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Messor barbarus Haltungserfahrungen von Kilrias

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Kilrias
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#1 Messor barbarus Haltungserfahrungen von Kilrias

Beitrag von Kilrias » 2. April 2014, 18:21

Hallo liebe Ameisen-Gemeinschaft.
Dies soll kein Haltungsbericht werden, bei dem jeder Tag dokumentiert wird. Ich will lieber eine Rückschau bieten und allgemeine Erkenntnisse teilen.

Start der Ameisenhaltung
Im April 2013 begann meine Ameisenhaltung. Ich war bei einem Händler und hab mich, nachdem ich sehr lange im Internet gelesen hatte, dort beraten lassen.
Als ich anmerkte, daß es für meine Freundin evtl. nicht so toll wäre, lebend Insekten als Futter zu halten (sie ist sehr tierlieb), empfahl er mir Messor barbarus.
Diese Art ist meines Erachtens eine ideale Art zum Einstieg in die Haltung:

1. Sie mögen es trocken. Man muss also in der Arena nicht extra befeuchten und das Substrat (Sand Lehm) kann und soll furz trocken sein. Wüsten-Terrarien sind einfacher zu pflegen als Tropenwald o. ä..

2. Die unterschiedlichen Größen der Tiere machen sie interressant zu beobachten.

3. Messor barbarus sind ziemlich tapsig, d.h. sie können schlecht Glas klettern. Das hat den Vorteil, daß sie schlecht ausbrechen können und der Ausbruchschutz länger hält. Im Gegensatz zu Lasius niger (die ja nur so rumflitzen) gehen die Messoren recht gemütlich durch die Gegend. Wenn mal ein paar ausbüchsen, versuchen sie eher wieder zurück zur Königin zu kommen anstatt die komplette Umgebung zu untersuchen.

4. Da sie Körner sammeln und fressen (ideal zu beobachten, mit ihren Körnerkammern), macht es auch nichts aus wenn man mal in den Urlaub will.



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#2 AW: Messor barbarus Haltungserfahrungen von Kilrias

Beitrag von Kilrias » 3. April 2014, 15:36

Also im April 2013 gings los. Ich besorgte mir eine Messor barbarus Königin mit einem Eipaket im Reagenzglas. (klar) Da wir zuhause nicht viel Platz haben und ich meine Freundin nicht mit einem Riesenbecken überraschen wollte hab ich mir ein 20x10x10 mini Formicarium besorgt, mit allem was dazu gehört. Sand-Lehm Gemisch; Pipette; Körner; Deko und der ganze Kram.
Zuhause hab ich das Formicarium schön eingerichtet. Es ist ein kleines Becken mit integrierter Farm weil ich die Ameisen graben sehen wollte. Ab dann hieß es warten.

Ich hatte das RG mit einem Alu-Dach versehen, sodaß ich immer mal gucken konnte was die kleine so treibt, ohne das RG bewegen zu müssen.
Das Licht hat die Königin nicht gestört aber wehe man kommt mal mit irgendwas irgendwo dran, dann ist die Panik groß.

Einmal am Anfang hab ich das RG vorsichtig geöffnet und der Königin einen Tropfen Honig-Wasser gegeben, auf den sie sich sofort stürzte. Den Tip hatte ich von meinem Händler. Er sagte, daß sie ja noch nie was bekommen hat, (Claustale Gründung) da sie von ihrer Flugmuskulatur zehrt und so die Gründungsphase übersteht. Die befruchteten Messor barbarus Königinnen verbuddeln sich direkt nach der Schwarmflug Landung und überwintern erst bevor sie mit der Eiablage beginnen. (klar daß die Hunger hatte)
Später wurde nie wieder Honig angenommen.



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#3 AW: Messor barbarus Haltungserfahrungen von Kilrias

Beitrag von Kilrias » 3. April 2014, 16:13

Um meiner Freundin die Ameisenhaltung etwas näher zu bringen erklärte ich ihr alles und gab ihr die Ehre einen Namen für die Königin zu bestimmen.
Ab da an heißt die Queen: "Madamski"

Anfangs hielt ich Sie bei Zimmertemperatur so zwischen 18 und 21 Grad. Es hat ewig gedauert, (nach meinem damaligen Empfinden) bis die Eier wuchsen und zu Puppen wurden.
nach ca. 4 Wochen hab ich eine Lampe darauf gerichtet zur Erwärmung, was einiges brachte. Von da an hab ich die Kiste regelmäßig erwärmt, anfangs weniger, später mehr bis zu 31 Grad.
Die Eier entwickelten sich nun schneller und Puppen waren zu erkennen, bis die erste Arbeiterin schlüpfte.

Die Freude war riesig und ich war stolz wie Oskar, daß ich es soweit geschafft hatte. Ich hatte halt immer gelesen, daß die Gründung einer Messor barbarus Gyne sehr heikel sei. Im Endefekt war es doch einfach, man muß sie halt einfach nur in Ruhe lassen.

