Scarvia Ny-Mand hat geschrieben:Das Experiment an sich kenn ich, Idee ist dort ja, die Schaben als Erkundungstierchen nutzen zu können, beispielweise in eingekrachten Häusern, um nach Überlebenden zu suchen.
http://news.nationalgeographic.com/news/2012/09/120907-cyborg-cockroaches-video-science-remote-control-robots-bugs/
Das find ich an und für sich gar nicht so dumm.

Es gibt immer eine gute Begründung um etwas vollkommen abartiges zu erlauben, zu dulden oder auch nur zu tolerieren.
Ich denke man sollte jedes Lebewesen mit Respekt behandeln und sich nicht über sie Stellen. Was du mit einer Schabe anfängst machen die nächsten mit Kaninchen, vielleicht Hunden? Noch effektiver wäre es natürlich Nutztieren jeglichen Bewegungsdrang zu unterbinden damit mehr in den Stall passen.
Am Ende so einer Entwicklung sehe ich die Versklavung des Menschen mit so tollen Ausreden wie "Er kennt es ja nicht anders", "Der Spürt eh nichts mehr", usw. Das wäre dann Sklavenhaltung 2.0

Natürlich ist es ein weiter Schritt, aber wo werden die Hemmschwellen der Kinder liegen, die schon früh "gelernt" haben, dass es vollkommen OK ist Tieren die Fühler abzuschneiden um dann mit ihnen experimentieren zu können.

Erinnert mich irgendwie an diesen Kurzfilm:

http://www.youtube.com/watch?v=oPMggzUlcDc

[font=Times New Roman]Traurig, dass selbst das National Geographic auf die Sirenentöne der „Entwickler“ dieser „Cyborg cockroaches“ hereinfällt. [/font]
[font=Times New Roman]([/font][font=Times New Roman]http://news.nationalgeographic.com/news/2012/09/120907-cyborg-cockroaches-video-science-remote-control-robots-bugs/[/font][font=Times New Roman] ).[/font]
[font=Times New Roman]Im Text stehen ein paar aufschlussreiche Sätze, die mir das Ganze reichlich fragwürdig erscheinen lassen.[/font]

[font=Times New Roman]“Cockroaches use their antennae as touch sensors, similar to the way a blind person might use their hands to recognize the environment. So when we stimulate the antennal sensor on the roach's right side, it makes a left turn, and vice versa. We also stimulate their cerci to make them go forward. Cerci are the sensors at the very back of the insect that sense any predator behind.”[/font]
[font=Times New Roman]Die Schaben nutzen ihre Antennen als Berührungssensoren. Richtig. Und die Antennen sind reich mit chemischen Sensoren bestückt (Riechen, Schmecken) sowie mit Sinneshärchen, die auf Luftströmungen reagieren, und (wenn ich nicht irre) auf Temperaturunterschiede. Das Gehirn sortiert die durch diese Reize ausgelösten, vom Antennennerv zugeführten Erregungen und veranlasst ganz exakte Reaktionen auf: Duft von Futter, Geschlechtspartner, zu heiß, zu kalt, Luftzug deutet evtl. auf Feind, ja, und Berührung signalisiert auch, dass man sich in sicherem Unterschlupf befindet (Thigmotaxis).[/font]
[font=Times New Roman]Diese ganzen Erregungen sollen durch einen einzigen simplen Impuls ersetzt werden?? [/font]

[font=Times New Roman]Und dann wird auch noch vor dem Einschieben der Elektroden ein großer Teil der Antenne abgeschnitten, so dass die eigentlichen Sinnesfunktionen mindestens teilweise abgeschaltet werden. – Für die Cerci gilt Ähnliches. Sicher reagieren auch sie auf Berührungsreize und können unter anderem Feindkontakt signalisieren. Oder auch, ob das Männchen seine Genitalien ordentlich einsetzt, der Ort für die Ablage der Oothek geeignet ist, usw.. Auch hier kann ein undifferenzierter elektrischer Impuls allenfalls eine Ausweich- oder Fluchtbewegung auslösen.[/font]

