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Camponotus vagus vs. Callilepis cf. nocturna - Fotobericht

Berichte (z.B. Reiseberichte, Ameisenfotoalben, AusflĂŒge, SchnappschĂŒsse, etc.) mit vielen Fotos von Ameisen und Natur.
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Boro
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#17 AW: Camponotus vagus vs. Callilepis cf. nocturna - Fotobericht

Beitrag von Boro » 10. Mai 2011, 15:46

Danke fĂŒr deinen Bericht Corsair!
Der Tod der kleinen Spinne ist symptomatisch fĂŒr das Nachstellen eines natĂŒrlichen Vorganges unter geĂ€nderten VerhĂ€ltnissen, nĂ€mlich jenen in Gefangeschaft. WĂ€hrend das Tier in der Natur offenbar aus dem (vertrauten) Hinterhalt agiert und sich nach der Attacke blitzartig dorthin zurĂŒckziehen kann, waren diese Möglichkeiten im Terrarium eben nicht gegeben. Man darf annehmen, dass die Spinne zugebissen, die Ameise sich aber postwendend gewehrt und selbst attackiert hat. Auch Formica cunicularia ist immer noch deutlich grĂ¶ĂŸer als die Spinne und konnte diesem Winzling ein paar Beine abbeißen, bevor sie selbst durch die Giftwirkung paralysiert wurde.
Formica cunicularia gehört zweifellos in das Beuteschema der Spinne, das wird auch bei Callilepis sp. der Fall sein.
Bleibt immer noch rĂ€tselhaft, warum sich ameisenjagende Spinnen offenbar mit Vorliebe eine der grĂ¶ĂŸten u. (fĂŒr sie selbst) gefĂ€hrlichsten heimischen Ameisen als Beute aussuchen.
HÀtte Camponotus vagus im Terrarium zugebissen, wÀre die Spinne sofort zweigeteilt worden.
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#18 AW: Camponotus vagus vs. Callilepis cf. nocturna - Fotobericht

Beitrag von Boro » 14. Mai 2011, 14:35

Man glaubt es kaum!
Einen ĂŒberraschenden Vorfall gab es gestern Nacht: Etwa um 22,30 Uhr drehe ich tĂ€glich mit meiner Sahra (ihres Zeichens ein Hund) eine Runde im Garten, damit sie noch ein kleines "GeschĂ€ftchen" verrichtet und ich in der Nacht meine Ruhe habe.
Ich habe hĂ€ufig eine kleine Taschenlampe dabei, schließlich ist es stockfinster um diese Zeit. Keine Ahnung warum: Ich denke, schaue ich einmal bei meinen Serviformica-Nestern vorbei, inwieweit es eine NachtaktivitĂ€t gibt. Das mach ich sonst eigentlich nie.
In einem Spalt zw. dem betonierten Kellerfenster-Schacht und dem anschließenden Waschbeton-Plattenweg gibt es seit Jahren ein Nest von Formica (Serviformica) fuscocinerea. Nichts besonderes an sich! Im eher fahlen Licht der Taschenlampe sehe ich plötzlich rötliche Spinnen in unmittelbarer NĂ€he des Nesteinganges, bei dem sich hin und wieder eine aufgeregte Ameise zeigte. Ich dachte sofort an CorsairÂŽs Geschichte mit der Zodarion sp.! Was tun? Ich habe noch nie ein Foto in stockfinsterer Nacht geschossen. Egal, rasch den Apparat geholt, Ringblitz ist immer dabei und im schwachen Licht der Taschenlampe konnte ich ĂŒberhaupt erst erkennen, wo sich eine Spinne befand! Ich staunte nicht schlecht: Mitten in der Nacht gehen 3 Spinnen (!) auf Ameisenjagd! Die Tiere sind sehr klein, geschĂ€tzte gute 2mm KörperlĂ€nge. Das Aufeinandertreffen der 3 JĂ€gerinnen zeigte ein gewisses Konkurrenzverhalten, sie wichen sich dann aus. Hab ich wieder was gelernt: Nachtaktive Spinnen machen Jagd auf nicht nachtaktive Ameisen. FĂŒr mich ist das ein Novum, da bin ich von "meinen" Callilepis was anderes gewöhnt! Die Bilder sind Dank Ringblitz recht gut geworden: Ach ja, es hatte 16,5° um 10,30 Uhr.