P.s.: Fotos folgen dann mit der Zeit. Ich bin ja schon froh, daß das mit dem Bericht hier überhaupt klappt.



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#4 AW: Messor barbarus Haltungserfahrungen von Kilrias

Beitrag von Kilrias » 3. April 2014, 16:46

Weitere Entwicklung

Ab dem Zeitpunkt ging es Schlag auf Schlag. Eine Arbeiterin schlüpfte nach der anderen. Nun konnte man wenigstens etwas beobachten und es tat sich was.

Die ersten Arbeiter bauten den Eingang des RG zu und kümmerten sich mit um die Brut. Madamski konnte sich nun völlig der Eiablage hingeben. Es folgte Brut in allen Stadien.
Einige der ersten Arbeiter begannen sofort damit, Körner einzutragen, die ich zuvor geknackt hatte, da sie die selber noch nicht knacken können, weils halt auch nur Pygmäen sind. (Die ersten Arbeiter, noch etwas kleiner als die kleinsten normalen Messor barbarus.)

Ich habe mir damals eine mini Packung gemischte Vogelfutter-Körner gekauft, die jetzt immer noch halb voll ist. Echt genügsam die kleinen. Außerdem habe ich fleißig Löwenzahn Samen gesammelt (Pusteblume für Kinder) und ab und an mal welche rein gegeben. Die werden immer sofort eingelagert. Schmeckt denen wohl sehr gut und sind wohl auch gut zu bearbeiten und kost nix. Ach: man braucht die Samen nicht vom Stengel knipsen, das machen die selber. Wusst ich am Anfang auch nicht. Man darf dann bloß nicht in die Arena atmen, sonst fliegen die überall rum.



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#5 AW: Messor barbarus Haltungserfahrungen von Kilrias

Beitrag von Kilrias » 3. April 2014, 16:50

Wenn mir mal jemand helfen kann?:
Wie erstelle und verlinke ich denn einen Disskussionsthread zu meinem Bericht?
Und: kann man dann Einträge von hier verschieben?



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#6 AW: Messor barbarus Haltungserfahrungen von Kilrias

Beitrag von Kilrias » 3. April 2014, 18:07

Als dann ein paar mehr Arbeiter sich am Kolonie-Leben beteiligten fing ich an Mücken anzubieten, die sofort eingetragen und verspeist wurden. Von denen konnten sie nicht genug kriegen. Nach und nach hab ich dann Fliegen und kleine Käfer tot in die Arena getan, alles was so im Garten zu finden war. Ich muß dabei sagen, (schreiben) daß ich die Insekten, die ich frisch aus dem Garten oder lebend erschlagen habe nicht extra überbrühe. Ich denke mal, daß das in der freien Wildbahn in Süd Spanien auch keiner für die kleinen macht. Futtertiere halten ist bei einer so kleinen Gründerkolonie nicht nötig.

Es waren zu diesem Zeitpunkt so um die 12 Arbeiter. Jetzt hatte ich natürlich gehofft, daß sich langsam so richtig was tut. Pustekuchen!

Die Minikolonie hatte alles was sie zum wachsen brauchte: Es waren Körner im Überfluss gebunkert, Proteine wurden direkt vor die Haustür geliefert, Wasser war noch etwas im RG-Tank, also warum sollte man sich noch bewegen.

Es kehrte Ruhe ein, es tat sich nix mehr. Man konnte halt nur noch im RG geringe aktivität beobachten: Eier wurden von hier nach da getragen; Larven wurden umgeschichtet und Ameisenbrot wurde gebacken. (Hausarbeit) Verständlich ist es ja: Bei einer Gründerkolonie ist jeder Verlust schmerzhaft, deswegen werden sich so wenig wie möglich Arbeiter in gefärliche Gegenden bewegen.



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#7 AW: Messor barbarus Haltungserfahrungen von Kilrias

Beitrag von Kilrias » 7. April 2014, 17:02

Nach einiger Zeit schwand der Wasservorrat im Reagenzglas. Ich hab zwar ein neues angeboten und neben das alte gelegt, hat sie aber nicht interessiert. Heute weiß ich auch warum. Ich hatte zu dem Zeitpunkt noch nicht genug Erfahrung mit Wattestopfen in Reagenzgläsern. Der Stopfen war einfach zu fest und es kam nicht genug Wasser durch um das Gewünschte Klima zu gewährleisten, was die Ameisen brauchen. Ich hab mich halt gewundert warum die kleinen nicht umziehen obwohl der Wassertank jetzt leer war.

Es waren wohl mitlerweile ca. 25 Tiere und ich beschloss die integrierte Farm zu befeuchten. Gedacht - getan. Man kann sich als Nichtameisenhalter nicht vorstellen, wie man sich darüber freuen kann, wenn sich endlich was tut und dann in ein mini Becken zu starren über längere Zeit.

