Ameisenstiche, Sticherfahrungen [u.a. beim Berliner Ameisenstammtisch 4.12.2010]
#17 AW: Sticherfahrungen beim Berliner Ameisenstammtisch 4.12.2010
Sie haben Widerhaken!
Manchmal lohnt es sich doch, in die in Prä-Internet-Zeiten gebräuchlichen Dokumente zu sehen. Da gab es einen Forscher namens Charles Kugler, der sehr viel über die Stachelapparate von Hymenopteren gearbeitet hat. In meiner Sonderdrucksammlung wurde ich fündig: Er bildet die Stachelspitze von Myrmecia nigrocincta ab, mit Widerhaken!
Kugler, C. 1980: The sting apparatus in the primitive ants Nothomyrmecia and Myrmecia. - J. Aust. Ent. Soc. 19, 263-267.
Diese Arbeit ist sogar online:
http://antbase.org/ants/publications/4651/4651.pdf
Eine weitere aufschlussreiche Arbeit:
Kugler, C. 1991. Stings of ants of the tribe Ectatommini (Formicidae: Ponerinae). - Insecta Mundi 5: 153-166.
http://antbase.org/ants/publications/4653/4653.pdf
Hier auch Paraponera clavata (die seinerzeit noch in der Tribus Ectatommini geführt wurde): Lancet: long, very slender, heavily sclerotized …Apex strong, acute, with about 12 well developed dorsal barbs (barbs = Widerhaken).
mfG,
Merkur
Manchmal lohnt es sich doch, in die in Prä-Internet-Zeiten gebräuchlichen Dokumente zu sehen. Da gab es einen Forscher namens Charles Kugler, der sehr viel über die Stachelapparate von Hymenopteren gearbeitet hat. In meiner Sonderdrucksammlung wurde ich fündig: Er bildet die Stachelspitze von Myrmecia nigrocincta ab, mit Widerhaken!
Kugler, C. 1980: The sting apparatus in the primitive ants Nothomyrmecia and Myrmecia. - J. Aust. Ent. Soc. 19, 263-267.
Diese Arbeit ist sogar online:
http://antbase.org/ants/publications/4651/4651.pdf
Eine weitere aufschlussreiche Arbeit:
Kugler, C. 1991. Stings of ants of the tribe Ectatommini (Formicidae: Ponerinae). - Insecta Mundi 5: 153-166.
http://antbase.org/ants/publications/4653/4653.pdf
Hier auch Paraponera clavata (die seinerzeit noch in der Tribus Ectatommini geführt wurde): Lancet: long, very slender, heavily sclerotized …Apex strong, acute, with about 12 well developed dorsal barbs (barbs = Widerhaken).
mfG,
Merkur
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#18 AW: Sticherfahrungen beim Berliner Ameisenstammtisch 4.12.2010
Das ist wirklich eine Interessante Arbeit.
Ich werde mal sehen ob ich die Tage mal mikroskopische Fotos machen kann, obwohl dies wohl erst im neuen Jahr sein wird.
Ich werde mal sehen ob ich die Tage mal mikroskopische Fotos machen kann, obwohl dies wohl erst im neuen Jahr sein wird.
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#19 AW: Sticherfahrungen beim Berliner Ameisenstammtisch 4.12.2010
Hallo,
super Thema!
Es ärgert mich zwar immer wieder wenn man Bilder im Netz findet, auf denen man der Größe wegen nur gerade etwas erkennen kann - dieses bekommt trotzdem eine Verlinkung, da es das einzige war auf dem man ansatzweise einen direkten Vergleich zwischen Biene und Wespe sieht.
AuĂźerdem:
Stachel einer Wespenkönigin (Lichtmikroskop; man beachte von wann das Präparat und das verwendete Mikroskop stammt!)
Stachel einer Wespe (REM, man beachte die Uneinigkeit bei der Artenbenennung in Dateiname und -beschreibung, auch wenn's fĂĽr uns irrelevant ist)
Und um wieder die Kurve zu den Ameisen zu kriegen: Hier eine zwar kĂĽnstlerisch bearbeitete, aber trotzdem in aller Deutlichkeit zu erkennende Stachelspitze einer nordamerikanischen Ernteameise (Pogonomyrmex badius).
