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Hilfe! Messor wollen evakuieren!

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Schmerle
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#1 Hilfe! Messor wollen evakuieren!

Beitrag von Schmerle » 18. August 2013, 13:58

Hi,

ich bin gerade völlig aufgelöst und weiß nicht, was ich tun soll bzw. ob das, was ich in der Panik tue, überhaupt richtig so ist!

Gerade habe ich ins Formicarium geschaut, wo meine Messor cf. capitatus in ihrem mit Alufolie abgedunkelten Reagenzglas leben. Da musste ich sehen, dass sie regelrecht aus dem RG strömten, Minor und sogar Media-Arbeiterinnen (wusste bisher noch nicht einmal, dass ich überhaupt schon Media habe), sie schleppten Larven mit sich - und dann kam sogar die Königin heraus!

Temperatur schwank derzeit zwischen 25 - 30°C (Formicarium wird nicht künstlich beheizt), die Luftfeuchte beträgt zwischen 50 und 70 %.

Für mich sah dass so aus, als ob sie alle evakuieren oder umziehen wollen. Was widerum heißt, dass ihnen wohl irgend etwas nicht gefällt, nehme ich stark an. Darum habe ich in aller Hektik schnell alle Parameter korrigiert, die ich auf die Schnelle korrigieren konnte.


Sofortmaßnahmen:

- habe neue Körner angeboten, falls sie hungrig sind (in ihrem Nesteingang liegt ein ganzer Berg, aber ich bin immer nicht sicher, ob sie diese Körner (sieht aus wie Sesam und Hirse, es ist Wellensittichfutter) schon knacken können, darum habe ich schnell aus dem Garten eine Mohnkapsel geholt und die winzigen Mohnkörner in den Futternapf und vor den Nesteingang gestreut)

- habe rasch die Ytong-Glas-Farm angeschlossen (ist erst vor zwei Tagen fertig geworden), den Wassertank darin befüllt und die Farm mit einem schwarzen Stoffbeutel vollständig abgedunkelt

- habe eine Wurzel so gelegt, dass die Messor über diese in den Schlauch klettern können

- habe den Paraffinölrand sicherheitshalber erneuert


Den Umzug, oder was auch immer das sein sollte, haben die Messor übrigens erst einmal unterbrochen. Als ich in der Arena zu werkeln begann, zogen sie sich samt Brut rasch ins RG zurück.


Meine Fragen:


  • Habe ich irgendetwas übersehen, das ich noch tun könnte?
  • Ab welcher Koloniegröße ist ein ca. 15-20 cm großes RG zu klein?
  • Der Weg in das Farmnest ist mit Wurzel fast 1 m lang. Ist das zu weit für eine noch junge Kolonie? Wenn ja, wie bekomme ich die Ameisen schonend in das neue Nest?
  • Meine Messor haben bisher gerade einmal geschätzte 15 cm Fouragierradius. Ist das normal, dass das so wenig ist?
  • Das Trinkwasser ist ca. 20 cm vom Nesteingang entfernt. Daran habe ich noch nie eine Ameise trinken sehen. Würden sie eher verdursten, als sich "so weit" von ihrem Nest wegzutrauen?

Ich hoffe auf eure Hilfe, da ich gerade völlig überrumpelt und überfordert bin. Ich weiß gerade überhaupt nicht, was ich tun soll und renne durch die Wohnung wie ein Huhn ohne Kopf. In meinen Gedanken verhungert und verdurstet meine Kolonie gleichzeitig, ich seh sie schon alle tot und vertrocknet auf dem Müllberg liegen (die Sorge ist wohl etwas übertrieben). Hätte nie gedacht, dass meine Ameisen mich einmal so stressen würden!

Liebe Grüße,
Schmerle


"Die Frage ist nicht, welches Tier für dich geeignet ist - sondern für welches Tier du geeignet bist."
Ich halte: Messor cf. capitatus im 2. Jahr

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Dynamythe
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#2 AW: Hilfe! Messor wollen evakuieren!

Beitrag von Dynamythe » 18. August 2013, 14:40

Hi Schmerle,

du klingst ja wirklich ganz schön aufgelöst. Am besten ruhig bleiben, aber das ist ja leicht gesagt.
Mit dem Ändern jeglicher Parameter sollte man vorsichtig sein, aber die Lage bei dir scheint ja (erstmal) wieder beruhigt zu sein.

Bei mir haben sie etwas ähnliches auch schon einmal gemacht, nachdem ich meine Tillandsie etwas besprüht habe. Samt Brut ging es sofort gen feuchteres Ende des Formis. Bei mir war das ein klarer Fall von >Wassertank zu leer<. Vielleicht ja bei dir auch?

Habe ich irgendetwas übersehen, das ich noch tun könnte?

Vielleicht ein Foto vom Aufbau für uns? Wie weit sind sie aus dem RG gekommen? Sind sie direkt in eine Ecke oder ähnliches?

