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Die Entstehung von Soldaten [bei Pheidole pallidula]

Allgemeine Fragen und Themen ĂŒber europĂ€ische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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Clypeus
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#1 Die Entstehung von Soldaten [bei Pheidole pallidula]

Beitrag von Clypeus » 6. Dezember 2009, 17:35


Eigentlich gehört dieses Thema wohl eher in das Unterforum „Neues aus Medien und Wissenschaft“, aber die Versuche, von denen ich hier schildern will, sind noch aus dem letzten Jahrhundert und passen deswegen eigentlich nicht in dieses Forum, mögen aber sicher sehr interessant fĂŒr viele Halter und Interessierte sein, die darĂŒber noch nicht Bescheid wissen.

Es geht, wie der Threadname schon sagt, um die Entstehung von Soldaten bei Pheidole pallidul(l)a. Die Versuche wurden von dem Professoren an der UniversitĂ€t Breslau und dem Direktor des Zoologischen Instituts und Museums Wilhelm Goetsch und seinen Kollegen und Mitarbeitern durchgefĂŒhrt.
Wie ich in einem anderen Thread schon erwĂ€hnt habe, können aus den Ersteiern einer jungen Kolonie auch bei starker trophogener Ausbildung keine Normalarbeiter oder Soldaten schlĂŒpfen.

Aus den spĂ€teren Eiern einer Königin können Normalarbeiter oder Soldaten schlĂŒpfen [die Geschlechtstiere wurden in die Versuche nicht mit einbezogen].
Dies hĂ€ngt stark von trophogenen Faktoren ab. Als man beobachten konnte, dass Kolonien mit stĂ€rkerer trophogener Ausbildung mehr Soldaten hervorbrachten, wurde dies Anlaß zu einer Reihe von Versuchen.

Meistens wurde ein Volk in zwei Gruppen geteilt, mit den ungefĂ€hr gleichen Populations und Brutzahlen. Eine der Gruppen erhielt 10 Tage lang nur Zuckerwasser oder Honig, die andere Fleisch und Insektenteilchen. W. Goetsch fĂŒgt an, dass er aus Furcht vor zu einseitiger ErnĂ€hrung dann allerdings die Nahrung wechselte.
Trotzdem hatte der Versuch Ergebnisse- da man schon vorher festgestellt hatte, dass etwa 25-27 Grad nötig waren, fĂŒr 10 Tage in jedem Brutstatdium, ließ sich dann beim Auftreten der Soldaten errechnen, welche Entwicklungsphase mit einer Fleisch oder einer ZuckerfĂŒtterung zusammentrafen.

Die in solcher Weise durchgefĂŒhrten Versuche zeigten, dass Soldaten immer nur dann auftraten, wenn ihre Larvenzeit mit FleischfĂŒtterung zusammenfielen. In mehreren VersuchslĂ€ufen in den spĂ€teren Monaten konnte dies bestĂ€tigt werden.

Stets wurden also nur da Soldaten aufgezogen, wo Fleisch zur VerfĂŒgung stand.

Besonders eindrucksvoll, so Goetsch, waren die Ergebnisse nach einem Futterwechsel, das heißt dann, wenn Gruppen, die bis dahin Fleisch erhielten und Soldaten lieferten , Zucker bekamen, und umgekehrt. Schon nach kurzer Zeit ergab es sich dann, dass in Nestern, die nunmehr Fleisch erhielten, Riesenlarven heranwuchsen, aus denen dann Soldaten wurden.

Weiterhin konnte festgestellt werden, dass nur Larven, die nicht ĂŒber 5 Tage alt waren, durch FleischernĂ€hrung Soldaten werden konnten.
Bei den bis jetzt beschriebenen Versuchen wurden als Fleisch Fliegen und MehlwurmstĂŒckchen verfĂŒttert. Als Zucker eine Zuckerlösung oder verdĂŒnnter Honig angeboten. Goetsch wollte nun prĂŒfen, ob die chemische Zusammensetzung oder die Konsistenz des Futters eine wichtige Rolle fĂŒr die Bildung von Soldaten spielten.
Der nÀchste Versuche ist vermutlich vorauszuahnen:

Beim nĂ€chsten Versuch wurde flĂŒssiges Fleisch und fester Zucker verfĂŒttert- die eine Gruppe erhielten nĂ€mlich Blut, ausgepreßten Fleischsaft und rohes Eiweiß, die andere Zuckerbröckchen.

