Erfolgreiche Ansiedlung eingeschleppter Arten

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
DermitderMeise
Halter
Offline
Beiträge: 3031
Registriert: 1. April 2007, 09:24
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

#33 AW: Erfolgreiche Ansiedlung eingeschleppter Arten

Beitrag von DermitderMeise » 4. Februar 2013, 18:47

Gripsnest hat geschrieben:dessen Inneres genau die gleichen Eigenschaften dieser Wolllausart aufweist.

Hm; dann würde ich eher an Blut denken, denn diese Pflanzenläuse - und wahrscheinlich alle anderen auch - können nur an Kakteen saugen.

Freunde von uns meinten gelesen zu haben, dass diese Läuse zur Farbstoffgewinnung gezüchtet werden und aus einem Labor entkommen sind. Ich habe keine Ahnung, ob das den Tatsachen entspricht.

Ersteres ja, letzteres eher nicht. Die Tiere (allerwahrscheinlichst Cochenille-Schildläuse) "gehören" im Prinzip zu den Pflanzen, die kennen sich noch von damals aus Mexiko. :) Die Lauskultur auf dem Kaktus war in der Vergangenheit sehr erwünscht, weil sich aus dem Laus-"Saft" intensivrote Farbe herstellen lässt, s. Wiki-Artikel; auch heute ist sie noch in vielen Nahrungs- und Kosmetikprodukten enthalten (E120 - Augen auf beim Schildlauskauf! Wenn das die Ladys wüssten die sich das auf die Lippen schmieren...).
Wegen der gemeinsamen Vorgeschichte ist es auch unwahrscheinlich dass dieser Schaden von den Läusen allein angerichtet wird, denn ein paar Läuse richten einen strammen Feigenkaktus nicht so gründlich zu Grunde. Das Schadbild sieht eher nach einer Infektionskrankheit aus; solche Krankheiten können wiederum von Saugern übertragen werden. Kennt man hier in D vielleicht von den absterbenden Rhododendron-Knospen und -blättern, an denen dieser Hüpfer schuld ist (beide auch Neobiota, um beim Thema zu bleiben ;)).

Wir reisen seit vielen Jahren nach Südspanien und vor ca. 2 Jahren fing es dann, wie aus dem Nichts an.

Bei der interessanten Vorgeschichte könntet ihr euch vielleicht an eine lokale Uni/einen botanischen Garten wenden, wenn die eine Pflanzenberatung anbieten dürfte das recht einfach sein. Könnte von weltweitem Interesse sein. :)



Gast
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#34 AW: Erfolgreiche Ansiedlung eingeschleppter Arten

Beitrag von Gast » 4. Februar 2013, 20:52

DmdM hat Recht: Wenn die Tierchen roten Inhalt haben, sind es Cochenille-Schildläuse. Vor ein paar Jahren konnte ich auf einer Farm in Peru ein paar Bilder machen. Die Opuntien sterben nicht von dem Befall, müssen aber immer wieder beschnitten werden, damit man überhaupt noch durchkommt! :) Links vorn im Bild sind abgehackte Flachsprosse zu sehen, die verdorren.

3086_02207e3b9d1337eec6887b2b925401cd

Anbau von Opuntien zur Zucht von Cochenille-Läusen in Peru


3086_ae9c4399f8e7347a0bf99355c55ad68a

Ein Flachspross ("Blatt") der Opuntie mit Läusen. Der weiße Belag ist Wachspuder, den die Läuse abscheiden.


3086_610152bde5c525e0e86cb5866d4c1633

Eine Gruppe von jüngeren und adulten Cochenille-Schildläusen. Die Tiere werden zur Ernte abgekratzt, die rote Hämolymphe wird ausgedrückt.


MfG,
Merkur



Benutzeravatar
Gripsnest
Halter
Offline
Beiträge: 153
Registriert: 5. November 2012, 17:35
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#35 AW: Erfolgreiche Ansiedlung eingeschleppter Arten

Beitrag von Gripsnest » 6. Februar 2013, 12:04

Bei der interessanten Vorgeschichte könntet ihr euch vielleicht an eine lokale Uni/einen botanischen Garten wenden, wenn die eine Pflanzenberatung anbieten dürfte das recht einfach sein. Könnte von weltweitem Interesse sein.