Die Messoren erwachten zum Leben und ham die Bude gerockt.
Eine Arbeiterin bemerkte wohl die Veränderung des Mikroklimas und stieg die Rampe hoch, die ich bereitet hatte damit sie nicht das Glas klettern müssen. Sie untersuchte das Bodensubstrat, das jetzt nass war, ganz hektisch. Sie fing direkt an ein Stück auszuheben um es schnell den anderen zu zeigen. Sie ist rein ins Nest (RG) und holte sich unterstützung. Von den 25 Arbeitern waren nach kurzer Zeit 15 oder mehr unterwegs und damit beschäftigt Löcher auszuheben und Gänge zu graben. Sie schafften am Tag ca. 5 cm Gang. In die Farm füllte ich nach ganz unten eine Schicht Steine, die Wasser speichern, sowas wie Seramis in weiß. darüber Sand-Lehm Gemisch zum graben. Wenn das Substrat nass ist, lässt es sich sehr gut graben und wenn es dann austrocknet wird es knüppelhart, sodaß nichts einstürzen kann.
Erst gruben sie ganz links am Wasser-einfüll-Röhrchen entlang bis ganz nach unten, dann eine zweite Gruppe ganz rechts in einer Ecke auch nach ganz unten. Danach gruben sie einen Verbindungsgang relativ weit oben. Das interessante daran war, daß beide Gruppen anfingen diesen Gang zu graben. Beide in ca. der selben Höhe, auf einander zu. Als ob sie sich abgesprochen haben oder als ob es einen Masterplan gibt den jeder im Kopf hat.
Es entstanden so nach kurzer Zeit viele Gänge und Kammern.



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#8 AW: Messor barbarus Haltungserfahrungen von Kilrias

Beitrag von Kilrias » 7. April 2014, 18:06

Die Kolonie wuchs und wuchs. Es waren langsam größere Arbeiter erkennbar.

Alle halfen mit - keiner kat sich gedrückt. Viele Ameisen gruben weiter Gänge und Kammern. Einige waren damit beschäftigt die von mir geknackten Körner einzutragen und wieder andere kümmerten sich um die Brut und einige stellten Ameisen-Brot her. Es war ordentlich was los und man konnte die ganze Zeit etwas beobachten. Man wurde für das lange warten belohnt.

Das einzige was mir an der Buddelaktion nicht gefiel war, daß die größeren Arbeiter anfingen die Wasser-speichernden Steine von ganz unten auszuräumen. (Echt krass was eine Media Arbeiterin so schleppen kann.) Anfangs dachte ich: Na ja, auf ein paar Steine kann man ja verzichten. Aber nach und nach räumten die fleißigen Kerlchen alle aber auch wirklich alle Steine dort raus. Im Rückblick schätze ich die Kolonie auf 30 bis 35 Mitglieder.

Madamski beschloss umzuziehen. Eines Morgens beim Blick ins Formicarium war das RG leer. Sie sind also in ihr selbstgebautes Eigenheim gezogen. Ich war glücklich.

Man konnte die Kolonie bis jetzt immer schön beobachten, was natürlich nicht so blieb. Nach ein paar Tagen fingen sie an die Königinnen-Kammer zu tapezieren. Sie machten den Raum blickdicht mit Matsche vom ganzen Aushub. Nun gut, wenn es Madamski lieber dunkel hat.... Schade hab ich gedacht, war aber klar und nur ne Frage der Zeit.
Das Problem bestand halt, da die Barbaren ja die ganze Steinschicht ganz unten entfernt hatten, daß das bewässern schwierig wurde. Ich musste experimentieren: Wieviel Wasser reicht zum befeuchten ohne sie zu überschwemmen. Es ertranken regelmäßig vereinzelte Arbeiter ganz unten im Nest, obwohl ich vorsichtig war. Außerdem blöd: Diese Ameisen, oder andere auch, helfen sich nicht gegenseitig aus der Gefahrenzone. Eine Media Arbeiterin geht gemütlich durch die entstandene Pfütze während neben ihr eine Pygmähe jämmerlich ertrinkt. Die verluste hielten sich aber in Grenzen.
Befeuchten handhabe ich mittlerweile so: Erst ein paar Tropfen ins Röhrchen, damit sie merken: oh... da kommt gleich was! Ganz unten im Nest kommt dann immer alles in Bewegung. Dann etwas mehr, bis eine kleine Pfütze entsteht wovon alle trinken können. Der Rest sickert dann mit der Zeit irgendwie nach oben. In letzter Zeit sind dann keine mehr ertrunken.

Dieser Bericht schrumpft die Zeit ganz schön ein. Es ist ja auch immer noch nur ein Rückblick. Am Ende dieser Zeilen hier schätze ich die Anzahl der Messor barbarus Arbeiter so ca. auf 50.

Für Meinungen und Fragen bitte den hier benutzen: http://www.ameisenforum.de/meinungen-fragen-zu-den-haltungsberichten/51667-diskussion-messor-barbarus-haltung-kilrias.html



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