[font=Times New Roman]Zu meinem harschen Urteil über die Dussutour/Simpson-Arbeit möchte ich doch ein paar Erläuterungen liefern.[/font]
[font=Times New Roman]Der Titel in der Frankfurter Neuen Presse „Proteine lassen Ameisen früher sterben“ ist natürlich mal wieder eine traurige Verallgemeinerung von Versuchsergebnissen an einer Art, die unter völlig unnatürlichen Bedingungen gehältert wurde. Aber so etwas ist man aus den Medien gewohnt.[/font]
[font=Times New Roman]Mein hartes Urteil über die Originalarbeit basiert vor allem darauf, dass derartige Versuche praktisch null Erkenntnisse hinsichtlich der natürlichen Situation erbringen. Weder leben Ameisen in Gruppen ohne
[font=Times New Roman]Aus der Originalarbeit: [/font]
[font=Times New Roman]Titel “Ant workers die young and colonies collapse when fed a high-protein diet”[/font]
[font=Times New Roman](Ameisen-Arbeiterinnen sterben jung und Kolonien kollabieren, wenn sie mit einer proteinreichen Diät gefüttert werden)[/font]
[font=Times New Roman]In den “Methods” heißt es: “Workers for experimental colonies were collected from the foraging arena rather than within the nests of the mother colonies”[/font]
[font=Times New Roman](Arbeiterinnen für die Versuchskolonien wurden eher aus der Futter-Arena als aus dem Nest der Mutterkolonie selbst entnommen).[/font]
[font=Times New Roman]Furagierende Außendiensttiere sind aber nun mal eher die älteren Tiere („sterben jung“?), und Arbeiterinnengruppen sind keine Kolonien.[/font]
[font=Times New Roman]In der Originalarbeit zitieren die Autoren eine eigene Arbeit von 2008, in der sie die verwendete Diät als neu beschreiben und an Rhytidoponera metallica getestet haben. [/font]
[font=Times New Roman]Dussutour A., Simpson S. J. 2008: Description of a simple synthetic diet for studying nutritional responses in ants. Insect Soc. 55, 329–333. [/font]
[font=Times New Roman]Bei solchen Arbeiten stört mich immer, dass käufliche Ingredienzien wie eine Vitaminmischung, oder anscheinend Muskelaufbau-Präparate, eingesetzt werden, deren Zusammensetzung ausführlich wiedergegeben wird. Konzentrationen usw. werden dann schon Pi-mal Daumen gewählt; es gibt keine Vergleichsuntersuchungen zu Effekten unterschiedlicher Dosierung der Gesamtpräparate noch möglicher Variationen in der Zusammensetzung der Ausgangspräparate. Das wäre auch ein kaum zu bewältigender Aufwand.[/font]
[font=Times New Roman]Wer daran Spaß hat, möge sich anhand der beiden Originalarbeiten vergewissern, dass dieser Einwand zutrifft. Aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen mit der Bhatkar-Whitcomb-diet mag ich keine weitere Zeit darauf verschwenden; deshalb schlicht gesagt: Ich halte nicht viel von solchen Experimenten. [/font]
[font=Times New Roman]Zu den Diskussionsbeiträgen hier:[/font]
[font=Times New Roman]Es wurde richtig vermerkt, dass man Messor barbarus und Lasius niger nicht vergleichen könne. Der Hinweis auf „Äpfel und Birnen“ ist aber nicht ausreichend. Beide gehören in zwei nahe verwandte Gattungen *), während Messor und Lasius zwei Unterfamilien angehören![/font]
[font=Times New Roman]Absolut zulässig ist der Vergleich der Auswirkungen der verschiedenen Kombinationen von Protein-/Kohlenhydrat-Gehalten auf (weitgehend) identische Arbeiterinnengruppen unter ansonsten (weitgehend) identischen Haltungsbedingungen.[/font]
[font=Times New Roman]Für Lasius niger in intakten Kolonien, oder gar für irgendwelche anderen Ameisenarten, lassen sich aus den Ergebnissen m. E. aber kaum sinnvolle Schlüsse ziehen.[/font]
[font=Times New Roman]MfG,[/font]
[font=Times New Roman]Merkur[/font]
[font=Times New Roman][/font]
[font=Times New Roman]Edit: *) Es sind zwei Gattungen, Malus und Pyrus (danke DmdM für Hinweis!). [/font]