Camponotus ligniperdus im Baum halten??

Wo braucht Ihr Hilfe, was an Fragen Eurer Ameisenhaltung möchtet Ihr diskutieren?
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Mimung
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#1 Camponotus ligniperdus im Baum halten??

Beitrag von Mimung » 3. April 2012, 23:30

Grüße an alle hier im Forum!

Ich bin schon seit nunmehr 5 Jahren am überlegen mir Ameisen zu zulegen und bin mit meinen Überlegungen, Recherchen und Grübeleien zum Entschluss gekommen dass es jetzt endlich passieren soll :)

Meine Wahl besteht da aus Formica sanguinea und Camponotus ligniperdus.

Letztere aufgrund ihres Polymorphismus und wg. des langsamen Koloniewachstums.

Die Formica s. würde mich aufgrund Ihrer "Aufgewecktheit" reizen jedoch hab ich da doch etwas Angst vor dem Koloniewachstum, widerum könnte ich mich da jedoch eher mit dem Gedanken anfreunden diese IM FALLE EINER ZU GROßEN KOLONIE frei zu lassen, als einen Holzschädling!! (Mich wundert eh dass das hier nicht aufgegriffen wird, bei allen hitzigen Debatten über "Exoten - schädlich für unser Ökosystem" aber das wird völlig außer Acht gelassen)

Naja jedenfalls jetzt zu meiner Frage an die erfahrenen Halter hier im Forum:

Ich würde eine Cam ligniperdus Kolonie in einem Becken halten wollen. Dessen Ausmaße wären 50x50x50. Ich möchte also mit ca 25 Individuen starten, warum so ein großes Becken??? Ich möchte gerne einen Birkenwurzelstock ins Becken integrieren, worin die Ameisen dann nisten sollen.

Der Aufbau des Beckens (Nest/Arena) wäre folgendermaßen:

A) 2-5 cm Seramis/Ton als Kapillarschicht, in dieser ist ein Schlauch zur Bewässerung eingegraben (Eingeführt über einer niedrig angebrachten Bohrung.)

B) 15 cm Bodengrund (IAM = Inertes Abdeck Material bestehend aus Sand/Lehm/Kies Gemisch)

C) ca 32 cm hohen und ca 21cm breiten Birkenwurzelstock, der zur Hälfte zersägt ist und mit der "abgesägten" Seite an der Beckenwand steht.

Dazu noch etwas Deko im verbleibenden Rest des Beckens um es gleich als Arena nutzbar zu machen.

So viel zum Aufbau, jetzt zu meine Fragen:

1.Was haltet Ihr erfahrenen Leute allgemein von diesem Vorhaben??

2.Glaubt ihr das Becken wäre groß genug, um es als Nest und Arena gleichzeitig zu nutzen?

Bedenken habe ich bei folgenden Punkten:

Transport zur Winterruhe - Sie nisten dann ja (HOFFENTLICH) im Stumpf könnte da trotzdem etwas passieren?? So wie beim Erdnest dass die Gänge einstürzen könnten etc.

Nesteinsicht - dass ich unter Umständen und mit großer Wahrscheinlichkeit keinen Nesteinblick haben werde ist mir klar, zumindest am Anfang. Aber das stört mich nicht. Mich reizt einfach die Idee mit dem "Stückchen Wald zu Hause" und ich habe bisher auch noch von keinem Halter gelesen, der sich an diese Problematik "ligniperdus im Stumpf halten" ran getraut hat.

BITTE JEGLICHE KRITIK ZU MEIN VORHABEN POSTEN!!!

Würde mich sehr freuen in meiner Planungsphase zu recht gewiesen zu werden ;););)

Vielleicht könntet Ihr ja auch noch mal Eure Meinug bzw Wahl ligniperdus/sanguinea kund tun??

Beste Grüße
Mimung



DermitderMeise
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#2 AW: Camponotus ligniperdus im Baum halten??

Beitrag von DermitderMeise » 4. April 2012, 02:48

Hallo Mimung & herzlich Willkommen!

Zunächst einmal der zurechtweisende Teil (;)): Beachte bitte die Schreibweise von wissenschaftlichen Namen - Gattung (Formica, Camponotus etc.) groß, Art (sanguinea, ligniperdus...) klein. Der besseren Lesbarkeit wegen ist es auch sehr zu begrüßen (und den Forenregeln nach unabdingbar :D), wenn du regelmäßig einen Abstand nach Punkt und Komma einführst und Personalpronomen klein schreibst - danke!

