Hallo!
Über den endogenen Rythmus von Camponotus ligniperdus muss ich hier denke ich nicht sprechen, dennoch wundere ich mich ein wenig über klare Hilfestellungen, die hier fehlen.
Bei Camponotus ligniperdus ist der Brutstand ein klares Zeichen das eigentlich nicht missinterpretiert werden kann, selbst oder gar bei kleinen Kolonien nicht.
Es gibt nur zwei Zeitpunkte in denen Camponotus ligniperdus ausschließlich
Larven im Nest beherrbergt, einmal kurz nach der
Winterruhe sprich wenn die Vorbereitung auf die Hauptsaison besteht oder kurz vor der
Winterruhe. Nicht selten werden, einige Eier die vor der Vorbereitung auf die
Winterruhe noch gelegt werden, wieder gefressen. Ob es sich dabei um
trophische Eier handelt bleibt fraglich. Sind also weder Eier noch
Puppen zu erkennen (nach der Hauptsaison), werden die
Larven auch nicht mehr wachsen.
Die Kolonie ist somit auf dem Weg sich auf die
Winterruhe vorzubereiten. Ihr Geschäft für diese Saison ist gelaufen.
Dennoch würde ich persönlich diese Kolonie nicht kalt stellen, erst wenn es auch draussen kälter wird. Die
Winterruhe wird sonst nur unnötig (?) in die Länge gezogen.
Wichtig ist, dass man weiter Kohlenhydrate anbietet und auch Wasser. Der Stoffwechsel der Ameisen ist nicht auf dem Niveau der eigentlichen
Winterruhe. Ab und zu wird man evtl. doch noch mal eine Arbeiterin an den Näpfen sehen. Das Nest muss jetzt ab und zu leicht feucht gehalten werden.
Camponotus ligniperdus hat in der Haltung meist eine stark verkürzte Saison, die fehlenden Tag- Nachtschwankungen oder Temperaturen unter 15°C in der Hauptsaison entfallen ja nun gänzlich. Aber Extremtemperaturen die, die Ameisen ebenfalls nutzen fehlen. Manche Nester (Nestteile) werden mehrere Stunden am Tag von der Sonne beschienen und erreichen wohl Temnperaturen über 30°C., auch diese extremen Temeperaturen werden wohl temporär genutzt.
Außerdem besteht meist auch ein "Überangebot" an Proteinen in der privaten Haltung, die
Larven können demnach von den Arbeiterinnen nach Bedarf gefüttert werden, was sie auch schneller wachsen lässt. In der Natur ist dies, je nach Neststandort, wohl auch nicht immer gegeben.
Die
Lufttemeperatur für Deutschland beträgt im Durschnitt gemessen über das ganze Jahr 7,9°C.
7,5°C im Frühling
16,3°C im Sommer
8,3°C im Herbst
-0,4°C im Winter
Für uns Ameisenhalter ist die Jahresdurchschnittsptemperatur von 7,9°C aber keine reale Zahl. Der Winter ist schließlich mit in die Jahresdurschnittsteperatur mit einberechnet, diesen müssen wir ausschließen.
Somit kommt man auf einen Jahresdurchschnitt von 10,7°C. gemessen an den drei Jahreszeiten, Frühling, Sommer und Herbst. Auch hier heist es sich nicht blind der Zahl hingeben.
Man kann die private Haltung kaum auf die natürliche Lebensweise dieser Art ummünzen. Ein offenes Fenster simuliert nicht im Geringsten die Temperaturen die unter der Erde oder in einem toten Baum, gar unter einem sonnenbeschienen Stein vorherrschen.
Die Kolonie nutzt im Nest je nach Außentemperaturen, oder allgemien: Je nach Außenklima, gewisse Wärme-, Kälte-, Feuchtigkeitsareale aus, aber auch nicht die gesamte Kolonie. Nicht (immer) ist die gesamte Kolonie bei den
Puppen, die in dem wärmsten Teil des Nestes gelagert werden. Genauso wenig wie bei den
Larven, die evtl. eher in den feuchteren Kammern gelagert werden.
