Ich lerne.
Frühlingserwachen, oder
Die Weite
Hier sieht man einen Blick von unserem Fenster auf den intrafamiliär Ngorongoro genannten Hügel. Wegen dem häufigen morgendlichen Nebel.
Dieser ist von einem Laubmischwald bewachsen, in der Mehrzahl findet man Eichen, Buchen, Ahorne und Birken.
Wenn wir diese Runde zu einem Aussichtspunkt auf dem Hügel gehen, dann können wir, sagt meine Tochter, "fast die ganze Welt sehen"!
In der Tat sehen wir da eher das früher industriell geprägte untere Gerresheim im Umbruch, eine abgerissene Glashütte und bis hin zum Rheinturm (Fenrsehturm Düsseldorf) und der Fleher Brücke. Davon vielleicht Bilder beim nächsten Mal...
Mich interessierte natürlich das Ergehen der vielen kleinen Völker, die ich regelmäßig besuche. Was zu einer gänzlich anderen Perspektive führt.
Es ist schon oft geschrieben worden, wie ungeheuerlich groß die Welt der Insekten, im Vergleich zu der des Menschen, ist.
Und man denkt dann gleich an die Kleinheit der Insekten und vergisst die beinahe unvorstellbare Weite, und buchstäbliche Vielfältigkeit, ihrer Welt.
Alleine die im Laub aktiv nutzbaren Flächen sind ungeheuer - ich möchte einen Menschen sehen, der da die Orientierung behielte, selbst mit Micro-Navi dürfte das schwer werden.
Andere wachen gerade auf und sind ganz und gar erschöpft.
Diese
Dabei scheint sie mir etwas im Verzug zu sein, andere dürften schon an ihren ersten Kammern bauen... und vielleicht hatte sie sich aber auch genau dabei verausgabt, ich weiß es nicht.
Und dann, oben auf dem Hügel, unweit des Ausblickspunkts, ein älterer Stamm; Überbleibsel eines vor ein paar Jahren von Menschenhand gefällten Baums.
Offensichtlich aber genau das richtige für Carla, die Ameise (wenngleich Karl, der Käfer, natürlich nicht gefragt wurde).
Carla scheint mir eine aufgeweckte Lasius (Dendrolasius) cf. fuliginosus zu sein, und sie hat eine Freundin.
Wenn denn die geschätzte Bestimmung hier meine Vermutungen bestätigt, dann habe ich ja mal was vor mir - im letzten Jahr habe ich eine solche Kolonie zur Beobachtung gesucht...
Und drei Arbeiterinnen deuten eine Ameisenstraße an...
Unweit davon, unterm Moos, fand ich diese, von mir für Lasius (Cautolasius) cf. flavus
gehaltene, Kolonie.
Diese habe ich schon etwas länger im Auge und ich freue mich, dass sie sich bester Gesundheit zu erfreuen scheint.
Dieses Jahr werden wohl ein paar Arbeiterinnen für Bestimmungszwecke herhalten müssen. Aber das hat noch was Zeit... Das Jahr ist ja noch jung.
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Und dann entdeckte ich auch, nach vielem Suchen, die ersten Temnothorax cf. nylanderi**.
Auch hier ist mir die unvorstellbare Weite wieder bewusst geworden, die diese Tiere in einer von uns als klein wahrgenommenen Welt bewohnen.
Würde man alle die begehbaren Flächen zusammenrechnen, wieviele Menschenerden groß wäre die Welt einer Temnothorax Arbeiterin?
Und doch finden sie ihr Ziel mit schlafwandlerischer Sicherheit.
Ein kleines Astloch,
indem sich zu meiner Ãœberraschung, und erst nachher am PC wahrgenommen, wohl eine
Platz ist bekanntlich in der kleinsten Hütte, und die Temnothorax nehmen dieses Motto sehr ernst.
Hier tippe ich mal auf Lasius cf. brunneus (die vierte Lasius
Offensichtlich legt Lasius brunneus Wert auf gemütliche Nachbarn...
Und die Welt ist schon vieviele 100 Millionen Jahre den Asseln und Hundertfüßern ein Zuhause?
Natürlich bereiten sich auch schon die "Erzfeinde" auf die Saison vor. Und zwar in Myriaden!
Selten ist mir eine solche frühe Marienkäferschwemme vorgekommen, wie dieses Jahr.
Sie probeschnuckeln schon miteinander:
Das Weltall ist groß, das Universum ist riesig, aber die kleine Welt zu unseren Füßen kommt meiner Vorstellung von Unendlichkeit schon recht nah:
"Auf dem Boden liegend kann ich fast die ganze Welt sehen!"
LG, Ossein.
*Könnte sich auch um eine Hellgelbe Erdhummel (Bombus lucorum) handeln, sie ist laut Wikipedia kaum von der Dunklen zu unterscheiden.
** Auch bebildert hier und hier. Danke für die erlösende Spezifizierung, Merkur. Aber da traue ich mich nicht.
EDIT: Vielen Dank an Boro für die Kontrolle! I.d.T. ist es wahrscheinlich Lasius brunneus, es wird aber anhand noch zu machender Bilder versucht einer Bestimmung näher zu kommen.
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