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Camponotus cruentatus - Gründungsbericht

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#1 Camponotus cruentatus - Gründungsbericht

Beitrag von Diffeomorphismus » 13. August 2014, 17:44

Camponotus cruentatus – Gründungsbericht

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Prolog: Ich persönlich bin von der Gattung Camponotus hellauf begeistert. Da ich mit C. ligniperda schon eine einheimische und mit C. nicobarensis eine exotische Art dieser Gattung in der Haltung hatte, entschied ich mich dafür, dass auch noch eine südeuropäische Art hinzukommen sollte. Zur Auswahl standen C. barbaricus und C. cruentatus; da mich ihre Färbung immer schon begeisterte, wurde es letztere.

Taxonomie: Familia: Formicidae | Subfamilia: Formicinae | Tribus: Camponotini | Genus: Camponotus | Species: cruentatus

Über diese Art: Das Verbreitungsgebiet von C. cruentatus liegt in Südeuropa (Andorra, Frankreich, Monaco, Portugal, Spanien) und Nordafrika (Marokko). Die Koloniegründung erfolgt claustral. Die Kolonien sind monogyn. Es handelt sich um eine polymorphe Art mit fließenden Übergängen von Minor- zu Major-Arbeiterinnen (8-14 mm, Königin 15-17 mm). Während die kleineren Arbeiterinnen vorwiegend schwarz gefärbt sind, zeigen größere Arbeiterinnen, ähnlich der Königin, im Bereich des Hinterleibes eine unverwechselbare rötlich und orangene Färbung. Diese Ameisen ernähren sich in der Natur durch Trophobiose mit Rindenläusen und von Insekten. C. cruentatus mag nach diversen Quellen höhere Temperaturen; es werden 25-30°C empfohlen.

Der Bericht: Am 30.07.2014 erhielt ich eine Königin mit drei kleineren Larven. Das RG (mit Alu-Folie abgedunkelt) lagert seitdem in einer kleinen Plastik-Box, deren Boden mit einer ausgehärteten Sand-Lehm-Mischung bedeckt ist; diese Box wird der Kolonie auch als erstes Zuhause dienen. Da anfänglich hohe Temperaturen herrschten, verzichtete ich auf eine zusätzliche Wärmequelle. Momentan halte ich die Temperatur mit einer 3 Watt Heizfolie auf einigermaßen konstante 28-30°C. Die Entwicklung verläuft sehr gut: Heute, zwei Wochen nach dem Erhalt, haben sich alle drei Larven verpuppt. Weiterhin hat die Königin wieder ein paar Eier gelegt.

Ich werde in regelmäßigen Abständen von dem weiteren Verlauf der Gründung berichten.

Viele Grüße,
Diffeomorphismus

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„Die Heuchelei ist die materia prima des Teufels, von der aller Lug und Trug, alle Schwachheit und Abscheulichkeit herrührt, von der nichts Wahres kommen kann. Denn die Heuchelei ist selbst eigentlich eine doppelt destillierte Lüge, eine Lüge in der zweiten Potenz.“ (Thomas Carlyle)

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#2 AW: Camponotus cruentatus - Gründungsbericht

Beitrag von Diffeomorphismus » 28. August 2014, 13:51

Die erste Arbeiterin: Leider erlitt die Gründung einen kleinen Rückschlag; zwei der drei Larven entwickelten sich zu Nacktpuppen, die alsbald von der Königin gefressen wurden. Allerdings gibt es auch einen Lichtblick: Die erste Arbeiterin ist da. Auch sind mehrere Larven vorhanden (ca. 5-6 Stück), die sich hoffentlich diesmal alle normal entwickeln, so dass es mit dieser Kolonie weiter voran geht.
Die Königin lehnte während der bisherigen Gründungsphase eine Zufütterung ab, mit dem Auftreten der ersten Arbeiterin probierte ich es erneut. Diesmal nahm die Königin das Zuckerwasser begierig an; die Arbeiterin verhielt sich hingegen äußerst zurückhaltend:

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Viele Grüße und bis zum nächsten Mal,
Diffeomorphismus

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#3 AW: Camponotus cruentatus - Gründungsbericht

Beitrag von Diffeomorphismus » 18. November 2014, 17:52

Heute, nach längerer Zeit, mal wieder ein kleines Update zu dieser Kolonie:

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Es geht voran: Und das mit riesen Schritten. Nachdem die erste Brut, wie im Beitrag zuvor erwähnt, nur eine Arbeiterin hervorbrachte, legt die Kolonie momentan richtig los: 17 Arbeiterinnen und jede Menge Brut in allen Stadien sind für mich ein zufriedenstellender Zwischenstand.
Die Ursache für das Problem mit den Nacktpuppen konnte ich leider nicht klären; aus irgendeinem Grund holte die Königin die Puppen aus ihrem Kokon. Glücklicherweise trat dieses Problem auch nur noch ein weiteres Mal auf. Diesmal wurde die Puppe allerdings nicht gefressen, sondern entwickelte sich zu einer gesunden Arbeiterin.

