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Camponotus herculeanus - Haltungserfahrungen

Berichte, Erfahrungen, Tipps, Beobachtungen Gattung Camponotus
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ANTdré
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#9 AW: Camponotus herculeanus - Haltungserfahrungen

Beitrag von ANTdré » 2. September 2013, 23:15

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In den letzten zwei Wochen hat sich wieder einiges getan im Volke der Camponotus herculeanus. Mittlerweile ist die 4. Pygmäe geschlüpft!

Aber der Reihe nach .....

Am 21.08.2013 schlüpfte die 2. Pygmäe. Die Kokonpuppenreste aus der die Pygmäe geschählt wurde, ist etwa 3cm vor dem Nesteingang abgelegt worden. Ich hätte dies etwas entfernter zum Nesteingang vermutet, da es doch vermieden werden soll, dass Fressfeinde die Reste in Nestnähe finden können. Vielleicht merken sie ja dass ihnen außer der großen Hand und dem runden schwarzen Objektiv nichts zu nahe kommt. Neee, Blödsinn, so läuft es natürlich nicht. Sie werden schon wissen was sie tun.

Jetzt wo die 2. Pygmäe vorhanden ist, kann man auch einen deutlichen Anstieg des Nahrungsaustauschs zwischen den Tieren feststellen. Hier wird die Trophallaxis (klick) genutzt um den Sozialmagen zufüllen. Wobei mann erkennen kann das die Gaster der Tiere noch nicht sehr prall sind, doch dies sollte sich bald ändern.


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Die Aktivität im allgemeinen hat sich durch die Volkverstärkung auch deutlich gesteigert. Dies wurde als erstes durch den Verschluss des Nesteingangs ersichtlich, hier wurde natürlich des Nachts der Eingang des Reagenzglases ordentlich mit den in der Nähe angebotenen kleinen Kiessteinchen verschlossen. Es ist schon immer wieder erstaunlich was die Tiere schaffen, da sie so ausdauernd sind. Der Eingang sieht aus als wäre er verbarrikadiert, aber dennoch wird in der Nacht furagiert um Nahrung in Form von Proteinen ins Nest zu ziehen! Hier mal ein Einblick in die Verschlusssituation vom 22.08.2013. Seitdem ist der Eingang noch stärker mit kleinen Kiessteinchen verrammelt worden. Aber sie kommen trotzdem immernoch irgendwie durch. Man sieht auch das der Haufen ordentlich durchwühlt ist um geeignete Steinchen zu finden, die in ihrer Größe gut zu transportieren sind aber dennoch viel Eingang verschließen.

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Ich weiß das in meinen Einträgen etwas viel Bildmaterial eingebunden wird, das schreckt eventuell den ein oder anderen Leser ab, da es ja vor kurzem eine Debatte über die Datenflut in den Beiträgen gab. Ich bin der Meinung das die Bilder Leben in die Einträge bringen und auch etwas besser veranschaulichen was mit Text versucht wird auszudrücken. Ich hoffe es ist für Euch noch im ertragbaren Rahmen, ansonsten müsste ich mich eben ein wenig einschränken, was mir aber etwas schwer fällt.

Am 25.08. und am 31.08.2013 ist dann Pygmäe 3 und 4 geschlüpft. Jetzt füllt sich das Gründungsreagenzglasnest langsam mit Leben. Wobei die Königin immernoch den Eingang des Nestes nicht aus den Facetten bzw. Punktaugen lässt. Sie ist zur Zeit stets Richtung Ausgang / Eingang gewandt. Das kleine Volk, welches unter zu Beginn widrigen Umständen gegründet wurde, muss nun verteidigt werden. Auf dem Bild kann man gut erkennen, dass das Volk nun noch besser im Safte steht, denn die Gaster werden praller.

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Was mich gleichsam zum nächsten Thema bringt.

Die Nahrungsquellen!

Zu Beginn als noch nur eine Pygmäe vorhanden war, war tagsüber nie Aktivität festzustellen. Auch des Nachts schien ein furagieren nicht statt zu finden, denn die in Honigwasser getauchten Q-Tips Enden waren recht Positionsstabil. Dies änderte sich schlagartig nach dem Schlupf der 2. Pygmäe, zwar war ein furagieren tagsüber ebenfalls nicht feststellbar ( Was nicht heißt das es nicht stattgefunden hat! ), aber am Morgen lagen die Q-Tips Enden stets an einer anderen Position.

Hier möchte ich noch einen kurzen Einschub machen. Man liest hier und da mal das als Kohlenhydratequelle Zuckerwasser verwendet wird. Dies möchte ich auf Grund dieses interessanten Threads (klick) mal erwehnen, das ein Nahrungsangebot ausschließlich aus Honig bzw. Honigwasser als Kohlenhydrateversorgung dienen sollte. Das die Proteinquellen zur Sicherheit zum Schutz vor Milben, überbrüht werden sollten, muss hoffentlich nicht mehr erwehnt werden. Aber hier spalten sich ja ebenfalls die Geister.

Wieder zurück zu meinem Volk!

Die Proteinversorgung wird zur Zeit über frisch erschlagenes überbrühtes Flügelgetier sichergestellt. Hier hat mich doch gewundert, dass zu Beginn ( nach dem Schlupf der 2 Pygmäe ) eine Stubenfliege eingetragen wurde obwohl nur eine Larve vorhanden war. Der Proteinbedarf müsste doch eigentlich sehr gering sein. Die Eintragung von Futtertieren bringt aber auch gleichermaßen ein neues Thema auf den Tisch.
Die Entsorgung selbiger nach der ausgiebigen Verwertung.

