Toll das man mit jemandem über diese Ameisenart philosphieren kann
. Wie du im Eingangspost geschrieben hast, sie haben etwas geheimnisvolles, das trifft es ganz gut. Und sie sehen auch noch toll aus dabei
.
Das die Punktaugen für das Erfassen von Lichtverhältnissen zuständig sind wusste ich noch nicht, danke für die Info.
Sajikii hat geschrieben:Aber genau das ist auch der Punkt, wie ich finde, und daher denke ich, wäre Lasius flavus an Stelle einer Lasius niger Kolonie mit oberirdischen Verhaltenmuster bald Geschichte, weil sie diesen Konkurenzdruck nicht aushalten könnten. Durch ihre etwas plumpe Bewegungsart und ihren kleinen Facettenaugen sind sie nicht in der Lage zu jagen, sie wären also auf Aas angewiesen. Allerdings kommen wir da wieder auf den entscheidenden Punkt, andere Ameisen würden ihnen zeigen, wie es in der "grünen Hölle" zu leben hat.
Das hatte ich ja eigentlich auch so geschrieben:
Maddio hat geschrieben:Wenn es doch erforderlich ist, dürfte das Hindernis zur erfolgreichen oberirdischen Lebensweise in der Form anderer Ameisenarten vorliegen, und nicht darin, dass Lasius flavus die Helligkeit meidet, bzw. oberirdisch nicht überleben kann weil sie nicht mehr das Rüstzeug dafür hat.
Auf den Punkt gebracht will ich damit sagen, wenn es auf einer Wiese nur
Lasius flavus geben würde und keine andere Ameisenart und dazu keine unterirdischen Nahrungsquellen, so glaube ich wären sie in der Lage erfolgreich zu sein. Mal ehrlich, wie viele einheimische Arten jagen wirklich? Die Beseitigung von Aas dürfte bei dem Großteil der heimischen Arten gegenüber der aktiven Jagd den Löwenanteil ausmachen.
Das ist natürlich nur eine hypothetische Situation, und soll nur meine Sichtweise verdeutlichen, dass es nicht die Dunkelheit ist, die
Lasius flavus sucht, sondern ihre angestammte ökologische Nische im Vordergrund steht. Das ist dann aus meiner Sicht das Leben im von Rasen bedeckten Erdreich. Aber welche Faktoren sind hier die Entscheidenden? Das man vielen epigäisch fouragierenden Arten aus dem Weg geht? Oder die vorhandenen Wurzelläuse? Oder doch die Dunkelheit?
Sajikii hat geschrieben:Wenn man etwas Freilandbeobachtung macht, wird man immer wieder feststellen müssen, dass Lasius flavus ganz unten in der Hierarchie steht und permanent erbeutet wird, wenn sich die Situation ergibt.
Ja, im Seifert steht z.B. auch das diverse
Myrmica die
Lasius flavus gerne als Zubrot nehmen. Ich würde das trotzdem etwas differenzierter betrachten. Nehmen wir
Formica fusca, diese stehen auch weit unten in der Hierarchie. Sie haben als Problemlösung Fluchtstrategien entwickelt. Bei
Lasius flavus läuft es anders ab, sie werden in großer Zahl erbeutet.
Das führt mich zu dem was ich bei
Lasius flavus als zentrales Merkmal dieser überaus erflogreichen und weitverbreiteten Art sehe: Die starke Vermehrung. Laut Seifert können die Kolonien deutlich volkreicher als bspw.
Lasius niger werden. Die
Königinnen sind also eine Wucht. Dazu kommt, dass es mehrere pro Volk sein können.
Ich denke daher die Strategie steckt ganz einfach darin die Verluste durch hohe Brutproduktion zu kompensieren.
Sajikii hat geschrieben:Es geht ja nicht nur um die Entwicklung, sondern auch um das Verhaltensmuster.
Das dürfte in der Tat interessant werden!
Sajikii hat geschrieben:Fakt ist, und das war mitunter der größte Grund dieser Underground-Studie, dass Lasius flavus Kolonien bei gewöhnlicher Haltung bald ein Verhaltensbild wie Lasius niger zeigten. Sie haben gewiss nicht diese Aggressivität und Dominanz, aber sie suchen außerhalb nach Nahrung und gewöhnen sich scheinbar auch an das Tageslicht, was sie vorher widerwillig meideten und dann doch zwecks überleben durchzogen.
Das sie sich wie
Lasius niger verhalten, kann ich nicht bestätigen. Als Vertreter der
Gattung Lasius gibt es gewiss Ähnlichkeiten, aber ich habe
Lasius niger auch schon gehalten und für mich bestehen große Unterschiede.
Lasius flavus auf die unterirdische Lebensweise zu reduzieren geht mir da ehrlich gesagt nicht weit genug.
Ich denke man sollte sie auch gar nicht mit
Lasius niger vergleichen, sondern einfach für sich nehmen wie sie sind als Art. Als Gründerkolonie sind die
Lasius flavus sie sehr genügsam und zurückhaltend. Wenn die Kolonie größer wird, wird aber intensiv fouragiert. Ameisen welche nun in eine große Kolonie hinein geboren werden, müssen keine Scheu ablegen, um in der Helligkeit der Arena nach Nahrung zu suchen, sondern sie tun es einfach. Von daher glaube ich nicht, dass sie es vorher "widerwillig gemieden" haben, sondern sich als Gründerkolonie einfach anders verhalten als wir es von
Lasius niger gewohnt sind, und wir als Halter die falschen Schlüsse daraus ziehen.
Sajikii hat geschrieben: Im besten Falle hänge ich noch eine zweite Kolonie an diese Arena an, eben solche Ameisen die nicht in ihre dünnen Schläuche passen, wie z.B. Camponotus vagus oder Serviformica clara.
Mit dieser Art von Formicarium kann man dann sicher eher feststellen, welche Prioritäten flavus in der Haltung wirklich hat, und inwiefern man dann zukünftig wesensgemäßer auf diese Art eingehen könnte.
Ähnliche Pläne hatte ich mit
Formica fusca, die ich mit den Lasius flavus in einem Gesellschaftsbecken halten wollte. Diese Pläne habe ich dann aber wieder verworfen.
Ich muss aber sagen,
Camponotus vagus sind ein Todesurteil für die
Lasius flavus. Eine agressiver und kampfstärkere Ameisenart gibt es doch kaum in unseren Breiten.
Für mich ergibt sich dann auch keine Erkenntnis die man aus einer solchen Konstellation ziehen könnte. "
Lasius flavus meidet die helle Arena weil dort
Camponotus vagus auf leichte Beute lauern." Liegt es dann an der Helligkeit oder einer extrem überlegenen und agressiven Ameisenart?
Sajikii hat geschrieben:Da ich nachwievor die persönliche Ansicht pflege das Ameisen einen Rückzugsort haben sollten, der ihnen die nötige, naturgegebene Dunkelheit eines Nestes bietet.
Diese Ansicht vertrete ich auch
.