Ab welcher Koloniegröße ist ein ca. 15-20 cm großes RG zu klein?

Meine mittlerweilen ca. 100 Messoren sind vor 2 Wochen aus ihrem RG ins Gipsnest umgezogen.
Der Weg in das Farmnest ist mit Wurzel fast 1 m lang. Ist das zu weit für eine noch junge Kolonie? Wenn ja, wie bekomme ich die Ameisen schonend in das neue Nest?

Nein, zu lang ist es nicht, in der Natur gehen sie ja auch reichlich weit. Ein 5cm entferntes Nest wird von Spähern aber eher ausgekundschaftet als ein 1m entferntes, es dauert daher sicherlich ein wenig, bis es gefunden wird.
Meine Messor haben bisher gerade einmal geschätzte 15 cm Fouragierradius. Ist das normal, dass das so wenig ist?

Es ist sicherlich mehr, vor allem abends habe ich sie des Öfteren auch auf der anderen Seite eines 60x30 -Beckens gesehen
Das Trinkwasser ist ca. 20 cm vom Nesteingang entfernt. Daran habe ich noch nie eine Ameise trinken sehen. Würden sie eher verdursten, als sich "so weit" von ihrem Nest wegzutrauen?

Sie würden sicherlich darauf zurückgreifen. Zumal du ja keine anderen Arten in dem Becken hast, haben sie ja ihren kompletten eigenen Bereich. Es ihnen etwas leichter zu machen, wenn das möglich ist, sollte allerdings nicht schaden.

lg, Dyna


- Mit Lasius flavus im zweiten Jahr und Odontomachus sp. der Ameisenhaltung verschworen. :fettgrins:

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Schmerle
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#3 AW: Hilfe! Messor wollen evakuieren!

Beitrag von Schmerle » 19. August 2013, 12:24

Hi,

vielen Dank für deine sehr ausführliche Antwort :)

Ein Foto habe ich leider (noch) nicht, werde aber versuchen, dass noch nachzuholen (ich und Technik, oh je!).

Also 100 Messor habe ich, glaube ich, noch nicht ... bei der Ankunft waren es geschätzte 20-30, das war vor ein paar Wochen. In so kurzer Zeit werden sie sich ja nicht derart vermehrt haben, nehme ich an?

Ab und zu sieht man eine Späherin auch in anderen Ecken der Arena, aber das ist sehr selten. Ich lege nun nur noch einen Teil der Körner in den Futternapf und den Rest streue ich breit, um ihnen einen Anreiz für mehr Aktivität zu geben. Einen Teil habe ich über die Wurzel verstreut und in den Schlaucheingang gestopft, in der Hoffnung, dass ihnen das beim Finden des neuen Nestes hilft.

Das Wasser werde ich heute, wie von dir empfohlen, noch etwas näher an den Nesteingang stellen; sicher ist sicher.

Ja, ich war gestern in der Tat völlig aus dem Häuschen. Wochenlang haben meine Messor jeden Tag das selbe getan - nämlich 3 oder 4 Minor im RG-Eingang rumkrabbeln lassen, wo sie den Müll sortierten. Ab und zu schleppte eine einen Samen herein, ansonsten passierte rein gar nichts. Das größte Highlight war, wenn mal eine Larve so weit unter der Alufolie herausguckte, dass ich sie sehen konnte. Ich hatte mich schon an das gemütliche Treiben meiner Messpr gewöhnt, was mich sehr entspannte - und dann plötzlich so was! Ich war völlig überfordert weil ich dachte, wenn sie evakuieren, muss sie irgendetwas so schrecklich quälen, dass die gesamte Kolonie kurz vor dem Tode steht.

Ich werde dann in einer ruhigen Minute mal unter die Folie schauen. Inzwischen glaube ich aber, dass sie bloß sehr hungrig waren, ich habe die Futtermenge der wachsenden Kolonie offenbar nicht richtig angepast. Als eine der Sofortmaßnahmen hatte ich nämlich Grassamen gestreut, die auch umgehend eingetragen wurden - heute morgen lagen allesamt komplett leergefressen auf dem Müll.

Das verwundert mich zwar etwas, da wie gesagt noch Hirse & Co. aus dem Reagenzglas herausschauen, aber ich glaube inzwischen, dass die Minor diese Körner einfach sehr schwer knacken können. Möglicher Weise hatten sie sich diejenigen schon vorgenommen, die etwas leichter zu öffnen gingen und der Haufen bestand nur aus Brocken, die sie nicht klein kriegten. Zumindest haben sie seit der Fressorgie mit den herrlich weichen Grassamen noch keine weiteren Evakuierungsversuche unternommen.

Ich füttere jetzt fast nur noch Grassamen und das auch in größerer Menge als vorher. Die Mohnsamen haben sie übrigens nicht angerürt. Etwas schlimmeres, als dass das RG von den Grassamen überquillt, dürfte ja bei versehentlicher Überfütterung eigentlich nicht passieren ;)

Liebe Grüße
Schmerle


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