1. Zodarion sp.
Bild

2. So sehen die Opfer aus: Formica fuscocinerea, eine sehr schnelle und ziemlich aggressive Art.
Bild

3. So sehen die Tiere bei Tageslicht aus, vom selben Nest!
Bild

4. Das 2. Spinnchen:
Bild

5. Aus anderem Blickwinkel:
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Arno
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#19 AW: Camponotus vagus vs. Callilepis cf. nocturna - Fotobericht

Beitrag von Arno » 19. Mai 2011, 19:43

Hallo, (war lÀnger nicht hier)

Ja, das sind interessante Beobachtungen. Das von dir fotografierte Exemplar (Boro) ist ein MĂ€nnchen. Das war also wahrscheinlich weniger auf Ameisenjagd als nach etwas anderem ;)

Ich habe im letzten Jahr in Griechenland auf einer Nachtexkursion ganz Ă€hnliche Beobachtungen gemacht. Unter einem Baum am Rande einer Weide jagten mehrere Zorarion um das Eingangsloch einer im Boden wohnenden Ameisenart herum. Ameisen waren nicht viele zu sehen und sie waren nicht besonders groß (vielleicht 5-6 mm). Ich habe mir das eine ganze Weile angesehen, aber keinen Beutefangversuch beobachten können.

FĂŒr mich war damals auch neu, dass Zodarion nachts jagt. Ich hatte sie immer fĂŒr tagaktive Spinnen gehalten. Andererseits finde ich sie tagsĂŒber fast immer in ihren RĂŒckzugsgespinsten (kleine kugelige Kokons, die außen mit Sand oder Ă€hnlichem Umgebungsmaterial verstĂ€rkt sind). Also habe ich mir die Theorie zurechtgelegt, die Zodarion-Aten seien evtl. generell nachtaktiv. Das scheint aber nun auch widerlegt zu sein, dank der Beobachtung von Corsair.

Ich resĂŒmiere also fĂŒr mich, sie können tagsĂŒber und nachts jagen. Vielleicht gilt das gleiche fĂŒr Callilepis, woher die unterschiedlichen, verwirrenden Angaben in der Literatur kommen.

Arno



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#20 AW: Camponotus vagus vs. Callilepis cf. nocturna - Fotobericht

Beitrag von Boro » 19. Mai 2011, 20:09

Hallo Arno!
Danke fĂŒr deine Schilderungen. Das Formica fuscocinerea-Nest existiert hier schon einige Jahre. Ich betrachte es tĂ€glich oft, weil es direkt am Weg zu meinem GewĂ€chshaus, den Pflanzen usw. liegt. Ich fĂŒttere die Ameisen hin und wieder und habe schon oft Fotos gemacht. Keine einziges Mal ist mir ein Spinnchen aufgefallen. An diesem Ort sind sie eindeutig nur nachtaktiv, letztes Mal waren sogar 5 Tiere zugegen.
Seit diesen VorfĂ€llen achte ich bewusst auf eine etwaige TagaktivitĂ€t, das Nest liegt auf der Westseite des Hauses, ist also nur ab Mittag v. der Sonne beschienen, wegen der Betonplatten und der Widerhitze vom Haus wird es dann ordentlich warm, eine wesentliche Voraussetzung fĂŒr diese thermophile Ameisenart. Infolge fast fehlender Bodenvegetation ergeben sich gute Möglichkeiten der Beobachtung!
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#21 AW: Camponotus vagus vs. Callilepis cf. nocturna - Fotobericht

