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Monomorium - gibt es haltbare Arten?

Allgemeine Fragen und Themen über exotische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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Erne
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#17 Re: Monomorium - gibt es haltbare Arten?

Beitrag von Erne » 29. September 2016, 20:33

Die von Dir angesprochene Fragestellung
mich würde mal interessieren, ob alle Monomorium grundsätzlich als invasiv einzuschätzen sind oder ob es da auch Arten gibt die man halten könnte.

wird aus meiner Sicht nicht zu beantworten sein.
Dazu müssten verschiedene Arten dieser Gattung für die Haltung zugänglich sein.
Das reicht noch nicht, sie müssten auch von Haltern gehalten werden, die es verstehen mit Ameisen umzugehen, die nicht auf Effekthascherei aus sind, wenn sie sich in den Foren beteiligen.
Ich gehe davon aus, das derartige Arten, so sie zu erwerben sind, durchaus gehalten werden.

Carebara diversa werden nicht als invasive Art eingestuft, für mich haben diese Ameisen das höchste Ausbruchspotential von allen Ameisen die ich gehalten habe.
Für Halter die sich intensiv mit der Ameisenhaltung befassen, ist das zu Händeln.
Monomorium dürften mit derartiger Erfahrung durchaus unter Kontrolle zu halten sein.

Wir als Forenleser werden von derartigen Haltungen ausgesperrt.
Nicht jeder Halter ist in einem Ameisenforum aktiv und wer möchte schon gerne für seine Ameisenhaltung geplättet werden.
Alle die negativen Diskussionen, teilweise auch Anfeindungen, führen dazu, dass wirkliche Informationen über diese Arten selten einen Weg in die Öffentlichkeit finden.
Wenn dann sind das negative Infos, die aus meiner Sicht wenig objektiv zu bewerten sind, eher um gegen die Haltung solcher Arten, ein Horrorszenarium aufzubauen.

Arten die unseren Winter nicht überleben können, wurde hier schon geschrieben, gehen ein.
Ein Gegenargument, das immer wieder kommt, wenn es um invasive Arten geht, in unseren warmen Wohnungen können sie durchaus überleben.
Bekannt ist, Ameisen brauchen Proteine um Nachwuchs aufzuziehen.
Wie nachzulesen, brauchen diese Arten richtig viel davon, um ihre Arbeiterinnenanzahl kräftig zu erhöhen.
Will ja nicht fragen, wie es in den Wohnungen aussieht, dass derartige Ameisen reichliche Proteine finden, um zur Plage zu werden.
Von Tapete, Holzfußböden, Teppich, können auch diese Arten nicht wirklich leben.
Bleibt die Frage, wie soll es möglich sein, das ohne Futter, derartige Arten sich richtig ausbreiten können?

Das ist jetzt sicherlich nicht mehr unbedingt eine Antwort auf die Fragestellung dieses Thread, sorry, für mich ist das hier schon längst in eine interessante Diskussion abgedriftet.

Grüße Wolfgang
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trailandstreet
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#18 Re: Monomorium - gibt es haltbare Arten?

Beitrag von trailandstreet » 29. September 2016, 22:05

Der Futteraspekt, den Du ansprichst Erne, ist schon ein Punkt, bei dem mir grob gesagt schon so ein paar Bilder durch den Kopf gehen. Da hab ich ja fast den Eindruck, die Ameisen wären dabei noch das geringste Übel, aber diese Ameisen sind klein und kommen durch so ziemlich alle Ritzen.
Und vor allem, Ameisen finden und erschließen Futterquellen. Da ja nicht jeder gleich seinen Apfelstrunk oder die Bananenschale gelich nach dem Verzehr entsorgt und zwar nicht nur in dem üblichen Gefäß, das sich meist unter der Spüle findet, sondern gleich draussen vorm Haus, in der Bio- oder Restmülltonne, werden sie auch in einem "sauberen" Haushalt genug Futter finden.
Andererseits sind diese Ameisen oft Universalisten, was das angeht und verwerten so ziemlich jedes Material, das ist es auch, was sie zu Seuchenüberträgern macht.
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benai

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#19 Re: Monomorium - gibt es haltbare Arten?