Hier wird interessanter Weise der Hauptteil der Reste artig in der Arena am Mount Kiesel abgelegt, doch ein nicht zu verachtender Teil wird fein säuberlich in kleinen Brocken an die Watte gehängt. Ich konnte beobachten wie eine Arbeiterin die kleinen Stückchen Tierreste an die Watte punktete. Dazu kam das am nächsten Tag ein paar Wattefetzen am Eingang lagen, welche natürlich auch mit Futtertierresten durchsetzt waren. Es sah aus wie nach einer außer Kontrolle geratenen Hausparty. Am Abend war aber alles wieder ordentlich aufgeräumt, bis auf die Flecken an der Wattewand natürlich! Hier muss ich nun in Zukunft beobachten, in wie weit sich Schimmel bildet.


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Am Abend des 27.08.2013 hatte ich dann noch eine zufällige Begegnung.

An diesem Abend warf ich noch einen letzten Blick in das Becken, natürlich war keine Ameise weit und breit zu sehen. Als wir kurz danach ins Bett gehen wollten, entdeckte meine Frau eine "riesen riesen große" kleine Spinne :irre:an der Schlafzimmerwand. Diese musste auf Anweisung sofort extrahiert werden!
Ich dachte mir eine schöne Mahlzeit für meine Schützlinge. Also nochmal schnell den Wasserkocher angeworfen und was durfte ich sehen als ich am Becken das Licht an machte. Eine Pygmäe wie sie stoisch am Honigwasser schlürfte. Kaum ist der olle Dauerschatten von Halter weg und macht das Licht aus, wird ausgeschwärmt. Eine sehr schöne Beobachtung, es ist so faszinierend immer wieder, obwohl man es schon hundert Mal gesehen hat. Also nun auch ein optischer Nachweis das sie ihre Aktivität auf die Dunkelheit der Nacht beschränken. Die Situation wurde schnell genutzt um eine kleine Fotosession außerhalb des blöden Hologrammreagenzglases zu machen.
Nachdem die Gaster der Pygmäe gefüllt war und sich das Tier wieder ins Nest zurückzog, legte ich die überbrühte Spinne in das Becken.

Am nächsten Morgen war die Spinne verschwunden. Als ich die Pappe vom Reagenzglas abhob, konnte ich beobachten wie die Königin genüsslich an dem Spinnentier rumnagte. Diese Futtertierquelle wurde augenscheinlich genutzt um den Sozialmagen prall zu füllen. Die Königin wurde physogastrisch (klick) wie sonst vor der Eiablage, aber es muss der Kropf sein der die Segmentalhäute sichtbar werden lies. Da die Königin nun vor der Winterruhe keine Eier mehr legen sollte. Aber seht selbst, Bilder sagen wieder mehr als Worte!

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Bisher wird aller zwei Tage die Nahrungsquelle erneurt. Am Abend des 01.09.2013 stellte ich ein Großangebot von frisch erlegtem zur Verfügung, dies bestand aus einer Mücke, einem Silberfisch und später aus einer Fruchtfliege. Komisch was alles so in der Wohnung rumläuft, man wills vielleicht garnicht wissen. Heute Morgen dann konnte ich feststellen, dass trotz der reichhaltigen Spinne alle drei Insekten eingetragen wurden und zerlegt wurden. Momentan hat man fast das Gefühl das die Gaster der Königin jeden Moment platzt!

Hier habe ich mal einen Vergleich aus Zeiten vor dem physogastrischem Zustand und während diesem. Einfach nurmal auf die Gaster achten!

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So das solls erstmal wieder gewesen sein. Vielleicht kennt jemand die Antwort, warum kleben die Tiere die Futtertierreste in kleinen Klumpen an die Watte? Was soll damit reguliert werden? Muss ich etwas verändern? Das dies passiert scheint normal zu sein, aber warum!

Die Brut ist zur Zeit in diverser Anzahl in Eiern und Larven vorhanden. Das zählen ist momentan nicht möglich, da die Tiere über der Brut sitzen und ich das Reagenzglas nicht hochheben will. Zusätzlich hab ich wieder ein Klimadiagramm für den Monat August erstellt um die durchschnittlichen Haltungsbedingungen aufzuführen. Man kann erkennen das sich die Bedingungen nun über drei Monate kaum verschoben haben. Das Wohnzimmerklima entspricht somit in keinster Weise den natürlichen Bedingungen der Tiere. Aber dennoch entwickelt sich das Volk recht ordentlich. Ich bin so begeistert von den Tieren, zum Glück denkt meine Frau nicht über Ameisen wie über Spinnen!

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Achso, nochmal, wer sich an den vielen Bildern pro Eintrag stört kann dies im Diskussionsthread los werden, falls es ein Übergewicht an Kritikern geben sollte werde ich versuchen mich zu zügeln. Aber man bedenke das der Bericht auch für mich ist, daher weiß ich nicht ob ich Kompromissbereit sein kann.

Fazit der Haltungswoche 10 und 11:
Die Anzahl ist auf 4 Pygmäen angestiegen und die Gaster der Tieren scheinen fast zu platzen. Die Brut besteht noch aus Eiern und Larven.

Volkstärke:
(g) > geschätzte Anzahl / (r) > reale Anzahl

Königin = r1
Eier = g16
kl. Larven = g16
Kokonpuppen = r1
Pygmäen = r4


Hier noch die obligatorischen Links!

Link zum Diskussionsthread: Camponotus herculeanus - Haltungserfahrungen - Diskussion
Link zum Baubericht des Formicariums: Baubericht - externes Ytongnest und Becken

Bis bald und Danke fürs mitlesen, André.



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