Gut, jetzt zum interessanten Teil! Dass dich der Haltungsgedanke schon so lange heimsucht - oha! Woran ist es denn bisher gescheitert?

Mimung hat geschrieben:Meine Wahl besteht da aus Formicas sanguinea und Camponotus ligniperdus.

Heißt das du möchtest beide gleichzeitig anschaffen oder dich zwischen diesen Arten entscheiden?

Letztere aufgrund ihres Polymorphismus und wg des langsamen Koloniewachstums.

Dass das Koloniewachstum "nur" in den ersten Jahren langsam ist ist dir bewusst?

Die Formica s. würde mich aufgrund Ihrer "Aufgewecktheit" reizen jedoch hab ich da doch etwas Angst vor dem Koloniewachstum, widerum könnte ich mich da jedoch eher mit dem Gedanken anfreunden diese IM FALLE EINER ZU GROßEN KOLONIE frei zu lassen, als einen Holzschädling!!

Hui, ganz langsam - Camponotus ligniperdus sind die Holzbewohner. Welche meinst du nun?

(Mich wundert eh dass das hier nicht aufgegriffen wird, bei allen hitzigen Debatten über "Exoten - schädlich für unser Ökosystem" aber das wird völlig außer Acht gelassen)

Klar wird das hier aufgegriffen :) - zuletzt vor wenigen Stunden - doch das ist eben im Rahmen der natürlichen Gegebenheiten völlig selbstverständlich, auch wenn es uns Menschen vielleicht nicht in den Kram passt - verglichen mit einer eingeschleppten Art, die stellenweise die heimische Fauna an den Rand der Auslöschung drängt (so bei der Argentinischen Ameise in den Mittelmeer-Anrainerstaaten in menschlich stark beeinflussten Gebieten). Ich würde auch behaupten, dass auch das (die Verschleppung von Arten; dass einige davon invasiv werden) als Konsequenz unseres unbedachten Handelns selbstverständlich ist, doch das soll hier nicht das Thema sein.

Ich möchte also mit ca 25 Individuen starten, warum so ein großes Becken???

Groß ist relativ - draußen haben sie Wälder. ;)

Ich möchte gerne einen Birkenwurzelstock ins Becken integrieren, worin die Ameisen dann nisten sollen.

Das liest sich interessant, mehr dazu unten.

A) 2-5 cm Seramis/Ton als Kapillarschicht, in dieser ist ein Schlauch zur Bewässerung eingegraben (Eingeführt über einer niedrig angebrachten Bohrung.)

Wenn darin keine Ameisen leben sollen, brauchst du den Boden nicht zu bewässern. Sonst kann es letztendlich passieren, dass die Tiere in den Boden ziehen und du dich damit abfinden musst - oder du langwierige und für alle Beteiligten mit Stress verbundene Ausgrabungen startest, was auch nicht erstrebenswert ist.

IAM = Inertes Abdeck Material

:D Dafür macht die vollmanuelle Rechtschreibkorrektur eine Ausnahme.
Wie die Bewässerung nicht nötig, wenn die Ameisen nicht im Boden nisten sollen. Dann reicht auch sehr wenig Bodengrund, z. B. 0,5 cm.
Wasser sollte natürlich trotzdem bereit stehen!

C) ca 32 cm hohen und ca 21cm breiten Birkenwurzelstock, der zur Hälfte zersägt ist und mit der "abgesägten" Seite an der Beckenwand steht.

Ergänzen solltest du noch eine Scheibe (Glas oder, der leichteren Verarbeitung wegen, Plexiglas), die direkt auf das Nest gesetzt wird - man kann es dann separat rausnehmen (Winterruhe!) und es gibt keine Probleme wg. Bearbeitung durch die Ameisen, die das Nest vom Glas abrücken.
So könnte das letztendlich aussehen.

1.Was haltet Ihr erfahrenen Leute allgemein von diesem Vorhaben??

Bin zwar in Bezug auf Camponotus l. nicht so erfahren wie ich es gerne wäre, trotzdem mein Senf: Finde ich gut. Habe zwar selbst noch keine Erfahrung mit Holzscheibennestern, aber ein dafür geeignetes Stück liegt seit x Jahren bei mir herum und ich vergesse immer wieder es um Sägebeauftragten der Familie zu geben... :spin2: Werde das hier als Anlass nehmen.

Mir ist nur noch nicht klar, ob es bei dir nun nur Camponotus oder beide Arten sein sollen - als rein präventiver Hinweis: Beide Arten im gleichen Becken wird nicht lange gutgehen.

