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Österreich hält an der Wehrpflicht fest

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chrizzy
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#1 Österreich hält an der Wehrpflicht fest

Beitrag von chrizzy » 22. Januar 2013, 00:19

Hey,

Sind Sie für die Einführung eines Berufsheeres und eines bezahlten freiwilligen Sozialjahres?
oder
Sind Sie für die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht und des Zivildienstes?
war die Frage, die die wahlberechtigte österreichische Bevölkerung am Sonntag zu klären hatte, im Zuge einer Volksbefragung (zu deren Umsetzung sich die Regierung aber verpflichtet hat, deswegen hatte sie eher "Volksabstimmungs-Charakter").

Ca. 60% stimmten für die Beibehaltung des aktuellen Systems (Wahlbeteiligung ca. 50%) - Hauptgrund war lt. Umfragen für viele nicht die Wehrpflicht an sich, sondern der Zivildienst und der Katastrophenschutz (ausreichende Bundesheer-Hilfskräfte bei der Katastrophenbewältigung etc.).

Für Pro und Contra gibt es jeweils so viele Argumente, dass ich hier Stunden sitzen könnte, um sie aufzulisten, hier ne nette Übersicht:

http://burgenland.orf.at/news/stories/2565801/

Aufsehen erregt haben auch Forderungen nach einer kompletten Abschaffung des Heeres (also Aufgabe der eigenen Landesverteidigung und Einrichtung einer eigenen "Abteilung" für Katastropheneinsätze)

Mich würd interessieren, wie ihr (und hier auch die Deutschen und Schweizer in der Community) das ganze sehen.



Ich aus meiner Sicht habe für die Beibehaltung des aktuellen Systems gestimmt, da hier die Argumente mEn überwiegen. Ich war selbst bis vor kurzem Zivildiener im Rettungsdienst des Roten Kreuzes, und habe hier irrsinnig viel für mein Leben gelernt. Auch für mich waren also eher die "zivilen Argumente" ausschlaggebend. Insb auch wenn man sich ansieht, was teilweise in D für Probleme aufgetreten sind, wenn man zB ein Posting des Landesgeschäftsführers des Bayrischen Roten Kreuzes auf Facebook hernimmt, der beschreibt, wie schwierig es ist, alle weggefallenen Zivis durch Freiwillige zu ersetzen.

Das ganze Problem dabei: Die österreichische Regierung hat ihre Hausaufgaben vorab nicht erledigt (im Sinne einer Formulierung der zukünftigen Aufgabengebiete des Bundesheeres, den Anforderungen, dringend zu klärende Fraen der faktisch nicht mehr vorhandenen Neutralität etc.), weshalb die Entscheidung umso schwieriger war.

Für was habt/hättet ihr gestimmt und warum?

lg, chrizzy



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Sobek
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#2 AW: Österreich hält an der Wehrpflicht fest

Beitrag von Sobek » 22. Januar 2013, 00:28

Ich habe ungültig gestimmt. Für mich war die ganze Befragung eine einzige Farce. Keine der Möglichkeiten wurde erklärt, bzw. die Auswirkungen.

Ich garantiere dir, auch wenn alle jetzt groß von Veränderungen und Reformen im Heer sprechen, wird nichts, rein garnichts passieren. Für mich war das ganze so, dass wir einfach gefragt wurden, damit die da oben sagen können: Was wollt ihr? Haben euch eh gefragt!

Hat irgendjemand mal erklärt wie das Herr jetzt reformiert werden soll? Hat irgendwer mal genau und sachlich (ohne Wahlkampfgeplänkel und "Es-ist-einfach-so-Aussagen") erklärt was passiert wenn das Heer abgeschafft werden würde?

Grundsätzlich muss man noch ergänzen dass unter den Leuten unter 30 Jahren die Mehrheit GEGEN das verpflichtende Bundesheer gestimmt hat. Ich glaube das waren auch an die 60 Prozent...

Grundsätzlich bin für eine Abschaffung, jedoch wäre ich gerne mal sachlich informiert worden.

Meine Meinung halt...
Lg, Georg


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Gilthanaz
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#3 AW: Österreich hält an der Wehrpflicht fest

Beitrag von Gilthanaz » 22. Januar 2013, 09:33

Es gibt kaum Argumente, die gut machen könnten, das man nur jungen Männern ein halbes bzw. dreiviertel Lebensjahr nimmt. Ein ordentlich bezahlter Wehr- bzw. Ersatzdienst (Der Zivildienst war nur als Ãœbergangslösung gedacht, das wird andauernd unter den Tisch gekehrt...) würde das etwas ausgleichen, aber für 300€/Monat geht keiner arbeiten. Der 'Zwang' macht es nicht besser, und wer bei dem Verein war, hat hauptsächlich eines gelernt: Saufen (beim Heer) oder Zeit totschlagen (beim Zivildienst, obwohl das hier je nach Einsatzstelle auch ganz angenehm sein kann).