Die Haltungsbedingungen: Die Kolonie lebt weiterhin in der kleinen Plastikbox. Aufgrund des Problems mit den Nacktpuppen experimentierte ich ein wenig mit den Temperaturen, um diese als mögliche Ursache auszuschließen. Dabei stellte ich eindeutig fest, dass diese Art es wirklich sehr warm mag, auch im Nest: Die Heizfolie liegt nur unter einer Hälfte der Box. Richtete ich nun das RG so aus, dass ein Teil über dieser erwärmten Hälfte lag, lagerte die Kolonie die Brut sofort in diesem Teil. Allerdings richte ich das RG immer so aus, dass sich der größte Teil über der nicht erwärmten Seite befindet, um der Kolonie den Rückzug in einen kälteren Teil zu ermöglichen.
Die Temperaturen betragen durchgehend 26-30°C. Ein Bewässern findet nicht statt, hier halte ich die Ameisen komplett trocken. Die Luftfeuchtigkeit im RG wird eh über den Wassertank geregelt.

Das Futter: Dieses besteht ausschließlich aus Invertzucker und kleinen, aufgetauten Schokoschaben. Letztere biete ich immer direkt im RG an. Sobald die Reste nach Draußen transportiert werden, biete ich direkt eine neue Schabe an.
In anderen Haltungsberichten konnte ich lesen, dass diese Art, gerade in der Gründungsphase, sehr anspruchsvoll bezüglich Futtertieren sein soll; Schokoschaben wurden bei mir sofort problemlos angenommen.

Das Wachstum: Diese überrascht mich wirklich. Nach dem etwas schleppenden Start rechnete ich mit vielleicht ca. 10 Arbeiterinnen bis zur WR. Daher bin ich über die aktuelle Entwicklung äußerst positiv überrascht. Nicht nur, dass die Entwicklungsdauer bei diesen Temperaturen selbst für eine Camponotus-Art recht zügig ist (genaue Daten bezüglich der Entwicklungsdauer habe ich noch nicht gesammelt), auch die Masse an Brut, welche aktuell aufgezogen wird, hätte ich in diesem Maße nicht erwartet.

Winterruhe: Bis jetzt zeigt die Kolonie keine Anzeichen für eine Vorbereitung auf die WR: Es werden weiterhin Eier gelegt sowie Brut aufgezogen und dadurch bedingt auch weiterhin Proteine angenommen. Auch wenn diese Art einen endogen gesteuerten Zyklus haben soll, werde ich Anfang Dezember die Heizfolie entfernen und die Kolonie in einen vorwiegend nicht geheizten Raum verbringen.

Nach der WR werde ich mich dann wieder melden. Bis dahin viele Grüße,
Diffeomorphismus

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#4 Re: Camponotus cruentatus - Gründungsbericht

Beitrag von Diffeomorphismus » 14. Januar 2015, 15:10

Zwischenruf aus der Winterruhe: Seit Anfang Dezember hält die Kolonie nun bei Temperaturen von 10-15°C ihre wohlverdiente WR. Bis dahin hatte sie es auf 21 Arbeiterinnen gebracht; ein Ergebnis, mit dem ich sehr zufrieden bin. Von den kleinen anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Fressen der Puppen einmal abgesehen, hat sich doch Kolonie doch recht beachtlich entwickelt. Und da sie mit einem Haufen von ca. 15-20 Larven überwintert, sollte es auch nach der WR so weitergehen.

Die nächste Generation Arbeiterinnen liegt schon in den Startlöchern:
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Liebe Grüße,
Diffeomorphismus

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#5 Re: Camponotus cruentatus - Gründungsbericht

Beitrag von Diffeomorphismus » 27. Mai 2015, 07:50

Hallo,

da ich diese Kolonie mittlerweile an einen anderen Halter abgegeben habe, beende ich diesen Gründungsbericht an dieser Stelle.

Zur Gründung selber kann ich abschließend nur sagen, dass für mich bei dieser Art eine ausreichend hohe Temperatur eine sehr wichtige Rolle zu spielen scheint.

Bei ihrem neuen Halter entwickelt sich diese Kolonie weiterhin sehr gut; so sagte er mir, dass wirklich unglaublich große Mengen an Brut vorhanden sind. Bei dieser Entwicklung sollte es die Kolonie im zweiten Jahr locker auf mehrere Hundert Individuen bringen.

Wenn es um größere Rossameisen geht, kann ich daher diese Art nur jedem Interessenten ans Herz legen. Insbesondere ist sie meiner Ansicht nach den einheimischen Camponotus ligniperda und C. herculeanus vorzuziehen, da sie ein weitaus schnelleres Wachstum zeigt und sie keine so lange WR benötigt, und man vor allem nicht die damit bei zuletzt genannten Arten verbundenen Problem zu befürchten muss.

Allerdings benötigt C. cruentatus bei größeren Kolonien sicherlich einiges an Platz um wirklich zur Geltung zu kommen. Diesen sollte man unbedingt einplanen, da die Entwicklung dann doch sehr rasch vorangehen kann.

Liebe Grüße,
Diffeomorphismus
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