Vorwort zu mir:
Hallo zusammen, das ist mein erster Beitrag in diesem Forum. Deswegen will ich erstmal alle begrüßen.
Ich habe hier schon viel gelesen aber wollte mir erstmal Wissen aneignen bevor ich etwas kommentiere. Dazu gehört für mich auch eine eigene Haltung um aus Erfahrung sprechen zu können. Also ich bin Anfänger und freue mich über konstruktive Kritik und Tipps. Bei Fehlern von der Schreibwese her gerne auch per PN drauf hinweisen.
Deswegen möchte ich jetzt auch über meine erste Kolonie berichten.

Wie kam ich zu den Camponotus brasiliensis?
Ich wollte zum einen eine Ameisen Art die keinen Winterruhe benötigt. Des Weiteren auch von der körperlichen Größe nicht zu klein ist, so dass man sie gut beobachten kann. Ich bevorzugte bei der Auswahl auch Ameisen, die Fleisch essen und nicht in Erdnestern wohnen, sondern die ich im Ytong Nest halten kann. Außerdem sollte es nicht zu viele Individuen geben um mich nicht gleich mit der ersten Kolonie zu überfordern.
Ich bin dann nach vielen suchen auf die camponotus brasiliensis gestoßen die ich sehr interessant finde.
Leider habe ich bisher kaum Haltungsberichte / Erfahrungen mit diesen gefunden. Deshalb habe ich es einfach mal gewagt, man wächst ja schließlich mit seinen Aufgaben.


Zur Haltung:
Genug geredet nun geht es darum weshalb Ihr hier seid

Was ist bekannt?
Luftfeuchtigkeit: Tropisch 60-90%
Temperatur: Tropisch 24-35°C
Nahrung: Honig/Zuckerwasser, Mehlwürmer div. andere Fleischsorten
Koloniegröße: Mehrere hundert Individuen
Größe: Königin 16-20mm; Arbeiterin: 8-18mm

Meine Vorbereitung:
Ich säuberte ein altes Aquarium (60x30x30cm) und bohrte ein paar Löcher für Messinstrumente und evt. Erweiterung hinein.
Danach schüttete ich den Boden mit Kies auf und legte hinten eine Platte hin aus der mal Moos wachsen soll. Ansonsten wurde eine Sand-Lehm-Mischung auf dem Boden verteilt.




Das Nest (der Tempel) habe ich aus einem Ytong-Stein gebaut. Die Kammern wurden mit Gips ausgekleidet und von außen wurde es mit einer in Wasser (welches ich mit schwarzen Tee dunkler gemacht habe) gelösten Sand-Lehm Mischung bestrichen. Das Nest hat auch eine Kammer mit einem Schwamm und ein Zugang von außen für evt. Befeuchtung. Aber der Shop von denen ich die Ameisen habe meinte ich soll das Nest erstmal trocken lassen. Die letzte Kammer ist absichtlich verschüttet, damit diese erst freigeräumt werden muss um sie zu nutzen. Außerdem hat es mich interessiert ob sie sich dort vielleicht eingraben (was Pech für mich wäre).



Die Ankunft:
Dann kam das erwartet Paket! Versprochen wurde eine Königin mit viel Brut und ca. 10 Arbeiterin… umso größer meine Überraschung als ich das Paket öffnete aber seht selbst:



Danach habe ich die Damen erstmal in Ihre neue Heimat entlassen und das Nest abgedunkelt.






Über Diskussion, Anregungen und Hilfen freue ich mich im Dazugehörigen Bereich: https://www.ameisenforum.de/diskussion-haltungsbericht-camponotus-brasiliensis-t55378.html


PS: Ich habe die Kolonie bisher nie wirklich gezählt, hauptsächlich weil ich die Königin nicht stören wollte. Sollte dies aber von dringendem Interesse sein sagt mir Bescheid und ich versuche es mal.

Sollte sich jemand wundern warum jetzt gleich Berichte von zwei Wochen kommen, ich habe die Kolonie bereits seit dieser Zeit. Leider bin ich aus beruflichen Gründen bisher nicht dazu gekommen etwas zu den kleinen zu schreiben. Also folgen jetzt erstmal die ersten Eindrücke.