Ein Profiheer und ein freiwilliges Sozialjahr mit den angekündigten 14 x 1400€ Brutto in diesem Jahr, sowie die Gründung eines technischen Hilfswerks (Beispiel Deutschland) für Katasrophenfälle, wäre wesentlich sinnvoller gewesen.

Reformen werden in Österreich durch die Ü60 bestimmt, und zwar aus mehreren Gründen: Es gibt sehr viele davon; Sie haben eigentlich immer Zeit, wählen zu gehen, und tun dies auch; Die Meinungen sind teilweise seit 40 Jahren festgefressen und besitzen mehr Statik als so mancher Berg; Nachkriegsmentalität. Aus exakt den selben Gründen wird auch immer noch so viel Rot und Schwarz gewählt, obwohl beide Parteien in Skandale verwickelt sind, ganz nach dem Motto "Jetzt wähle ich die schon 30 Jahre...".

Lustiges am Rande: In manchen Seniorenheimen werden für die Bewohner auf den Wahlkarten die Kreuzchen gemacht, je nachdem welcher Partei das Heim nahe steht. Und das sind sehr viele Stimmen.

Zum Thema Information über das Ganze Thema:
Da kam nix, außer Stammtischgeschwafel und reisserische Plakate. Ich kann verstehen, warum die Wahlbeteiligung nicht viel höher war und auch relativ viele ungültig gewählt haben. Wer sich nicht selbst Gedanken zu den Themen machte und über Erfahrungen mit dem System verfügt, konnte kaum eine Entscheidung treffen (Und schließt schon mal sehr viele Frauen aus, was in ländlichen Gegenden zum üblichen "Frau-wählt-was-Mann-wählt" wird).

In der Politiklandschaft etwas bewegen wollen - oder allgemein weit überholte Systeme modernisieren und verändern - erinnert mich hier immer an Don und seine Windmühlen...

lg,
- G



Gilthanaz
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#4 AW: Österreich hält an der Wehrpflicht fest

Beitrag von Gilthanaz » 22. Januar 2013, 09:33

Es gibt kaum Argumente, die gut machen könnten, das man nur jungen Männern ein halbes bzw. dreiviertel Lebensjahr nimmt. Ein ordentlich bezahlter Wehr- bzw. Ersatzdienst (Der Zivildienst war nur als Übergangslösung gedacht) würde das etwas ausgleichen, aber für 300€/Monat geht keiner arbeiten. Der 'Zwang' macht es nicht besser, und wer bei dem Verein war, hat hauptsächlich eines gelernt: Saufen (beim Heer) oder Zeit totschlagen (beim Zivildienst, obwohl das hier je nach Einsatzstelle auch ganz angenehm sein kann).

Ein Profiheer und ein freiwilliges Sozialjahr mit den angekündigten 14 x 1400€ Brutto in diesem Jahr, sowie die Gründung eines technischen Hilfswerks (Beispiel Deutschland), wäre wesentlich sinnvoller gewesen.

Reformen werden in Österreich durch die Ü60 bestimmt, und zwar aus mehreren Gründen: Es gibt sehr viele davon; Sie haben eigentlich immer Zeit, wählen zu gehen, und tun dies auch; Die Meinungen sind teilweise seit 40 Jahren festgefressen und besitzen mehr Statik als so mancher Berg; Nachkriegsmentalität. Aus exakt den selben Gründen wird auch immer noch so viel Rot und Schwarz gewählt, obwohl beide Parteien in Skandale verwickelt sind, ganz nach dem Motto "Jetzt wähle ich die schon 30 Jahre...".

Lustiges am Rande: In manchen Seniorenheimen werden für die Bewohner auf den Wahlkarten die Kreuzchen gemacht, je nachdem welcher Partei das Heim nahe steht. Und das sind sehr viele Stimmen.

Zum Thema Information über das Ganze Thema:
Da kam nix, außer Stammtischgeschwafel und reisserische Plakate. Ich kann verstehen, warum die Wahlbeteiligung nicht viel höher war und auch relativ viele ungültig gewählt haben.

In der Politiklandschaft etwas bewegen wollen - oder allgemein weit überholte Systeme modernisieren und verändern - erinnert mich hier immer an Don und seine Windmühlen...

lg,
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NIPIAN
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#5 AW: Österreich hält an der Wehrpflicht fest

Beitrag von NIPIAN » 22. Januar 2013, 10:34

Hoi,

[quote="Gilthanaz"]
Ein Profiheer und ein freiwilliges Sozialjahr mit den angekündigten 14 x 1400€]
[quote="http://www.vol.at/berufsheer-und-sozialjahr/3462817"]Als Alternative zum Zivildienst hat Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) das Modell eines “]Das ist mehr, als eine Type in Deutschland für die selbe Stelle nach Ausbildung Vollzeit bekommt^^. Was lernen wir daraus? Deutschland ist billiger.de =D.



