Hallo NIPIAN,
"Mindestens genauso interessant wäre eine Unterscheidung zwischen Arbeiterin und Gyne in frühzeitigen Larvenstadien."
Die Entscheidung darüber, ob sich eine weibliche
Larve zur Arbeiterin oder
Gyne entwickelt, dürfte nur selten bereits in einem frühen Larvenstadium oder gar bereits im Ei fallen. Dabei gibt es anscheinend ein Kontinuum: Bei manchen Arten wird erst im Imaginalstadium über die Funktion entschieden, siehe die
Gattung Diacamma, wo das Abbeißen der Gemmae die potenzielle
Königin zum Arbeiterdasein verdammt (die funktionelle
Königin ist hier natürlich keine morphologische
Gyne/
Gynomorphe).
Bei den „höher“ entwickelten Gattungen (bzw. Unterfamilien) scheint die Differenzierung immer früher einzusetzen, sich aber über größere Teile der Larvalentwicklung fortzusetzen. Einen Sonderweg haben anscheinend die Waldameisen (
Formica s. str.) eingeschlagen: Hier soll ein „Polplasma“ in den im Winter
angelegten (und im Frühjahr
abgelegten) befruchteten Eiern Voraussetzung dafür sein, dass sie sich unter günstigen Umständen (genügend Jungarbeiterinnen zur Pflege, Wärme) zu Gynen entwickeln
können. Reichen die Bedingungen nicht aus, entstehen auch aus solchen „Wintereiern“ nur Arbeiterinnen.
Intermorphe sind ein Zeichen dafür, dass auch bereits „auf dem Wege zur
Gyne befindliche“
Larven noch partiell rückdeterminiert werden können, wenn entscheidende Faktoren (Nahrung? Temperaturverlauf?) für die Vollendung dieses Entwicklungsweges nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen. Auch Parasiten können die vollständige Entwicklung von Gynen noch verhindern, vgl. brachyptere (kurzflügelige) Gynen bei Befall mit Nematoden (Mermithidae) -
http://www.hindawi.com/journals/psyche/2012/192017/ .
Vor Jahren hat man sich einmal mit der Entwicklung von Flügelanlagen bei
Lasius niger befasst. Überraschenderweise sind solche Flügel-Imaginalscheiben bereits bei frühen Larvenstadien von Arbeiterinnen und sogar von künftigen Pygmäen zu identifizieren. Die Differenzierung zu Arbeiterinnen bedeutet hier also eine
Rückbildung dieser Imaginalanlagen während der Larvalentwicklung. – Das war Jahre vor der Erfindung der „Apoptose“, des programmierten Zelltodes.
Kloft, W.J., Buschinger, A., Hupperich, K., 1994: Larvale Anlage von Flügelimaginalscheiben bei Normal- und Pygmäen-Arbeiterinnen der Wegameise
Lasius niger (
Hymenoptera: Formicidae). Entomol. Gener. 19, 9-13. (Leider auf Deutsch, und nicht online, daher heute „vergessen“).
MfG,
Merkur