Hoi,


wir reden beide über den schwarzen Holunder, Sambucus nigra

Herkules hat geschrieben:Im Thread geht es um Holunderblütensirup und nicht um die Beeren.

In den Blüten ist ebenfalls Sambunigrin enthalten, wenngleich in geringerer Konzentration als im Rest der Pflanze. Holunderblütensirup wird nicht immer gekocht, deshalb kann Sambunigrin enthalten sein. Der Kochprozess sorgt normalerweise für eine Spaltung des Sambunigrins und dem Abdampfen des CN-. Sambucyanin ist das ungiftige Stoffwechselprodukt nach dem Reifungsprozess der Beere. Nicht verwechseln!

Da ameisen versteher gekauften Holunderblütensirup verfüttern will/wollte (siehe #1), stellt sich also durchaus die Frage des Herstellungsprozesses. Die meisten Produkte werden hitzepasteurisiert. Jedoch kommen immer mehr Anhänger der "naturbelassenen Herstellungsprozesse" auf den Markt, welche Abstand von Hitzeeinwirkungen nehmen, um "wichtige Enzyme" nicht zu zerstören - is ja schließlich bumbel, dass das spätestens die Salzsäure im Magen macht. Das Produkt ist dann deutlich kürzer haltbar. Sambunigrin ist im Übrigen in der EU-Gefahrstoffkennzeichnung noch nicht bekannt.

Die Konzentration an Sambunigrin der normalerweise aufgenommenen Menge Holunderblütensirup mag für den Menschen nicht schädlich sein - ich würde es jedoch nicht 1:1 auf Ameisen übertragen. Viel Spaß beim ausprobieren!

Holunder gilt im übrigen als Heilpflanze in der Volksmedizin. Früher hat man "Hollerbüsche" in Hofnähe belassen und auch gepflegt. Alte Bauern meinten, wenn man an einem Holler vorbeigeht, solle man den Hut ziehen. Vielleicht war das nur ein alpenländischer Brauch.
Bei uns gibt es seit vielen Jahren Hollersirup, Hollersaft, Hollersekt (ausgezeichnet!), früher gab es jedes Jahr Hollerblüten in Teig getaucht und in heißem Öl herausgebacken. Hollermarmelade war heute auf meinem Frühstücksbrot, sie wird natürlich aus den schwarzen Beeren hergestellt, die aber gekocht werden müssen. Eine hervorragende Marmelade (entschuldigung, lt. EU-Verordnung darf es nur Konfitüre heißen!!).
Den Rohgenuss der reifen, schwarzen Früchte sollte man aber bleiben lassen. Auch das hab ich probiert, schmecken gut, aber dann kommt der Brechreiz......
Das mit dem Holundersirup als Ameisennahrung werde ich auch probieren!
L.G.Boro

@ Boro,

wenn Du den Holunderblütensirup verfütterst, kannst Du dann mir bitte bescheidgeben ob die Ameisen den Sirup mögen oder nicht. Und welche Ameisen hältst Du?

ameisen versteher

Ich werde ihn vor allem den Ameisen im Garten anbieten, dann werden wir sehen...
L.G.Boro

Heute habe ich Holundersirup einigen Ameisenarten angeboten, allerdings nicht den aus den Blüten, sondern aus dem dunklen Saft reifer Beeren. Trotz des hohen Zuckergehalts (auf dem Etikett wird dieser nicht angegeben, nur die 6 fache Verdünnung empfohlen) zeigten die Ameisen wenig Interesse:
Lasius emarginatus: Kein Interesse, kurz geprüft u. weitergelaufen
Lasius niger: Einge Ameisen fanden sich vorübergehend ein u. haben auch vom Saft geschlürft. Keine Rekrutierung, kein besonderes Interesse.
Formica cunicularia, Formica fusca: Kein Interesse!
Temnothorax sordidulus: Einige Tierchen haben v. Saft getrunken!

Gesamteindruck: Je nach der Art unterschiedlicher Zugang. Man kann nicht ausschließen, dass die Aufnahme des Saftes durch einige Arten auch auf den momentanen Nahrungsmangel zurückzuführen ist. Der Geruch des Saftes scheint nicht attraktiv zu sein, nach dem Motto: "Wenn nichts anderes verfügbar ist, nehm ich eben ein bisschen" [Interpretation nach menschlichen Maßstäben!]
In Bezug auf Attraktivität besteht kein Vergleich z. B. zum Angebot v. Honig, Zuckerwasser!
Irgendeine Beeinträchtigung der abgehenden Ameisen konnte nicht festgestellt werden.
Jetzt steht noch der Versuch mit dem Sirup aus den Blüten aus!
L.G. Boro

Heute habe ich den Versuch mit Holunderblütensirup gemacht und bin etwa zum gleichen Ergebnis gekommen. Das in Blättern, Rinde und Beeren enthaltene giftige Sambunigrin soll in den Blüten nicht enthalten sein, aus denen man schließlich den "Hollersaft" od. "Hollersekt" machen kann. Die Blüten wurden (früher) in Teigmasse getunkt u. in heißem Öl herausgebacken. Soweit ich mich erinnern kann, war das eine gute Sache!
Also, der helle Holundersaftsirup erweckete bei einigen Arten wieder geringes Interesse (Formica fusca, Formica cunicularia, Myrmica sp.). Es wurde genippt, aber nicht rekrutiert. Nur ein junges Nest v. Lasius emarginatus zeigte größeres Interesse und meine gierigen Dolichoderus quadripunctatus kamen gleich in Scharen:

Zusammenfassung: Der Geruch des Sirups (ob aus Beeren od. Blüten) scheint für einige Ameisenarten nicht sehr attraktiv zu sein. Ich kenne auch viele Menschen, die diesen Geruch nicht mögen, er ist "gewöhnungsbedürftig".
Eine toxische Wirkung konnte ich kurzfristig sowohl beim Sirup aus den Beeren (das Abkochen macht Sambunigrin unwirksam) als auch aus den Blüten nicht feststellen.
Für Ameisen eignet sich auf alle Fälle Honigtau, Honig/Honigwasser, Zuckerwasser od. Ahornsirup deutlich besser!
Link zum Holunder:http://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzer_Holunder
L.B.Boro

Meine Holunderblütensirup Verfütterungsergenisse:
Tetramorium sp. (Freiland): Geringes interesse
Myrmica sp. (Freiland): Großes Interesse und starcke Rekrutierung. Liegt vielleicht daran, dass dieses Volk vor einigen Tagen umgezogen ist (konnte es gut beobachten ).
LG Ant 1999