Ameisen als Futtertiere?

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TigerAmeise
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#1 Ameisen als Futtertiere?

Beitrag von TigerAmeise » 5. Oktober 2012, 23:07

Ich bin letztens auf die Idee gekommen, dass Ameisen als Futtertiere interessant sein könnten. Einmal für Reptilien und dann für Hühner. Allerdings nicht als Alleinnahrung, sondern primär als "Erlebnisgastronomie", denn gerade bei Hühnern in Bodenhaltung bzw Masthähnchen langweilen sich oft und fangen dann an sich gegenseitig anzupicken.

Es ist natürlich eine eher theoretische Betrachtung da ich weder Hühner noch Reptilien habe ;-)

Die Vorgehensweise wäre, ein großes Nest in mobiler Form zu produzieren: Einen Eimer mit Agar-Agar oder Lehmerde füllen, Parrafinöl oder was auch immer an den Rand schmieren, Königin in die Mitte setzen, dann ein oder zwei Jahre warten und natürlich alle paar Tage/wochen Futter und Wasser ersetzen.

Dann wenn die Kolonie "reif" ist, würde man den Eimer in den Stall stellen, abdecken und kleine Löcher in den Rand bohren, so dass Arbeiterinnen entweichen können (die Königin aber nicht...).

In der Theorie sollten die Ameisen dann nicht mal so weit kommen, dass Scouts ins Nest zurückkehren, wenn sie was fressbares finden, sondern möglichst gleich gefressen werden. Das Nest dürfte (ohne "Aufladen" durch Fütterung) ein paar Wochen bis Monate halten bis es verhungert.

Der Vorteil für die Hühner ist nicht der Nährwert, sondern dass die Suche nach den Ameisen ihr Leben "verschönert", auch wenn das aus menschlicher Sicht merkwürdig klingt.

Für Reptilien in etwa dasselbe Schema, nur eben mit einer leeren Bierflasche als Nest, man würde kleinere Nester nehmen, und es nicht ständig "offen" lassen.

In der Theorie sollten die Ameisennester immer nur wenige Ameisen nach draußen schicken, in Proportion zu Futterangebot und Größe der Kolonie (Risikomanagement). Das wäre dann sozusagen ein selbstreinigender Futterspender mit biologischer Zeitschaltuhr...

Hygiene ist im Prinzip egal, da ja das Futter der Ameisen sauber ist. Tote Hühner werden theoretisch angefressen, aber die werden eh innerhalb von Stunden entfernt, vermutlich bevor eine Ameisenstraße zustande käme, selbst wenn die Ameisen nicht sofort gefressen werden.



NuEM
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#2 AW: Ameisen als Futtertiere?

Beitrag von NuEM » 6. Oktober 2012, 01:28

Das Thema kommt immer wieder mal auf, da kannst Du auch die Suchfunktion mal bemühen. Das Kernproblem ist, dass der Aufwand der Ameisenhaltung in keinem Verhältnis zum Ertrag steht. Eine Kolonie "reifen" zu lassen (wie Du es ausdrückst) dauert mehrere Jahre. Die gleiche Biomasse in Form von Mehlwürmern oder so ist wesentlich schneller produziert.



TigerAmeise
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#3 AW: Ameisen als Futtertiere?

Beitrag von TigerAmeise » 6. Oktober 2012, 11:04

Wie gesagt, um Biomasse geht es mir garnicht, sondern darum, dass ab und zu Ameisen rausmarschieren...

Mir ist schon klar, dass Ameisen kommerziell nicht wirklich lohnen. Außer vielleicht man kriegt das mit dem Gelatineeimer so hin, dass man wirklich einen halben Hof voll mit Nestern hat, die man regelmäßig um ihre Puppen erleichtert indem man die Puppen an der Oberfläche abschöpft und dann den Kram erwärmt (Gelatine zerfließt, Imagines verdünnisieren sich).



DermitderMeise
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#4 AW: Ameisen als Futtertiere?

Beitrag von DermitderMeise » 6. Oktober 2012, 22:51

Hallo TigerAmeise,
kleiner Lapsus: Agar wird früher oder später schimmeln, so ein Nest ist schließlich nicht steril - daher einfach Lehm oder ein beliebiges anderes erdiges Substrat nehmen.
Hier findest du ein Thema dazu aus der näheren Vergangenheit:
http://www.ameisenforum.de/einsteigerfragen/47733-unsichtbare-haltung-ameisen-als-futtertiere.html

Wesentlich "nachhaltiger" dürfte es sein, wenn du eine über mehrere Jahre aufgezogene Kolonie nicht bis zum Ausbluten verfütterst, sondern wenn sich der Verlust in Grenzen hält (~ 1/10 der Tiere) und du diese Kolonie weiter einsetzen kannst, denn die Aufzucht kostet am meisten Zeit. Wie auch NuEM finde ich, dass der Aufwand in keinem Verhältnis zum Ergebnis stehen würde; warum gerade Ameisen?



TigerAmeise
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#5 AW: Ameisen als Futtertiere?

Beitrag von TigerAmeise » 13. Oktober 2012, 01:01

Stimmt wohl, Gelatine oder Agar-Agar müsste irgendwann schimmeln. Irgendwie war ich davon ausgegangen, dass sogenanntes "Ameisen-Gel" was ja so was ähnliches ist, länger als ein paar Wochen hält. Oder die verwenden Anti-Pilzmittel, was ich mir eigentlich nicht vorstellen kann. Es wäre eben praktisch gewesen zur Entnahme von "Ameiseneiern" in einem kommerziellen Kontext (den ich aber eh nicht plane...), einfach Glühbirne drüberhängen, dann werden Eier/Puppen nach oben getragen und die Königin verzieht sich nach unten...

