User des Monats November 2024   ---   marcel  ---   Danke vom TEAM Ameisenforum  

Das Geschlecht im Larvenstadium erkennen

Nachrichten aus den Medien und der Wissenschaft.
Neues Thema Antworten
Benutzeravatar
Diffeomorphismus
Halter
Offline
Beiträge: 985
Registriert: 28. September 2013, 20:56
Hat sich bedankt: 691 Mal
Danksagung erhalten: 991 Mal

#1 Das Geschlecht im Larvenstadium erkennen

Beitrag von Diffeomorphismus » 25. Januar 2014, 07:30

Hallo,

im "eusozial-Forum" gibt es einen sehr interessanten Hinweis auf eine Veröffentlichung, welche sich mit einer Methode beschäftigt, anhand derer man erkennen kann, ob sich eine Larve zu einem männlichen oder weiblichen Tier weiterentwickelt.

Hier der Link zu dem entsprechenden Thread (dort findet man auch den Link zur Studie).

Grüße

Diffeomorphismus


„Die Heuchelei ist die materia prima des Teufels, von der aller Lug und Trug, alle Schwachheit und Abscheulichkeit herrührt, von der nichts Wahres kommen kann. Denn die Heuchelei ist selbst eigentlich eine doppelt destillierte Lüge, eine Lüge in der zweiten Potenz.“ (Thomas Carlyle)

Benutzeravatar
NIPIAN
Halter
Offline
Beiträge: 2429
Registriert: 7. September 2005, 17:57
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 4 Mal

#2 AW: Das Geschlecht im Larvenstadium erkennen

Beitrag von NIPIAN » 25. Januar 2014, 18:00

Hoi,


prinzipiell eine nette Sache. Die Geschlechtsbestimmung von Larven nach ähnlichen "Gesichts"punkten hat es schon deutlich früher z. B. bei Drosophila melanogaster [1],[2] und der Anophelesmücke [4] gegeben. So sind bei Ersterer die Testikel gegenüber den Gonadenanlagen deutlich größer und durch den durchscheinenden Körper gut zu erkennen - Schulstoff der '80-er Jahre. Erstaunlicherweise ähnelt die Vorgehensweise der Geschlechtsbestimmung von Anophelesmückenlarven [4] auf frappierende Weise der der Ameisenlarven [3].

Mindestens genauso interessant wäre eine Unterscheidung zwischen Arbeiterin und Gyne in frühzeitigen Larvenstadien.

Hier die Links zum Vergleich - zum Abruf benötigt es zum Teil einen Uniaccount, da kann das Moderatorenteam weiterhelfen:
[1] Titel: Geschlechtsbestimmung bei Drosophila melanogaster. - Autor: Lieb, Eckhard; Quelle: In: Unterricht Biologie, (1980) 45, S. 35-45
[2] http://carnegiescience.edu/publications_online/Drosophila_Guide2.pdf
[3] http://link.springer.com.ezproxy.medma.uni-heidelberg.de/article/10.1007/s00040-013-0323-5
[4] http://www.mrcindia.org/journal/issues/444245.pdf



Gast
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#3 AW: Das Geschlecht im Larvenstadium erkennen

Beitrag von Gast » 25. Januar 2014, 20:51

Hallo NIPIAN,
"Mindestens genauso interessant wäre eine Unterscheidung zwischen Arbeiterin und Gyne in frühzeitigen Larvenstadien."
Die Entscheidung darüber, ob sich eine weibliche Larve zur Arbeiterin oder Gyne entwickelt, dürfte nur selten bereits in einem frühen Larvenstadium oder gar bereits im Ei fallen. Dabei gibt es anscheinend ein Kontinuum: Bei manchen Arten wird erst im Imaginalstadium über die Funktion entschieden, siehe die Gattung Diacamma, wo das Abbeißen der Gemmae die potenzielle Königin zum Arbeiterdasein verdammt (die funktionelle Königin ist hier natürlich keine morphologische Gyne/Gynomorphe).

Bei den „höher“ entwickelten Gattungen (bzw. Unterfamilien) scheint die Differenzierung immer früher einzusetzen, sich aber über größere Teile der Larvalentwicklung fortzusetzen. Einen Sonderweg haben anscheinend die Waldameisen (Formica s. str.) eingeschlagen: Hier soll ein „Polplasma“ in den im Winter angelegten (und im Frühjahr abgelegten) befruchteten Eiern Voraussetzung dafür sein, dass sie sich unter günstigen Umständen (genügend Jungarbeiterinnen zur Pflege, Wärme) zu Gynen entwickeln können. Reichen die Bedingungen nicht aus, entstehen auch aus solchen „Wintereiern“ nur Arbeiterinnen.

Intermorphe sind ein Zeichen dafür, dass auch bereits „auf dem Wege zur Gyne befindliche“ Larven noch partiell rückdeterminiert werden können, wenn entscheidende Faktoren (Nahrung? Temperaturverlauf?) für die Vollendung dieses Entwicklungsweges nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen. Auch Parasiten können die vollständige Entwicklung von Gynen noch verhindern, vgl. brachyptere (kurzflügelige) Gynen bei Befall mit Nematoden (Mermithidae) - http://www.hindawi.com/journals/psyche/2012/192017/ .

Vor Jahren hat man sich einmal mit der Entwicklung von Flügelanlagen bei Lasius niger befasst. Überraschenderweise sind solche Flügel-Imaginalscheiben bereits bei frühen Larvenstadien von Arbeiterinnen und sogar von künftigen Pygmäen zu identifizieren. Die Differenzierung zu Arbeiterinnen bedeutet hier also eine Rückbildung dieser Imaginalanlagen während der Larvalentwicklung. – Das war Jahre vor der Erfindung der „Apoptose“, des programmierten Zelltodes. ;)
Kloft, W.J., Buschinger, A., Hupperich, K., 1994: Larvale Anlage von Flügelimaginalscheiben bei Normal- und Pygmäen-Arbeiterinnen der Wegameise Lasius niger (Hymenoptera: Formicidae). Entomol. Gener. 19, 9-13. (Leider auf Deutsch, und nicht online, daher heute „vergessen“).

MfG,
Merkur



Benutzeravatar
swagman
Halter
Offline
Beiträge: 2285
Registriert: 4. März 2006, 15:12
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 50 Mal

#4 AW: Das Geschlecht im Larvenstadium erkennen

Beitrag von swagman » 26. Januar 2014, 11:34

Merkur hat geschrieben:Vor Jahren hat man sich einmal mit der Entwicklung von Flügelanlagen bei Lasius niger befasst. Überraschenderweise sind solche Flügel-Imaginalscheiben bereits bei frühen Larvenstadien von Arbeiterinnen und sogar von künftigen Pygmäen zu identifizieren. Die Differenzierung zu Arbeiterinnen bedeutet hier also eine Rückbildung dieser Imaginalanlagen während der Larvalentwicklung.

Erscheint naheliegend, bedenkt man die vermutliche Entstehung der Arbeiterinnen bei Ameisen.



Neues Thema Antworten

Zurück zu „Neues aus Medien & Wissenschaft“