Bei manchen Arten scheint der Platz doch eine gewisse Rolle zu spielen. Dies ist bei Polyrhachis dives der Fall.

In mehreren Berichten über diese Art kann man über lang andauerndes Herumtragen der toten Ameisen lesen. z. B. in theparanoids Haltungsbericht:

Wesentlich mehr stört mich, dass sie ständig ihre Toten rumtragen. Allgemein wird das immer als ein Zeichen gedeutet, dass den Tieren zu wenig Platz zur Verfügung steht. Hatte für sie erst ein 80x35x40 über 2 Meter Schlauch mit einem 50x30x30 angeschlossen, so gab es nun noch ein weiteres 60x30x30 über einen 7 Meter Schlauch dazu. Ob es etwas geändert hat? Schwer zu sagen. Ist vielleicht ein bisschen weniger geworden. Aber aufgehört hat es definitiv nicht. Frage mich wieviele Platz diese Art braucht um ein rein natürliches Verhalten zu zeigen oder ob vielleicht ganz andere Parameter ausschlaggegebend sind... mehr Fragen als Antworten

Auch bei meiner Kolonie tragen sie die Toten scheinbar endlos lange herum.

Andere Ameisenarten deponieren die Toten ja einfach auf dem Abfallhaufen, wo auch die Reste von den Insekten landen und der muss nicht zwangsweise sehr weit vom Nest entfernt sein.

Bei Polyrhachis dives ist dies aber nicht so.

Meine zwei Vermutungen dazu:

• Man muss ihnen einen Ort anbieten der weit genug vom Nest weg ist
• Sie müssen die Toten irgendwo herunterfallen lassen können (in der Natur leben sie ja auf Bäumen, da scheint das logisch)

Als ich sie noch offen gehalten habe, kam das Herumtragen nicht vor, sie haben anscheinend die Toten irgendwo deponiert, wo das genau war, konnte ich allerdings nicht feststellen.

Eine Zeit lang habe ich einen Zweig so im Formikarum platziert, dass er über den Rand des Beckens reichte.

Ich dachte, dass dies die Lösung für das Problem sei, da sie ja dort ihre Toten herunterfallen lassen können. Allerdings haben die Ameisen sie dann doch weiter herumgetragen, selbst wenn sie am Ende des Zweiges angelangt waren...

Andere Halter haben auch schon andere Becken über mehrere Meter lange Schläuche verbunden, auch dort trat das Verhalten trotzdem weiterhin auf.

Evtl. ist es ja auch eine Kombination aus beidem: Eine Stelle, die einen bestimmten Mindestabstand zum Nest haben muss und wo sie ihre Toten herunterfallen lassen können.

Sicherlich gibt es Arten, die besondere Ansprüche auf ihren Auslauf legen.
Die von Andy angesprochenen Polyrhachis dives könnten dazu gehören,
auch wenn das bei dieser Art nicht wirklich abgeklärt ist.

Für mich liegt es eher im Auge des Betrachters/Halters was Ameisen als Aulauf, Anlagengestaltung brauchen/erhalten.
Wieso das?
Wie hier schon mehrfach geschrieben, Ameisen haben Bedürfnisse, sind diese abgedeckt vermeiden sie groß herumzulaufen.
Ihr Bewegungsradius wird bestimmt dadurch, um eben diese Bedürfnisse abzudecken.
Haben sie alles was sie an Futter brauchen, kommen sie durchaus mit einer kleinen Arena aus.
Fehlt es an was, sind auch Ameisen in der Haltung dazu zu bewegen, richtig weite Wege zu laufen, auch eine großflächige Arena mit Leben zu erfüllen.
Ameisen arbeiten, verhalten sich überaus effektif und machen keinen Weg, wenn der nicht für ihre Lebenserhaltung sein muss.
Mit Kleintierhaltung ist das nicht zu vergleichen.

Ganz anders sieht das aus, wenn es um ihre Nestgestaltung geht.
In ihrer Arena kommen sie durchaus noch damit klar, das Feuchtigkeiten, Temperatur nicht richtig passen, im Nestbereich gibt es diese Toleranz kaum.

Das ist hier ein überaus intressantes Thema.

Grüße Wolfgang

Es gibt Arten die wirklich viel Auslauf brauchen, z.B. Cataglyphis Arten oder einige größere Camponotus wie z.b Camponotus gigas oder Camponotus singularis. Einige Arten wie z.B Atta sollen sich sogar aufgrund von Platzmangel weniger entwickeln als in der Natur.