Meiner Meinung nach dürfte eine reife Ameisenkolonie nicht ausbluten, zumindest nicht sonderlich schnell. Ameisen betreiben Risikomanagement, die Anzahl der ausgesendeten Ameisen ist proportional zu dem, was die Kolonie verkraften kann. Natürlich ist es sinnvoll, ab und an Kalorien zu liefern.

Der Gedanke dahinter ist, dass es weniger Arbeitsaufwand ist, bzw praktischer als andere Insekten sozusagen in die Herde zu schleudern, was eher mehr Stress bringt als weniger. Andere Insekten bleiben nicht sonderlich lange in einem offenen Behältnis, während Ameisen sich nur massenhaft raustrauen, wenn es sicher ist...

Die Aufzucht einer Kolonie in diesem Schema erfordert nur wenige Handgriffe in der Woche, da es sich ja nicht um eine Liebhaberinstallation handelt.

Ähnliches gilt für einen Zuchtbehälter mit flugunfähigen Drosophila, den man im Terrarium öffnet. Da entweicht dann die Hälfte auch noch aus dem Terrarium oder wird einfach nicht gegessen...



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druidefuzi
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#6 AW: Ameisen als Futtertiere?

Beitrag von druidefuzi » 13. Oktober 2012, 12:22

Hi,

TigerAmeise hat geschrieben:

In der Theorie sollten die Ameisen dann nicht mal so weit kommen, dass Scouts ins Nest zurückkehren, wenn sie was fressbares finden, sondern möglichst gleich gefressen werden. Das Nest dürfte (ohne "Aufladen" durch Fütterung) ein paar Wochen bis Monate halten bis es verhungert.

Wenn du schon eine Kolonie dafür opfern willst , würde ich an deiner Stelle wenigstens Kohlenhydrate ( Honig(wasser),Zuckerwasser) verfüttern , bevor die Arbeiterinnen eingehen. :(


TigerAmeise hat geschrieben: Es wäre eben praktisch gewesen zur Entnahme von "Ameiseneiern" in einem kommerziellen Kontext (den ich aber eh nicht plane...)


Naja selbst wenn du es wolltest , ich denke du müsstest dafür ein z.b "ausgewachsenes" Lasius niger Volk sehr oft um die Puppen erleichtern , bis du 100g Ameisenpuppen zusammen hast.(Wenn man für ´ne Puppe das gleiche Gewicht wie ne Arbeiterin (ca.20-30mg) nehmen würde , wären das ~4000 Puppen , die man dann für ca 10-15 Euro verkauft bekommt...) :huh:



Solltest für deinen Plan evtl außerhalb des Nestes im Hühnerstall irgendwie Proteine anbieten , ohne dass die Hühner sie vorher auffressen , könnte die Außenaktivität erhöhen.


MfG


Lasius niger seit :11.09.2012
Lasius flavus seit:27.06.2013 († 08.07.2013)
Lasius cf. niger seit: 12.07.2013

DermitderMeise
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#7 AW: Ameisen als Futtertiere?

Beitrag von DermitderMeise » 13. Oktober 2012, 21:16

TigerAmeise hat geschrieben:Oder die verwenden Anti-Pilzmittel, was ich mir eigentlich nicht vorstellen kann.

Aber genau das wird gemacht. :spin2: Die Gelfarmen sind nicht darauf ausgelegt dass darin Tiere (über)leben/gehalten werden sollen; sie bieten ein bisschen Entertainment auf Kosten der Bewohnerinnen und das war's.

Es wäre eben praktisch gewesen zur Entnahme von "Ameiseneiern" in einem kommerziellen Kontext

Das rechnet sich nicht, jedenfalls nicht hier bei uns; hier sind alle "Ameiseneier" (=Ameisenpuppen) von wilden Waldameisenvölkern geraubt, siehe auch der Ameisler. In Asien gibt es anscheinend Bestrebungen Oecophylla (halb-)kommerziell zu halten, aber das ist ein anderer Schuh.

Ameisen betreiben Risikomanagement, die Anzahl der ausgesendeten Ameisen ist proportional zu dem, was die Kolonie verkraften kann.

Der letzte Satzteil stimmt zwar, doch hat nichts mit Risikomanagement zu tun. Wenn immer wieder die furagierenden Arbeiterinnen verschwinden, müssen neue geschickt werden, weil es schließlich hungrige Brut & eine Königin zu ernähren gibt. Die Ameisen wägen dabei nicht ab, ob die letzten Tage niemand zurück gekommen ist - d. h. die Kolonie wird anfangs sehr schnell und dann langsamer "ausbluten".

Der Gedanke dahinter ist, dass es weniger Arbeitsaufwand ist, bzw praktischer als andere Insekten sozusagen in die Herde zu schleudern, was eher mehr Stress bringt als weniger.

Naja, ich bin da nach wie vor sehr skeptisch - du kannst es ja gerne ausprobieren, aber ich glaube du unterschätzt trotzdem den Aufwand, der in keinem Verhältnis zum Futterwert oder Entertainment (für die Hühner) steht.

Andere Insekten bleiben nicht sonderlich lange in einem offenen Behältnis

Doch klar, Mehlwürmer klettern keine glatten Wände hoch, genauso nicht die Argentinische Waldschabe (um nur zwei Möglichkeiten von vielen zu nennen).

während Ameisen sich nur massenhaft raustrauen, wenn es sicher ist...

Nein; siehe oben.

Da entweicht dann die Hälfte auch noch aus dem Terrarium oder wird einfach nicht gegessen...

Dann mache ich wohl etwas falsch. ;)



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