Hallo!
Ameisen haben in einer vollkommen neuen Umgebung, hinsichtlich dessen das sie sich erst einmal zurechtfinden müssen keine Probleme. Ameisen benutzen "alte" Wege. Oft benutzte Strassen/ Wege bleiben häufig bestehen. Sie richten sich ja nach Düften.
Außerdem habe ich nach gut einem Monat zum ersten mal an einem anderen Platz die Proteine angeboten. Das Schälchen mit den Heimchen, stellte ich wohl überlegt auf einen Ast, der ca. 10cm über dem Arenaboden war und auch nur von einer Seite und zwar genau über diesen Ast zu erreichen war. Dieser Platz ist knapp 120cm vom Nesteingang entfernt und fast doppelt so weit weg wie der vorherige Futterplatz für Proteine. Das Ergebnis war ein wenig beschämend für die Kolonie und sehr lehrreich für mich. Es bestätigte für mich den Sinn dieses kleinen Experimentes.
Nach ca. 10min. erst war die erste Arbeiterin an den Heimchen angelangt. Sonst dauerte dies gerade mal 2min. Lange irrten mehrere Arbeiterinnen umher. Den Duft der Proteine hatten sie längst aufgenommen, nur konnten sie diese nicht genau orten. Am gewohnten Platz waren die Heimchen diesmal nicht und sichtlich irritiert schauten immer wieder einige Arbeiterinnen dort vorbei und streckten die Fühler in die Luft. Wie bereits geschildert, führt wirklich nur der Weg an dem Ast entlang zu den Proteinen. Wobei man bedenken muss, unterwegs kreuzen sich auch mehrere Äste, jedoch führt nur ein Weg zum Ziel. Nach ca. 15min. waren dann endlich fünf Arbeiterinnen bei den Heimchen angelangt. Vier von ihnen machten sich nach und nach auf den Weg zurück ins Nest. Eine Arbeiterin zerlegte weiter die Heimchen. Jedoch wurde die Duftspur auf dem Rückweg bei weitem nicht so konsequent gelegt, wie sonst von dem alten Platz aus. Eigentlich völlig unlogisch, schließlich hätte doch die Spur verstärkt gelegt werden müssen, da sie neu ist. Es machte den Eindruck, als wüssten die vier Arbeiterinnen selbst nicht den richtigen Weg zurück, somit wurde allem Augenschein nach nur dann eine Duftspur gelegt, wenn sie sich wohl des Weges sicher waren.
Zurück im Nest angekommen rekrutierten diese vier Arbeiterinnen nun ca. 20 Schwestern aus dem Nest und ahnt ihr wo die Reise hinging?
Richtig, zum alten Futterplatz. Das Ding ging komplett in die Hose und somit liefen insgesamt vier kleine Grüppchen mit jeweils einer Leitameise die nun permanent Duftspuren legten, Kreuz und Quer durch das Becken und das ganze anscheinend unter einem kompletten Orientierungsverlust. Für mich war das natürlich toll anzusehen wie dir Grüppchen durchs Becken irrten und immer wieder und wieder den alten Futterplatz anliefen. Die Duftspuren zu dem alten Platz waren wohl eindeutig noch viel intensiver, als gedacht.
Nach weiteren 10min. schaffte es dann eine Gruppe doch noch die Heimchen aufzuspüren, von dort an ging dann alles seinen Weg
Quelle:
Camponotus fellah Ich möchte hier keine Äpfel mit Birnen vergleichen, aber eine Ameise ist nun mal eine Ameise, außerdem:
Wenn ich meine Becken und das tu ich manchmal, mit einer neuen Schicht Sand befülle (das mache ich einfach nur um die Arbeiterinnen wieder etwas zu beschäftigen und damit das Becken wieder sauber und ordentlich aussieht) müssen sich die Arbeiterinnen wieder komplett neu orientieren. Nichts läuft mehr so reibungslos und strickt ab. Die Futterbeschaffung selbst an gewohnten Plätzen geht nicht mehr so schnell und gezielt von statten. Bemerkenswert ist jedoch, wie zielstrebig die Tiere auch ohne vorher gelegte Duftspur Honig aufspühren.
Also kurz um: Stell dir vor du steckst einen fast blinden Menschen, der nach und nach seine Sehkraft wieder bekommt in ein Labyrinth, nach einiger Zeit findet er sich dort wieder bestens zurecht.
In der Natur werden Duftspuren wesentlich schneller verwischt als in unseren Becken. Winde, Regen, andere Tiere, Fußstapfen etc. Das Wildschwein gräbt um und schon ist die viel belaufene Ameisenstrasse zerstört, nach kurzer Zeit jedoch organisieren sie sich neu.
Formica fusca legt zwar keine Strassen an, haben aber wohl auch nach gewisser Zeit "gewohnte" Wege zu der ewig gleichen Futterstelle. Die Duftspur ist gelegt.
Bei Camponotus fellah sieht man die Arbeiterinnen sehr gut die Wege makieren, ihre Größe macht solche Verhaltensweisen offensichtlich. Die
Gaster wird nach unten gehalten, sogar in dem "Umzugsvideo" weiter oben sehr gut zu sehen.
Oder haben Ameisen (Formica fusca) damit kein Problem.
Hinsichtlich dessen und beruhend auf meinen vorherigen Beitrag, dass diese Art schnell umzieht und sich gut in neuen Arealen zurechtfindet, kann man klar sagen:
Am "Zurechtfinden" wird es nicht liegen.
Formica fusca hat zu dem noch eine verhältnismäßig gute Sehkraft, ob sie sich dadurch auch visuell besser zurechtfindet weiß ich leider nicht.
Ich würde mir bei 300 Arbeiterinnen und 20 plötzlich verstorbenen, erstmal keine Sorgen machen. Ich würde die Situation weiter beobachten. Bei 50 verstorbenen Arbeiterinnen würde ich sie in ein neues Becken setzen, mit neuer Einrichtung und nichts von dem verwenden was in dem aktuellen Becken vorherrscht, als reine Vorsichtsmaßnahme.
Aber das läße sich ja dann hier noch diskutieren und besprechen, sollte es tatsächlich soweit kommen, was ich persönlich aber nicht glaube.
LG
Imago