Beitrag von benai » 1. Oktober 2016, 13:39

Hallo,

ja der Hausmüll als solches dürfte genug Nahrung bieten. Die Biotonne draußen seh ich spätestens wenn die Temperaturen fallen als keine Option mehr. Hinzukommt das draußen Räuber sind, die eben an die Temperaturen die hier herrschen angepasst sind. Um mal eine einheimische "Millionen" Ameise ins Spiel zu bringen, wäre Solenopsis fugax ja ebenso zahlreich und thermophil wie Monomorium zudem überleben sie unsere Winter die in den letzten Jahren immer milder werden.
Wäre hier eher die Frage, ob und wie lange wir unsere Fauna und Flora überhaupt noch haben. Da Experimente zeigen das für unsere Ameisen die Jahreszyklen lebensnotwenig sind und wenn diese irgendwann wegfallen (heißere Sommer, wärmere Winter), ob dann nicht diese Arten einfach aussterben, da einfach keine neuen Kolonien mehr nachkommen und dann südeuropäische und exotische Arten diesen Platz einnehmen. Da unter normalen Jahreszyklen (Frühling wird wärmer, Sommern wirds heiß, Herbst wird es kühler, Winter wird es eisig) diese Tiere hier im Außenbereich nicht überlebensfähig sind.

Die größte Problematik ist der ungebremste Welthandel. Da jeder eine Banane, Avocado, Kokosnuss oder sonstigen Schrott unbedingt haben will und nicht mit einheimischen Produkten leben kann, die wir in ausreichender Menge haben, aber eben nicht so schnieke sind. Dazu kommen Baumaterialen, Elektronik, generell Rohstoffe, Blumen etc pp von überall auf der Welt in andere Länder verteilt werden und dazu überall andere Im- und Exportbestimmungen herrschen und somit eine Kontrolle mehr als lächerlich ist.

Das die Händler immer als die bösen hingestellt werden ist einfach, weil man da eine Person hat die man anklagen kann. Wenn man das Grundproblem angehen wollte, müsste man bei sich sebst anfangen und das bedeutet man muss sich selbst kritisch sehen und das ist für die meisten Leute nicht möglich, besonders bei denen die gerne auf Exotenhaltern rumhauen.

Hinzu kommt das botanische Gärten, Gärtnereien, Zoos und andere permanent Warmhäuser wohl die größte Gefahr für eine Einschleppung sind. Wer mal in einem botanischen Garten war weiß was da alles für Insekten und andere nicht heimische Tiere rumrennen. Da sind Feuerameisen, Pharaoameisen, Gespnsterameise nur die Spitze des Eisberges.

Dieses Verhalten seh ich schon seitdem ich das erste mal in den Bereich Tierhaltung gegangen bin. Da wird sich auch nichts dran ändern, da man sein eigenes tuen niemals in Frage stellt (sehr oft bei Hunde- und Katzenhaltern zu sehen oder bei dem Verein Peta die sich ja maßlos über die Terraristik , Aquaristik und anderen "Ristiken" empören und diese verbieten lassen wollen), aber die anderen "bösen" Halter sind sich ja nicht der Gefahr bewusst was sie mit ihrer Haltung anrichten müssen sie durch die "guten" gebremst werden. (Jaja es laufen jede Menge paarungsfähige Katzen draußen rum die weiter Nachwuchs zeugen und alles fressen derer sie draußen habhaft werden, aber das finden wir alle toll)

Die Grunddefinition von invasiv lautet, die Art lebt dort wo sie nicht natürlich auftritt, was in jüngster Geschichte zu 99% vom Menschen verursacht wird. Damit sind alle Arten die man von Gebiet A nach B verlegen kann, weil dort ähnliche klimatische Werte herrschen, invasiv. Hinzu kommt das es aber auch natürliche Artenwanderungen gibt, weil sich eben das Klima ändert und es immer Verschiebungen in der Herkunft geben wird. Der Mensch ist nur ein zusätzliches Transportmittel das die Tiere nutzen und aktuell seh ich auch keine Einsicht bei uns das man dies ändern muss.

Bin etwas vom Grundthema abgerutscht, aber auch nicht schlimm.

Ich würde dennoch gerne mal langjährige Haltungsberichte von Monomorium Arten, Tetramorium bicarinatum und anderen Arten lesen ohne das den Leuten eine geballte Ladung Abneigung entgegengebracht wird.
Diese Haltung muss aber mit der nötigen Ernsthaftigkeit geführt werden und man muss sich auch im Klaren sein wie ein Ausbruchschutz zu bewerkstellen ist.
Aber dies sollte bei allen Arten die man hält gründsätzlich der Fall sein.

gruß
benai
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#20 Re: Monomorium - gibt es haltbare Arten?

Beitrag von Gast » 1. Oktober 2016, 18:15

Die Grunddefinition von invasiv lautet, die Art lebt dort wo sie nicht natürlich auftritt,


Stimmt nicht ganz, das wäre die Definition von Neobiota. Damit Neobiota invasiv sind, müssen sie einheimische Arten verdrängen und sich selbst ausbreiten.



benai

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#21 Re: Monomorium - gibt es haltbare Arten?