Schlussendlich gibt es auf dieser Seite einige anschauliche 3D-Illustrationen, wie der Stachel funktioniert. Danke
Danke an Merkur fĂĽr den RechercheanstoĂź zur Stachel-Funktionsweise - wieder etwas gelernt - sowie an die VersuchdurchfĂĽhrenden, besonders den Probanden!
super Thema!
Es ärgert mich zwar immer wieder wenn man Bilder im Netz findet, auf denen man der Größe wegen nur gerade etwas erkennen kann - dieses bekommt trotzdem eine Verlinkung, da es das einzige war auf dem man ansatzweise einen direkten Vergleich zwischen Biene und Wespe sieht.
AuĂźerdem:
Stachel einer Wespenkönigin (Lichtmikroskop; man beachte von wann das Präparat und das verwendete Mikroskop stammt!)
Stachel einer Wespe (REM, man beachte die Uneinigkeit bei der Artenbenennung in Dateiname und -beschreibung, auch wenn's fĂĽr uns irrelevant ist)
Und um wieder die Kurve zu den Ameisen zu kriegen: Hier eine zwar kĂĽnstlerisch bearbeitete, aber trotzdem in aller Deutlichkeit zu erkennende Stachelspitze einer nordamerikanischen Ernteameise (Pogonomyrmex badius).
Schlussendlich gibt es auf dieser Seite einige anschauliche 3D-Illustrationen, wie der Stachel funktioniert. Danke
Danke an Merkur fĂĽr den RechercheanstoĂź zur Stachel-Funktionsweise - wieder etwas gelernt - sowie an die VersuchdurchfĂĽhrenden, besonders den Probanden!
#20 AW: Sticherfahrungen beim Berliner Ameisenstammtisch 4.12.2010
Zu den von Dermitder Meise verlinkten Seiten:
Vorsicht! (aber trotzdem herzlichen Dank fĂĽr die Links; auch ich lerne bei diesem Thread zu einem Thema, mit dem ich mich zuvor nie genau auseinandergesetzt hatte!)
Dieser Link:
http://www.insectstings.co.uk/waspsting.shtml
verbreitet genau die unklare Darstellung, auf die auch ich selbst bisher reingefallen bin! (Vgl. Text zu den beiden Bildchen).
Genau gegenteilig scheint hier ein Wespenstachel (einheimische Wespe) gezeigt zu werden, an dem die Widerhaken sehr deutlich zu sehen sind!
http://en.wikipedia.org/wiki/File:Sting_of_Queen_Wasp.jpg
Diese Seite enthält eine sehr gute Beschreibung des Stichvorganges, mit klaren Zeichnungen der beteiligten Strukturen:
http://website.lineone.net/~dave.cushman/stingstructure.html
In diesem Link fiel mir auf, dass die Stachelscheide eine unpaare Struktur ist, eine Art Rinne, während die Stechborsten paarig angelegt sind:
http://www.scienceasart.org/past/2008/photography/artist/1/18
Paarige, harpunenartige shafts = lancets = Stechborsten
separate from the dorsal cover (stylet) = Stachelscheide
Nebenbei ist da vermerkt, dass die amerikanische Ernteameise Pogonomyrmex badius einen sehr wirksamen Stachel hat; in Experimenten wurde gezeigt, dass das Gift dieser Art zu den am stärksten toxischen unter allen bekannten Insektengiften zählt. (Harvester ants have a very potent sting; experiments have shown that the venom of this species is one of the most toxic of all known insect venoms.)
Jetzt kommt allmählich Klarheit auf (so hoffe ich wenigstens):
Die paarigen Stechborsten, die abwechselnd in den Stichkanal vorgeschoben werden, sind wohl immer mit Widerhaken versehen.
Die unpaare Stachelscheide wird offenbar mit in die Stichwunde eingeführt. Sie kann glatt sein (Wespe) oder mit Widerhaken besetzt (Honigbiene). Werden die Stechborsten in die unbewehrte Stachelscheide zurück gezogen, lässt sich der ganze Apparat leicht aus der Wunde ziehen.
Bei Myrmecia muss man nun also nach Widerhaken auf der Stachelscheide achten!