Tag 1 (Tag der Ankunft)
Kurz nachdem ich das RG in die Arena gelegt hatte und den Wattestopfen entfernt hatte stürmten die größeren von Ihnen (ich vermute mal Majors?) raus und erkundeten das Terrarium während die kleineren (Minors?) sich um die Königin und die Brut kümmerten.
Als Futter hatte ich Honig angeboten und zusätzlich ein Mehlwurm. Des Weiteren zur schon bestehenden Wasser „Quelle“ im RG bot ich noch eine tränke aus dem Store an. Was aber alles ignoriert wurde.




Dann der erste Schock:
Ich erwischte zwei, trotz Paraffin-Öl Streifen, recht schnell oben auf den Rand des Terrariums… also vorsichtig die beiden wieder zurück gesetzt und den Streifen verstärkt und zusätzlich Babypuder darunter gegeben.
Um weitere Ausflüge in das Wohnzimmer zu vermeiden habe ich den Deckel draufgemacht den ich zum Glück schon vorher gekauft hatte.

Danach der zweite Schock:
Eine gruppe von ca. fünf Arbeiterin beginnen mit den Untertunneln der „Moosplatte“ –wo bisher nix gewachsen ist.
Sie haben es auch schnell und effizient geschafft ein ca. 5mm großer Tunnel darunter zu graben. Ich hoffte nur, dass sie dies nicht als neues Nest nutzen.



Der Umzug:
Leider war ich nicht den ganzen Tag da um die Mädels beim Erkunden zu beobachten. Aber als ich später abends wieder kam konnte ich eine Arbeiterin beobachten, die aus dem Eingang des Tempels kam. Umso größer war natürlich meine Freude dass sie ihn endlich entdeckt haben. Nach ein paar Minuten sah ich eine zweite Arbeiterin auf dem Weg zum Tempel, diesmal aber mit etwas schwarzen zwischen den Mandibeln…
Ich habe es erst gar nicht richtig verstanden, da ich hier im Forum schon häufig gelesen habe, dass es teilweise Wochen dauerte bis sie sich für ein neues Nest entschieden haben.
Nachdem aber das treiben immer heftiger wurde und immer mehr Majoren etwas kleines schwarzes trugen schaute ich noch einmal genauer hin und erkannte das es sich bewegt! Ab den Zeitpunkt war mir klar, dass sie anfingen die Brut in den Tempel zu tragen.
Ich hätte nie damit gerechnet dies schon am ersten Abend zu sehen!





Ein kurzer check zeigte mir, dass die Königin noch im RG ist, also erstmal nach Lichtquellen gesucht, da es mittlerweile schon sehr dunkel war und man auf den Fotos kaum noch was erkannte.
Gerade wo ich ein Licht neben dem Terrarium aufstellte und keine Kamera zur Hand hatte ist es passiert. Innerhalb von 3s. huschte die Königin rüber.
Der ganze Umzug ging dann noch ca. 30-45min. bis das komplette RG geräumt war.

Woche 1:
Das neue Nest:
Die Mädels sind in die kleinste Kammer unten in die Mitte gezogen. Die Kammer links oben wird als Durchgang genutzt und die rechts-/ links unten so wie rechts oben werden komplett ignoriert.
Auch haben die Mädels angefangen die „Lücken“ zwischen den Ytong und den Plexiglas mit Steinen und Sand abzudichten.




Luftfeuchtigkeit:
Am nächsten Tag wagte ich einen kurzen Blick in das Nest. Leider war kaum etwas zu sehen da die kompletten scheiben beschlagen waren.
Allgemein ist die Luftfeuchtigkeit im Terrarium auf 90-100% gewesen so dass es an allen Scheiben anfing zu kondensieren.
Dies führte ich auf den Nassen Boden zurück der nun allmählich anfängt zu trocknen. Auch hatte ich die „Moosplatte“ zu anfangs viel gegossen um das Wachstum anzuregen.