Auch die Kolonie splittet sich auf, in den verschiedenen Nestbereichen die der
Brut förderlich ist.
Die unterschiedlichen Nesttemperaturen, in Verbindung der unterschiedlichen Feuchtigkeitsgrade werden wir privat wohl nie imitieren können.
Man darf die Lebensweise dieser Art nicht ausser acht lassen. Camponotus ligniperdus nistet wie bekannt ist häufig, demnach vorrangig an sonnenbeschienen Plätzen, südexponierte Hänge mit einem gut wasserdurchlässigen Substrat sind ideal.
Die
Brut wird bei Sonnenschein nah unter der Erdoberfläche, im Totholz oder unter Steinen gelagert um die Wärme auszunutzen. Diese Art lebt ausgeprägt thermophil. Allein der Neststandort gibt das schon preis. Auch das Einnisten in Totholz spricht häufig für stark thermophil geprägte Arten.
Wer im Sommer mal ein Thermometer neben so ein Nest legt, z.B. ein Totholznest oder, neben/ auf einem Stein unter dem sie nisten, bemerkt schnell wie unglaublich hoch dort die Temperaturen sind. Über 40°C ist keine Seltenheit inerhalb des Deutschen Sommers gemessen in der Sonne, unter der sich auch oft Nester befinden. Ein (toter) Baumstumpf der mehrere Stunden am Tag der Sonne ausgetzt ist, ist ein typischer Niststandort vieler Arten. Lasius
sp., Formica
sp. Camponotus
sp. etc. Also dieses Ausnutzen extremer Temperaturen sind keine Besonderheit bei heimischen Ameisen. Es ist nichts anderes als ein Garant für eine stimmige (zeitlich orientierte, verkürzte) Brutentwicklung, evtl. auch nur in gewissen Stadien, sprich für
Puppen.
Dieses gezielte Aufsuchen von Wärmequellen ist Arttypisch für diese Art, gar überlebenswichtig. Wer mal die Brutentwicklung von Camponotus ligniperdus über verschiedene Temperatursparten beobachtet, gar gemessen hat, weiß das
Larven auch mit weniger Wärme gut auskommen und auch wachsen, das Puppenstadium hingegen dauert unter 22°C. bei dieser Art unglaublich lange. Die
Puppen brauchen eine höhere Temperatur um sich anständig ("zügig") entwickeln zu können.
Dieses Verhalten kann ich genauso bei Camponotus fellah beobachten, aufgrund der Masse der
Brut ist das Trennverhalten dort sehr deutlich zu erkennen. Formica fusca beteilgt sich auch eindeutig an diesem Trennverhalten.
Hier mal ein Foto aus der Natur. Diese schon größere Kolonie Camponotus ligniperdus nistet unter der Erde, bezieht somit ein reines Erdnest. Bei Sonnenschein begibt sich die Kolonie mit samt der
Brut und
Königin unter einen Stein:
Es geht also eher darum, dieser Art "extreme" Temperaturen zu bieten, oder anzubeiten.
Wir können das in der privaten Haltung meist nicht. Ich kann im Sommer schlecht weniger als 15°C. bieten, genauso wenig wie Temperaturen über 40°C. die sie in der Natur durchaus ausgesetzt sein können. Ob sie diese dann auch in dieser Extremen Form nutzen kann ich nicht sagen, aber meine Becken oder Nester der heimischen Arten weisen selten über 25°C. auf und Camponotus ligniperdus verträgt oder bevorzugt temporär auch höhere Temperaturen. Hier spielt dann aber auch die Luftfeuchtigkeit eine rolle. Camponotus ligniperdus erträgt nur trockene "Hitze". Wie auch auf dem Foto zu erkennen. Die Erde unter dem Stein ist knüppel trocken. Wie stark diese Fläche von der Kolonie genutz wird, lässt einfach durch die vielen und großen Ein- und Ausgängen erkennen.
LG
Imago