"Verloren?" , - "Verloren?" Antwortete Martin zweifelnd,
"Ich habe von einer Kolonie im Osten gehört" ,
"Dort hatten sie letzten Herbst ein ähnliches Problem."
"Ich habe es von meinem Uronkel gehört als wir letzten Winter in den Süden geflogen sind"
Sagte Martin energisch!
Doch Wilma unterbricht ihn sogleich,
"Hast du Ameisen gesehen?,...Ameisen wie mich?
Martin verneinte und zog sich ein Stückweit in sein Haus zurrück.
Mit leicht betretenem Blick sahen die zwei Stielaugen Wilma tief in die Seele und Martin sagte...
"Ich habe schon viel gesehen und erlebt,vieles was euch Ameisen entgeht, als geflügelte Rennschnecke hört man im Winterquartier ja so einiges über die Welt"
"Schon mein Urururururgroßvater Achatschneckiger Seits hatte damals schon über diesen Schlamm bescheitgewusst"
"Schleim und Schlamm sind unter Schnecken eben ein beliebtes Thema..."
Abermals unterbricht ihn Wilma und fragt Martin ob er ihr nun helfen könne oder nicht.
"Ach ihr geflügelten Rennschnecken seit doch solche Schwätzer"sagte Wilma mürrisch und zuckte mit ihrem Pronotum
Als sich Wilma schon umdreht um zu gehen zuckt durch Martins Nerfenbahnen ein Geistesblitz,
"Das ORAKEL!!!" Schreit Martin...
"Das alte Orakel auf der anderen Seite des Waldes!"
Martin ist der festen Überzeugung es müsse die Antwort auf die Geschehnisse kennen und Wilma helfen können.
Wilma stellt sich die Frage ob der Schneck noch bei Sinnen ist oder nicht...
Zumal der Wald riiiiiiesig ist, mindestens 10km² groß!!
Dunkel, trübe, um fast jeder Ecke lauern Ameisenlöwen oder Myrmicologen die Proben sammel als wären Ameisen keine Menschen...
"Was weißt du schon vom Wald!" schrie Wilma mit Tränen in den Punktaugen.
Moment mal dachte sich Wilma...
Punktaugen? wieso habe ich eigentlich so schöne ausgeprägte Punktaugen?
Ohne sich diese Frage beantworten zu können sagte Wilma schließlich zu Martin
"Wo soll dieses Orakel sein?"
und Martin erwiederte:
"Schließen wir einen Pakt! Ich fliege dich zum Orakel und du hältst mir dafür die Waldamaranten vom Leib wenn ich schlafe."
Wilma nickte wiederwillig da auch sie Waldamaranten nicht ausstehen konnte.
Es hatte nichts mit ihrem Aussehen zu tun und auch nichts mit ihrer Größe.
Es hatte auch nichts mit dem weitverbreiteten Vorurteil zutun Waldamaranten sein unhöflich und bertügen bei Wetten.
Wilma konnte Waldamaranten einfach nicht ausstehen und wollte deshalb auch so wenig wie möglich mit ihnen zutun haben vielmehr empfand sie die Amaranten die sie bisher kennengelernt hatte immer als Affektiert oberflächlich und nur auf ihre Schönheit bedacht.
So sprang Wilma auf Matins Haus und klammerte sich so gut sie konnte fest.
Eindringlich warnte sie Martin noch das sie sich ja gut festhalten möge denn in diesem Teil des Waldes schießen die Pilze sehr unerwartet aus dem Boden.
"Man könne kaum ausweichen" sagte er
...
Martin breitete seine Schwingen aus und rannte in richtung Felsvorsprung los.
Die Bäume runtherrum staunten nicht schlecht als sie das sahen...
Man hatte sogar das Gefühl sie drehten sich nach den Beiden um um das Schauspiel weiter zu verfolgen...
Nur noch wenige Dezimeter trennten die Beiden vom Abhang.
Wilma stand die Angst vor einem Absturz breit auf die Stirnrinne geschrieben, ihre
Gaster und ihr Mesopleuron pochten vor Aufregung denn zuvor war sie ja nochnie mit einer Schnecke geflogen!
Die Beiden raasen ins Ungewisse und Wilma klammerte sich ganz fest und verkrampft an Martins Haus.
Wenige Millimeter, jetzt nochweniger, und mit einem anfänglich waghalsigen Sturz erhob sich Martin in die Lüfte, wie ein geiles Eichhorn in der Paarungszeit das am anderen Baum seine Gefährtin erblickt hat.
"Juhuuuuuu " Wilma konnte sich einen kleinen Jubel nicht verkneifen
Ob es die Freude war das Orakel nun bald zu finden oder die Freude nicht mit einer leicht psychotischen Schnecke abgestürzt zu sein weis man nicht....
So ging es anfänglich noch zwischen Farnen und Moosen dann zwischen Haseln und Gräsern bis hoch in die Baumkronen und Wilma hatte ein Gefühl von Freiheit das sie schon lange nichtmehr genossen hat.
Moment! Moment, dachte sich Wilma...
Dieses Gefühl kenne ich doch...!
Wilma begann nachdenklich zu werden und griff sich an den Kopf...
Da ertastete ihr
Tarsen oder Tarsi) ist der unterste Abschnitt des Ameisenbeins, bestehend aus mehreren Gliedern.">Tarsus plötzlich eine dicke große Beule.