2.Glaubt ihr das Becken wäre groß genug, um es als Nest und Arena gleichzeitig zu nutzen?

Ja; wenn du mit einer Gründerkolonie startest (und nicht wie beschrieben mit den 25 Ameisen) dürfte das ca. drei Jahre ausreichen, evtl. auch mehr.

Transport zur Winterruhe - Sie nisten dann ja (HOFFENTLICH) im Stumpf könnte da trotzdem etwas passieren?? So wie beim Erdnest dass die Gänge einstürzen könnten etc.

Nö. Schlimmstenfalls gibt es einen Holzmehlsturm, aber das werden die Tiere vorher ausgeräumt haben.

Nesteinsicht - dass ich unter Umständen und mit großer Wahrscheinlichkeit keinen Nesteinblick haben werde ist mir klar, zumindest am Anfang.

Warum nicht, wenn du es doch gegen die Scheibe stellst?

der sich an diese Problematik "ligniperdus im Stumpf halten" ran getraut hat.

S. Link von oben.

Präventiv schon mal: Gutes Gelingen! :)



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eat more plastic
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#3 AW: Camponotus ligniperdus im Baum halten??

Beitrag von eat more plastic » 4. April 2012, 07:35

Ich halte Formica sanguinea(3Königinnen+200Arbeiterinnen) und Camponotus ligniperdus(87Arbeiterinnen).
Momentan habe ich zusätzlich noch eine kleine Camponotus ligniperdus-Kolonie(18Arbeiterinnen).
Und diese Kolonie macht rein gar nichts.
Zwar unternehmen sie meist lange Spaziergänge, aber diese sind meistens nur Abends zu beobachten.
Sie wachsen sehr langsam und hängen den ganzen Tag im Nest rum.
Anders sieht es meiner Meinung nach bei Formica sanguinea aus.
Die Kolonien wachsen realativ schnell(besonders wenn sie mehrere Königinnen hat).

Gleichzeitiges Anshaffen zweier Arten/Kolonien halte ich für...mhmm ja....für unratsam.
So kann man sich nicht mehr auf die eine der beiden Kolonien konzentrieren.
Wenn es der anderen dann sehr gut geht, dann kannst du ja immer noch dir eine zweite kaufen, oder?


mfg emp
Eine Ameise kommt selten allein!

kev
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#4 AW: Camponotus ligniperdus im Baum halten??

Beitrag von kev » 4. April 2012, 10:40

Hi,

nur ein Gedanke von mir:

ich habe in der Natur noch nie Camponotus in Birkenholz nisten sehen.

Der Grund liegt wohl darin, dass sich Birkenholz, wenn es der Witterung ausgesetzt ist, sehr schnell zersetzt.

(Auch wenn man es als Brennholz trocken lagert, sollte man es spätestens nach einem Jahr verschüren, weil sonst der Brennwert erheblich sinkt.)

Extra Bewässern darfst du das Holz also auf keinen Fall!

Klar, wenn es in der Wohnung gelagert wird und gut durchgetrocknet ist "hält" es trotzdem ewig.

Ich habe (leider) noch keine Camponotus gehalten, kann dir aber nur sagen dass ich sie bisher vorwiegend in Fichte und Föhre gesehen habe.

Ob sie sich in deinem Birkenwurzelstock nicht doch wohl fühlen werden weiss ich also leider nicht.

Ich an deiner Stelle würde es versuchen, der Wurzelstock sieht bestimmt Klasse aus!

Die Birke ist meiner Meinung nach einer der schönsten Bäume...wenn da nur die Pollen nicht wären :-(

lg,

kev



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Boro
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#5 AW: Camponotus ligniperdus im Baum halten??

Beitrag von Boro » 4. April 2012, 11:35

Hallo Mimung!
Ich habe schon unzählige Nester v. C. ligniperdus gesehen, aber noch nie in einem lebenden und gesunden Holz. Ich weiß, dass es hin und wieder vorkommt, dass die Art auch in lebendem Holz nistet, aber das ist wohl die Ausnahme. Generell von einem Holzschädling zu sprechen ist demnach nicht richtig, obwohl die Art in (vorwiegend älterem) Totholz (Holzhäuser, Holzverschalungen. Holzfenster) mitunter die Nester baut und dann tatsächlich lästig od. schädlich wird.
Als Forstschädling tritt mitunter Camponotus herculeanus auf, wenn dichtere Bestände vorkommen. Sie legt ihre Nester oft in gesunden Bäumen an.
Als Holzschädlinge kommen auch andere Arten in Frage: Lasius brunneus (Hausameise), Lasius emarginatus (z. T. Hausameise in Süddeutschl./Österr.), nicht zu unterschätzen ist auch Lasius fuliginosus. Camponotus fallax u. Camponotus truncatus haben kleine Nester u. können (wie bei mir) im Dachgebälk v. (älteren) Häusern auftreten, stellen aber keine Gefahr dar u. stehen teilw. auf den Roten Listen.
L.G.Boro



