Hallo!
Ein Umzug ist meist, oder nach meinen Erfahrungen immer mit einer Unterbrechung des Brutgeschäftes und evtl. mit einigen toten Arbeiterinnen behaftet. Ob Arbeiterinnen versterben hängt meist mit dem Aufwand des Umzug zusammen, der sich aus größe der Kolonie, Entfernung des neuen Neststandortes, sowie dem Zustand herraus aus dem der Umzug seine Notwenigkeit findet, zusammensetzt.
Wie auch im normalen Alltag der Kolonie wird der Umzug zu großen Teilen von Arbeiterinnen verrichtet, die auch sonst dem Außendienst zugeteilt sind. Der neue Neststandort wird je nach Situation einige Tage sondiert. Nicht selten verbleiben einige oder auch nur eine einzelne Arbeiterin im potentiell neuen Nest und verweil(t)en auch über Nacht dort.
Wenn diese zurück in das alte Nest kehren gibt es den Umzugsimpuls. Arbeiterinnen werden angestupst, im Kern der Kolonie entsteht meist zügig eine leichte Unruhe. Meist erfolgt ein Umzug dann nachts. Die meiste Arbeit verrichten die Arbeiterinnen, die dem Außendienst zugeteilt sind. Diese laufen häufig zu beginn hin und her und legen eine Starke duftspur, nehmen schon
Brut mit, zwicken ihre Schwestern animieren zum Umzug und letztlich, so sieht es zumindest immre aus, wird die sich meist sträubende
Gyne ein wenig gefoppt um ebenfalls in das neue Nest zu wechseln. Die
Gyne ist häufig die Letzte und nicht immer wird sie von vielen Arbeiterinnen umsorgt und escortiert. Die Arbeiterinnen die dem Außendienst zugeteilt sind, sind meist die ältesten der Kolonie, haben gar ein Handicap etc. also gar nicht mal so unlogisch das gerade diese Arbeiterinnen, evtl. nach einem Umzug ihr Leben lassen müssen. Sie Arbeiten bei einem Umzug am meisten und sind im Vorfeld schon nicht mehr A+ Ware.
Manche Umzüge gehen in die Hose ziehen sich hin weil etwas nicht passt, wie: Die neuen Gänge habe die Arbeiterinnen gegraben, die kommen super durch, nur die
Gyne nicht, passiert sowas dauert der Umzug gar Tage.
Hier mal ein Video eines Umzuges von einer Mischkolonie: Camponotus herculeanus
Gyne mit Camponotus fellah Arbeiterinnen:
Camponotus Umzug Formica (Serviformica) fusca hingegen ist ganz anders! Sie ziehen schnell um, zügig, haben keine Probleme damit neue Areale zu erschließen. Kurz und knapp geht ein Umzug über die Bühne, schnell augenscheinlich perfekt organisiert und das auch in Notsituationen. Neue Nestoptionen sind schnell gefunden, schnell angenommen und der Impuls zu einem Umzug ist schnell gesetzt und das ganz ohne Brutstopp nach meinen Erfahrungen und auch ohne Arbeiterinnenverlust. Die Kolonie aus dem oben von mir verlinkten Haltungsbericht hat diese Saison keine einzige Arbeiterin verloren und so viel ich weiß, werden die Arbeiterinnen von Formica fusca auch verhältnismäßig alt. Mir schwirt da eine Zahl, bis zu vier Jahre in meinem Kopf herum, ich hoffe ich täusche mich jetzt nicht.
Ich denke diese auffällige Flexibilität hat sich diese Ameisenart verdient. Verdient durch ihr Schicksal als Sklavenameise. Die Evolution hat ihr dabei geholfen sich dahingehend flexibel zu entwickeln. Sie wird ausbedeutet, ausgeräubert vertrieben und ist häufig gezwungen zu flüchten um ihr Überleben zu gewährleisten um Geschlechtstiere produzieren zu können, wo wir bei der nächsten "Ausnahme" sind aber darauf gehe ich jetzt nicht ein.
Man muss diesem Beitrag keinen Glauben schenken wenn man dies nicht möchte oder eine andere Überzeugung hat, ich kann das nur aus meine Erfahrungen mit dieser Art entnehmen und rückschließen.
Darum würde es mich persönlich stark wundern, wenn diese 20 Arbeiterinnen den "Umzugstot" gestorben sind. Meine Kolonie ist etwas größer, sie sind anfang dieser Saison mit ca. 50 Arbeiterinnen umgezogen ohne Verlust. Und auch im Vorfeld habe ich sie schon oft umziehen lassen, die Kolonie war auch schon mal bedeutend größer als 50 Arbeiterinnen nur sind in der letzten
Winterruhe viele verstorben.
Aktuell sind es wohl knapp 500 Arbeiterinnen.
Also ein Massensterben durch einen Umzug ist mir bei Formica (Serviformica) fusca aus eigenen Erfahrungen nicht bekannt. Ich kenne jedoch die Umstände nicht, ich persönlich würde aber mal nach anderen Todesursachen forschen.
Ich schließe mich Octicto somit klar an!
LG
Imago