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Artgerechte Ameisenhaltung nur was fürs Auge?

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Erne
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#1 Artgerechte Ameisenhaltung nur was fürs Auge?

Beitrag von Erne » 17. September 2015, 20:52

Artgerechte Ameisenhaltung nur was fürs Auge?

Wird viel geschrieben, das es angebracht ist, Ameisen artgerecht zu halten oder weitestgehend artgerecht zu halten.
Wobei artgerecht auch auszudiskutieren ist.

Mit mangelhaften Informationen, die zu vielen Artenarten angeboten werden, nicht leicht eine artgerechte Haltung zu gestalten.

Verschiedenste Arten aus aller Welt, aus unterschiedlichsten Habitaten, leben bei uns und entwickeln sich, weil sie artgerecht gehalten wurden?

Ist die Frage, haben es alle Halter dieser Arten hinbekommen,
eine artgerechte Haltung zu gestalten oder ist es denkbar, das eine artgerechte Haltung gar nicht erforderlich ist?
Reicht es nicht auch, das Ameisen ein passendes Nest mit entsprechender Temperatur und Feuchtigkeit angeboten wird,
dazu eine Arena, wo sie benötigtes Futter bekommen?

Brauchen Ameisen überhaupt eine artgerechte Haltung, Temperatur, Feuchtigkeit, passendes Futter, passendes Nest und die Haltung läuft?

Nicht jede versuchte Ameisenhaltung wird ein Erfolg, liegt das möglicherweise daran, dass keine artgerechten Haltungsbedingungen angeboten wurden?

Stelle hier die Behauptung auf, das es reicht, Ameisen ein geeignetes Net, passende Wärme und Feuchtigkeit,
so wie benötigtes Futter anzubieten, um eine benötigte artgerechte Haltung anzubieten.

Wie seht Ihr das, was sind Eure Erfahrungen, Gedanken?

Grüße Wolfgang
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trailandstreet
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#2 Re: Artgerechte Ameisenhaltung nur was fürs Auge?

Beitrag von trailandstreet » 17. September 2015, 21:55

Das sehe ich auch so. Ameisen haben nicht solche besonderen Bedürfnisse wie höhere Tiere. Da brauch ich mir nur unsere Hunde ansehen. Die muss man zB auch geistig fordern.
Wenn man aber auch sieht, mit welchen Bedingungen Ameisen in der Natur und damit meine ich auch die Städte, zurecht kommen, dann kann man das auch so sehen.
Tetramorium geht es zB in den Städten auch recht gut, auch wenn sie dort viel vom Abfall leben müssen. Dennoch gedeihen sie sehr gut und was, außer günstigen Nestbedingungen haben die dort noch?


LG Franz
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#3 Re: Artgerechte Ameisenhaltung nur was fürs Auge?

Beitrag von Der » 17. September 2015, 22:14

Das müsste man spezifizieren(?) ,gemeint welche Art, Gattung hat welche Verträglichkeit.
So sind die Lasien robust und anpassungsfähig an fast jede Umgebungssituation und man kann diese gar in einem Marmeladenglas halten.
Während Spezialisten wie Camponotus Formika ua meist gehaltene Arten, doch den Halter fordern sobald sich irgendwelche Parameter ändern.Auch muss bei jenen drauf geachtet werden das sobald "Scouts" das Dunkel der Welt erblicken, bald mehr Spielwiese bereitgestellt werden sollte.
Im Allgemeinen aber ist kein Halter hier an einer vollen Artgerechten Haltung interessiert, wenn sogar kränkelnde Tiere zurück ins Nest gelegt werden und "die natürliche Auslese" damit ignoriert wird.
Ebenso wird ja leider wegen mangelndem Platz, an Natur gespart, das zBsp Ameisen die Pflanzen lesen um Wetterbedingungen zu erfahren.
Sind halt solche Dinge die eine echte Artgerechte Haltung kaum möglich machen ,und wenn man sich noch so reinkniet.
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nortorn

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#4 Re: Artgerechte Ameisenhaltung nur was fürs Auge?

Beitrag von nortorn » 17. September 2015, 22:42

Aloha,

Ich habe in vielen Jahren unter anderen eines lernen können.
Ameisen sind wirklich extrem anpassungsfähig und können ihre Kolonie unter den ungünstigsten Bedingungen erfolgreich gründen und erhalten.
Nicht alle, es gibt natürlich auch hier zahlreiche Ausnahmen.
Solange aber gewisse Parameter wie z.B. Temperatur, Feuchtigkeit und Platz "im grünen Bereich" sind, gedeiht eine Kolonie in der Regel.

