Hallo zusammen,
Ich habe momentan folgendes Problem: Meine Lasius flavus Kolonien wollen einfach nicht in die Winterruhe gehen... Jetzt ist es ja schon Ende November, aber die Viecher legen immer noch weiter Eier, und immer noch verpuppen sich neue Larven. Normalerweise warte ich einfach, bis sie selbstständig in den Winter Modus gehen, und ich dachte auch die Art hätte einen endogenen Rhythmus. Doch das wird wohl nichts... Sie befinden sich auch schon seit einiger Zeit bei etwas niedrigeren Temperaturen (ca. 16 °C ). Meine anderen einheimischen Arten befinden sich bereits lange in Winterruhe, denn sie haben wie gewohnt von selbst die Eiprodukrion eingestellt.
Meine Frage wäre jetzt wie ich am besten weiter verfahren sollte... Denn wenn ich die Tiere nun einfach ins kalte Stelle wird ja sicherlich die Brut kaputt gehen... Das wäre ja an sich noch nicht soooo dramatisch... Ich mache mir nur etwas sorgen, dass die Ameisen selbst auch noch nicht auf die Winterruhe eingestellt sind, und da es sich um Gründerkolonien handelt denke ich, dass es große Verluste geben könnte.
Habe jetzt diesen einsteigerfragen/lasius-flavus-legt-noch-eier-t33886.html Thread gefunden in dem behauptet wird man könne Lasius sp. auch ohne Winterruhe durchpflegen. Was meint ihr dazu? Ich persönlich halte diese Aussage ja für etwas sehr zweifelhaft.
Eigentlich käme für mich ein auslassen der Winterruhe auch definitiv nicht in frage, aber wenn die Tiere trotz kühlerer Temperaturen immer weiter Brut aufziehen?

Würde mich über Vorschläge freuen!
Grüße
Unkerich

Huhu,
Ich glaube echt, soo dramatisch ist die Lage nicht, so weit ich weiß, sind in der Winterruhe sowieso nur Puppen und Eier gefährdet (und Arbeiterinnen erst recht nicht), wenn du also einen riesengroßen Puppenhaufen hast, kannst du ja noch warten, bis diese geschlüpft sind und sie dann in WR geben.
LG,
Moudebouhou

Danke für die Antwort. Aber das Problem ist ja eben, dass die Puppen nicht weniger werden, da sich eben immer neue Larven verpuppen... Bei den Arbeiterinnen mache ich mir auch weniger sorgen, eher das die Königinnen ein Problem bekommen, da ihr Körper ja offensichtlich noch auf Sommer „eingestellt" ist. Möglicherweise mache ich mir da aber auch einfach zu viele Gedanken.
Grüße

Du erwähnst kurz, dass es sich um Gründerkolonien handelt. Über welche Koloniegröße und Brutmengen reden wir hier im Detail? Wann hast du die Königin gefangen? Bei welcher Temperatur wurde sie für wie lange gehalten?

Unkerich hat geschrieben:und ich dachte auch die Art hätte einen endogenen Rhythmus.

Soweit ich informiert bin trifft dies nur auf die einheimischen Camponotus zu.

Es handelt sich um zwei Kolonien. Alle Gynen wurden Anfang September eingesammelt. Brut ist bei beiden in allen Stadien und in relativ großer Menge vorhanden. Arbeiterinnen sind es mittlerweile jeweils 10-20.
Eier sind bei einer (in pleometrose gründenden) Kolonie bestimmt über 50, Larven um die 30 und 11 Puppen. Bei der einzelnen sind es auch mindestens 10 Eier, einige Larven und 6 Puppen.
Sie sind jetzt seit etwa einem Monat bei etwa 17° C, davor bei Zimmertemperatur.

Zu dem endogenen Rhythmus; meine Myrmica sp. und Lasius cf. niger stellen im Herbst immer von selbst die Eiablage ein, und sie werden von ganz alleine inaktiver, ohne jegliche Temperatur Veränderung.

