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von Gast » 13. Oktober 2012, 10:09
Zu den extrem divergierenden Einschätzungen der Wirkung von Paraponera-Stichen kommt es sehr wahrscheinlich durch die unterschiedliche "Behandlung" der Tiere vor dem Stich:
Jede Ameise hat nur einen begrenzten Vorrat an Giftsekret. Nimmt man eine Ameise in der Natur - absichtlich oder versehentlich - in die Hand, bekommt man mit deren erstem Stich fast die volle Dosis, fast den gesamten Inhalt der Giftblase, mit entsprechenden Folgen.
Das Gegenstück sind die Initiationsriten der Indianer: Da werden die Paraponera in Handschuhe "eingeflochten", irgendwie im Gewebe befestigt. Ganz klar, dass sie sich zu wehren versuchen und wild um sich stechen, wahrscheinlich in irgendwelche Handschuhe oder Materialien, mit denen sie bei der Prozedur festgehalten werden. Dabei dürfte das meiste Gift längst abgegeben sein, wenn der Mannbarkeits-Kandidat sich den mit Ameisen gespickten Handschuh überzieht. Die Stiche allein sind sicher noch schmerzhaft, aber viel Gift kann dabei eigentlich nicht mehr abgegeben werden.
Wer jemals von ein- und derselben Wespe oder Hornisse mehrfach gestochen wurde, der weiß, dass der erste Stich am meisten schmerzt, und dass weitere Stiche immer weniger wirksam sind.
Eine weitere Ursache für unterschiedlich wirksame Stiche könnte darin bestehen, dass die Ameisen das Gift aus Vorstufen synthetisieren, die sie mit der Nahrung aufnehmen. In der Haltung fehlen evtl. die passenden Nahrungsbestandteile, so dass das neu produzierte Gift weniger wirksam ist. - Spekulation, aber vielleicht weiß einer der User darüber Genaueres?
Bekanntlich werden Pfeilgiftfröschchen in der Haltung weniger giftig, weil sie ihrerseits Vorstufen ihrer giftigen Hautsekrete aus dem Gift erbeuteter Ameisen herstellen. Wenn die in der Nahrung fehlen, kann das die Haut schützende Sekret nicht mehr produziert werden. Wichtig dabei: Es müssen ganz bestimmte Ameisenarten sein, nicht "irgendwelche" Ameisen.
MfG,
Merkur