Waldameisen: Koloniegründung im Formicarium ist keine Hilfe!
- Boro
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#9 AW: Waldameisen: Koloniegründung im Formicarium ist keine Hilfe!
Das würde kaum was bringen! Formica s. str. gelten als robust und in der Wahl d. Habitate recht flexibel. Außerdem sind sie sehr findig, entdecken jede Beute in weitem Umkreis, rekrutieren rasch und arbeiten hervorragend im Kollektiv.
Als Ausnahme würde ich hier nur F. truncorum bezeichnen, diese gilt als empfindlich, ist auf spezielle Habitate angewiesen und muss im Zweifel den anderen, häufigeren Arten wie F. rufa, F. polyctena od. F. pratensis weichen. Diesbezüglich stehe ich derzeit unter Druck: Das auf weiter Flur einzige Nest v. F. truncorum (und regionaler Erstfund) habe ich voriges Jahr am Rand eines asphaltierten Parkplatzes entdeckt. Über den Winter haben Bautrupps an der Einfahrt Recycling-Asphalt abgeladen. Ich hab es befürchtet: Es gab heuer eine Nestverlagerung in diesen schwarzen (warmen) Asphalthaufen. Diese Art baut keineswegs immer den berühmten "Hügel". Was ist, wenn die morgen mit dem Bagger anrücken u. alles wegschaffen?
Derzeit beschränke ich mich auf die wiederholte Störung des Nestes, in der Hoffnung, dass sie wieder zurück in die angrenzende Wiese ziehen. Wenn das so weiter geht, muss ich mir eine neue Vorgangsweise überlegen.....
F. truncorum ist eine wunderschöne u. seltene Waldameisen-Art:
http://www.ameisenforum.de/fotoberichte ... 44034.html
L.G.Boro
Als Ausnahme würde ich hier nur F. truncorum bezeichnen, diese gilt als empfindlich, ist auf spezielle Habitate angewiesen und muss im Zweifel den anderen, häufigeren Arten wie F. rufa, F. polyctena od. F. pratensis weichen. Diesbezüglich stehe ich derzeit unter Druck: Das auf weiter Flur einzige Nest v. F. truncorum (und regionaler Erstfund) habe ich voriges Jahr am Rand eines asphaltierten Parkplatzes entdeckt. Über den Winter haben Bautrupps an der Einfahrt Recycling-Asphalt abgeladen. Ich hab es befürchtet: Es gab heuer eine Nestverlagerung in diesen schwarzen (warmen) Asphalthaufen. Diese Art baut keineswegs immer den berühmten "Hügel". Was ist, wenn die morgen mit dem Bagger anrücken u. alles wegschaffen?
Derzeit beschränke ich mich auf die wiederholte Störung des Nestes, in der Hoffnung, dass sie wieder zurück in die angrenzende Wiese ziehen. Wenn das so weiter geht, muss ich mir eine neue Vorgangsweise überlegen.....
F. truncorum ist eine wunderschöne u. seltene Waldameisen-Art:
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L.G.Boro
- druidefuzi
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#10 AW: Waldameisen: Koloniegründung im Formicarium ist keine Hilfe!
@Boro
Ja , ich glaube das Wort Heuchler war im Nachhinein zu hart gewählt, natürlich gibt es auch halter die nur gute Absichten dabei haben!
Mfg
Ja , ich glaube das Wort Heuchler war im Nachhinein zu hart gewählt, natürlich gibt es auch halter die nur gute Absichten dabei haben!
Mfg
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Lasius flavus seit:27.06.2013 (†08.07.2013)
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Safiriel
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#11 AW: Waldameisen: Koloniegründung im Formicarium ist keine Hilfe!
Denjenigen, denen es trotzdem in den Fingern juckt, Waldameisen halten zu wollen, möchte ich Arten wie Formica sanguinea oder Formica rufibarbis ans Herz legen.
Gute Idee! Muss ich mir mal merken!
Ich glaube, der "gute Wille", Waldameisen zu halten und auszuwildern kommt so häufig vor, weil es so naheliegend ist. Diese Methode kennt man einfach von anderen Tieren, die vom Aussterben bedroht sind; z.B. von Pandas, Wölfe in Deutschland, Tiger etc.Es gibt sogar eine Hirschart, die erst wieder rückgezüchtet und dann ausgesetzt wurde.
Die Unterschiede zu der Situation bei Waldameisen:
a) Die Waldameise ist nicht vom Aussterben bedroht
b) Die Waldameise lebt unter anderen Bedingungen
c) (vielleicht am wichtigsten) Rückzüchtungen sind das letzte Mittel der Wahl um ein komplettes Aussterben zu verhindern. In einer solchen Notsituation rücken alle anderen Bedenken (Genpool, Verluste, Wirkung auf Flora und Fauna, perfekte Habitate) in den Hintergrund - ist doch die einzige Alternative gar kein frei lebendes Tier der Spezies zu haben.
