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Einheimische Ameisenarten im Winter füttern?

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Erne
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#1 Einheimische Ameisenarten im Winter füttern?

Beitrag von Erne » 7. November 2015, 10:02

Das unsere einheimischen Arten im Winter kein Futter brauchen ist im Ameisenwiki nachzulesen.
http://ameisenwiki.de/index.php/Winterr ... Winterruhe

Merkur hat es hier auf den Punkt gebracht.
http://ameisenportal.eu/viewtopic.php?f ... 7be5678cb8

Für mich stellt sich die Frage, trifft das auch für unsere einheimischen Arten in der Haltung zu?
Als Hintergrund meiner Überlegungen sehe ich, dass es vielen Haltern nicht möglich ist,
Ãœberwinterungsbedingungen anzubieten, die denen in der Natur entsprechen.
Ameisen eher zu warm überwintert werden und dadurch nie richtig zur Ruhe kommen.
Einen höheren Energieverbrauch haben könnten und ihnen die Reserven ausgehen.
Weiter gedacht, Ameisen die im Winter keinen Frosttemperaturen ausgesetzt werden, auch keiner Gefährdung ausgesetzt werden,
das Flüssigkeiten in ihren Körpern gefrieren und sie dadurch zu Schaden kommen.
Das so gehaltene Ameisen durchaus Kohlenhydrate annehmen, ist eine Beobachtung die ich immer wieder machen konnte.

Können Überwinterungen, wo Temperaturen zwischendurch nicht im Frostbereich gehalten werden,
möglicherweise der Grund dafür sein, dass Völker verhungern und sterben?
Oder andersherum gefragt, Futter bei wärmeren Überwinterungen, ein Überleben ermöglicht?

Für mich ein interessantes Thema, das durch abweichende Überwinterungsbedingungen
In der Haltung gegenüber der Natur, mich einfach von der Hand zu weisen ist.

Wie seht Ihr das?


Grüße Wolfgang
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#2 Re: Einheimische Ameisenarten im Winter füttern?

Beitrag von Frisbee » 7. November 2015, 10:48

Hallo lieber Erne,
Ich hab bisher einmal eine Lasius niger Kolonie durch den Winter ohne Winterruhe gebracht.
Was zur Folge hatte das diese ihre Königin verloren hat und schließlich gestorben ist.
Was ich sehr interessant fand war das die Larven die sie über den Winter gebracht haben (die Kolonie ist im April gestorben)
Länger gelebt haben als die Arbeiterinnen und letztendlich Gott verlassen in der Farm schlummerten und vergammelten.

Im Moment probiere ich mich durch diese Erfahrung nicht mehr an diesem Weg der Ãœberwinterung.

--------------------------
Das war meine gesammelte Erfahrung zu diesem Thema, ich weiß ein bisschen spärlich aber ich halte ja auch erst seid 2 Jahren Ameisen. ;)
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#3 Re: Einheimische Ameisenarten im Winter füttern?

Beitrag von Erne » 7. November 2015, 11:12

Sorry mein Startpost ist, wie ich sehe, unklar formuliert.
Es geht mir nicht um einheimische Arten die ohne Winterruhe gehalten werden.
Sondern um Völker, die z. B. im Keller überwintern müssen, bei Temperaturen die überwiegend höher sind als in der Natur.
Nicht im Bereich um 0 °C überwintert werden können, eher bei etwa 10 °C.

Grüße Wolfgang



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swagman
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#4 Re: Einheimische Ameisenarten im Winter füttern?

Beitrag von swagman » 7. November 2015, 11:38

Erne hat geschrieben:Für mich stellt sich die Frage, trifft das auch für unsere einheimischen Arten in der Haltung zu?
Als Hintergrund meiner Überlegungen sehe ich, dass es vielen Haltern nicht möglich ist,
Ãœberwinterungsbedingungen anzubieten, die denen in der Natur entsprechen.

Nun die einfachste Antwort wäre doch, wenn ich nicht dazu in der Lage bin den Tieren ihre entsprechenden Lebensumstände zu bieten, dann verzichte ich auf die Haltung.
Generell sollte man sich vorab informieren und überprüfen ob man alle nötigen Voraussetzungen erfüllen kann.
Die Winterruhe einheimischer Arten ist die einfachste Sache der Welt, wenn man sich nicht äusserst umgeschickt anstellt.
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#5 Re: Einheimische Ameisenarten im Winter füttern?

Beitrag von Gast » 7. November 2015, 11:52

swagman hat geschrieben:Nun die einfachste Antwort wäre doch, wenn ich nicht dazu in der Lage bin den Tieren ihre entsprechenden Lebensumstände zu bieten, dann verzichte ich auf die Haltung.
Generell sollte man sich vorab informieren und überprüfen ob man alle nötigen Voraussetzungen erfüllen kann.
Die Winterruhe einheimischer Arten ist die einfachste Sache der Welt, wenn man sich nicht äusserst umgeschickt anstellt.


