Ihr werdet mich verteufeln, aber ich habe nach dem Einsteigerthread (diese rießige Infobox) immer noch Fragen:

1.Ich würde gerne Ameisen halten. Nur um des beobachtens Willen da ich Ameisen schon immer toll fande. Kann jemand eine Art empfehlen die kaum/ keine Winterruhe braucht?

2. Ich habe ein altes Aquarium das einen Sprung in einer Scheibe hat. Kann ich dieses Aquarium nehmen? Die Scheiben sind ja undurchdringbar und meine einzige Sorge wäre die Abdeckung. Können die Ameisen da nicht einfach rauswandern?

3. Kann mir das jemand mit den Reagenzgläsern nochmal für Idioten erklären?


So das war es erstmal. Hoffentlich könnt ihr mir helfen

1. Da gibt es durchaus ein paar eher leicht zu haltende Arten, wobei der Begriff "leicht" sehr dehnbar ist und im Auge des Betrachters liegt.
Da wären z.B. ein paar Messor sp., die je nach Herkunft eventuell eine Diapause einlegen, in einem ungeheizten Zimmer und trotzdem aktiv sind, nur eine Zeit lang keine Brut aufziehen.
Oder Camponotus sp. aus Amerika/Afrika und andere Gattungen, da musst du schon etwas genauer werden, in welche Richtung die Kolonie gehen soll. (Majoren, Granivore (Körnerfresser - Messor), Weberameisen (Polyrhachis), etc.

2. Ja, das kannst du verwenden. Wenn das Aquarium keine passenden Bohrlöcher hat, wovon ich ausgehe, dann musst du allerdings ein internes Nest verwenden und kein externes, mit Schlauch verbunden, weil das sonst schlecht geht.
Damit keine Ameisen entkommen empfiehlt sich ein Ausbruchsschutz.
Zusätzlich dazu kannst du einen Deckel bauen/kaufen. Gerade wenn die Kolonie Jungköniginnen und Männchen aufziehen sollte, später, wirst du den brauchen.

3. Ich denke mal du meinst ein Reagenzglasnest.
Ist im Grunde genommen ganz simpel.
Du nimmst ein Reagenzglas und füllst es mit Wasser, etwa zur Hälfte, bei kleinen Reagenzgläsern etwas weniger.
Dann nimmst du Watte und stopfst sie in das Reagenzglas und schiebst sie bis an das Wasser nach hinten.
Wie viel Watte? Kann man dir so nicht beantworten. Aber die Watte sollte durch das Wasser dann leicht feucht sein und nicht triefen.
Das erfordert ein bisschen Ãœbung, aber nach ein, zwei RGs hat man das eigentlich raus.
Das wird dann für gründende Königinnen als Kammer genutzt (Königin rein, vorne wieder einen Wattestopfen drauf, damit sie nicht entkommt, der bleibt trocken. Oder eben für kleine Kolonien.
So spart man sich das Bewässern und das Nest ist, wie in der Natur recht klein zu Beginn der Kolonie.

Noch Fragen?

Hallo,
ja da hast du mir ja einige Fragen beantwortet. Das AQ geht leider nicht mehr (wurde entsorgt) aber ich habe Antworten auf deine/ meine Fragen

1. Ich würde zu Anfang mir eine Ameisenfarm holen, zusammen mit einem Formicarium und das Formicarium benutzen um dort im späteren Verlauf (vielleicht nach einem halben Jahr wenn die Kolonie gewachsen ist) Nahrung und eine Landschaft anzubieten.

2. Zum Reagenzglasnest: Also ich habe in einigen Online Shops nach Ameisen geschaut und würde zu Anfang, wenn die Art feststeht aber da muss ich noch ein bisschen lesen, eine Königin mit 1-4 Arbeiterinnen holen?

3. Zu den Arten: Also deine Idee mit der Messor finde ich ganz gut allerdings weiß ich nicht ob mir Körnerfresser auf die Dauer nicht langweilig werden wenn ich auch mal einen kleinen Kampf mit einer Heuschrecke (also diese kleinen grünen die unsere im Garten immer irgendwohin wegtragen) sehen kann. Da fände ich sicherlich eine Art interessanter die auch andere Tiere frisst.

4. Da hab ich aber noch mal eine Frage und zwar, wie läuft das ab? Eine Königin stirbt ja nach einer Weile: Stirbt dann das ganze Nest oder züchten die sich noch mal fleissig eine Neue Königin ran? Das habe ich so nicht verstanden.