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#12 Re: Waldameisen: Koloniegründung im Formicarium ist keine Hi
Ok., wenn man Waldameisen im Wald übermäßig künstlich zufüttert , mag das tatsächlich zu einer künstlichen Vermehrung führen, und damit zum Zusammenbruch nach Einstellung der Fütterung. Aber könnte es u.U. Unter dem Aspekt höhere Anzahl von Geschlechtstieren etwas bringen ? Je besser ernährt, je mehr Geschlechtstiere Fliegen aus und mehr Tiere haben die Möglichkeit neue Kolonien zu gründen ? !
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#13 Re: Waldameisen: Koloniegründung im Formicarium ist keine Hi
Ich denke, wenn die Lebensbedingungen in der Umgebung passen und Raum bietet für neue Kolonien und Nester, dann regelt das die Natur alleine bzw. finden genug Nachkommen neue Stellen für eine Verbreitung - und die Überlebensrate der Gründer-Meisen steigt zugleich. Künstliche Zufütterung und sonstiges "Pushen" ändert ja nichts an dem grundlegenden Problem, dass der Lebensraum an sich zumeist das Problem ist. Dort muss man ansetzten, dann braucht man auch nichts künstlich formen und schalten oder walten - oder extra befüttern.
Ist wie Singvögel im Winter füttern... Viele Arten bestehen nur noch deswegen, weil sie im Winter Futterstellen finden - nun hat man den Status, dass es ohne nicht mehr geht. Dass man stattdessen mehr auf ihren Lebensraum schaut, auf Artenvielfalt bei Pflanzen als Futterquelle und so weiter, genug alte Bäume zur Ansiedelung belässt (die heutzutage gleich umgeschnitten werden, weil sonst Borkenkäfer die Plan-Wirtschafts-Monokulturen der Wälder dahinraffen) und Ruhezonen bei Wäldern und Wiesen schafft... das passiert halt nicht. Und hier liegt das Problem. Was bringt es, künstlich Ameisenvölker zu pushen, wenn das Drumherum die eigentliche Aufgabe ist?
Passt die Umgebung bzw. die örtlichen Bedingungen, findet man alle paar Schritte Nester... so wie heute im Naturpark Sparbach (Ö). Da läuft das von alleine... findet sich in einem ähnlichen Wald mit identer Bewuchs-Klima~Boden~Bla-Kultur keine Kolonie, dann passt dort vermutlich etwas von Grund auf nicht. Ich finde deshalb auswildern und Co. höchsten dann sinnvoll, wenn man alte Bedingungen zuvor wieder neu geschaffen hat und diese langfristig (Jahrzehnte+) so bestehen bleiben (heutzutage ein feuchter Traum) - und die Art außerdem bereits vollständig zu 100% in freier Wildbahn nicht mehr vorhanden ist... dann ja. Und sogar da muss man aufpassen und ganz schön abwägen, ebenso viele Faktoren an Beeinflussung bestehender Tierarten (nicht nur Ameisen, auch Käfer, Raupen/Schmetterlinge und Co. die dort vielleicht ebenso um ihr Überleben kämpfen und dann bedroht sind) berücksichtigen. Ansonsten ist Aussetzen oder Besiedeln von Ameisen und Co. durch Menschen prinzipiell eher eine Ego-Befriedigung des Humanoiden (ich habe was Gutes getan, ich bin nett, ich bin so tierlieb, mein Werk, ich der Retter), aber in Wirklichkeit kaum dienlich der Natur, die schon selber weiß, warum, wo, wie und was passiert.
Die Aufgabe beginnt nicht bei der (Wald)Ameise, sondern wo ganz woanders und viel früher...
Ist wie Singvögel im Winter füttern... Viele Arten bestehen nur noch deswegen, weil sie im Winter Futterstellen finden - nun hat man den Status, dass es ohne nicht mehr geht. Dass man stattdessen mehr auf ihren Lebensraum schaut, auf Artenvielfalt bei Pflanzen als Futterquelle und so weiter, genug alte Bäume zur Ansiedelung belässt (die heutzutage gleich umgeschnitten werden, weil sonst Borkenkäfer die Plan-Wirtschafts-Monokulturen der Wälder dahinraffen) und Ruhezonen bei Wäldern und Wiesen schafft... das passiert halt nicht. Und hier liegt das Problem. Was bringt es, künstlich Ameisenvölker zu pushen, wenn das Drumherum die eigentliche Aufgabe ist?
