Wie viel Platz steht jeder Ameise zu?

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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Safiriel

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#1 Wie viel Platz steht jeder Ameise zu?

Beitrag von Safiriel » 24. August 2014, 09:43

Jeder kennt die Diskussionen bei Haltern und beim Tierschutz.
Ein A4 Blatt für ein Huhn ist zu wenig, 1qm pro Kaninchen bei je eigenem Haus und entsprechend Auslauf ok.
Bei Fischen wird in Fischlänge auf Liter Wasser gerechnet, wobei sich die Richtlinien hier in den letzten Jahren stark verändert haben.

Nur bei Ameisen spricht niemand darüber.
Also: Wie viel Platz brauchen Ameisen zum Furagieren, oder im Nest?
Wann ist das Becken zu klein?

Hier (externer Link): http://eusozial.de/viewtopic.php?f=4&t=2928&p=30372&sid=e49511ec64d1d47fda042b9f7be384aa#p30372 habe ich diese interessante Aussage gefunden. Sie mag zu großzügig oder klein bemessen sein, und ist natürlich von der Art abhängig (hier handelt es sich um Manica rubida).
Die Tiere moegen zwar gerne dicht im Nest "beieinanderhocken", aber sie fouragieren in der Natur sehr viel großflaechiger und nicht so eng. 5-10 Ameisen auf 10cm² sind es momentan im Becken und vergleichsweise in der Natur 1-3 maximal pro 10cm² und ca 3m vom Nest entfernt (je nach Lasius niger-aufkommen und Bedingungen). Allein dieser Umstand bedeutet schon Stress.


Denkt mal drüber nach....



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Sajikii
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#2 AW: Wie viel Platz steht jeder Ameise zu?

Beitrag von Sajikii » 24. August 2014, 10:35

Richtig, es kommt natürlich sehr auf die Art drauf an, die einen brauchen wesentlich mehr Auslauf, andere Ameisen brauchen das weniger. Das aber zu beurteilen, ist natürlich wahnsinnig schwierig bis unmöglich.

Das gleiche Thema könnte man ja genauso auf die ganzen Zoo's ansprechen. Die Elefanten dort können nicht ihre Routen, die gefühlt "durch die halbe Welt" führen, durchlaufen. Wiederum... mittlerweile sieht man ja einen Zoo eher als lebendigen Gen- und Artenspeicher wie auch Generhalter. Hm.

Auf Ameisenhalter kann man das natürlich nicht abmünzen... nach wie vor denkt der Großteil der Menschheit (hier sind natürlich die Ameisen- und Insektenliebhaber ausgeschlossen) das Insekten einfach Insekten sind, lästig und irgendwas kleines, dass da unten wo herumkrabbelt und sowieso unter dem Schuh dann verenden darf...

Aber ja... als Ameisenhalter hat man schon einige Pflichten irgendwie. Die Platzversorgung ist natürlich eines der schwierigsten Themen und ich bedanke mich dafür, dass du das ansprichst. Vielleicht kommt ja noch die eine oder andere Anregung dazu.

Für große Wahnsinnsdimensionen hab ich natürlich schon die eine oder andere Idee. Klarer Weise kostet das Geld und nimmt Platz, wenn man das nicht schön integriert oder dekoriert siehts womöglich (sorry) schei**e aus!
Aaaaaber, ich dachte da immer schon an die im Durchmesser und Länge großen, durchsichtigen PVC-Schläuche (die man ja sonst auch zum Formicarien verbinden verwendet), die man quasi übereinander, zu einen Turm (in Schneckenform o.ä.) oder in die horizontale auslegt... das können gleich mal 50 Meter werden, dann kommt wieder eine Futterarena, wieder neue Schlauchanschlüße über 50 Meter und ja, ... immer so weiter und sofort. :p Ich glaub, da braucht man ein eigenes Haus dafür? ^^

Warum nicht Wände durchbohren und die Schläuche durch das gaaaanze Haus verlegen? :D

Haha.

Irgendwie hab ich das Gefühl, diese Thematik bohrt ordentlich an den "Säulen" der Ameisenhalter herum, man könnte denken, wir laufen direkt in eine Sackgasse. Was macht man mit dieser riesigen Menge an Ameisenfleisch? Ist das noch normal? Nein ;) ...