Der hilflose Anfänger hat also immer noch Fragen

Oh, das ist schade!

1: Eine Arena (Formicarium ist der Begriff für die gesamte Konstruktion, also Nest und Auslauf-Abteil, Arena ist der Begriff für das Becken, in welchem die Ameisen ihr Futter bekommen usw.) musst du anbieten, sobald die ersten Arbeiterinnen geschlüpft sind. Ob das jetzt ein richtiges Glasbecken ist, oder für den Anfang eine kleine Rocher-Box (Kleine Gründerkolonien sind ja kaum aktiv und dann meist Nachts - immerhin brauchen sie noch nicht so viel Nahrung und gehen kein Risiko ein gefressen zu werden), ist eigentlich egal, Hauptsache sie haben einen separaten Auslauf.

2: Da kannst du wählen, wie du willst. Eine größere oder eine kleinere Kolonie.
Bei größeren ist von Beginn an mehr los, bei kleinen kannst du das Wachstum der Kolonie von Anfang an besser beobachten.

3: Dann mach dich mal ein bisschen schlau, durchschau ein paar Artensteckbriefe der genannten Gattungen und schreibe dir ein paar interessante raus.

4: Üblicherweise stirbt die Kolonie dann, wenn es keine polygyne Kolonie ist und andere Königinnen dann noch am Leben sind.
Wenn es die einzige Königin ist, dann kann noch eine Adoption versuchen.
Das klappt aber nicht immer und ist bei großen Kolonien schwieriger.
So eine Königin kann aber durchaus lange leben (Kommt natürlich auf die Art an!), wenn sie also nicht durch einen Unfall oder schlimmen Haltungsfehler ihr Leben verliert (Frost, Überschwemmung, etc.), kann eine Kolonie schön lange leben.

Ich bin mir nicht sicher ob es eine Ameise gibt die deinen Erwartungen wirklich gerecht wird. Informier dich lieber gut über die einzelnen Arten und entscheide dann, hab ich auch gemacht.

Wichtig ist Geduld, wenn deine Kolonie noch klein ist und du keinen wirklichen Einblick in ihr Nest hast, kann es anfangs schon recht "langweilig" werden.

Ich hatte mir auch immer eine Ameisenkolonie gewünscht die Körner sammelt, Blattläuse züchtet, Insekten jagt, einen Pilz züchtet, ihr Tunnel so gräbt wie ich mir das vorgestellt habe usw, die gibt es aber leider nicht. Die Arten sind meist auf 1-2 dieser Sachen spezialisiert.

Was die Winterruhe angeht, Arten die keine benötigen kommen aus wärmeren Klimazonen. Sprich du musst ihnen in deinem Formicarium auch irgendwie das Klima bieten in dem sie eigentlich leben - was gerade für den Anfang recht schwer ist und schnell mal das Ende der Kolonie bedeuten kann.

Aus eigener Erfahrung weiß ich das unsere einheimische Myrmica rubra zwar eigentlich eine Winterruhe einlegt, diese aber nicht zwingend benötigt, sprich sie nimmts dir nicht übel in Form von keine Eier mehr o.ä. In manchen Fällen kann es sein das dann im Folgejahr das Koloniewachstum etwas langsamer ist (kann ich selbst so nicht bestätigen). Ausserdem ist diese Art polygyn, d.h. eine Kolonie hat nahezu unendliche Lebensdauer. Zudem nehmen sie so gut wie jede neue Königin an, auch Arbeiterinen aus anderen Völkern (Myrmica rubra) werden und gewissen Voraussetzungen gut angenommen und Völker vereinen sich oft, ohne sich zu bekämpfen. Und der entscheidende Vorteil, du findest sie bei uns fast überall, wenn du die Lust verlierst kannst sie dort wieder frei lassen wo du sie gefunden hast.

Hoi,

zu 3. : Wenn du dir eine Kolonie im Reagenzglas holst bzw. eine , die im Anfangsstadium ist, kannst du ne ganze Weile warten bis du auch nur irgendeinen Kampf siehst. Füttere am Anfang bitte tote Insekten und wenn die Kolonie nach einer Winterruhe groß genug ist kannst du versuchen lebende Drosophilas zu verfüttern , mehr bekommen die kleinen auch noch nicht tot... (Eigene Beobachtung bei Lasius niger)

Als Ausbruchsschutz würde ich dir Paraffinöl empfehlen, das gibt es sehr billig in der Apotheke. (habe für 50ml gerade mal 20 Cent gezahlt./Ich habe aber auch keine Erfahrungen mit anderen Maßnahmen für die Ausbruchssicherung.)