Beitrag von Boro » 21. Mai 2011, 18:53

Gestern habe ich am Vormittag (ca 10 Uhr, der Beton ist zu dieser Zeit noch kalt) eine einzelne Zodarion sp. beim Nesteingang gesehen. Einige Ameisen verscheuchten sie aber bald.
Damit erscheint die Schlussfolgerung v. Arno richtig, sowohl in der Nacht als auch am Tage können sie jagen.
Callilepis nocturna ist nach den Schilderungen von HELLER jedenfalls nur tagaktiv und hier vorwiegend nur wĂ€hrend der Zeit der Besonnung des Jagdplatzes. Diese AktivitĂ€tsphasen kann ich auch fĂŒr meine noch nicht eindeutig identifizierte Callilepis sp. jedenfalls bestĂ€tigen.
Aber gestern hat sich an der Formica fuscocinerea-Zodarion sp.-"Front" etwas getan:
Tatort: der gleiche wie bisher
Zeit u. Temp.: 23:00 ca. 18°
Vorfall: Mindestens 5 Zodarion sp. belagerten den Nesteingang von F. fuscocinerea. Einige aufgeregte Ameisen versuchten zwischendurch die Spinnen zu vertreiben. Im Licht der Taschenlampe erkannte ich ein grĂ¶ĂŸeres Spinnen-Exemplar, welches plötzlich bei einer Ameise zubiss, es gab gleichsam ein kurzes Gerangel und die Spinne schleppte sofort diese Ameise unter sich schleifend aus der Gefahrenzone. Ich holte rasch die Kamera [nicht einmal in der Nacht hat man seine wohlverdiente Ruhe!!], das Ergebnis seht ihr hier:
1. Da handelt es sich wohl um ein Weibchen. Es hat zugebissen, die anschließende "Rangelei" dauerte nur 2, 3 Sek.
Bild

2. Man erkennt hier ganz gut das GrĂ¶ĂŸenverhĂ€ltnis, ich schĂ€tze, dass die KörperlĂ€nge der Spinne etwa 4-5mm betrug.
Bild

3. Wenn das jede Nacht so geht, muss ich mir langsam Sorgen um meine Ameisen machen:
Bild

4. .........und um meine Nachtruhe!
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#22 AW: Camponotus vagus vs. Callilepis cf. nocturna - Fotobericht

Beitrag von Boro » 23. Mai 2011, 11:46

Neue JĂ€ger v. Camponotus vagus?
Vor einigen Tagen war ich wieder auf der "Pirsch"! Nicht zum ersten Mal fand ich eine am RĂŒcken liegende Camponotus vagus-Arbeiterin, die noch mit den Beinen zappelte. In unmittelbarer NĂ€he des Nesteinganges der Art ist das eine ungewöhnliche Entdeckung! Kranke oder tote Nestgenossen werden in der Regel rasch entsorgt, also in der Ferne abgelegt. Dieses Verhalten dĂŒrfte fĂŒr die meisten Ameisenarten typisch sein, instinktiv werden mögliche Krankheitserreger entfernt.
Seit diesem Jahr weiß ich,
1. dass sich dieses Verhalten nach der Spinnenattacke auf eine Ameise Ă€ndert: Diese teilweise paralysierten Tiere sorgen zwar fĂŒr Aufregung unter den Nestgenossinnen, sie werden aber nicht mehr angerĂŒhrt. Das gilt jedenfalls fĂŒr C. vagus. Das ist fĂŒr die ameisenjagenden Spinnen ein großer Vorteil, denn nun mĂŒssen diese nur warten, bis andere Ameisen verschwunden sind und können dann die noch lebende Ameise in ihr Versteck ziehen und aussaugen.
2. Bei kleinen, juvenilen Stadien der Spinnen erfolgt meist keine auf die Bissattacke folgende Verschleppung in eine Spinnenunterkunft. Das hat mit dem z. T. enormen GrĂ¶ĂŸen- u. Gewichtsunterschied zw. Opfer und Angreiferin zu tun. Die kleinen Nymphen legen sich dann einfach unter die große Ameise und saugen sie aus.
Der ausgesaugte Ameisentorso bleibt dann einfach liegen, er wird von Ameisen auch spÀter meist nicht entsorgt.
Zuletzt fand ich diese Gyne, ein trauriger Anblick:
Bild

In 2cm Entfernung unter einem Stein sah ich die offensichtliche TĂ€terin:
Eine vermutlich noch subadulte Callilepis sp., die ich zwar einfangen konnte, sie ist aber leider bereits am nĂ€chsten Tag in der Box aus unbekannten GrĂŒnden verblichen:
Bild