LG

Gast
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#3 AW: Wie viel Platz steht jeder Ameise zu?

Beitrag von Gast » 24. August 2014, 11:15

Hallo, schönes Thema,

nur mal als kleine Anregung in den Raum geworfen. In welcher Hinsicht lebt ein Mensch "artgerecht" in dieser Gesellschaft? Als kleines Beispiel eine 3-köpfige Familie, die zusammen in einer 75 Quadratmeter Wohnung lebt. Sind im Idealfall ca. 15 Quadratmeter eigener Raum für eine Person, der Rest beläuft sich auf Küche, Bad und Flur.

Reicht das aus, wenn man unsere Geschichte mal in der Vergangenheit verfolgt? Haben wir nicht früher selber "Rangkämpfe" ausgetragen, abseits davon wie lange das ganze her ist. (Sicherlich lässt sich das ein wenig auf die aktuelle Politik übertragen) Aber jeder Mensch für sich lebt doch in seiner kleinen verblendeten Welt.

Ist der Mensch dafür gemacht 8-10 Stunden im Büro zu sitzen oder Mauern zu ziehen? Was ist mit den Instinkten? Die werden uns doch auch zum großen Teil als falsch erzogen. Rangkampf, Entdeckerdrang, Nahrungsbeschaffung, Sexualität - nur um einige Punkte dazu hier zu erwähnen.

Sind wir als Menschen unter diesen Gesichtspunkten und Denkanstößen auch wenig artgerecht gehalten? Sind alle Menschen innerhalb dieser Politik oder womöglich der Staat selber "Tierquäler"?

Das ist aufjedenfall ein schwieriges Thema und jeder sollte das nach besten Gewissen und Wissen umsetzen.

Ich entschuldige mich für den wahrscheinlich schwer lesbaren Text, mir fehlt gerade die Zeit.

LG



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hormigas
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#4 AW: Wie viel Platz steht jeder Ameise zu?

Beitrag von hormigas » 24. August 2014, 11:18

Hallo :)
Danke für das interessante Thema!
Ich dachte immer der Auslauf für die Ameisen kann nicht zu groß gewählt sein. Heute stimmt das wohl auch noch.
Schläuche bieten zwar längere Laufwege, ein furagieren in alle Richtungen ist aber nicht möglich.

Für mich stellt sich eben auch die Frage ob Ameisen bei guter Fütterung, sich auch in einem kleineren System "wohl fühlen" können.
Also kommen Ameisen überhaupt auf die Idee es könnte zu klein sein wenn alle Lebensnotwendigen Ressourcen vorhanden sind?
Das jede Art ihre Eigenheiten hat ist wohl klar.

Ich versuche das Futter, jeden Tag aufs neue, an verschiedenen Plätzen anzubieten.
So bilde ich mir ein, dass alt eingetretene Pfade verschwinden und neu gelegt werden müssen.
Ich habe 2 Arenen 20x20x30 für 1000 Ameisen. Wenn ich in einer der Arenen über Tage kein Futter anbiete ist da auch kaum eine Ameise.

Wenn man in der Lage ist Schläuche zu legen, kann ich das empfehlen, da es schön mit anzusehen ist wenn die Ameisen da durchlaufen.

Auf eure Meinung oder Erfahrung bin ich auch schon gespannt :)

LG


arriba hormigas :)

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Colophonius
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#5 AW: Wie viel Platz steht jeder Ameise zu?

Beitrag von Colophonius » 24. August 2014, 11:42

Hallo,

ich denke nicht, dass die meisten Ameisen viel Platz benötigen. Im Nest leben sie (zumindest meine Arten) gerne dicht gedrängt, auch wenn genug Platz für alle da ist. Das macht das Zählen auch sehr viel schwieriger.

In der Natur ziehen die Ameisen oft großflächig los. Meines Erachtens aber nicht, weil sie gerne viel herum laufen, sondern weil sie in der Natur ihre Nahrung wirklich suchen müssen. Wenn sie dann nur im kleinen Umkreis suchen, finden sie wohl kaum genug Nahrung.
Andersrum: Wenn man ein Ameisennest immer in unmittelbarer Nähe gut füttert, dann werden sie sich wohl kaum die Mühe machen, um den gefahrenvollen Weg weit weg vom Nest zu unternehmen.

