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Bericht: Ausbruch bei Lasius niger, Kampf gegen Formica fusca

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
Imago
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#25 AW: Bericht: Ausbruch bei Lasius niger, Kampf gegen Formica fusca

Beitrag von Imago » 17. März 2012, 12:39

Hallo!

Ich denke die Frage kann man doch etwas geschickter beantworten.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Ameisenkolonien die man privat hält und die nur tote Insekten vorgesetzt bekommen wesentlich ungeschickter, skeptischer, gar feiger und somit uneffizienter mit der Tötung des Insektes umgehen, wenn sie plötzlich ein lebendes vor sich haben. Auch wenn die Tiere rein nach Instinkt handeln, gibt es wohl doch Unterschiede. Ob das nun bei allen Arten so ist, kann ich nicht sagen, oder besser: Ich bezweifle es, schließlich gibt es ja Arten die auschließlich jagen. Füttert man plötzlich lebende oder halbtote Insekten kann man beobachten, dass dieses Volk anfangs stark überfordert ist und die Aufregung groß ist. Das Volk welches die Lebendfütterung "gewohnt" ist, handelt und aggiert effizienter.

Wo sich das eine Volk gerade mal beruhigt hat und versucht sich zu sortieren, sind die anderen schon längst an der Beute dran.

LG Imago



Yan
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#26 Bericht: Ausbruch bei Lasius niger, Kampf gegen Formica fusca

Beitrag von Yan » 27. August 2023, 12:14

chrizzy hat geschrieben: ↑
5. April 2009, 12:12
Hallo,

gestern hatte ich, wie wohl jeder Ameisenhalter hin und wieder, einen richtig schwarzen Tag - wohl den schwärzesten Tag meiner Laufbahn. Es gab einen großen Lasius niger Ausbruch, die natürlich den Weg ins Formica fusca - Becken gefunden haben...

Ja, was ist Schuld? Ich behaupte, ein Materialfehler. Die Ameisen kamen bei meiner Ameisenfarm durch einen nicht dicht sitzenden Deckel raus. Allerdings habe ich diesen seit Tagen - also seit dem Ende der Winterruhe - nicht abgenommen. Ich habe immer genau kontrolliert, da gab es keine Ausbrüche. Das heißt, er muss wohl unter leichter Spannung gestanden haben und etwas nach oben gerutscht sein. Aber natürlich ist auch immer der Halter schuld, der nicht aufmerksam genug war, diese Möglichkeit nicht mit eingeplant hat, und den Fehler beging, die Tiere mal wieder zu unterschätzen.

Folgendes hat sich vermutlich zugetragen, ich war erst am Ende der Handlung dabei.

Ja, nachdem der Weg nach draußen offen stand, sind die klugen Ameisen wohl gleich auf die Suche nach was auch immer gegangen - gefunden haben sie das Formicarium meiner Formica fusca Kolonie. Dieser Feind war zu nahe, das Nest nur einige cm vom eigenen weg, und musste vernichtet werden. Ich weiß nicht, was der erste Angriffspunkt war - ich vermute stark, das Nest, das scheinbar bombensicher für Formica fusca war, aber Lasius niger fand einen Weg hinein.

Zu meinem und ihrem Glück waren die Formica fusca so "klug", recht bald zu erkennen, dass sie zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen waren (vlt. so um die 70 Arbeiterinnen, gegen einige hundert Lasius niger). Nunja, dann lief das "Sklavenhalterangriff-Notfallprogramm" durch die Köpfe der Tierchen. Zur Erklärung: Formica fusca wird in der Natur häufig von Sklavenhaltern angegriffen, und versucht meist, sich selbst mit möglichst viel Brut möglichst hoch oben und möglichst weit weg in Sicherheit zu bringen. Brut war noch kaum vorhanden, diese wurde auch nicht gerettet.

Die Tiere haben also fluchtartig das Nest verlassen, ich konnte kaum Tote im Nest erkennen.

Ja, das war dann ca. der Zeitpunkt, als mein Vater mich von unten panisch gerufen hat.

Ich habe sofort erkannt, was los ist, zuerst ins Nest gesehen - und war mir sicher, das wars für die Kolonie. Dann hab ich die Arena "gecheckt"... oha... moment... zu groß für ne Arbeiterin... das muss die Königin sein!!
Ja, auch sie war so klug sich in Sicherheit zu bringen, und flüchtete gerade vor einer Lasius niger Arbeiterin, die ihr hinterhe lief. Sofort hab ich den Exhaustor, den ich als schon etwas erfahrenerer Halter immer Griffbereit habe, genommen, die Königin eingesaugt und gerettet. Dann habe ich oben, am Rand der Ausbruchsicherung, weitere Tiere entdecken können, die natürlich ebenfalls gerettet worden sind.