ZurĂŒck zum eigentlichen Anlass dieses Beitrages: Also, ich fand die teilweise paralysierte Ameise und als ich in etwa 2 cm Entfernung einen kleinen Moospolster aufhob, entdeckte ich etliche fast farblose, winzige Spinnentiere, die rasch das Weite suchten. Eine konnte ich einfangen und daheim in einer Box fĂŒr Versuchszwecke einsperren. Vorgestern gab ich eine muntere Formica cunicularia als mögliche Nahrung in die Box. Gestern war sie tot und das Spinnchen fand sie anscheinend recht lecker. Allerdings habe ich keinen Beweis, dass diese Nymphen die Camponotus-Arbeiterin getötet haben und weiß auch nicht, ob das eine Exemplar die Formica-Arbeiterin getötet hat. Es handelt sich hier wohl um einen Weberknecht.1. Blass und klein, aber gefĂ€hrlich?
Bild

2. Die Beute wird begutachtet:
Bild

3. Von allen Seiten:
Bild

4. Vielleicht wÀre eine C. vagus-Arbeiterin besser?
Bild

5. Zeitweise hatte ich den Eindruck, dass die Spinne am Opfer saugt!
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#23 AW: Camponotus vagus vs. Callilepis cf. nocturna - Fotobericht

Beitrag von Boro » 30. Mai 2011, 22:08

Jetzt beobachte ich schon durch etwa 10 Tage die AktivitÀt von Zodarion sp.[siehe oben!] und kann ein erstes Ergebnis liefern!
1. Ein einziges Mal konnte ich ein Exemplar am Vormittag in NestnĂ€he beobachten. An sich ist Zodarion sp. bei uns eindeutig nachtaktiv u. zwar tritt sie erst nach Eintritt der Dunkelheit in Erscheinung. Es muss ein trockener Nachtbeginn mit einer Temperatur von mehr als 11, 12° sein. Wenn diese Temp. unterschritten wird, verschwinden die Spinnen (es sind immer mehrere!!) u. auch die Ameisen ziehen sich ganz in ihr Nest zurĂŒck.
2. Bisher konnte ich mehrfach ein Weibchen (immer das gleiche???) beobachten, das sich relativ rasch eine Ameisen holte. Auch die MĂ€nnchen treiben sich unmittelbar im Eingangsgereich des Nestes herum, ich konnte aber bisher keine Beißattacke auf Ameisen beobachten.

Aber auch bei Callilepis sp. geht es in der gleichen Tonart weiter. Auch hier gibt es im Nestbereich v. C. vagus fast immer mehrere Spinnen. Diese sind aber ausschließlich tagaktiv und hier noch zeitlich auf die Besonnung des Jagdgebietes beschrĂ€nkt!

1. Was suchen die Ameisen so hektisch im Nestbereich?
Bild

2. In 20cm Entfernung ein Stein aufgehoben: Hier ist des RĂ€tsels Lösung, das Versteck einer Callilepis sp., nach außen mit etwas Gespinst abgesichert.
Bild

3. Ich habe sie vorsichtig aus ihrem Versteck gelotst, jetzt sieht man sie besser. Nun sitzt sie bei mir in einer Box und bekommt eine Serviformica sp. als Nahrung.
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#24 AW: Camponotus vagus vs. Callilepis cf. nocturna - Fotobericht

Beitrag von Boro » 19. Mai 2012, 19:25

19. Mai 2012: Zodarion sp., die spezialisierte AmeisenjÀgerin ist wieder voll aktiv! Im vorigen Jahr hatte ich die nÀchtlichen JÀger bei meinem F. fuscocinerea-Nest entdeckt (siehe oben!).
Heute habe ich die gleiche Art bei mir im Steingarten entdeckt und zwar auf der Jagd nach F. cunicularia.
Fundortdaten:
Fundort u. Zeit: Klagenfurt, KĂ€rnten 447m. 15:30
Habitat: Steingarten, zu diesem Zeitpunkt bereits teilw. abgeschattet. Das Nest v. Formica cunicularia ist Jagdgebiet der Spinne. Das Ameisennest wurde in einem anderen Zusammenhang bereits vorgestellt: http://www.ameisenforum.de/europ-ische-ameisenarten-allgemeines/47200-dominanzhierarchie-und-formica-fusca.html
Dort gibt es nÀhere Angaben zum Geschehen! Zur Erinnerung nur ein Bild der Spinne:
Bild

Nachsatz: Callilepis spp. sind im Siedlungsbereich v. Camponotus vagus ebenfalls schon seit rund 3 Wochen im "Einsatz" (ohne Abb.).
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