Grüße

Ich würde die einfach weiter machen lassen bis sie etwas zurückfahren und dann erst in die Winterruhe. Das ganze Klima verändert sich scheinbar auf der Welt, ich denke auch und vor allem Ameisen können sowas durchaus mal verkraften, wenn sie etwas später und kürzer in WR gehen.
Natürlich könntest du ihnen das Wetter noch realistischer simulieren, sprich des Nachts auch mal nur 10 Grad zb oder allgemein an einen kühleren Ort als jetzt stellen.

Vielen Dank für die weiteren Informationen.

Unkerich hat geschrieben:Zu dem endogenen Rhythmus; meine Myrmica sp. und Lasius cf. niger stellen im Herbst immer von selbst die Eiablage ein, und sie werden von ganz alleine inaktiver, ohne jegliche Temperatur Veränderung.

Dazu habe ich folgendes gefunden: http://www.ameisenwiki.de/index.php/Winterruhe#endogen-heterodynamisch

Beide Arten werden als Beispiele für einen endogen-heterodynamischen Rythmus genannt. Ich habe das auch schon selbst beobachten können, dass z.B. Lasius niger bei warmen Temperaturen eine Wintertraube bildet.

Unkerich hat geschrieben:Es handelt sich um zwei Kolonien. Alle Gynen wurden Anfang September eingesammelt. Brut ist bei beiden in allen Stadien und in relativ großer Menge vorhanden. Arbeiterinnen sind es mittlerweile jeweils 10-20.
Eier sind bei einer (in pleometrose gründenden) Kolonie bestimmt über 50, Larven um die 30 und 11 Puppen. Bei der einzelnen sind es auch mindestens 10 Eier, einige Larven und 6 Puppen.
Sie sind jetzt seit etwa einem Monat bei etwa 17° C, davor bei Zimmertemperatur.

Wie viele Königinnen hast du denn zusammen in Pleometrose gründen lassen?

Lasius flavus-Königinnen haben das Potential über 20 Jahre alt zu werden, deine Königinnen sind erst wenige Monate auf der Welt, sie sind also noch jung und frisch .
Ich würde mir da nicht allzu viele Gedanken drüber machen. Wenn sie noch aktiv sind, lass sie weiter Arbeiterinnen aufziehen bei Zimmertemperatur. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Lasius flavus mit wenigen Pygmäen sich manchmal schwer tut, weil die Arbeiterinnen einfach nicht so geschickt wie Lasius niger sind. Sie kommen wirklich über die Masse, und alles was jetzt an Arbeiterinnen schlüpft, erhöht die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Gründung und erlaubt es etwaige Verluste (durch Ertrinken, Ausbrüche etc.) zu kompensieren.

Möglicherweise geben sie früher oder später doch Anzeichen, dass sie eine Ruhepause haben wollen, und dann lässt du sie bis zum März oder April bei Kälte ruhen, also eine verkürzte Winterruhe. Den Winter darauf sollten sie dann von alleine Signale geben, dass sie genug haben und eingewintert werden wollen.

Hallo und vielen Dank für die ausführliche Antwort
Also meinst du ich sollte sie aus den kühleren Temperaturen wieder in Zimmertemperatur zurück stellen?
Ansonsten warte ich jetzt einfach erstmal ab, offensichtlich wollen sie ja noch nicht.
In pleometrose habe ich 4 Könignnen zusammen gründen lassen, da es mich interessiert, wie sich eine solche Kolonie im Verhältnis zu der monogynen Kolinie entwickelt. Bis jetzt läuft alles gut, die Königinnen füttern sich sogar gegenseitig. Ich kann mal schauen ob ich später noch ein Foto hinbekomme. Hatte auch überlegt, ob ich einen Haltungsbericht über die beiden Kolonien im Vergleich schreiben soll. Aber nun ist ja wahrscheinlich eh erstmal Winter angesagt.
Viele Grüße
Unkerich