[font=Times New Roman]Neurophysiologen konnte vor Jahrzehnten bereits einzelne Nervenzellen mit Elektroden anstechen, deren Erregung durch natürliche Reize ableiten, und umgekehrt solche Zellen gezielt elektrisch stimulieren. [/font]
[font=Times New Roman]Was die „Entwickler“ der Roboter-Schaben können, ist nicht mehr als das, was ein Reiter auf dem Pferd macht: Vorne mit dem Zügel lenken, hinten mit den Sporen zum Rennen anstacheln (sic!). Und das bei einem Tier, das noch alle fünf Sinne beisammen hat. – Wahrscheinlich könnten man mit mechanischen oder evtl. elektrischen Reizen außen an intakten Fühlern und Cerci der Schaben dasselbe Ergebnis erzielen, und sich die natürlichen Sinnesleistungen der Tiere noch zunutze machen.[/font]

[font=Times New Roman]Mir scheint, dass die „Entwickler“ über eine allzu stark vereinfachte Vorstellung vom Sinnesleben eines Insekts verfügen! Oder ihren Geldgebern vorspiegeln?:mad:[/font]

[font=Times New Roman]“We don't want to torture cockroaches. Actually, we hope that our research will help the public to appreciate the importance and complexity of these little folks that we share an ecosystem with. Personally, I can't even kill pest insects at home since I appreciate them so much!”[/font]
[font=Times New Roman](Wir wollen die Schaben nicht quälen. Eigentlich wollen wir in der Öffentlichkeit Verständnis für die Bedeutung und Komplexität dieser kleinen Lebewesen wecken… Ich persönlich kann noch nicht einmal schädliche Insekten im Haus umbringen, da ich sie so sehr zu schätzen weiß.) – Na denn. Wenn das keine überzeugende Beruhigungspille ist! [/font]

[font=Times New Roman]MfG[/font]
[font=Times New Roman]Euer stets skeptischer Merkur[/font]

Je mehr man sich in das Thema einliest, desto deutlicher werden die kommerziellen Absichten der Hersteller. Beispiel:

""Have you ever wanted to walk down the hall of your school or department with your own remote controlled cockroach?"" (Hast du dir nicht immer schon mal gewünscht, über den Flur Deiner Schule oder Abteilung mit deiner eigenen ferngesteuerten Schabe zu laufen?)

Quelle/Zitat: Werbung der Herstellerfirma


Man kann den Müll bereits vorbestellen, ab der 6. Packung gibt es dann sogar einen Mengenrabatt.

Schätze mal, dass es ab Verkaufsstart des Spielzeuges (im nächsten Monat) etliche kleine "wissenschaftliche" Filmchen über stromgesteuerte sterbende Schaben auf youtube geben wird...

P.S.: In amerikanischen Foren und auch in einigen deutschen Foren laufen bereits (teils heftige) Diskussionen über den ethischen Aspekt eines solchen "Baukastens". Gut so!

Homwer hat geschrieben:Natürlich ist es ein weiter Schritt, aber wo werden die Hemmschwellen der Kinder liegen, die schon früh "gelernt" haben, dass es vollkommen OK ist Tieren die Fühler abzuschneiden um dann mit ihnen experimentieren zu können.

Mit "gar nicht so dummer Idee" meinte ich jetzt auch nicht, die Idee ein Tier zu verletzen um es zu kontrollieren sondern eher die Grundidee, Insekten mit kleinen Backpacks als Helfer in eingestürzten Häusern. Auch wenn das von mir natürlich etwas grob umfasst wurde, denn im aktuellen Kontext bedingt das eine ja das andere.

Soviel ich weiß wird aber rein vom Einsatz in Häusern her auch in Erwägung gezogen, dies ohne die "Steuerelemente" zu machen, also einfach Sensoren auf die Tiere zu kleben und sie loskrabbeln und Daten sammeln zu lassen.

Hiers übrigens ein Paper dazu (nicht von den Händlern, sondern von oben genannten Forschern):
http://ibionics.ece.ncsu.edu/assets/EMBC_12.pdf
Demnach haben sie tatsächlich auch Berührungen (tactile) und Temperaturen (thermal) probiert, aus irgendeinem Grund behandelt das Paper aber vorrangig die elektrische Stimulation. Ich habs jetzt aber nur überflogen, kann sein dass der Grund doch drin steht.

Fraglich auch, ob die Robotik nicht eh was nützliches in der Richtung hat, bis die ihre Roboroaches ausreichend getestet und "optimiert" haben.

Und die Kommerzschiene hat mit der Grundidee natürlich absolut Null zu tun und kann daher nicht damit gerechtfertigt werden. Das ist und bleibt einfach fehl am Platz.
Es werden auch Ableitungen von Vertebratengehirnen gemacht, die interessante Ergebnisse fördern können, trotzdem sollte kein Kind ein Rattengehirnspielset erhalten...