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Temnothorax cf. nylanderi - Haltungserfahrungen

Berichte, Erfahrungen, Tipps, Beobachtungen Gattung Temnothorax
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Kati
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#1 Temnothorax cf. nylanderi - Haltungserfahrungen

Beitrag von Kati » 1. Mai 2012, 14:38

[SIZE="6"]Temnothorax cf. nylanderi [/SIZE]

Taxonomie: Unterfamilie Myrmicinae, Tribus Formicoxenini
Färbung: gelbbräunlich, Kopf und Gaster dunkelbraun
Größe: Arbeiterinnen: 2,3 – 3,5 mm, Königin: 3,5 – 4,7 mm
Verbreitung: Europa
Habitat: Laub- und Mischwälder
Eigenschaften: monomorph, monogyn
Koloniegröße: bis ca. 200 Arbeiterinnen
Nestbau: kleine Hohlräume in Eicheln, Nüssen, Borken und Stöckchen
Nahrung: Insekten und zuckerhaltige Lösungen
Winterruhe: Ja, exogene Winterruhe von Oktober bis März
Temperatur: 16 - 25°C
Luftfeuchtigkeit: mäßig bis trocken

Hier geht es zum Diskussionsthread.


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Kati
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#2 AW: Temnothorax cf. nylanderi - Haltungserfahrungen

Beitrag von Kati » 1. Mai 2012, 15:06

[SIZE="3"]Mai[/SIZE]

Temnothorax nylanderi ist eine Art, die ich schon einmal gehalten habe, dann aber nach einiger Zeit wieder freigelassen habe. Dennoch ist es eine Art, die mich immer wieder fasziniert hat und so beschloss ich mir wieder eine Kolonie aus dem Wald mitzubringen. Dort muss ich nicht lange suchen: Es wäre schwieriger gewesen eine passende, unbewohnte Eichel zu finden! Noch im Wald habe ich die Eichel soweit geöffnet, dass ich hineinschauen konnte. Ich schätze die Kolonie auf mindestens 70-100 Tiere. Sogleich strömten viele Arbeiterinnen aus dem Nest. Ich ließ die Eichel in einen kleinen Becher fallen und wartete, dass die Ameisen sich beruhigten. Die Königin war auch mit herausgelaufen. Da an mehreren Stellen von im Nest lebenden, unbegatteten Gynen berichtet wird, war ich natürlich unsicher, ob es sich bei diesem Tier um "die" Gyne handelt. Schnell wurde die Ameise jedoch von einer ander Arbeiterin gepackt und ins Nest getragen. Dieses Verhalten scheint häufig für die Art zu sein, zu dem Zeitpunkt war die Königin allerdings die einzige, die sofort zurückgetragen wurde. Ich gehe deshalb davon aus, dass sie begattet ist.

Zuhause angekommen habe ich der Kolonie in eine kleine Arena gesetzt, welche ich mit Dekomaterial aus dem Wald bestückt habe. Ich bin ein Fan von natürlicher Haltung, und das spiegelt auch das kleine Becken wieder. Es handelt sich um eine handelsübliche Rocherbox, welche im Deckel zwei kreisförmige Gazeeinsätze hat. Diese sind mit Silikon verklebt. Als Ausbruchsschutz dient zusätzlich Paraffinöl. Der Boden besteht zu unterst aus einer dünnen Schicht Sand-Lehm. Darauf habe ich kleine Stöckchen und zerbröselte Blätter gestreut, womit der Boden unter Eichen in der Natur bedeckt ist. Zusätzlich noch zwei Stücke feines Moos und einige Borkenstückchen. Die Eichel habe ich in eine Ecke gelegt.

Gefüttert habe ich die Kolonie bereits mit einer kleinen Spinne. Diese wurde gut angenommen, begeisterter sind sie allerdings noch von Honig. Ich verfüttere puren Waldhonig, der übrigens überwiegend aus Honigtau besteht. In winzigen Tröpfchen, welche ich mit einer Nadel setze, kann auch keine Temnothorax ertrinken.