Schau Dir doch mal an, welche Temperaturen wir derzeit haben. In manchen Teilen Deutschlands über 20 °C und nicht unter 10 °C Nachts. Es herrschen also auch derzeit draußen keine Temperaturen um die 0°C oder niedriger... Letzten Monat konnte ich noch Tetramorium draußen herumlaufen sehen, weil es recht warm war.

Wer seine Ameisen also derzeit bei 20 °C tagsüber und 10 °C nachts hält, der hält sie also perfekt so wie die Lebensumstände derzeit draußen sind.

Bietest Du deinen Ameisen auch so viel Fläche zum Furagieren wie sie in der Natur haben und ausnutzen? Oder ist in dem Fall eine Anpassung an die Lebensumstände nicht notwendig? Ich will damit sagen, dass eine Tierhaltung immer ein Kompromiss ist. Man wird nie perfekte Bedingungen wie in der freien Natur schaffen können. Aber im Falle der Temperatur sieht man ja, dass solche höheren Temperaturen derzeit ebenfalls vorkommen.



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swagman
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#6 Re: Einheimische Ameisenarten im Winter füttern?

Beitrag von swagman » 7. November 2015, 12:36

Barristan hat geschrieben:Schau Dir doch mal an, welche Temperaturen wir derzeit haben. In manchen Teilen Deutschlands über 20 °C und nicht unter 10 °C nachts. Wer seine Ameisen also derzeit bei 20 °C tagsüber und 10 °C nachts hält, der hält sie also perfekt an die derzeitigen Lebensumstände draußen.

Das sind Lufttemperaturen, im Boden sieht es wiederum ganz anders aus. Dazu kann ich aber etwas aus meinem Berufsalltag beisteuern.
Beruflich grabe ich das gesamte Jahr über immer wieder mal versehentlich Ameisenkolonien aus, daher habe ich einen kleinen Einblick, was sich unter der Erde so tut. Und das ist sehr interessant. Lasius Arten zum Beispiel bilden oft schon Ende August, Anfang September Wintertrauben, obwohl sie noch furagieren und sogar noch Puppen im Nest haben. Larven und die Mehrzahl der Ameisen sind dann aber nicht mehr in den oberen Nestbereichen, sondern tiefer im Boden und dicht gedrängt in wenigen größeren Kammern. Lediglich Puppen und ein kleiner Teil der Arbeiterinnen sind noch oben in den wärmeren Bereichen. Interessant auch, dass sie immer mehrere Wintertrauben in unterschiedlichen Bereiche des Nestes bilden, vermutlich damit nie die gesamte Kolonie bei Störungen betroffen ist.

Barristan hat geschrieben:Bietest Du deinen Ameisen auch so viel Fläche zum Furagieren wie sie in der Natur haben und ausnutzen? Oder ist in dem Fall eine Anpassung an die Lebensumstände nicht notwendig? Ich will damit sagen, dass eine Tierhaltung immer ein Kompromiss ist. Man wird nie perfekte Bedingungen wie in der freien Natur schaffen können. Aber im Falle der Temperatur sieht man ja, dass solche höheren Temperaturen derzeit ebenfalls vorkommen.

Bleiben wir mal bei einem Bereich der Haltung, der Ãœberwinterung.
Wir machen es uns in der Haltung eh schon recht einfach, in der Natur sind die Abläufe noch viel komplizierter. Ich wüsste auch nicht wie man so etwas ohne übertriebenen Aufwand entsprechend nachstellen könnte. Das Nest einer großen Lasius Kolonie ist im Boden schon sehr umfangreich und die Temperaturen variieren von den tieferen Bodenschichten bis zur Oberfläche auch sehr stark.
Aber zum Glück geht es auch, die Ameisen in der Haltung etwas einfacher zu handhaben.
Und im Zweifelsfall, falls man keine Möglichkeit hat die Ameisen bei entsprechenden Temperaturen zu Überwintern, dann muss man halt auf technische Hilfsmittel (Kühlschrank) zurückgreifen. Das geht ja auch hervorragend.
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#7 Re: Einheimische Ameisenarten im Winter füttern?