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Tabernakel
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#6 AW: Camponotus ligniperdus im Baum halten??

Beitrag von Tabernakel » 4. April 2012, 12:30

Hallo Mimung,

vorweg: Ich finde es toll Ameisen so natürlich wie möglich zu halten, deine vorgestellte Einrichtung bringt alles mit: Erdnest und Baumstumpf.

Ich selbst halte C. herculeanus, das Formicarium kannst du hier sehen.

Ich vermute, wenn aus dem Holsztumpf Feuchtigkeit in deine Erdschicht dringt verschwinden die Ameisen schneller in der Erde als du schauen kannst. Ich sehe täglich, wenn ich Glück habe, eine Ameise. Manchmal tun sie mir den Gefallen und sie graben direkt an der Zylinderwand. Aber in der Regel könnten auf dem Regal auch zwei leere Behälter stehen. Das mag sich ändern wenn die Koloniegröße mal richtig zunimmt, aber ich schätze aktuell, dass es sich um 20 Ameisen handelt (Die Kolonie ist jetzt im zweiten Jahr). Gefressen wird wohl hauptsächlich nachts und immer von einer einsamen Arbeiterin, die Heimchen die ich anbiete sind häufig ausgehöhlt. Manchmal sehe ich auch eine Arbeiterin beim Sirup - aber eben sehr selten.

Meine Empfehlung so fad das klingen mag: Separates Nest, dazu Arena, die den Ameisen keinen geeigneten Nest Unterschlupf bietet. Damit hast Du eine wesentlich bessere Kontrolle, und kannst sehen ob die Kolonie sich vergrößert und gedeiht.

Ab 100 Arbeiterinnen kann man evtl. den Holzstumpf wagen, dann ist wahrscheinlich genug los um ständige Aktivität zu gewährleisten.

Viele Grüße,

Alex


Heisenberg has been here.

Mimung
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#7 AW: Camponotus ligniperdus im Baum halten??

Beitrag von Mimung » 4. April 2012, 17:50

Hallo!

Danke für die nette Aufnahme hier im Forum und die Zurechtweisung ;);)

Danke auch für die raschen und seeeeeeeeeehr hilfreichen Antworten von Euch!

Ich werde hier mal allgemein antworten um nicht aufjeden einzelnen hier einzugehen, sonst wird das hier ein Roman ;)

Nein Ich möchte mir nicht die 2 Arten gleichzeitig holen oder gar vergesellschaften!!!

Tja warum solange mit der Überlegung der Anschaffung? - Ich bin irgendwie sehr gründlich ;) und habe da eben sehr oft und lange rum gegrübelt und alle möglichen Pro und Contra´s abgewogen (Koloniegröße/art gerechte Haltung usw usw usw).

Danke auch noch mal für den Hinweis über das "Schädling-oder-nicht?"-Thema, das habe Ich hier im Forum doch glatt übersehen, danke euch aber auch noch mal für eure Gedankengänge hier.

Also am wichtigsten waren hier die Hinweise auf die Höhe des Bodengrundes und der Hinweis mit der Plexiglasscheibe direkt am Stamm!! Hat ja wirklich ein paar entscheidende Vorteile!

Ja die weitere Frage ist natürlich die der Holzart, auch das habe ich mich natürlich schon gefragt, da mir ja auch bekannt ist dass sie eher zu Nadelhölzer tendieren.

Versuchen würde Ich es trotzdem einmal, mal schauen was dabei heraus kommt.


So dann bedanke ich mich noch einmal sehr, die Antworten waren wie gesagt äußerst hilfreich. Ich habe quasi all das beantwortet bekommen, was ich in anderen Berichten hier im Forum nicht heraus finden konnte.

So genug geschleimt, jetzt werde ich wie immer weiter grübeln und vielleicht gibts bald ja ein Baubericht oder Haltungsbericht ;)

Danke an Alle und bis denne



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