Es gibt hier ja einige User, die neben den Ameisen auch fleischfressende Pflanzen betreuen.
„Die Fallensteller“ ist der Titel einer wunderbaren Dokumentation in der Zeitschrift GEO vom Februar 2014. Ich kann nur empfehlen, sich das Heft zu beschaffen (D: 6,90 €).
„Eigentlich“ erwartet man ja, dass solche Pflanzen Tiere, vor allem Insekten, anlocken und in den Fallen verdauen.
Aber: Da gibt es Nepenthes ampullaria, eine Kannenpflanze, die ihre groĂen BehĂ€lter am Waldboden aufstellt. Die Deckel sind reduziert und stehen weit offen: Laub und Detritus fallen vom Kronendach hinein und werden dort zu Pflanzennahrung „kompostiert“.
Die Rajah-Brookes Kannenpflanze auf Borneo produziert reichlich Nektar, anscheinend am Deckel, lockt damit Spitzhörnchen (Tupaias, Scandentia) an und lĂ€sst sich mit dem Kot der kleinen SĂ€uger fĂŒttern. Gleichzeitig leben in ihren Kannen zahlreiche MĂŒckenlarven, die gegen das saure Verdauungs-GebrĂ€u resistent sind.
Die Ameisenart Camponotus schmitzi, die in angeschwollenen Blattstielen von Nepenthes bicalcarata wohnt, ihre Wirtspflanze verteidigt und aus ihren Fangtrichtern rechtmĂ€Ăige Insektenbeute klaut, ist uns bereits lĂ€nger bekannt: http://www.ameisenwiki.de/index.php/Camponotus_schmitzihttp://www.ameisenwiki.de/index.php/Camponotus_schmitzi
Aber das ist schon ein „alter Hut“, wenn man erfĂ€hrt, dass in den lang gestreckten Kannen von Nepenthes hemsleyana eine kleine, nachts Insekten jagende Fledermaus gut geschĂŒtzt den Tag verbringt: Ihr Kot und Urin sind prĂ€chtiger DĂŒnger, der direkt in die „VerdauungsflĂŒssigkeit“ der Kannen gerĂ€t!
Und schon kaum noch glaubwĂŒrdig: Am Mount Kinabalu in Borneo gibt es gleich mehrere Froscharten, die ihre Eier in Kannenpflanzen ablegen, und deren Kaulquappen sich unverdaut in diesem Milieu entwickeln! Was sich wohl sonst noch in den rund 100 Arten der Kannenpflanzen verbergen mag?
Dabei habe der groĂe BegrĂŒnder der Systematik, Carl von LinnĂ©, 1786 auf einen Bericht ĂŒber die Fleisch fressende Venusfliegenfalle recht unwirsch reagiert: So etwas gibt es nicht, das verstöĂt gegen die gottgewollte Ordnung der Natur!
Fazit: Lesenswert in jedem Fall, und mit fantastischen Bildern belegt!
MfG,
Merkur