Für eine artgerechte Haltung muss per Definition folgendes erfüllt sein:

Die Haltung muss sich an den natürlichen Lebensweisen, also auch dem Lebensraum, orientieren.
Besondere Rücksicht muss hier auf angeborene Verhaltensweisen genommen werden.

An den natürlichen Lebensweisen orientieren bedeutet nicht zwingend eine exakte (und komplette) Nachstellung des Lebensraumes.
Gewisse Abstriche muss man bei den meisten Arten in der Haltung aber zwangsläufig machen.

Ich finde aber dass es Grenzen gibt.

Bei einer Kolonie Lasius fuliginosus in beispielsweise einem Gipsnest und einer 30*30 Arena, untereinander verbunden mit 10 cm Schlauch, kann meines Erachtens nach keine Rede von artgerechter Haltung sein weil der natürliche Trieb ein Kartonnest zu bauen unterdrückt wird.
Auch eine längere Straße ist hier schlichtweg nicht möglich.

Einer kleinen Kolonie Temnothorax sp. in ihrer Nuss wird es hingegen wahrscheinlich nicht einmal auffallen geschweige denn interessieren dass sie in einem Formicarium hausen.

Es ist ein zweischneidiges Schwert und die Grenzen zwischen artgerecht und nicht artgerecht sind nicht immer klar, zumal man das von Art zu Art neu bewerten müsste.

Eine Bedingung ist mir immer ganz wichtig, und diese ist gerade bei den Exoten wegen unpassender Bedingungen in der Natur und/oder den Gefahren für einheimische Arten nicht erfüllbar.
Die Fortpflanzung!
Wie oben bereits gesagt gehört zur artgerechten Haltung auch das beachten der angeborenen Verhaltensweisen.
Hierzu gehört nunmal zweifellos auch der Trieb sich fortzupflanzen.
Da bei mir bis auf eine Ausnahme alle Kolonien aus meiner näheren Umgebung stammen, lasse ich die Geschlechtstiere stets ausfliegen.
Alle Kolonien haben jeweils mehrere Formicarien zur freien Verfügung.
Genug Platz ist deshalb vorhanden.
Meiner Meinung nach erfülle ich alle Bedingungen die die artgerechte Haltung verlangt.
Bezeichne ich die Haltung dieser Kolonien bei mir als artgerecht?
Ja!
Bezeichne ich die Haltung der kleinen Camponotus ligniperdus Kolonie bei mir als artgerecht?
Da die Gyne nicht von hier stammt, und hier auch nicht vorkommt, werde ich Geschlechtstiere nicht abfliegen lassen.
Deswegen: Nein!

Ich denke wir sind uns alle darüber im klaren dass in der Haltung vieler Arten, nicht nur von Ameisen, eine artgerechte Haltung nur zum Teil möglich ist, bei einigen Arten sogar gar nicht.

Werden Legehennen in Legebatterien artgerecht gehalten?
Laut Gesetz ja.
Der Platz "reicht aus"
Ethisch gesehen ist die Haltung aber eindeutig nicht artgerecht.

Die Tiere dienen einzig und allein der Nahrungsproduktion.
Stichwort Nahrung.
Ist das halten von Futtertieren für die Ameisen in einer Plastikbüchse artgerecht?

Ist ein Hamster oder ein Kaninchen in einem kleinen Käfig artgerecht gehalten.
Auch hier, laut Gesetz ja.

Wie schon gesagt, ein zweischneidiges Schwert.

Das war soweit mein geistiger Erguss zu dem Thema.


Gute Nacht ;)
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Erne
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#5 Re: Artgerechte Ameisenhaltung nur was fürs Auge?

Beitrag von Erne » 17. September 2015, 22:44

Das müsste man spezifizieren(?) ,gemeint welche Art, Gattung hat welche Verträglichkeit.