MfG

Druidefuzi

Hallo ihr drei,
also Peter du hast mir mit deinem Vorschlag sehr geholfen. Allerdings steht im Ameisenforum bei Myrmica rubra das diese eine Winterruhe benötigen. Also nun doch?
Und dann habe ich noch einen Frage

1. Angenommen ich habe jetzt die Farm und die Arena. Die Farm würde ich bei der Farbe der Ameisen mit Sand befüllen, diesen vorher waschen damit er einigermaßen feucht ist, und mit kleinen Steinchen und Stöckchen oberhalb eine kleine "Landschaft" errichten damit die kleinen auch was zu klettern haben. Kann ich, wenn ich mir eine Königin und eventuell 20 Arbeiterinnen hole, diese gleich in die Farm setzen und zusehen wie diese sich einbuddeln oder würde das zu schnell gehen?

Außerdem habe ich nicht verstanden wie man die Anlage befeuchten soll, warum das gemacht werden muss ist mir bewusst, mit einer Sprühflasche oder??

So das waren dann mal wieder 3 Frage Aber danach sollte fast alles technische klar sein

Liebe Grüße,
Alex

Ich hab nicht gesagt das Myrmica rubra keine Winterruhe benötigen. Natürlich benötigen sie eine Winterruhe, dort wo sie leben gibts nunmal Winter und kältere Tage Sie kommen aber besser ohne Winterruhe mit klar als wahrscheinlich viele andere Arten. Artgerecht würde ich das aussetzen der Winterruhe jedoch nicht bezeichnen.

Zur Frage mit der Farm, Sand ist schlecht, Sand trocknet und dann kracht das Nest zusammen. Eine Sand-Lehm-Mischung (3:1, 2:1, 1:1, was da jetzt am besten geeignet ist kann ich nicht sagen) hat sich in der Ameisenhaltung mittels Farm wohl als am besten geeignet erwiesen. Ich habe auch schon erde u.ä versucht, man sieht dann halt meist nur sehr eingeschränkt, funktioniert aber auch. Jedenfalls die Mischung dann in die Farm geben, wässern damit es sich gut verbindet (nicht festdrücken aber auch keine großen Lücken zulassen) und dann eine Zeitlang trocknen lassen bis die Mischung auch grabfähig ist. Ausserdem solltest du im unteren Bereich ein wasserspeicherndes Supstrat verwenden (Seramis o.ä.), Durch die Sand-Lehm-Mischung kommt das Wasser aber sehr schlecht bis unten, ich nimm an einer Seite einen Schlauch der bis zum Boden der Farm reicht und den kannst du dann vorsichtig bewässern wenn die Farm austrocknet. Kommt halt immer drauf an welche Ameisenart du halten willst, die einen wollens fechter, die anderen bissl trockener. Zur Farm kann ich dir nur raten, vorsichtig zu sein mit dem stänigen bewässern, im Forum liest man oft das dort 20-30 ml pro Tag gewässert wird, ich geh davon aus das es da meist um ein Y-tong Nest o.ä. geht, bei der Farm würdest du damit deine Ameisen ertränken weil mit Deckel und dem Gemisch die Feuchtigkeit relativ lange gehalten wird.
Steinchen oder sowas nicht in die Farm, dort ist ihr Nest und sie sollen ja auch buddeln, alles was oben liegt wird irgendwann unter dem Gemisch verschwinden und geht deinen Ameisen nur im Weg um.

In die Arena auch nicht einfach nur Sand geben, die können da nicht wirklich drauf laufen und rutschen ständig ab. Auch hier kann man eine kleine schicht Sand-Lehm-Gemisch verwenden, wässern aber dann richtig austrockenen lassen das es fest wird... durch das zu trockene Gemisch ist dies als Nestplatz dann logischer und gewollter Weise auf Dauer nicht geeignet
Aber für die Arena gibst viele Möglichkeiten, immer beachten... sie sollten darauf laufen können und die Farm sollten sie als Nestplatz bevorzugen.

Zur dritten Frage, die Sprühflasche kannst du dir in meiner oben beschrieben Methode sparen.