Laut diesem Link: http://antbase.org/ants/publications/4651/4651.pdf ist auch der „sting“ mit einem Paar Haken versehen („sting“ meint hier wohl die Stachelscheide; die variable Nomenklatur macht das Verständnis nicht gerade leicht!).
Ganz allgemein: So macht es wirklich SpaĂź, hier im Forum mit zu wirken! :clap:
MfG,
Merkur
Vorsicht! (aber trotzdem herzlichen Dank fĂĽr die Links; auch ich lerne bei diesem Thread zu einem Thema, mit dem ich mich zuvor nie genau auseinandergesetzt hatte!)
Dieser Link:
http://www.insectstings.co.uk/waspsting.shtml
verbreitet genau die unklare Darstellung, auf die auch ich selbst bisher reingefallen bin! (Vgl. Text zu den beiden Bildchen).
Genau gegenteilig scheint hier ein Wespenstachel (einheimische Wespe) gezeigt zu werden, an dem die Widerhaken sehr deutlich zu sehen sind!
http://en.wikipedia.org/wiki/File:Sting_of_Queen_Wasp.jpg
Diese Seite enthält eine sehr gute Beschreibung des Stichvorganges, mit klaren Zeichnungen der beteiligten Strukturen:
http://website.lineone.net/~dave.cushman/stingstructure.html
In diesem Link fiel mir auf, dass die Stachelscheide eine unpaare Struktur ist, eine Art Rinne, während die Stechborsten paarig angelegt sind:
http://www.scienceasart.org/past/2008/photography/artist/1/18
Paarige, harpunenartige shafts = lancets = Stechborsten
separate from the dorsal cover (stylet) = Stachelscheide
Nebenbei ist da vermerkt, dass die amerikanische Ernteameise Pogonomyrmex badius einen sehr wirksamen Stachel hat; in Experimenten wurde gezeigt, dass das Gift dieser Art zu den am stärksten toxischen unter allen bekannten Insektengiften zählt. (Harvester ants have a very potent sting; experiments have shown that the venom of this species is one of the most toxic of all known insect venoms.)
Jetzt kommt allmählich Klarheit auf (so hoffe ich wenigstens):
Die paarigen Stechborsten, die abwechselnd in den Stichkanal vorgeschoben werden, sind wohl immer mit Widerhaken versehen.
Die unpaare Stachelscheide wird offenbar mit in die Stichwunde eingeführt. Sie kann glatt sein (Wespe) oder mit Widerhaken besetzt (Honigbiene). Werden die Stechborsten in die unbewehrte Stachelscheide zurück gezogen, lässt sich der ganze Apparat leicht aus der Wunde ziehen.
Bei Myrmecia muss man nun also nach Widerhaken auf der Stachelscheide achten!
Laut diesem Link: http://antbase.org/ants/publications/4651/4651.pdf ist auch der „sting“ mit einem Paar Haken versehen („sting“ meint hier wohl die Stachelscheide; die variable Nomenklatur macht das Verständnis nicht gerade leicht!).
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#21 AW: Ameisenstiche, Sticherfahrungen [u.a. beim Berliner Ameisenstammtisch 4.12.2010]
Ich belebe hier mal wieder und habe auch etwas umbenannt um der Entwicklung des Themas Rechnung zu tragen.
Eine Freundin ist gerade in Costa Rica und hat sich prompt mit der Formicidenfauna angelegt - allerbestens! (fĂĽr uns)
Gute Erholung und ansonsten gutes Schaffen!
Eine Freundin ist gerade in Costa Rica und hat sich prompt mit der Formicidenfauna angelegt - allerbestens! (fĂĽr uns)
Ich habe mich gestern von dieser hier stechen lassen
https://de.wikipedia.org/wiki/Paraponera_clavata
Sie ist auf meinen Arm gefallen/gesprungen. Tat erstmal höllisch weh, aber zum Glück ist der Arm nicht angeschwollen und hat auch sonst keine starke Reaktion gezeigt. Nur etwas Rötung, starkes ziehen im Muskel und das Gefühl ich hätte einen kleinen Pflanzenstachel drin stecken. Vielleicht war die Ameise selbst so überrascht, dass sie gar nicht richtig zugestochen hat...
Gute Erholung und ansonsten gutes Schaffen!