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Camponotus fellah machen mich ratlos

Allgemeine Fragen und Themen über exotische Ameisenarten (hier keine Berichte)
Kappadocian
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#1 Camponotus fellah machen mich ratlos

Beitrag von Kappadocian » 6. März 2012, 19:33

Hallo,

ich halte seit August letzten Jahres eine Kolonie dieser hübschen Tiere und anfangs klappte es auch wunderbar. Sie vermehrten sich rasch von 14 auf 50 und die Welt war schön. Wäre dann anscheinend nicht ich ins Spiel gekommen.

Denn: Seit sie aus dem Reagenzglas in einen Ytong gezogen sind schaffen sie es nicht mehr, dass sich ihre Brut vom Ei weiter entwickelt. Ok, erster Gedanke war, Nest zu trocken, also Nest angefeuchtet. Ergebnis blieb das selbe.

Dieses Spiel geht nun schon mehrere Monate so und mittlerweile haben sie ein Nest in dem sie von rechts nach links feucht bis ganz trocken wählen können, das ganze bei molligen 29Grad und 60% Luftfeuchtigkeit. Eier sind permanent vorhanden und Protein wird reichlich genommen. Nur werden die Larven anscheinend direkt nach dem Schlüpfen gefressen. Auffällig ist vielleicht noch, dass die Gyne sehr schlank aussieht seit Beginn des Brutausfalls.

Also ich bin wirklich mit meinem Wissen am Ende und hoffe einfach mal, dass jemand von euch eine zündende Idee hat, da ich die Kleinen wirklich lieb gewonnen habe.



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Ossein
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#2 AW: Camponotus fellah machen mich ratlos

Beitrag von Ossein » 6. März 2012, 19:53

Je nachdem, wo sie herkommen, kann es doch auch sein, dass sie eine Art Winterruhe/Diapause einlegen. Diese kann durchaus auch mit Furagieren und Aktivität einhergehen, allerdings würde die Weiterentwicklung der Brut pausiert und es würden weniger bis garkeine Eier gelegt.

Also, wo kommen Deine schönen Tiere denn her? Und: Wann hast Du sie genau aus dem RG genommen. Es hört sich fast so an, als könnte das mit meiner Spekulation zeitlich passen - sie würden vermutlich so im November in die Diapause gehen, wenn sie aus dem mediterranen Raum kommen.

LG, Ossein.

P.S.: Vllt. schaust Du auch nochmal, das Thema betreffend, den Hb von Streaker87 an?!



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Streaker87
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#3 AW: Camponotus fellah machen mich ratlos

Beitrag von Streaker87 » 6. März 2012, 21:06

Hi!

Ich gehe mal davon aus, dass Du die wichtigsten Haltungsberichte zu Camponotus fellah im AF kennst!? Und damit auch mein Schwierigkeiten mit der Brut zu Beginn der Haltung.

Meine Gyne war auch die letzten Monate über rank und schlank, trotzdem wurden Eier gelegt. Ich sehe da erstmal keine Parallele zum Brutausfall. Im letzten Winterquartal (Okt'10 bis Mrz'11) konnte ich keine Legepause verbuchen. Diesen Frühjahr waren allerdings bestimmt knapp zwei Wochen lang keine Eier im Nest vorhanden. Wenn man die Entwicklungszeit der Eier von etwa drei Wochen mit einbezieht, in der sie nur in Nest rumliegen, kann man von einer Legepause von etwa fünf Wochen ausgehen. Das ist mir anfangs gar nicht aufgefallen, weil das Nest mit 1000 Ameisen schon recht voll ist. Seit letzter Woche legt die Gyne aber wieder mehrere Eier am Tag (ca. 50 Eier in einer Woche). Dazu muss ich anmerken, dass sich die Gyne zu 99 % im unteren Teil des Nestes aufhält, also bei Raumtemperatur (ca. 21 °C) und nie die Wärme der Brutkammer im oberen Teil abbekommt (ca. 28 °C). Eier und Puppen werden alle oben gelagert, die Larven sind auf mehreren Ebenen verteilt.

Frage 1) Mich würde wirklich interessieren, wie "Deine Eier" aussehen, bzw. ob sich die Form innerhalb der Entwicklungszeit von ca. drei Wochen verändert (glatt/rund => matt/schrumpelig). Dazu hatte ich damals ein paar Vergleichsfotos gemacht:
Ich habe mein Problem, wie Du leider bereits angeführt hast, mit Nestbewässerung in den Griff bekommen - zumindest gehe ich stark davon aus. Denn seit der 100. (=hundert) Arbeiterin befeuchte ich gar nicht mehr aktiv, weder Nest noch Arena. Scheinbar schaffen die Ameisen es über die Tränke von selbst. Und sind wir mal ehrlich, bei +1.000 Arbeiterinnen kann man einen Ausfall bei der Brut verschmerzen, deshalb fehlen mir leider genauere Beobachtungen. Ich kann nur über die ersten 12 Monate genaueres berichten, und darum geht es in Deinem Fall schließlich.

