kampagnen.
Man ist nur ein Pilot unter vielen anderen in der Staffel und es gibt wiederum eine groĂe Zahl weiterer Staffeln. Man bekommt eine Liste von Missionen angezeigt (die je nach derzeitiger militĂ€rischer Situation stĂ€ndig aktualisiert wird), die der eigenen Staffel zugeteilt wurden und kann entscheiden welche dieser Missionen man fliegen möchte (wobei man nahezu immer mindestens in einer Rotte oder einem Schwarm fliegt).
Fliegt man keine Mission werden diese komplett von computergesteuerten Piloten ĂŒbernommen.
Je nachdem wie erfolgreich eine geflogene Mission war, Àndert dies (mal mehr, mal weniger) die militÀrische Gesamtsituation, wobei es davon abhÀngt wie strategisch wichtig der Einsatz war.
Der erfolgreiche Angriff auf eine BrĂŒcke kann z.B. einen gegnerischen Bodenangriff zum Stehen bringen oder die Zerstörung eines Munitionsdepots verringert den feindlichen Nachschub, wodurch die eigenen Bodeneinheiten einen Vorteil bekommen und vorrĂŒcken können.
Die Zerstörung einer gegnerischen Landebahn wiederum verhindert fĂŒr lĂ€ngere Zeit (solange wie die Reparatur dauert) den Einsatz feindlicher Flugzeuge von der betroffenen Basis aus, wodurch den gegnerischen Bodentruppen die nötige LuftunterstĂŒtzung fĂŒr einen VorstoĂ fehlt.
Dabei ist es jedoch nie so, dass man DIE entscheidende Mission fliegt, die zum Sieg fĂŒhrt. Zeitgleich mit einem selbst sind etliche andere Flugzeuge und Hubschrauber in der Luft (sowohl eigene als auch gegnerische), die völlig unabhĂ€ngig ihre eigenen KampfeinsĂ€tze fliegen und zwar ĂŒberall im Kampfgebiet. Gleichzeitig rĂŒcken Bodentruppen (PanzerverbĂ€nde, Infanterieeinheiten, Artillerietruppen) vor und liefern sich Gefechte mit den gegnerischen Bodeneinheiten.
Meist ist man auĂerdem in ein sogenanntes Strike Package eingebunden, d.h. in einen Kampfverband aus verschiedenen Typen von Kampfflugzeugen, die an der gleichen Mission beteiligt sind. Z.B. bei einem Angriff auf einen feindlichen Flugplatz ĂŒbernehmen 2 F-15C die Luftdeckung, 4 britische Tornados haben den Auftrag die feindliche Landebahn und andere Ziele zu zerstören und 2 F-16C (darunter man selbst) sollen die gegnerische Luftverteidigung ausschalten.
Da kommt es dann natĂŒrlich darauf an, dass man genau zum richtigen Zeitpunkt ĂŒber dem Ziel ist. Ist man zu zeitig, sind die F-15 noch nicht vor Ort und man bekommt es mit ein paar wĂŒtenden MiG-29 zu tun, kommt man zu spĂ€t, fliegen die Tornados mitten hinein in eine noch intakte Luftverteidigung.
Der eigene Beitrag zum Sieg oder zur Niederlage ist dennoch relativ unbedeutend. SchlĂ€gt eine Mission fehl, weil z.B. die Bomben das Ziel nicht treffen, die zu schĂŒtzenden Flugzeuge abgeschossen werden oder man dem gegnerischen Panzerverband nicht genĂŒgend Verluste zufĂŒgen kann, dann schlĂ€gt sie halt fehl. Der Krieg geht davon unbeirrt weiter. DafĂŒr erhĂ€lt dann evtl. eine andere Staffel (oder auch wieder die eigene) den Befehl, die Mission zu einem spĂ€teren Zeitpunkt wiederholen.
NatĂŒrlich beeinflussen FehlschlĂ€ge den Gesamtverlauf der Kampagne negativ, aber bei Weitem nicht in dem MaĂe, wie man es von anderen, einfacher gestrickten Flugsimulatoren gewohnt ist. Sie beeinflussen allerdings recht stark den unmittelbaren taktischen Verlauf, denn es ist schon ein Unterschied ob der gegnerische Flugplatz vorĂŒbergehend ausgeschaltet wurde und die daran beteiligten Flugzeuge nun fĂŒr andere Missionen eingesetzt werden können oder ob der Angriff wiederholt werden muss und dadurch woanders benötigte KrĂ€fte bindet ....
Wie ihr seht ist bzw. war Falcon 4.0 bzw. Falcon 4.0. Allied Force eine meiner Leidenschaft und es gĂ€be jetzt noch vieles andere zu erzĂ€hlen, aber ich empfehle jedem, der sich fĂŒr das Genre Flugsimulation interessiert dieses Spiel einfach mal auszuprobieren und sich durch das gesamte Training zu beiĂen. Es lohnt sich. Allerdings sollte man sich dafĂŒr schon ein gutes Flugsteuerungssystem zulegen (z.B. Saitek X52, Saitek ProFlight X65F, Thrustmaster Hotas Warthog/Cougar o.Ă€.).
Auch wenn es grafisch nicht mehr ganz mit aktuellen Titeln mithalten kann, ist es inhaltlich allen anderen Luftkampfsimulationen noch immer ĂŒberlegen.