Also suchte ich nach den leisesten PC Lüftern die ich in der Größe finden konnte. Ich entschied mich für das Model „Noiseblocker BlackSilentFan XM-1“ diese sind mit 9dBA und 4,9m³ pro Stunde angegeben. Um diese zu betreiben bestellte ich noch ein 12V Netzteil (Ursprünglich für LEDs).

Nahrung:
Den klecks Honig haben die Mädels mittlerweile entdeckt und ein bis zwei sind immer mal daran zu sehen.
Auch habe ich Ihnen ein überbrühten Wurm angeboten, dieser wurde aber noch nicht entdeckt.

Zu trinken habe ich das alte RG noch drinnen gelassen, so wie die kleine Tränke.
Zusätzlich habe ich eine neue Tränke konstruiert, die leider bisher komplett ignoriert wurde.



Temperatur:
Ich hatte am Anfang eine 7W Flachheizung mitbestellt. Diese schafft es zwar den Boden zu trocknet und die Steine darauf handwarm zu halten aber erhöht die Temperatur kein bisschen.
Also habe ich mir zusätzlich noch ein 50W Heizkabel bestellt was ich in Zukunft einsetzen möchte.

Frage an euch:
Was die Temperatur angeht bin ich mir eh etwas unsicher vielleicht könnt ihr mir ja weiter helfen.
Die Mädels sind in den Tempel in die Kammer unten in der Mitte eingezogen. Sobald ich aber die Heizung unter das Nest lege ziehen alle links oben in die Kammer mit der kompletten Brut und den Eiern. Ich vermute mal, dass es ihnen unten zu warm wurde obwohl ich es mir bei einer 7W Heizung nicht vorstellen kann. Woran könnte das noch liegen?
Sobald die Heizung woanders aufgebaut ist ziehen sie wieder mit Sack und Pack in die untere Kammer.




Verhalten:
Nach dem Umzug sind alle im Nest und ich habe sie die erste Woche kaum gesehen. Egal zu welcher Tags und Nachtzeit. Den Wurm haben sie mittlerweile ins Nest getragen und ansonsten den Honig in Ruhe gelassen. Ich vermute mal die Aktivität ist wegen den kalten Temperaturen (21°C) und der Aufregung in den letzten Tagen etwas gehemmt. Ich hoffe jetzt wird sich erstmal um den Nachwuchs gekümmert.

Woche 2
Luftfeuchtigkeit:
Die Lüfter sind endlich angekommen und mit etwas Lötarbeit kann ich diese jetzt direkt an der Steckdose betreiben. Sie passen wirklich super auf das Gitter und sind nur zu hören wenn man mit dem Ohr direkt darüber ist.



Im Betrieb wird die Luftfeuchtigkeit schnell auf 50% runter gebracht.
Ich würde es sehr begrüßen wenn ich die Lüfter mit ein Hygrostat steuern könnte.
Ein zu bzw. Wegschalten einer Steckdose wäre das optimalste. Leider sind die meisten dafür ausgelegt, einen Befeuchter zu zuschalten. Also wenn die Feuchtigkeit zu niedrig ist.
Ein abschalten der Lüfter bei 60% wäre optimal um auch ab und zu für Frischluft und einer Verwirbelung zu sorgen.

Temperatur:
Das neue Heizkabel habe ich erstmal als Test konzentriert in den Baumstumpf gelegt.
Bei Lüftern im Dauerlauf habe ich eine Temperatur von ca. 25°C.
Wenn ich die Lüfter aus lasse steigt die Temperatur auf ca. 28°C.

Ich überlege jetzt das Kabel in den Boden zu integrieren, allerdings müsste ich dafür ja die "gewohnte Umgebung" zerstören. Wie würdet Ihr es angehen? Das Kabel gewickelt im Baum lassen oder eingraben? Bitte angerung im Diskusionsbereich!