Die Arbeiterinnen lagern die Eier direkt unter der Wärmequelle. Wer weiß ob es nicht wieder zu warm/trocken dafür ist. Deshalb würde ich die Temperatur erstmal absenken und die Bewässerung beibehalten bzw. das Nest feucht(er) halten. Die Temperaturabsenkung wird der Kolonie und der Brut nicht schaden, und ist nur natürlich. In Kairo waren es vor ein paar Tagen auch nur 17 °C und in Wüstenregionen wird es Abends verdammt kalt. 30 °C und 60 % LF sind Laborbedingungen und die Ameisen werden in keine Winterruhe geschickt.
Zitat einer Doktorandin, die an C. fellah forscht:
"Winterruhe: Ich hab es noch nie ausprobiert, obwohl ich mehrmal geplant hatte es mal mit ein paar Kolonien auszuprobieren. Ich denke, es würde ihnen gut tun, besonders der Königin. Ich habe den Eindruck, dass die Eierproduktion immer in Schüben passiert, [...]"
Frage 2) Ist Deine Königin von den 30 °C direkt betroffen, oder kann sie, wie in meinem Fall, frei wählen?

Ich weiß nicht, ob "Nest anfeuchten" ausreicht. Bei mir hat sich richtig Kondenswasser gebildet und der Ytong war nass. Wenn er nur leicht feucht ist, trocknet er durch die Umgebungstemperatur (30 °C) zu schnell wieder aus. Mir ist es eh schleierhaft, wie man in einem Zimmer, das kein Brutraum ist, 30 °C und 60 % LF hinbekommen kann. Meine LF lag in Lampennähe immer unter 20 %, was zu trocken war.



Noch was in eigener Sache:

Es wäre natürlich super gewesen, wenn man die Entwicklung Deiner Kolonie anhand eines Haltungsberichts oder in Form von Bildern hätte mitverfolgen können ;)




Kappadocian
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#4 AW: Camponotus fellah machen mich ratlos

Beitrag von Kappadocian » 6. März 2012, 22:20

Natülich habe ich die beiden Haltungsberichte gelesen. Die sind ja definitiv Pflichtlektüre. Deswegen kam ich auch direkt auf zu trockene Haltung. Da ich momentan keine Möglichkeit habe, vergrößerte Aufnahmen zu machen kann ich nur grob abschätzen, wie es um die Eier bestellt ist, aber ich würde meinen, sie sähen ganz frisch aus. Ich halte zwei Kammern des Nestes auch fast schon im Bereich zu nass und die Gyne plus Eier halten sich in diesen Kammern auf. Da ich außerdem nie eine Ameise an der Tränke beobachten kann bin ich davon ausgegangen das die Feuchtigkeit ausreichen müsste.

Die Temperatur bezieht sich auf die Oberfläche im Becken, nach unten hin besteht also ein Temperaturgefälle, welches ich aber nicht genau überprüft habe.
Ich werde mal schauen, wie sie auf Zimmertemperatur reagieren. Das wäre so ziemlich das letzte, was mir einfallen würde.

Sie sind etwa mitte Oktober umgezogen (tja, hätte ich mal einen HB geschrieben, dann wüsste ich es genau), könnte also passen. Wobei in Sachen Außenaktivität oder Eiablage keine Unterschiede zu sehen waren.



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Streaker87
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#5 AW: Camponotus fellah machen mich ratlos

Beitrag von Streaker87 » 26. März 2012, 16:43

Hi!

Was hat sich nach knapp 3 Wochen getan?




Kappadocian
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#6 AW: Camponotus fellah machen mich ratlos

Beitrag von Kappadocian » 26. März 2012, 20:00

Danke der Nachfrage. Ehrlich gesagt, garnichts:furchtbartraurig:

Ich habe die Temperatur auf 25 Grad gesenkt und das Nest bietet von nass bis trocken alles was das Herz begehrt. Luftfeuchtigkeit schwankt, je nach Tageszeit, von 50% bis 65%.
Vereinzelt werden Proteine angenommen, was logisch ist bei nicht vorhandener Brut.
Und trotzdem wird ein lumpiges kleines Eierpaket herumgetragen, welches auch nicht größer wird, sind ca. 10 Eier. Vor drei Tagen hätte ich schwören können, eine kleine Larve entdeckt zu haben aber davon ist nun auch nichts mehr zu sehen. Stress schließe ich einfach mal aus, da sie bis auf den 5 sekündigen Kontrollblick täglich ihre Ruhe haben.