Eine Beule? Woher kommt denn die? Fragte sich Wilma...
"Das muss mir wohl auf der Flucht passiert sein" murmelte Sie vor sich hin....
Mittlerweile war es düstere Nacht geworden und Wilma fragte Martin wie lange es noch dauern würde den Wald zu überqueren.
"I , Isch waiiiss es niit *Hicks*" antwortete Martin"Wilma sah verdutzt nach unten griff sich ein Stielauge und drehte es zu sich..
"Martin!!! ,- Martin? Hast du etwa während dem Flug getrunken?
"Willst du uns etwa umbringen?"
Martin erwiederte:
"Isch binn ja aine ränschhnägge, was weisssst du schoo von Sträss *Hicks*"
"Ess isch ja auch nit souuu leicht mit den gaaanzen Erwartungen umzugehhen"
"Es REICHT! Martin es reicht!" Ächzte Wilma und schüttelte den Kopf
"Wir landen" "und zwar auf der Stelle!"
Martin riss wiederwillig seine Flügel auseinander doch nach einigem Gerede über die Gefahr von Alkohol für Schnecken am Steuer lies er sich überreden in einem Baum notzulanden.
Nach einer einigermaßen gelungenen Landung lamentierte Martin noch ein paar Minuten herrum das er immerhin eine "Spiegeltrinkende" Schnecke sei und bisher erst einen Zusammenstoß mit einer Elster hatte die aber selber schuld gewesen sei weil sie ihm den Vorflug genommen habe.
"Ihre Feeedern hatten *hicks* aussserdeeem kaum Profil und es woaar schon ziemlich koit in daa Luft!" "Sie hatte ja auch ganz *hicks* rote Augen!" sagte Martin
"NAnana! Herr Rennschnecke! Wir wollen doch hier etwa nicht mit Vorurteilen um uns werfen?"
"Und Kiffen beim Fliegen ist ja auch nicht wesentlich besser als Trinken!"
"Jedem das seine." antwortete Martin müde...
Gekrümmt verzog sich Martin in sein Haus, legte seine großen Schwingen bei und begann zu schnarchen.
Toll, dachte sich Wilma was hab ich mir nur damit angetan und legte sich unter Martins Schwingen zur Ruh.
Am nächsten Morgen wurden Martin und Wilma unsanft geweckt.
"WER DA?!" Brummte ein Chor Trophobiotischer Arbeiterinnen als Wilma gerade aus dem Schlaf erwachte.
"WER DA?! DIE LÄUSE GEHÖREN UNSERER KÖNIGIN!!!"
Wilma und Martin waren im Schlaf von einer Heerschaar Formica rufa umringt worden die mit gezückten Lanzen kreisrund um sie spallier standen.
"Was wollt ihr hier" sagten sie wieder gleichzeitig
"Dieser Baum ist gesperrt!!!" , "Aus Gründen des Seuchenschutzes!"Seuchenschutz?
Seuchenschutz?! begann es in Wilma zu dämmern...
War etwa der Ganze Wald betroffen?
"Warum ist hier gesperrt?" Fragte Wilma...
Eine Arbeiterinn trat aus der Menge und sagte:
"Laut Verlautbarung unserer hochgeschätzten Königin ihrer Majestät der Gyne, Machthaberin unseres Stockes,Begründerin unseres Stammes der Ameisen vom Flussbett, ist dieser Baum seit gestern Mittag als letzte Festung und Schutz vor den Unwirklichen gesperrt!"
"Erklärt euch! oder ihr werdet unserer Brut und damit der Zukunft des Stammes als Nahrung dienen"
Wilma verschlug es den Tracheenatem...
"Was will nun die Schwester Ameise und ihr verkaterter Begleiter auf unserer Eiche? fragte die Formica abermals...
Wilma sagte:
"Wir suchen nach Wahrheit! Wir sind auf dem Weg zum Orakel um eine Antwort auf das Rätsel zu erhalten"Die Formica Fraktur löste ihre dichten Reihen und die Rednerin sagte:
"Sie streifen umher, nichtnur tags sondern immer, sie bringen das Unheil und blanke Zerstörung"
"Unsere Linien verteidigen diesen Baum nun schon die ganze Nacht"
"Wir nennen sie die Unwirklichen"
"Und sie vergrößern ihre Reihen durch Assimilierung"
Wilma konnte es kaum glauben das sogar die starke Armee der roten Waldameisen sich hier auf dem Baum verkroch wie ein paar ängstliche Asseln.
Da traten plötzlich die Formica zur Seite und senkten ihre Häupter.
Die
Gyne trat hervor.
Ehrfürchtig senkten auch Wilma und Martin ihre Köpfe und vernahmen die Worte der Herscherrin des Baumes.
"Wie kann sie es wagen!Was erlaubt Sie sich überhaupt!"
"Wie kann Sie es nur wagen auf diesen meinen Baum zu kommen! junge Gyne!"
Wilma fühlte sich zuerst garnicht angesprochen...
"Ich rede mit Ihr!" Zischte die Alte
Königin quer über den Ast zu Wilma.
"Sollte Ihr nicht eigentlich klar sein das sie unter anderen Umständen sofort in Ketten gelegt würde?"
"Oder schlimmeres..."
"Junge Gyne?"
Mit einem Male schoss es Wilma wieder in den Kopf...