Beitrag von benai » 1. Oktober 2016, 20:15

Hallo,

bin grad etwas am grübeln, da ich mir sicher war das dies nur eine kann Option ist und keine muss Option. Sprich sie kann einheimische Arten verdrängen oder ausrotten. Habe das Arten verdrängen bzw. ausrotten als solches nicht als Bedingungen dafür gelesen das dies eine muss Option ist.
Das die Art dort überlebt und sich weiter vermehrt hatte ich gedanklich so für mich als Grund­vo­r­aus­set­zung festgelegt, habe dies wohl vergessen aufzuschreiben. Das neue Lebewesen muss sich ja ansiedeln können, sonst würde es ja dem Sinn der Sache widersprechen.

Aber Neobita dürfte wohl das besser Wort sein als "alien" oder "invasiv".

Zu dem Thema verdrängen.
Die neuen Lebewesen müssen sich ja einen Raum schaffen das dort andere verdrängt werden ist möglich aber nicht zwingend. Ein Biepsiel ist ja auch bei unserer heimischer Flora und Fauna wenn wir großflächig Veränderungen an der Landschaft vornehmen (Bergbau, Wohnungsbau, Straßenbau etc pp) können ja auch Verdrängungen bzw. neue nebeneinander vorkommen. Da dort auch Lebensräume zerstört bzw. verändert werden und diese werden dann von neuen Arten die dort vorher nicht oder nur sehr rudimentär vorkommen erschlossen und bestehende werden mglicherweise verdrängt. Dürfte wohl auch bei Ameisen der Fall sein wenn aus einer normalen Wiese plötzlich ein Baugrundstück wird und sich dann dort die Wiese in eine Magerwiese oder nur noch sehr vereinzelt Flecken mit Wiese zu finden sind, wird sich dort auch im Nachhinein andere Arten ansiedeln und die die vorher da waren werden entweder damit leben, abwandern oder von den neuen Arten verdrängt oder ausgerottet.

gruß
benai

Update:
Auflistung von invasiven Arten die ich bis dato so gefunden habe. (fehlt da noch was?)

Knotenameisen
Acromyrmex octospinosus
Crematogaster quadroformis
Monomorium destructor
Monomorium floricola
Monomorium pharaonis
Monomorium subopacum
Myrmica rubra
Pheidole fervens
Pheidole megacephala
Pheidole pallidula
Pheidole teneriffana
Pheidologeton diversus
Solenopsis fugax
Solenopsis geminata
Tetramorium bicarinatum
Tetramorium simillimum
Tetramorium tsushimae
Wasmannia auropunctata

Drüsenameise
Linepithema humile
Tapinoma melanocephalum
Tapinoma nigerrimum
Technomyrmex albipes

Schuppenameisen
Anoplolepis gracilipes
Formica fuscocinerea
Formica polyctena
Lasius neglectus
Nylanderia fulva
Nylanderia pubens
Oecophylla smaragdina
Paratrechina longicornis
Plagiolepis alluaudi
Polyrhachis dives



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#22 Re: Monomorium - gibt es haltbare Arten?

Beitrag von Maddio » 2. Oktober 2016, 16:03

Interessante Auflistung. Ãœbersehen hast du wohl Solenopsis invicta.

Formica polyctena ist mir nicht als invasiv bekannt. Eine schnelle Suche hat nichts zu Tage gefördert, hast du einen Link dazu?

Bei Formica fuscocinerea wird zumindest diskutiert ob es eine invasive Art ist, vor allem wegen der "Spielplatz-Geschichte", die es bis in die Regionalpresse geschafft hat. Gehe eher davon aus dass die Geschichte gehyped wurde und diese Art keine invasive Ameisenart im klassischen Sinne ist.



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#23 Re: Monomorium - gibt es haltbare Arten?

Beitrag von Gast » 2. Oktober 2016, 17:39

Global invasive species database ist recht gut: http://issg.org/database/species/search ... ae&lang=EN

Allerdings sind dort für manche Leute zu wenige Arten als invasiv gelistet ;)

Ich bin dafür, dass man die Begriffe nicht aufweicht, invasive Arten sind eine Teilmenge von gebietsfremden Arten. Nur weil eine Art gebietsfremd ist, muss sie noch lange nicht invasiv sein.



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#24 Re: Monomorium - gibt es haltbare Arten?

Beitrag von marklant » 2. Oktober 2016, 18:12

Also für mich als Biologe ist eine invasive Art durch eine Verbreitung in einem nicht ursprünglich besiedelten Gebiet, verbunden mit einer Vertreibung der einheimischen Flora definiert. Also vergleichbar mit den Kaninchen in Australien oder den Oppossums in Neuseeland. Aber ich merke an der Diskussion das es da wohl andere Meinungen gibt ;)
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