Beitrag von Gast » 7. November 2015, 12:53

swagman hat geschrieben:Das sind Lufttemperaturen, im Boden sieht es wiederum ganz anders aus. Dazu kann ich aber etwas aus meinem Berufsalltag beisteuern.
Beruflich grabe ich das gesamte Jahr über immer wieder mal versehentlich Ameisenkolonien aus, daher habe ich einen kleinen Einblick, was sich unter der Erde so tut. Und das ist sehr interessant. Lasius Arten zum Beispiel bilden oft schon Ende August, Anfang September Wintertrauben, obwohl sie noch furagieren und sogar noch Puppen im Nest haben. Larven und die Mehrzahl der Ameisen sind dann aber nicht mehr in den oberen Nestbereichen, sondern tiefer im Boden und dicht gedrängt in wenigen größeren Kammern. Lediglich Puppen und ein kleiner Teil der Arbeiterinnen sind noch oben in den wärmeren Bereichen. Interessant auch, dass sie immer mehrere Wintertrauben in unterschiedlichen Bereiche des Nestes bilden, vermutlich damit nie die gesamte Kolonie bei Störungen betroffen ist.


Stimmt im Boden sind die Temperaturschwankungen im Jahresverlauf deutlich geringer (und auch verzögert), siehe z. B.: https://de.wikipedia.org/wiki/Bodentemp ... eratur.png. Temperaturen in Richtung Frost dürften wir sicher derzeit nicht im Boden haben, erst Recht nicht in Tiefen unter 1 m (Lasius niger bauen ja zum Teil recht tiefe Nester). Es ging mir ja um die Aussage, dass man die Haltung lassen solle, wenn man sie nicht den Lebensumständen anpassen kann, aber wie man derzeit bei den Temperaturen sieht, müssen die Ameisen auch derzeit mit recht warmen Temperaturen umgehen.

swagman hat geschrieben:Bleiben wir mal bei einem Bereich der Haltung, der Ãœberwinterung.
Wir machen es uns in der Haltung eh schon recht einfach, in der Natur sind die Abläufe noch viel komplizierter. Ich wüsste auch nicht wie man so etwas ohne übertriebenen Aufwand entsprechend nachstellen könnte. Das Nest einer großen Lasius Kolonie ist im Boden schon sehr umfangreich und die Temperaturen variieren von den tieferen Bodenschichten bis zur Oberfläche auch sehr stark.
Aber zum Glück geht es auch, die Ameisen in der Haltung etwas einfacher zu handhaben.
Und im Zweifelsfall, falls man keine Möglichkeit hat die Ameisen bei entsprechenden Temperaturen zu Überwintern, dann muss man halt auf technische Hilfsmittel (Kühlschrank) zurückgreifen. Das geht ja auch hervorragend.


Was sind denn nun die entsprechenden Temperaturen derzeit? Mir ist klar, dass man einheimische Ameisen ab September in den Kühlschrank packen kann und dann Ende Februar herausholt, nur sind das wirklich die Lebensumstände, die sie auch draußen haben, ich glaube nicht. Jemand, der sich wirklich an den Temperaturen draußen orientiert bei der Winterruhe, der kann durchaus feststellen, dass die Ameisen noch aktiv furagieren und Nahrung suchen. Und da finde ich Ernes Fragestellung schon berechtigt.

Wobei man generell hinterfragen kann, ob nicht die Angabe September - Ende Februar Winterruhe überholt ist. Derzeit verschiebt sich ja das ganze. Wir haben milde Temperaturen bis teilweise November/Dezember und dafür dauert der Winter wieder länger bis über den März hinaus.



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#8 Re: Einheimische Ameisenarten im Winter füttern?

Beitrag von swagman » 7. November 2015, 13:26

Klar, das meinte ich damit, dass es in der Natur komplizierter ist.
Welche Faktoren sind dort Auslöser für die Ameisen sich auf den Winter vorzubereiten? Warum bilden manche Arten schon Wintertrauben, obwohl es noch lange nicht Winter ist? Es werden ja auch die Larven darauf vorbereitet, bzw. hören die Königinnen auf Eier zu legen, auch wenn es wie aktuell ja noch lange warm genug wäre.
Ich vermute da kommen einige Faktoren zusammen, die man nicht unbedingt nachstellen kann. Von den offensichtlichen (Tageslicht, Temperatur usw.) abgesehen? Hat der Herbst zum Beispiel Einfluss auf die Zusammensetzung von Honigtau? Immerhin ziehen Bäume ja alles Mögliche aus den Blättern zurück...
Aber wie gesagt, ich denke dass man das in der Haltung schon kompensieren kann.

wenn ich nicht dazu in der Lage bin den Tieren ihre entsprechenden Lebensumstände zu bieten, dann verzichte ich auf die Haltung.

Diese Aussage von mir bezog sich darauf, dass man schon Möglichkeiten finden kann. Wie eben einen Kühlschrank. Nur, wenn man nicht mal dazu in der Lage ist, also genauer gesagt heimischen Ameisen überhaupt keine Winterruhe zu bieten, dann sollte man wirklich die Finger davon lassen.
Und eben nicht wie Wolfgang es ja schon angedeutet hat, dass die Ameisen überhaupt nie zur Ruhe kommen können.



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