Ganz ehrlich, ich gebe auf! Ich weiß nur nicht, was ich nun mache. Ich habe sie richtig lieb gewonnen und würde es gerne noch einmal mit ihnen versuchen, aber ohne die Ursache für das jetzige Scheitern zu kennen, wäre es schade, einen erneuten Versuch mit dem selben Fehler zu beginnen.



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Antastisch
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#7 AW: Camponotus fellah machen mich ratlos

Beitrag von Antastisch » 27. März 2012, 00:30

Wenn alle Versuche scheitern empfiehlt es sich das Nest, wenn nicht eh bereits geschehen, komplett (uneinsichtig) abzudunkeln (bspw. mit dicker Pappe) und die Ameisen 2-4 Wochen nicht durch Kontrollblicke zu stören, sondern einfach in Ruhe zu lassen. Denn ganz ehrlich, tägliche Kontrollblicke können - auch wenn ich mit Camponotus fellah keine Erfahrung habe - durchaus der Grund für die schwindende Brut sein. Wenn deine Haltungsparamter grundsätzlich stimmen und die Kolonie sich bis dato positiv entwickelt hat, dann würde ich durchaus Stress als Ursache in Erwägung ziehen. Täglich das Dach über den Kopf weggezogen zu bekommen, sei es auch nur für 5 Sekunden, kann nämlich doch einige Unruhe in eine junge Kolonie bringen. Ansonsten auch mal den Standort des Nests überprüfen, insb. bezgl. direkter Sonneneinstrahlung und Vibrationen (TV, Stereoanlage).



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Streaker87
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#8 AW: Camponotus fellah machen mich ratlos

Beitrag von Streaker87 » 27. März 2012, 01:23

Ich bin jetzt neugierig geworden, weil meine Gyne, seitdem sie wieder regelmäßig Eier legt, scheinbar doch die Wärme aufsucht. Das war vorher nicht der Fall.

An Antastisch's Beitrag sieht man, dass die Haltung eben doch kein Zuckerschlecken ist. Der Grund ist nicht mal eben gefunden. Meine Kolonie war während der Gründungsprobleme z.B. ständig unter Beobachtung, wie hätte ich die Ereignisse auch anders untersuchen und dokumentieren sollen? Also an Stressfaktoren haben meine Ameisen alles abbekommen.

Übrigens: Die Ursache der schwindenden Brut war jetzt nicht auf einen direkten Brutfraß zurück zu führen, wenn ich das richtig verstanden habe. Die Brut ist schon vorhanden, nur verschrumpelt o.ä.

Allerdings musste ich jetzt mehrfach feststellen, dass trotz gleicher Gattung und Art andere Beobachtungen gemacht werden. Imago hält auch C. fellah, aber seine Beschreibungen passen teils gar nicht zu dem, was ich beobachte oder wie sich meine Kolonie verhält. Das fängt schon bei der Aktivität an. Ich habe schon mal mit dem Gedanken gespielt, meine Ameisen professionell bestimmen zu lassen. Vielleicht handelt es sich ja doch um eine andere nah verwandte Art.

Tja, und zu Deiner Kolonie. Die ist doch noch nicht verloren! Was spricht denn dagegen, dass die Gyne derzeit wieder eine Legepause einhält? Wenn wirklich nicht mehr als ein Eierpaket (10-20 Stück) im Nest ist, würde ich das so deuten. Da Deine Kolonie erst 50 Arbeiterinnen umfasst, sollte der Zyklus der Gyne noch erkennbar sein (weiße Linie). Dann dauert es nämlich bis zu vier Wochen und länger, bevor die Gyne wieder mit dem Eierlegen anfängt. Die Schwankungen kann man in meiner Statistik wunderbar ablesen (weiße Linie). Später verkürzt sich der Zyklus und verschwimmt langsam. Das erkennt man daran, dass ständig Eier im Nest vorhanden sind.

Beispiel:

In Woche 11 herrscht ein Maximum. Das letzte Ei wurde gelegt, insgesamt etwa 20. In Woche 12, 13, 14 und 15 schlüpfen die Larven aus den Eiern, die Eieranzahl nimmt ab, die Larvenzahl nimmt zu (gelbe Linie). Hier sei mein zweiter Brutschwund erwähnt (12 Eier gingen ein), sonst wäre die gelbe Linie später ähnlich hoch wie die weiße. Über 4 Wochen wurde kein Ei gelegt, die Anzahl nahm nicht zu. Ab Woche 16 legt die Gyne wieder Eier, die Anzahl steigt.

Bild

Ich würde also vorschlagen, dass Du noch zwei Wochen wartest. Es müssen auf jeden Fall wieder Eier gelegt werden. Das würde dann für einen langen Legezyklus sprechen, der langsam wieder anläuft.




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