Seltsames Verhalten
Wie ich auch schon mit der Heizmatte beobachten konnte fangen die Ladys wieder an komplett in die Kammer oben links umzuziehen sobald die Heizung läuft. Diese befindet sich aber jetzt nicht mehr unter dem Nest sondern im Baum also weiter entfernt.
Nachts wenn ich die Heizung abschalte wird wieder die Kammer unten in der Mitte bevölkert.
Meine erste Idee: Vielleicht ziehen Sie nach oben weil dort die Mauern am dünnsten sind und somit für die Brut es schneller warm ist? Aber warum sind sie dann damals bei der flachen Heizung unter dem Nest auch nach oben gegangen?
Mein zweiter Gedanken: Ich habe den Boden der Kammern mit Gips verschlossen und in der unteren Kammer sind oben die Gänge zu den anderen Kammern.
Kann es vielleicht sein, dass sie wegen einer besseren Durchlüftung umziehen?
Mein dritter Gedanke: Liegt es vielleicht an der Luftfeuchtigkeit? Sollte ich es mal probieren mit mehr Feuchtigkeit im Nest?


Aktivität:
Die Mädels sind weiterhin recht passiv. Ab und zu sehe ich mal eine in der Arena.
Die neue Tränke wird bisher weiter ignoriert.
Würmer füttere ich so ca. alle vier Tage einen. Sie versuchen die Würmer auch immer in das Nest zu ziehen.



Was mich sehr wundert bisher konnte ich immer nur eine Arbeiterin alleine dabei beobachten wie sie unter viel Anstrengung versucht den Wurm ins Nest zu ziehen… So sozial sind die Mädels jetzt nicht weil auch nach mehreren Fehlschlägen ihr keine hilft.
Gut wenn man überlegt, dass die meisten nur Pheromonspuren folgen macht das natürlich Sinn. Da müsste sie ja erst mal zurück um Hilfe zu rufen, dass macht sie aber nicht sondern probiert es lieber stundenlang alleine. Ab und zu kommt auch mal eine andere vorbei und schaut ihr kurz zu, hilft aber nicht.
Vielleicht weiß ja jemand von euch mehr.

Woche 3

In der Letzen Woche ist eigentlich nicht viel Neues passiert.
Die Mädels sind weiterhin sehr wenig bis gar nicht aktiv. Der angebotene Honig und das Wasser wird mit der Zeit etwas weniger wodurch ich davon ausgehe, dass sie schon ab und zu mal draußen sind -nur wenn ich schaue halt nicht.

Lebendnahrung
Ich habe mal ein Experiment gemacht und ein Wurm der sich frisch gehäutet hat (also noch kein harten Panzer hat) lebend verfüttert.
Mich interessierte ob die kleinen ihren Bau gegen den Eindringling verteidigen, Panik bekommen oder sogar auf die Jagd gehen.
Das Ergebnis war sehr überraschend, denn es passierte: Nichts.
Rein gar nichts… Es sind ein paar aus dem Bau heraus gekommen, haben den Wurm abgefühlert, als harmlos eingestuft und sind wieder rein.
Auch die Königin und die Brut die hinter dem Eingang in der linken Kammer waren wurden weder in Sicherheit gebracht noch hat sich ihr verhalten irgendwie geändert.
Lediglich ein/zwei Arbeiterinnen standen nun als Wache im Eingang und hatten den Wurm den Weg hinein versperrt. Es machte auch nicht den Eindruck als ob ihm in irgendeiner Art und Weise wehgetan wird.



Der Wurm ist den lieben langen Tag vor dem Eingang herum gekrabbelt und die Kleinen sind ab und zu mal drüber gerannt wenn er im Weg lag.

Nach 24h ging es dem Wurm immer noch super. Ich fing ihn wieder ein, überbrühte ihn und legte ihn tot wieder hinein und siehe da: Innerhalb von einer Stunde hatte sie ihn gefunden und in das Nest gebracht.

Ich vermute mal, dass es sich bei der Art wahrscheinlich um Aasfresser handelt.
Was mich jetzt interessiert: Wie sie auf andere (friedliche) Ameisen reagieren würden.
-Vielleicht wisst ihr ja da mehr.