Viele Arbeiterinnen waren in Kämpfe verwickelt, teilweise konnten die Formica fusca ihre Kontrahenten abschütteln und sich noch nach oben retten, wo sie dann von mir gerettet wurden. Ich denke ich habe noch ca. 2 dutzend Tiere retten können. Einige haben sich auch am Boden "totgestellt", was wirklich erstaunlich gut geklappt hat. Ein paar heldenhafte Kämpferinnen gab es auch...
Leider war das Formicarium das tödliche Gefängnis für viele Formica fusca. Lasius niger kam rein, Formica fusca nicht raus.

Naja, irgendwann zwischen dem Verfluchen der ewig kleinen Lasius niger und der ewig beschi**enen Farm und meiner eigenen Unachtsamkeit, habe ich dann auch noch einen Schlauch zum einsaugen nicht richtig präpariert und plötzlich 15 Formica fusca Arbeiterinnen ausgespuckt und teilweise verschluckt. Das war der Teil, an dem ich wirklich nah dran war, das Hobby aufzugeben und den ganzen Krempel einfach in den Garten zu kippen... aber ja, intraspezifische Homogenisierung und so, kann man ja auch nicht einfach machen.

Naja, die geretteten Formica fusca habe ich in ein Rg verfrachtet. Wie gesagt, die Königin mit ca. 2 dutzend Tieren. Einige davon aber mit verdrehten Gastern, fehlenden Gliedmaßen oder noch an ihnen hängenden, toten Lasius niger Arbeiterinnen. Zumindest die Königin scheint unverletzt. Ich hoffe, es gibt jetzt nicht noch viel mehr Ausfälle...

Die Arena gleicht einem Schlachtfeld, viele tote auf beiden Seiten.
Ein Detail: Scheinbare Planlosigkeit und mangendes Teamwork auf Seiten der Lasius niger. Die Ameisen gingen nicht im Team vor, wie in der Natur unzählige Male beobachtet (auffäligste Kampfstrategie: Auseinanderziehen des Gegners an den Extremitäten bei zahlenmäßiger Überlegenheit, so kann er sich nicht mehr wehren und wird getötet). Ich konnte ausschließlich Zweikämpfe beobachten, nie haben 2 Lasius niger Arbeiterinnen gemeinsam eine Formica fusca angegriffen. Sie haben sich lediglich alleine an den Extremitäten festgebissen - und im Zweikampf waren sie Formica fusca unterlegen und so sind mind. ebenso viele Lasius niger gestroben, wie Formica fusca. Letztere haben dann die körperlich unterlegenen und an ihnen hängenden Lasius niger meist schnell töten können. Sonst hätte ich vermutlich keine Formica fusca retten können.

Wäre es also möglich, dass diese auffälligste der Lasius niger - Kamftaktiken erst erlernt werden muss und nicht angeboren ist? Bisher mussten meine Tiere eigentlich nie gegen einen lebenden Feind kämpfen, hatten also keine Erfahrung.
Oder war es die besondere Formica fusca Fluchtstrategie?


Naja, weiter im Text, ich habe jetzt die Formica fusca Arena, die jetzt mehr ein Friedhof ist, mit der Lasius niger Arena verbunden, und werde sie heute im laufe des Tages von diesen befreien. Das Nest habe ich in den Kühlschrank gestellt, ich werde die Scheibe abtrennen und die trägen Lasius niger Arbeiterinnen dann einfach in die Arena kippen. Den eigentlichen Lasius niger Ytong habe ich ebenfalls abgetrennt, dieser wird in Zukunft den Formica fusca dienen (Platzgründe, der ist kleiner, und jetzt ist die Formica fusca Kolonie auch so klein...).

Die Farm wird fortan in der Arena stehen, also ein internes Nest.

Vogelspinnen, Formica cinerea und die Ãœberleibsel der Formica fusca habe ich erstal in ein anderes Zimmer gebracht, da ich gestern vermutlich nicht mehr alle Lasius niger Arbeitrinnen erwischt habe.

Jetzt werde ich gleich noch genauer den Schaden überprüfen und einen konkreten Plan entwickeln.

Mitteilungsbedürfnis gestillt...

lg, chrizzy
Es tut mir Leid für deine Kolonie, ich danke Dir aber auch für den unterhaltsamen Bericht. 8)



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