Passt die Umgebung bzw. die örtlichen Bedingungen, findet man alle paar Schritte Nester... so wie heute im Naturpark Sparbach (Ö). Da läuft das von alleine... findet sich in einem ähnlichen Wald mit identer Bewuchs-Klima~Boden~Bla-Kultur keine Kolonie, dann passt dort vermutlich etwas von Grund auf nicht. Ich finde deshalb auswildern und Co. höchsten dann sinnvoll, wenn man alte Bedingungen zuvor wieder neu geschaffen hat und diese langfristig (Jahrzehnte+) so bestehen bleiben (heutzutage ein feuchter Traum) - und die Art außerdem bereits vollständig zu 100% in freier Wildbahn nicht mehr vorhanden ist... dann ja. Und sogar da muss man aufpassen und ganz schön abwägen, ebenso viele Faktoren an Beeinflussung bestehender Tierarten (nicht nur Ameisen, auch Käfer, Raupen/Schmetterlinge und Co. die dort vielleicht ebenso um ihr Überleben kämpfen und dann bedroht sind) berücksichtigen. Ansonsten ist Aussetzen oder Besiedeln von Ameisen und Co. durch Menschen prinzipiell eher eine Ego-Befriedigung des Humanoiden (ich habe was Gutes getan, ich bin nett, ich bin so tierlieb, mein Werk, ich der Retter), aber in Wirklichkeit kaum dienlich der Natur, die schon selber weiß, warum, wo, wie und was passiert.
Die Aufgabe beginnt nicht bei der (Wald)Ameise, sondern wo ganz woanders und viel früher...
- C. Ant
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#14 Re: Waldameisen: Koloniegründung im Formicarium ist keine Hi
Ich finde das ist mal ein prima Beitrag, auch um klar zu machen, dass man Königinnen einfach frei lassen sollte, wenn man eine findet oder die Nester in der Natur in Ruhe lassen sollte. Aber ich muss sagen, dass nicht nur im privaten Bereich etwas schief läuft und flasch gemacht wird. Da wenige Forscher (Entomologen) sich mit Ameisen beschäftigen, gehen sie auch falsch damit um. Angefangen mit relativ unwichtigen Sachen wie einer falschen Bestimmung kenne ich Museen, bei denen Waldameisenvölker jedes Jahr um ca. 10000 Tiere bestohlen werden und diese dann in einem viel zu kleinen Formicarium, mit unzureichendem Nahrungsangebot gehalten werden. Weiterhin frage ich mich, von welchen Arten diese Lücke ausgefüllt wird, wenn die Waldameisen in gewissen Gebieten weniger werden (wahrscheinlich aufgrund der Forstwirtschaft und anderen Beeinflussungen des Menschens)?
- fink2
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#15 Re: Waldameisen: Koloniegründung im Formicarium ist keine Hi
Hi C. Ant
Das muss ja irgendjemand genehmigen haben, hast du schon mal nachgefragt wer das genehmigt hat und mit welcher Begründung?
Das kommt wohl sehr auf das jeweilige Habitat an und wird so leicht nicht beantwortet werden können.
Grüße, fink2
C. Ant hat geschrieben:Ich finde das ist mal ein prima Beitrag, auch um klar zu machen, dass man Königinnen einfach frei lassen sollte, wenn man eine findet oder die Nester in der Natur in Ruhe lassen sollte. Aber ich muss sagen, dass nicht nur im privaten Bereich etwas schief läuft und falsch gemacht wird. Da wenige Forscher (Entomologen) sich mit Ameisen beschäftigen, gehen sie auch falsch damit um. Angefangen mit relativ unwichtigen Sachen wie einer falschen Bestimmung kenne ich Museen, bei denen Waldameisenvölker jedes Jahr um ca. 10000 Tiere bestohlen werden und diese dann in einem viel zu kleinen Formicarium, mit unzureichendem Nahrungsangebot gehalten werden.
Das muss ja irgendjemand genehmigen haben, hast du schon mal nachgefragt wer das genehmigt hat und mit welcher Begründung?
C. Ant hat geschrieben:Weiterhin frage ich mich, von welchen Arten diese Lücke ausgefüllt wird, wenn die Waldameisen in gewissen Gebieten weniger werden (wahrscheinlich aufgrund der Forstwirtschaft und anderen Beeinflussungen des Menschens)?
Das kommt wohl sehr auf das jeweilige Habitat an und wird so leicht nicht beantwortet werden können.
Grüße, fink2
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#16 Re: Waldameisen: Koloniegründung im Formicarium ist keine Hi
Zu dem Thema könnte man viel schreiben ,aber generell gibt es ja eh schon die Formica sanguinea ,die man halten kann und die so weit ich weiß auch zu den Waldameisen gehören und manchmal mal auch Hügel bauen.