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Schwarmflug = Leben und Tod

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Freaky-Flo
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#1 Schwarmflug = Leben und Tod

Beitrag von Freaky-Flo » 27. Juli 2013, 19:45

Hallo ihr alle,

ich habe mir mal ein paar Gedanken zu dem letzten Schwarmflug von Lasius niger gemacht. Der Schwarmflug war letzte Woche.

Ich war doch etwas schockiert, wie wenige Gynen es letztenendes schaffen, eine Kolonie zu gründen.

Eine Kolonie produziert so viele hunderte Jungköniginnen (je nach Koloniegröße), die alles ausschwärmen und meiner Meinung nach auch zum Großteil begattet werden.

Dann war ich auf Gynen-Suche und war ein bisl geschockt. Ich wusste zwar, dass es immer nur ein paar schaffen, eine Kolonie zu gründen, aber auf welche Art und Weise sie sterben fande ich schon etwas schockierend.

Bei mir im Garten konnte ich feststellen, dass viele Jungköniginnen auf den heißen Steinen (Lufttemperatur lag um die 28-30 grad) augenscheinlich verbrannt sind. Andere wurden von anderen oder der eigenen L. niger Kolonie getötet und ins Nest geschleppt. Habe mehrere Arbeiterinnen gesehen, die ganze noch Lebende, Tote oder einzelne Körperteile.
Dazu kommen noch andere natürliche Fressfeinde und die Tatsache, dass es schon so viele Kolonien gibt, dass eine Neugründung in deren Nähe kaum möglich ist.

So viel Freud und Leid so dicht zusammen.

Ich möchte gar nicht wissen, wie wenige es letztendlich schaffen eine Kolonie zu gründen.

Naja. Das wollte ich einfach mal mitteilen ;)



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Gabriel
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#2 AW: Schwarmflug = Leben und Tod

Beitrag von Gabriel » 27. Juli 2013, 20:31

Hallo

Dass sie auf den Steinplatten verbrennen konnte ich auch sehen. Innert Sekunden waren sie tot. Echt hart.
Oft frage ich mich, wo die Königinnen überhaupt gründen sollen?! In unserem Garten wimmelt es nur so von Ameisen. Es gibt fast keine einzige Stelle, an der sie nicht vorkommen. Vielleicht kann eine kleine Kolonie eine Zeit lang verborgen und versteckt sein, aber bald wird sie so gross, dass sie von den grösseren ausgelöscht wird.

LG Gabriel



Makko
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#3 AW: Schwarmflug = Leben und Tod

Beitrag von Makko » 27. Juli 2013, 21:07

Wo ihr Instinkt sie hinträgt, aller Anfang ist schwer.
Selbst im 6. Stock auf dem Fensterbrett sind verbrannte Gynen zu finden.
Das fand ich schon erstaunlich.
Obwohl der Schwarmflug sehr prächtig war, es waren hier so große Schwärme, dass man beim Spazieren ununterbrochen von den Gynen angeflogen wurde.

Hihi war schon lustig anzuschauen wie sich meine Frau regelrecht vor ihnen retten musste, um nicht alle paar Sekunden die Gynen aus den Haaren zupfen zu müssen^^.



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trailandstreet
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#4 AW: Schwarmflug = Leben und Tod

Beitrag von trailandstreet » 22. August 2013, 17:03

das liegt wohl in der Natur der Sache, dass gerade bei solchen Tierarten die großteils auch Fressfeinden zum Opfer fallen immer nur ein geringer Teil durchkommt. Andererseits könnten wir uns wohl auch vor ihnen nicht mehr retten.
man denke nur mal an den Zug der Lachse und die sind bereits bedeutend größer.



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Aaron
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#5 AW: Schwarmflug = Leben und Tod

Beitrag von Aaron » 22. August 2013, 21:14

Hallo,

natürlich sind die Verluste bei Schwarmflügen immens und in gewisser Weise auch bedauernswert. Dennoch sollten wir meines Erachtens dieses Geschehen nicht zu ,,menschlich" betrachten. Im Laufe der Evolution hat sich dieser Mechanismus durchgesetzt und stets das Überleben der Ameisen gesichert. Gäbe es einen besseren Weg so hätte sich dieser im ,,struggle for life" als vorteilhaft erwiesen und somit verbreitet.

