Hallo!

Camponotus herculeanus scheint mir keineswegs nur hin höher gelegenen Gebieten vor zukommen. Als ich in Kärnten war sah das aber ganz anders aus. Dort schien fast schon eine strickte Trennung im Sinne der Habitate beider Arten (ligniperdus, herculeanus) statt zufinden.

Camponotus ligniperdus traf ich in Kärnten am Millstättersee und Umgebung über all an. Selbst in den Dörfern und bei der Imbissbude um die Ecke.

Ab ca. 700m ü.n.N. fand ich keine Tiere dieser Art mehr, sie wurde von Camponotus herculeanus abgelöst. Wobei es eine Zone gab wo beide Arten häufig anzutreffen waren, dort überschnitt sich auch häufig deren Terrain, wo es zu kleinen Kämpfen oder besser gesagt Anfeindungen kam.

Nun fand ich auch eine Gyne in Niedersachsen Göttingen 150m ü. nn. Ein überraschender, für mich ungewöhnlicher Fund, mit dem ich nie gerechnet hätte. Ich habe die Art noch nie zuvor in der Natur angetroffen (außer in Kärnten), von Campopnotus ligniperdus sind mir einige Völker bekant, jedoch auch nur in wirklich geeigneten Gebieten.

Also entpuppt sich die "Gebirgsameise" als sehr anpassungsfähig?

Aufgrund der Artbescheibung und ihrer bevorzugten Lebensräume hätte ich sie weniger flächendeckend als Campoonotus ligniperdus eingeschätzt. Jetzt bin hinsichtlich dessen etwas verwirrt, auch mein Fund lies mich stutzen.

Habe ich nun ein falsches Bild was das Vorkommen und der Besetzung bestimmte Verbreitungsgebiete angeht und Camponotus herculeanus kommt auch in niederen Gebieten vor und bevorzugt nur höher gelegene Areale?

Oder ist diese Art von Region zu Region unterschiedlich was ihre Niststandorte angeht, und ist in niederin Gebieten durchaus auch druchsetzungsfähig und besetzt diese?

LG Imago

Nun, selbst SEIFERT spricht zu C. herculeanus: "Vorrangig in boreomontanen Nadelforsten, weniger in nordtemperaten Laubwäldern. Sehr frosthart, Unterkühlungspunkt der Hämolymphe bei eingewinterten Tieren - 38,5° C.... Wahrscheinlich in ganz D verbreitet, doch häufig nur in der montanen bis subalpinen Höhenstufe, dringt dort bis zur oberen Baumgrenze vor, unterhalb 300 m NN in Mitteldeutschland nur sehr lokal."
Bei C. ligniperdus: "Deutlich thermophiler als C. herculeanus" usw.
Diese u. ein paar andere Äußerungen lassen darauf schließen, dass es sich bei C. herculeanus eher um eine "nördliche" Art mit sehr hoher Kälteresistenz handelt, die bei anderen heim. Camponotus-Arten nicht vorhanden ist. Die Art lebt sogar in Sibirien auf Permafrostböden. Meines Wissens kommt sie in Südeuropa nur mehr im Gebirge vor (Pyrenäen, Apennin usw.). Wenn man ein geomorphologisches Profil von N nach S erstellen würde, wäre die Art im N auch in den Niederungen vorhanden, je weiter man nach S kommt, "steigt" die Art vorwiegend ins Gebirge.
L.G.Boro

Hallo Boro!

Damit kommt Licht ins Dunkle:

unterhalb 300 m NN in Mitteldeutschland nur sehr lokal

Wenn man ein geomorphologisches Profil von N nach S erstellen würde, wäre die Art im N auch in den Niederungen vorhanden, je weiter man nach S kommt, "steigt" die Art vorwiegend ins Gebirge.

Das waren die Aussagen die ich brauchte.

Vielen Dank für die zügige Information!

LG Imago