Ist und war auch mein Gedanke, je nach Art Ameisen spezieller zu halten.
Bin dabei immer wieder auf die gleichen Resultate gekommen, Klima, Nest, Futter müssen passen, mehr braucht es nicht.
Während Spezialisten wie Camponotus Formika ua meist gehaltene Arten, doch den Halter fordern sobald sich irgendwelche Parameter ändern.Auch muss bei jenen drauf geachtet werden das sobald "Scouts" das Dunkel der Welt erblicken, bald mehr Spielwiese bereitgestellt werden sollte.

Ist für mich die Frage, ob das wirklich sein muss?
Wenn es genügend Futter gibt, wofür ein größerer Auslauf?
Ameisen leben rationell, ohne unnötig Energie zu verschwenden.
Im Allgemeinen aber ist kein Halter hier an einer vollen Artgerechten Haltung interessiert, wenn sogar kränkelnde Tiere zurück ins Nest gelegt werden und "die natürliche Auslese" damit ignoriert wird.

Ein interessanter Gesichtspunkt, der für mich für die artgerechte Haltung von Ameisen nicht in Einklang zu bringen ist, mit einer artgerechten Haltung.

Grüße Wolfgang



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trailandstreet
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#6 Re: Artgerechte Ameisenhaltung nur was fürs Auge?

Beitrag von trailandstreet » 18. September 2015, 09:50

Natürlich gibt es Arten, die ganz spezifische Anforderungen haben. Manche gedeihen eben nur in Erdnestern, andere kann man sogar in einem Acrylnest halten, andere brauchen eine Pflanze, sei es um ein Nest zu weben, wie Oecophylla oder um direkt darin zu wohnen, wie Pseudomyrmex oder Tetraponera. Sofern man gewisse Symbiosen auch in der Haltung nachstellen kann, geht das mE auch in Ordnung. Dazu gehört auch der Pilz und die Attini.
Natürlich haben sie auch einen gewissen Bewegungsdrang und laufen in freier Natur teilweise extrem weite Strecken um an Futter zu kommen. Teilweise bilden sie extrem belaufene, lange Straßen. Das müssen sie aber da auch. Andererseits ist für sie der Aufenthalt ausserhalb des Nestes wiederum nicht so ungefährlich, wie für ihre Schwestern in der Haltung. Ein vertretbares Mittelmaß ist hier wohl die Prämisse.
Wenn man bedenkt, dass sich alleine ein Lasius niger Volk im Garten mal über mehrere m² ausdehnen kann in ihrem Einzugsbereich und das nicht nur in der Fläche, sondern auch einige Meter in die Höhe, wenn es darum geht, die Blattläuse auf besonders gute Weideplätze zu bringen, so stellt wohl das die meisten schon vor eine unlösbare Aufgabe.
Andererseits können wir so auch gut unsere Anlagen erweitern und erweitern und innerhalb kürzester Zeit werden sie trotzdem von den kleinen Krabblern erschlossen ;)



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#7 Re: Artgerechte Ameisenhaltung nur was fürs Auge?

Beitrag von Erne » 18. September 2015, 16:02

Um Ameisen artgerecht, möglichst Artgerecht zu halten, wird geschrieben, dass ein möglichst naturnaher Lebensraum zur Verfügung gestellt werden sollte.

Fängt eine artgerechte Haltung nicht schon eher an?
Welche der von uns gehaltenen Arten ist in ihrem Lebensraum schon mal einem Mehlwurm oder einem Heimchen begegnet?
Gehört zu einer artgerechten Haltung nicht auch das Futter, das sie in ihren natürlicheren Habitaten vorfinden?

Grüße Wolfgang



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#8 Re: Artgerechte Ameisenhaltung nur was fürs Auge?

Beitrag von trailandstreet » 18. September 2015, 21:31

Beim Futter könnte man jetzt auf jeden Fall mal Camponotus ligniperdus anführen. Die Eier sind in der Haltung nicht annähernd so gelb wie die freilebender Tiere. Ein Indiz für das Futter.
Natürlich können wir Ihnen in der Haltung kaum die Vielfalt bieten, die sie draußen haben.
Sie nutzen Myrmecodien, Läuse, Nektarien, Phloem, Elaiosome und als Proteinquellen so ziemlich alles, was sie abtransportieren können, ob Tote Insekten oder andere Tiere, bis zu überfahrenen Hasen oder Katzen. Manch Aasverwerter schrecken selbst vor den Resten von fastfood nicht zurück.
So gesehen sind wohl die Möglichkeiten nicht so gering, etwas zu füttern für die zu finden.


LG Franz



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