Wie schon von vielen anderen gepostet kommt auf den Platz an.
Ich kenne noch keinen fall bei dem eine Kolonie an Platzmangel gestorben ist es wirkt halt der Entwicklung entgegen.

Ausserdem sieht man eher weniger von einem Jagd oder Rekrutierungsverhalten bei manchen Arten. Ich hatte eine Pheidole Kolonie mal in einem kleinen Becken gehalten und es war kaum eine große Ameisenstrasse zum Futter erkennbar. Als sie dann in einem 50x30x30 Becken waren sah man auch mal eine richtige Strasse zum Futter.

Außerdem ist großer Platz bei der Müllbeseitigung vieler Ameisenarten sinnvoll, dann können sie den Müll und ihre Leichen weiter vom Nest weg entfernen.


Gruss,

Marcel

Es gibt Arten die wirklich viel Auslauf brauchen, z.B. Cataglyphis Arten oder einige größere Camponotus wie z.b Camponotus gigas oder Camponotus singularis. Einige Arten wie z.B Atta sollen sich sogar aufgrund von Platzmangel weniger entwickeln als in der Natur.

>> Es gibt Arten die wirklich viel Auslauf brauchen, z.B. Cataglyphis Arten oder einige größere Camponotus wie z.b Camponotus gigas oder Camponotus singularis<<
Wie angesprochen liegt das durchaus nur in Auge ihres Betrachters.
Es macht erst richtig Freude, diese Arten in einer richtig großen Anlage zu beobachten.
Allerdings verlieren auch diese Ameisen schnell ihren Bewegungsdrang, wenn sie alles haben was sie brauchen.

>> z.B Atta sollen sich sogar aufgrund von Platzmangel weniger entwickeln als in der Natur<<

Als in der Natur, welche Art entwickelt sich in der Natur nicht am besten?
Abwohl ich mir da nicht mehr sicher bin, Bedingungen die wir in der Haltung anbieten können, sind für manche Arten überaus passend.

>> z.B Atta sollen sich sogar aufgrund von Platzmangel weniger entwickeln<<
Da ist zu unterscheiden.
Für ihren Nestbereich trifft das zu, der Auslauf in Form von Futterbecken braucht nur so groß sein, dass das Grünzeug reinpasst, das sie brauchen.

Grüße Wolfgang

Erne hat geschrieben:
Als in der Natur, welche Art entwickelt sich in der Natur nicht am besten?

Es kommt drauf an, wie man "am besten" definiert. Wenn es um Wachstumsgeschwindigkeit geht, bin ich mir ziemlich sicher, dass die Kolonien in der Haltung am schnellsten wachsen. Keine Fressfeinde, kein Nahrungsmangel, kein Wassermangel, keine ausgedehnten Suchen nach neuen Neststandorten usw.

Nun... wenn man grundsätzlich die Aussage "Ameisen sind fast nur außenaktiv wenn sie Nahrung usw. brauchen und deshalb auch oft weitere Strecken hinlegen müssen (Stichwort Blattlausherde weit oben in den Bäumen o.ä.)" betrachtet, fällt es einem weniger schwer, große Kolonien zu pflegen, mit der Gewissheit das ihre Kröpfe fast platzen und die Grundversorgung 110% gestillt ist.

Ich denke, mit Schläuchen kann man schon schöne Dinge machen, wenn man es schön im Haus integriert, ist es sicher ein Hingucker!

Sicher kann man Blattschneiderarten nicht das bieten, was sie in der Natur haben. Immerhin explodieren sie förmlich, wenn sie genug Pflanzenmaterial eintragen können.
Andererseits fallen mir grad wieder die Formica cunicularia ein, wie sie hier haufenweise rum laufen.
Rundherum stehen einige ca 5-6m hohe Ahornbäume. Diese werden bei schönem Wetter extrem von ihnen heim gesucht, bzw die Blattläuse drauf. Die Baumstämme gleichen dann eher einer Autobahn währen der Haupturlaubszeit und das ist nur das was sie an Kohlehydraten eintragen.

Nur mal so aus Spaß das Beispiel aus dem Eingangsbeitrag mit Manica rubida nachgerechnet:

3 Ameisen pro 10cm². Das wären bei 3000 Ameisen schon 10.000cm², entsprechend 1 m².

Rechnet das mal auf Lasius niger hoch...