Ich muß bei unseren Freunden nochmal nachfragen, woher die Informoationen stammen. Ich meine, dass sie es aus den Costa Calida Nachrichten haben, eine deutschsprachige Zeitung aus der Region. Von daher wird bestimmt schon geforscht. Außerdem reicht mein Spanisch nur zum Einkaufen, Begrüßen und zur Bierbestellung im Restaurant.

müssen aber immer wieder beschnitten werden, damit man überhaupt noch durchkommt!

Damit die Kakteen durchkommen, oder wie war das gemeint? Befallene Teile einfach abschneiden?
Die Bekämpfung, die ich hier mitbekommen habe, erfolgt nur durch Besprühen mit Insektizid. Das habe ich dankend abgelehnt, dann überlasse ich die Kakteen lieber ihrem Schiksal.

Bei Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Cochenilleschildlaus) konnte ich das fliegende Männchen identifizieren. Genauso sahen die "Fliegen" an unseren Hunden aus. Sie schwärmen nach der Dämmerung und das Fell der Hunde scheint sie magisch anzuziehen. Auch Lichtquellen sind ein Anziehungspunkt für sie. Seit November schwärmen sie aber nicht, was wohl mit der kühleren Jahreszeit zusammenhängt.

Vielen Dank für die tolle Hilfestellung an Euch 2.:clap:


Melusine... -Krawehl, krawehl! Taubtrüber Ginst am Musenhain, trübtauber Hain am Musenginst.
Krawehl, krawehl

Gast
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#36 AW: Erfolgreiche Ansiedlung eingeschleppter Arten

Beitrag von Gast » 6. Februar 2013, 12:19

"Damit die Kakteen durchkommen, oder wie war das gemeint? Befallene Teile einfach abschneiden?"
"Man", das heißt, dass die Leute sich zwischen den Pflanzen durch bewegen müssen um die Läuse zu ernten.
Befallene Teile abschneiden kann nicht schaden. Die sollte man dann aber am besten verbrennen. Opuntien-Blattsprosse, die noch leben, treiben sehr schnell Wurzeln und neue Sprosse. Auf diese Weise kann man sie auch leicht vegetativ vermehren.

MfG,
Merkur



Gast_
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#37 AW: Erfolgreiche Ansiedlung eingeschleppter Arten

Beitrag von Gast_ » 9. November 2013, 13:46

Gripsnest hat geschrieben:Gibt es Neuigkeiten von der beliebtesten Urlaubsinsel der Deutschen?
Auch auf dem südspanischen Festland sind die Palmen stark befallen, kein schönes Bild. [..]
Hallon Gripsnest,

Ja und Nein! :D


Gerade hat die Mallorca-Zeitung zum Thema berichtet:
Ãœberschrift:
Erste Erfolge im Kampf gegen den roten Palmrüssler!
Die Zahl der befallenen Palmen auf Mallorca ist in diesem Jahr rückläufig.
dann geht es weiter:
Im Kampf gegen den eingeschleppten roten Palmrüssler kann Mallorca einen wichtigen Erfolg vermelden. Erstmals seit dem ersten Auftreten des Schädlings im Jahr 2006 ist die Zahl der neubefallenen Bäume deutlich zurückgegangen. [..]
um dann weiter unten (fast unbemerkt!) folgenden Satz einzuflechten:
Zudem sei die Ausbreitung des Insekts auch dadurch gebremst, da gar nicht mehr so viele unbefallene Palmen übrig seien. [!]
Quelle: Mallorca-Zeitung

So wird aus einer vermeintlichen "Erfogsmeldung" ein "Rohrkrepierer"!

Zumal neben den anfangs noch favorisierten Dattelpalmen mittlerweile auch Yuccapalmen etc. befallen werden.

Leider gewöhnt man sich im Alltag nur allzu schnell an den Anblick von abgestorbenen und abgeholzten "Bäumen" im Landschaftsbild. :(

Werde mit gelegentlichen Updates weiter am Thema bleiben...

Viele Grüße



Neues Thema Antworten

Zurück zu „Europäische Ameisenarten & Allgemeines“