Vor fast 14 Tagen (18. 4.) war ich das erste Mal in diesem Jahr wieder vor Ort um die Lage nach dem langen Winter zu überprüfen. Das Augebiet weist starke Veränderungen auf, das Hochwasser im Herbst und das Abschmelzen der riesigen Schneemengen im Einzugsgebiet haben deutliche Spuren hinterlassen. Einige Beobachtungsräume konnten infolge der reißenden Fluten nicht erreicht werden, die Nistbereiche "meiner" Ameisen zeigten Spuren zumindest kurzfristiger Überflutung. Erstaunlicherweise hat dieser Umstand den Bestandsdichten wenig anhaben können.
1. Bei
Manica rubida habe ich über 20 Neststandorte vorsichtig durch Abheben v. Totholz od. Steinen kontrolliert: Ich konnte kaum
Brut u. nur sehr wenige Geschlechtstiere sichten. Das finde ich bemerkenswert, weil Manica bekanntlich mit
Brut u. teilw. sogar mit Geschlechtstieren überwintert und das Schwärmen bevorsteht.
1. So sah es in den meisten Unter-Steinnestern aus:
2. Nun ein paar Worte zu
Formica fuscocinerea. Auch hier konnte ich trotz der Öffnung von ca. 30 Nestern nur in zwei davon
Brut entdecken. Formica spp. überwintern ohne
Brut, trotzdem sollten wenigstens Eipakete um Mitte April in den meisten Nestern vorhanden sein. Hier hat der überlange Winter offenbar zu einer deutlichen Verzögerung d. Eiablage geführt!
3. In diesem Forum wurde schon einmal darüber diskutiert, ob F. fuscocinerea eine invasive Art sei. Darunter versteht man in der Regel Neozoen, die sich rasch ausbreiten. Die Art ist aber heimisch u. hat sich nach der letzten Eiszeit im Alpenraum u. dessen nördl. u. südl. Vorländern ausgebreitet. Ich kenne die Art gut, sie wohnt auch in meinem Garten. Tatsächlich verfügt sie über ein hohes Pontential zur Bestandsverdichtung und flächenmäßigen Erweiterung ihrer Areale. In Kärnten ist sie die absolut häufigste Art der cinerea-Gruppe und in allen geeigneten Primärhabitaten vor allem in der Südhälfte des Landes bis 1000 m Höhe mehr od. weniger häufig anzutreffen. Und:
Sie erobert die Städte! In den letzten 10, 20 Jahren konnte ich eine deutliche Verdichtung d. Bestände beobachten. Sie besetzt als Sekundärhabitate die Ränder aller versiegelten Flächen (Straßen, Parkplätze, Gehwege etc.). Sie ist hier nach
Lasius niger zweifellos die
erfolgreichste Art! Was macht sie so erfolgreich?
a. Wie erwähnt, die Nutzung unterschiedlicher Habitate u. Neststandorte. Auch Nester in und unter Totholz konnten gefunden werden.
b. Ausgeprägte Polygynie! Rascher Aufbau volkreicher Populationen. Entstehen v.
Superkolonien. Die gibt es auch in der Stadt! Ich konnte über viele Meter bis zu 5 cm breite, sehr dicht belaufene Ameisenstraßen zu Läusekolonien auf Ahornbäumen entdecken. Diese starke Frequenz auf breiten Ameisenstraßen kenne ich sonst nur v. Formica pratensis.
c. Stark ausgeprägtes Territorialverhalten: Keine oberflächlich agierende Ameisenart wird hier geduldet, auch große Arten wie Manica rubida, Camponotus ligniperdus od. C. vagus müssen weichen.
Beispiel:
Es gibt Flächen, die sind ganztägig v. furagierenden (??) Arbeiterinnen übersät, eine habe ich daher (unabsichtlich) zertreten u. sofort strömten v. allen Seiten andere Arbeiterinnen herbei (ähnlich machen das die Waldameisen!). Die Verletzte wird untersucht, der vermeintlich anwensende Feind (Boro) durch hektische Suchläufe gefunden u. attackiert. Wird hier für eine Verletzte od. Tote solidarische Hilfe angeboten?
d. Gute Orientierungsfähigkeit, sehr schnell, relativ gutes Sehvermögen. Findet rasch Beutestücke und attackiert sofort. Die Rekrutierung weiterer Kolleginnen erfolgt sicher durch Abgabe von Alarmpheromonen, weil in der Nähe befindliche Kollegen sofort zum Ort des Geschehens eilen. Auch diese Fähigkeit kennen wir von Waldameisen.
Gemeinsamer Transport der Beute: Kooperation ist alles.
e. Erstmals konnte ich eine intraspezifische Auseinandersetzungen feststellen:
Korrektur v. 17. 6. 2013. Gestern gelang mir die Bestimmung der gezeigten Angreifer, die ich als Belege deponiert hatte. Es handelt sich um die seltene
Formica selysi. Demnach ist es eine
interspezifische Auseinandersetzung! Ich hatte damals einige Belege mitgenommen, weil mir die Auseinandersetzung "seltsam" vorkam u. die Angreifer durchwegs etwas größer waren.
f. Der Feind wird fixiert, gestreckt u. anschließend zu Tode gebracht. Eine sehr erfolgreiche Strategie, die vor allem bei den aggressiveren Formica spp. üblich ist. Sie wird auch oft von kleinen Ameisen gegenüber größeren Feinden angewandt. Im vorliegenden Fall war zu beobachten, dass alle anwesenden Ameisen relativ groß waren. Ich habe zwei, drei Exemplare gemessen u. ziemlich genau 7 mm festgestellt.
Die auf einigen Bildern erkennbare leicht gold-silbrig glänzende Pubeszenz auf der
Gaster scheint gerade für F. fuscocinerea typisch zu sein. Aber es gibt auch Nester der Art, wo abgesehen v. den Beinen verstärkt rötliche Pigmenteinmischungen am
Thorax auftreten:
http://www.ameisenforum.de/fotoberichte/33419-serviformica-sp-beobachten-u-erkennen-fotobericht-3.html