Über Nacht ist die Kolonie aus ihrer lädierten Eichel ausgezogen. Neues Nest ist ein kleines Stöckchen, das Holz ist schon beinahe weißfaul und ist so einfach zu bearbeiten. Der Boden darunter ist bedeckt mit kleinen Holzkrümelchen. Ich habe mich gegen ein Kunstnest entschieden, da ich finde, dass bei Temnothorax nylanderi besonders die Lebensweise in Kleinstlebensräumen wie eben Eichel und Borken interessant ist. Dazu kommt, dass ein solches Nest nicht in die naturnahe Arena passen würde. Eventuell werde ich aber eine passende Eichel anbieten. Auch die Arena Einrichtung ist alles andere als übersichtlich, was aber gewollt ist. Natürlich hätte ich auch einen einfachen Gipsboden wählen können, auf dem die Ameisen sicherlich besser zu sehen wären. Ameisen, die in einer natürlichen Umgebung furagieren, sind aber in meinen Augen einfach ein schönerer Anblick, weshalb ich versuchen möchte, ihre natürliche Umgebung so gut wie möglich nachzustellen.
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#3 AW: Temnothorax cf. nylanderi - Haltungserfahrungen

Beitrag von Kati » 18. Mai 2012, 19:46

Meine Temnothorax Kolonie ist in eine neue schöne Eichel eingezogen. Dazu habe ich ihr altes Nest in dem faulen Stöckchen vorsichtig geöffnet. Faszinierend, wie wenig Platz diese Ameisen benötigen! Ich habe zwei passende Eicheln angeboten und gewartet, für welche der beiden sie sich entschieden haben. Bezogen haben sie schließlich nur eine, da die andere noch zu frisch war und die Frucht im Inneren noch nicht eingetrocknet war, was ich zuvor nicht bemerkt hatte. Seit einiger Zeit leben sie nun wieder in einer Eichel.

An Proteinen biete ich regelmäßig Fliegen und dergleichen an. Auch ein Stück eines toten Maikäfers hat ihnen sehr geschmeckt.Ich kann bestätigen, dass Temnothorax immer Hunger auf Proteine haben. Regelmäßig gibt es auch Honig- oder Zuckerwasser in kleinen Tropfen. Dazu benutzte ich einen kurzen Nagel mit breitem Kopf als Futterplatzform. Passt stilistisch nicht in meinen Miniwald, ist dafür aber sehr praktisch und leicht zu reinigen. Kohlenhydrate werde in letzter Zeit aber weniger angenommen. Ich frage mich woran das liegt. Wasser reiche ich in kleinen Tropfen, außerdem befeuchte ich die Arena regelmäßig. Es regnet ja auch im Wald.

Mit Schimmel habe ich bis jetzt überhaupt keine Probleme, obwohl ich manchmal Honig direkt auf einen Ästchen oder ein Stück Borke gebe und die Arena schon regelmäßig befeuchtet wird. Das freut mich natürlich. Eventuell liegt es daran, dass die Arena erstens gut belüftet ist, trotz Feuchtigkeit und ich keine Einrichtungsgegenstände abgebacken habe.

Fotos reiche ich morgen nach.


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#4 AW: Temnothorax cf. nylanderi - Haltungserfahrungen

Beitrag von Kati » 3. Januar 2013, 23:55

Die Kolonie wurde schon vor einigen Wochen mitsamt Arenaeinrichtung wieder in ihren Heimatwald zurückgebracht. Der Bericht kann also geschlossen werden.

Als Fazit lässt sich aber sagen, dass es sich um eine sehr schöne, kleine Art handelt, die ich mir auch in einem größeren, naturnah eingerichtetem Gemeinschaftsformikarium vorstellen könnte. Den Ausbruchsschutz könnte man verbessern. Obwohl sie keine "aggressiven Ausbrecher" sind war Paraffin auf Plastik für sie nicht so das Wahre - auf Glas kann das aber ganz anders aussehen. Interessant war, dass gerade bei dieser Art schön beobachtet werden konnte, wie eine Arbeiterin die Andere trug um sie in ein neues Nest oder irgendwo anders hin zu bringen. Das hatte ich vorher noch nie gesehen und fand es sehr faszinierend. Hat man erst einmal ein Gebiet gefunden in dem diese Art verbreitet ist, findet man meiner Erfahrung nach in jeder zweiten Eichel eine kleine Kolonie. Wahnsinn wie dich diese kleine, unscheinbare Art den Wald bevölkert!


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