Natürlich finde ich es schade, dass der Fortbestand einer Art solche Opfer fordert, aber anscheinend hat es sich im Laufe der Zeit als notwendiges Übel erwiesen.

Mit freundlichen Grüßen
Aaron


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Gast
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#6 AW: Schwarmflug = Leben und Tod

Beitrag von Gast » 23. August 2013, 10:08

Man kann eine ganz simple Kalkulation mit +/- realistischen Schätzwerten aufmachen!

Gehen wir mal davon aus, dass Lasius niger geeignete Habitate praktisch bis an die Grenzen der Kapazität ausfüllt.

Eine etablierte Kolonie lebt im Mittel vielleicht 12 Jahre.

In den Jahren 3-12, also nach der Gründung für 10 Jahre, produziert jede Kolonie (angenommen) jährlich im Mittel 200 Jungköniginnen.

Wieder angenommen leben auf einem ha (10.000 qm) rund 1.000 Völker.

Es werden jährlich pro ha 200.000 Jungköniginnen erzeugt.

Über die statistisch 10 Jahre Produktivität der 1.000 Völker sind das 2.000.000 (zwei Millionen) potenzielle neue Kolonien. (Für aus der Fläche weggeflogene kommen etwa gleich viele aus der Umgebung zugeflogen).
Und nun schauen wir nach 10 Jahren die Fläche wieder an: Wir finden ziemlich genau wiederum 1.000 Nester!

In den 10 Jahren sind ca. 1.000 Völker ausgestorben (vom Specht leergefressen etc.) und 1.000 neu gegründet und erfolgreich aufgebaut worden.

Von der gesamten Produktion einer erfolgreichen Kolonie in 10 Jahren, also von 2.000 Jungköniginnen, ist statistisch eine einzige wiederum erfolgreich!
Wo immer wir stabile Populationen irgendeiner Spezies antreffen, stimmt diese Rechnung, mit kleinen statistischen Abweichungen.

Jede heute lebende Kolonie (entspricht in etwa einem Paar von normalen Tieren; die Königin enthält ja die „Essenz“ ihres Paarungspartners in der Spermatheca) wird im Durchschnitt in der nächsten Generation durch genau eine neue Kolonie ersetzt!

Man muss sich das wirklich mal vorrechnen, um zu verstehen, wofür der riesige Überschuss an Jungköniginnen dient: Nur wenn er derart hoch ist, bleibt die Population konstant. Blieben zwei Jungköniginnen pro existierendem Volk erfolgreich, gäbe es nach wenigen Jahrzehnten astronomisch hohe Zahlen von Kolonien. Blieben nur 0.9 erfolgreiche Nachkommen pro Kolonie, würde die Population nach wenigen Jahrzehnten aussterben!

MfG
Merkur



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Javis
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#7 AW: Schwarmflug = Leben und Tod

Beitrag von Javis » 23. August 2013, 16:54

Hallo Merkur, Alle

Dann kommt hier mal eine Hypothetische Rechnung, die natürlich auch jeder andere der möchte lösen kann.
Nehmen wir mal an Die Menschen entdecken einen Erdähnlichen Planeten, und nehmen wir würden 10 Gyne von Lasius niger mitnehmen.
Wie lange würde es dauern bis der gesamte Planet von Lasius niger bevölkert währe.
Natürlich müsste rein Hypothetisch die Ökologische Nische für Ameisen auf diesem Planeten noch unbesetzt sein.

Laut Wikipedia:
Geländehöhen auf der Erdoberfläche werden auf den mittleren Meeresspiegel bezogen. Diese Niveaufläche – das Geoid – hat genähert die Form eines Ellipsoids und eine Oberfläche von 510 Millionen km², wovon 70,8 % von Meeren bedeckt sind.

Wir haben also auf der Erde (wenn ich mich nicht verrechnet habe) eine Landfläche von 148.92 Millionen km²
Nun viel Spaß beim Lösen der Aufgabe.

PS: Mir ist es bewusst dass das eine rein Hypothetische Aufgabe ist.

LG Javis


Das größte Vorbild in der Ameisenhaltung sollte die Natur sein, dann kann man nicht viel falsch machen.

Camponotus Haltungsbericht, Diskussionsthread-camponotus-ligniperdus Baubericht: Naturformikarium

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