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#6 AW: Österreich hält an der Wehrpflicht fest

Beitrag von Boro » 22. Januar 2013, 10:58

Die ganze Argumentation für alle möglichen Varianten ging meiner Meinung nach daneben. Die Frage hätte eher lauten müssen: Braucht Österreich überhaupt ein Militär? Die einen sagen, es gebe kein Bedrohungsszenario mehr, daher brauchen wir kein Heer. Die anderen sagen, wir müssten in der EU solidarisch sein und daher brauchen wir ein Heer. Für Auslandseinsätze?? Hier beginnen bereits die Lügen: Es wird verschwiegen, dass die meisten EU-Länder bei der NATO sind und daher EU-Interessen praktisch von der NATO wahrgenommen werden [siehe z. B. Bosnien-Herzegowina, vor allem Kosovo (Nordkosovo), Afghanistan, Irak, Sudan usw.]. Und jeder weiß, dass die NATO-Interessen wesentlich von den USA bestimmt werden. Österreich ist aber immer noch ein (angeblich) neutrales Land und ich persönlich bin strikt gegen jedes Engagement öst. Truppen im Ausland, da haben wir nichts verloren, wir hatten nie Kolonien und es gilt keine wie immer gearteten Interessen Österreichs im Ausland wahrzunehmen.
Daher bin ich gegen eine Berufsheer, in der Praxis eine Söldnertruppe, die dann je nach Interessenslage im Dienste der EU (NATO) eingesetzt werden kann. Aus diesem Grunde habe ich für die Beibehaltung einer (verbesserunswürdigen) Wehrpflicht gestimmt.
L.G.Boro

P.S.: Chrizzy hat natürlich Recht, der alternative Zivildienst hat sich nach einigen Anfangsschwierigkeiten im Laufe der Zeit hervorragend bewährt! Ohne die Arbeit der (gering bezahlten) Zivildiener würden wir ganz schön blass aussehen.



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#7 AW: Österreich hält an der Wehrpflicht fest

Beitrag von rumpelstielzchen » 22. Januar 2013, 17:18

Hallo :)

Ich habe auch für den Erhalt der gegenwärtigen Situation gestimmt(so brikär wie sie auch zu sein scheint).
Für mich hatte das mehrere Gründe die auch ich nicht gewillt bin hier lang und breit zu erläutern.

In vielen genannten Punkten habt Ihr meine absolute Zustimmung. ;)

Meiner Meinung nach sollte man jedoch die Struktur der Volksbefragungen und Wahlen in Österreich aufjeden Fall von vornherrein nochmal überdenken!!!

Es geht mir nicht ganz ein das knapp 50% der Bürger dieses Landes ihre Stimme abgaben und trotzdem von "Österreich hat gewählt" gesprochen wird.....
Wenns nach mir ginge sollte die WAHLPFLICHT eingeführt werden damit man zumindest sachlich davon sprechen kann das das Volk(als die Einheit als die es ja oft und gerne dagestellt wird) sich entschieden hat.
Ein netter Punkt dieses "Gedankenkonstrukts" ist nebenbei das jene die es not haben* ungültig zu wählen(warum auch immer-.. no offence) sich dann für einen bewussten Stimmenthalt entscheiden könnten.


Das hätte zumindest für mich mehr bedeutung....
Keine Ahnung wie ihr das seht aber für mich ergäbe das schon irgendwie Sinn.

Lg Rumpel



edit * Sozusagen gezwungenwerden ob einer fehlenden Alternative zum Fernbleiben ( :) wir verstehen uns da schon Sobek...)


[font="]Der Letzte macht das Licht aus …[/font]

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Sobek
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#8 AW: Österreich hält an der Wehrpflicht fest

Beitrag von Sobek » 22. Januar 2013, 17:59

Ein netter Punkt dieses "Gedankenkonstrukts" ist nebenbei das jene die es not haben ungültig zu wählen(warum auch immer-.. no offence) sich dann für einen bewussten Stimmenthalt entscheiden könnten.


Ich nehme bei jeder Wahl teil. Nur wenn ich, wie in diesem Fall, nicht weiß was das Eine oder das Andere bedeutet, und egal wo man sich informiert, nur mit widersprüchliche Aussagen konfrontiert wird, so sehe ich das ungültig Wählen als einzige Alternative zum Fernbleiben.

Lg, Georg


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