Ich vertrete hierbei die Auffassung: Wenn die Ameisen genug Futter, Wasser und gute klimatische Verhältnisse haben, ist es ihnen egal, ob sie 5cm oder 5m zum Futter laufen müssen. Alles, was sie brauchen ist gestillt.

Jedoch muss ich auch Hormigas recht geben:
Ich selbst will auch den Auslauf meiner Ameisen durch Schläuche vergrößern. Aber auch schlichtweg aus dem Grund, dass ich das wirklich schick finde, wenn Ameisen durch Schläuche oder Röhren laufen. Bei meinen Messor werde ich das (hoffentlich) bald wirklich schön umsetzen können.



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#6 AW: Wie viel Platz steht jeder Ameise zu?

Beitrag von Gast » 24. August 2014, 12:04

Hi,

wenn ich mich an etwas früher erinnere habe ich mich oftmals mit diversen Leuten (die heute Experten und Buchautoren sind) zu Thema Vogelspinnen und Platzverhältnisse unterhalten können. Das Resümee aus den Unterhaltungen war das Platz lediglich als "Jagdgebiet" benötigt wird, sobald man füttert wird dieser Platz nicht mehr benötigt.
Versuch jedoch ergaben das grössere Behälter durchaus belaufen werden.
In der Ameisenhaltung ist dieses ziemlich identisch, die Ameise "braucht" nicht viel Platz da Futter überwiegend im übermass vorhanden ist, jedoch wird Fläche genützt wenn sie vorhanden ist.
Große Becken dienen eher unserem Auge als der Ameise selber, natürlich ist das auch von Art zu Art unterschiedlich.
Ich bin auch der Halter der gerne etwas sehen möchte und somit sind meine Becken eher überdimensioniert als zu klein, allerdings ist das in der Gründung nicht immer von Vorteil.
Aber solange sich eine Kolonie normal entwickelt dürfte die Größe passen, wenn es stagniert ist der Halter gefordert das Problem zu finden und auszuschließen

Gruß Dreamwolf.



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fink2
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#7 AW: Wie viel Platz steht jeder Ameise zu?

Beitrag von fink2 » 24. August 2014, 12:55

Ich glaube auch, das höchste Ziel von Ameisen ist es sich zu vermehren, sie nehmen jede Anstrengung, die notwendig ist, um dies Ziel zu erreichen. Wenn das Futter leichter zu erlangen ist, wird das gerne angenommen.

Ich habe Arbeiterrinnen, die nur irgendwo geparkt werden und den ganzen Tag nichts machen. So komplex dürfte ein Gehirn einer Ameise nicht sein, das sie sich darüber Gedanken macht, was sie alles für ein zufriedenes Leben braucht, ist genügend Futter da und die Brut versorgt, scheinen sie zufrieden zu sein.

DmdM hat mir mal geschrieben, ich hatte Angst das die Ameisen sich ähnlich wie Zoo Tiere, Verhaltensstörungen bekommen. (Wird heute nicht mehr so in Zoos sein, aber früher war es mal so.) Ich finde den Beitrag leider gerade nicht, aber was ich behalten habe: "Es hat auch Vorteile wenn man ein kleines Gehirn hat":fettgrins:

Das andere ist natürlich die Wünsche eines Halters, sie durch Schläuche laufen zu sehen, ist wirklich interessant, aber das sind mehr die Wünsche des Halters.

Grüße, fink2



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#8 AW: Wie viel Platz steht jeder Ameise zu?

Beitrag von trailandstreet » 24. August 2014, 13:36

Dass die armen Ameisen Verhaltensstörungen bekommen, weil ihnen der Auslauf fehlt, bezweifle ich auch. In der Natur sind sie zwar räumlich nicht oder kaum eingeschränkt, werden allerdings meist durch nachbarkolonien im Zaum gehalten.
Die nester werden zwar in der Regel so klein wie möglich gehalten. Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass sie die ja auch pflegen müssen, die Aussenwelt, die sie belaufen oder belaufen müssen, hängt mit dem dortigen Nahrungsangebot zusammen und wie schon gesagt, mit den Territorialgrenzen.
Wenn ich grad dran denke, dass oft einzelne Camponotus weite Strecken laufen, ist das wohl eine sehr schwierige Frage.


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