Mysteriöses Sterben bei Camponotus cruentatus

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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Dr_Karrissen
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#9 AW: Mysteriöses Sterben bei Camponotus cruentatus

Beitrag von Dr_Karrissen » 14. Oktober 2012, 21:17

Da möchte ich einen Zwischenruf einwerfen:

Ameisen haben ein weitaus besseres Gespür für den Tod.
Zum einen entfernen sie sich selbst von der Kolonie, wenn sie merken es geht mit ihnen zu Ende.
Zum andere denke ich, dass sie auch merken, wenn eine Ameise noch lebensfähig ist.
Mir wurde mir einst eine Formica (Raptiformica) sanguinea Königin, mit drei eigenen und vielen Formica (Serviformica) sp. Arbeiterinnen zugeschickt.
Es war kalt draußen.
Als sie bei mir ankamen, war der Wassertank ausgelaufen, alle schienen im sterben zu liegen, die Gyne schien schon tot zu sein. Sie bewegte sie nicht mehr, sie lag auf der Seite, die Beine angezogen.

Ich legte sie alle in ein Formicarium, dort auf ein Stück Klopapier.
Nach einigen Stunden schaute ich wieder rein - einige Arbeiterinnen hatten sich wieder aufgerappelt. Sie scharten sich um die Königin, belagerten sie regelrecht - dann zogen sie sie ins neue, abgedunkelte Reagenzglas.
Ich dachte mir zuerst, nun würden sie sie zerlegen - was solls, war ja eh tot.

Nach zwei weiteren Tagen sah ich wieder rein, unglaublich.
Die Königin lebte, auch wenn sie kaum laufen konnte.
Nur wenige Tage später hatte sie Eier gelegt, einen Haufen Brut.

Das zeigt meiner Meinung nach, dass wir Menschen über Leben und Tod bei den Ameisen keine Ahnung haben.
Wir sehen eine lebende oder eine tote Ameise - doch wir sehen nicht, wie tot oder lebendig sie ist, ob sie eine Chance hat wieder "aufzuwachen", oder ob sie in einigen Minuten bis Stunden sowieso sterben würde.



lg, doc


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CHAOSJinzo
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#10 AW: Mysteriöses Sterben bei Camponotus cruentatus

Beitrag von CHAOSJinzo » 22. April 2013, 17:31

Hier bin ich wieder!
Wie von DermitderMeise gewünscht, berichte ich nun vom Verbleib der Kolonie.

Das am Anfang dieses Threads geschilderte Sterben endete bald, nachdem ich entschied, das Nest wieder stärker zu befeuchten.
Ob es wirklich an der Feuchtigkeit lag, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, da die Kolonie nie ein großer Fan von Feuchtigkeit war und immer an den trockensten Stellen im Nest saß; außerdem biete ich in der Arena immer Wasser an.
Aber anscheinend war es ihnen doch zu trocken.
Das würde auch das Verwerten der noch halblebendigen Arbeiterinnen erklären. Die Ameisen wollten einfach keine Feuchtigkeit verlieren.

Jedenfalls hat die Kolonie die Winterruhe gut überstanden und wurde Anfang März ausgewintert. Die überwinterten Larven sind inzwischen schon zu Arbeiterinnen geworden und es ist eine Menge Brut in allen Stadien vorhanden.
Die Kolonie hat großen Hunger und scheint sich nun gut zu entwickeln.
Die Koloniegröße kann ich nur schätzen, aber ich würde auf ca. 100 Tiere tippen.

Nochmals vielen Dank Dr_Karrissen und DermitderMeise für eure Hilfe.

MfG,
CHAOSJinzo



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