Die Kontrolltiere dagegen bekamen Fleischbrocken von allen Tieren, die zur Blut und Fleischsaftgewinnung benutzt waren [Frosch, Kaninchen, Regenwurm
.], sowie hartes Eiweiß; oder aber flĂŒssigen Zucker.

Festgestellt wurde: Nur in Kolonien, die mit Fleischbrocken gefĂŒttert wurden, wurden auch Soldaten hervorgebracht!
Bei Pheidole ließ sich auch beobachten, warum immer nur eine bestimmte Zahl von Soldaten schlĂŒpfte. Man sah nĂ€mlich immer wieder, dass die Larven, welche zu Soldatenpuppen heranwuchsen, unmittelbar an den ihnen vorgeworfenen Nahrungsbrocken sitzenbleiben und selbststĂ€ndig fressen.

Es ist verstÀndlich, dass durch diese Besonderheit, Brocken der erbeuteten Tiere der Brut als Ganzes vorzuwerfen, einige Larven bevorzugt werden. Die wenigen, denen diese Behandlung zufÀllt, blieben oft tagelang an den Brocken und erhielten so sehr viel Nahrung.

FlĂŒssige Nahrung fĂŒllen die Arbeiter aber in ihren Kropf und verteilen sie an sehr viele Larven, die dann aber auch nur sehr wenig Nahrung erhalten.
Die FĂŒtterung von festem Zucker sorgte nicht fĂŒr die Bildung von Soldaten, da die Arbeiter diese ableckten, bis ihr Kropf gefĂŒllt war.

Fazit: Bekommen die Larven, die noch unter 5 Tagen alt sind, feste Nahrung, dann wachsen sie plötzlich stark und werden zu Soldaten. Werden sie allerdings aus dem Kropf gefĂŒttert - Nahrung auf viele Larven verteilt-, werden sie zu Arbeitern.
Ich hoffe, ihr konntet etwas mit meinem Beitrag hier anfangen und fandet ihn interessant. ;)
GrĂŒĂŸle Friedrich

edit: Wie Phil schon gesagt hat, gehört eine Quellenangabe hierhin.
"Die Staaten der Ameisen" von Wilhelm Goetsch, 1937
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Olaf Schwarz



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#2 AW: Die Entstehung von Soldaten [bei Pheidole palidulla]

Beitrag von PHiL » 6. Dezember 2009, 18:23

Hi,

bei sowas ist eine Quellenangabe natĂŒrlich immer interessant ;) Nehme ja an, das Du das nicht wortwörtlich erzĂ€hlt bekommen hast... Hast Du ein Buch oder eine dpf-Datei aus dem Internet?

GrĂŒĂŸe, PHiL



Gast
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#3

Beitrag von Gast » 6. Dezember 2009, 18:33

Der Beitrag stĂŒtzt sich auf etwas betagte Quellen :)
Luc Passera von der Uni Toulose hat 1996 Versuche publiziert, bei denen der Anteil an Soldaten erhöht wurde, wenn zwei Völker nahe zueinander gebracht wurden (durch Gitter getrennt, konnten nur Pheromone der potenziellen Gegner wahrnehmen). http://findarticles.com/p/articles/mi_m1200/is_n7_v149/ai_18051352/
In Hölldobler & Wilson 1990 wird ebenfalls viel ĂŒber die Soldatendetermination bei P. pallidula berichtet.
mfG,
Merkur



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Clypeus
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#4

Beitrag von Clypeus » 7. Dezember 2009, 10:01

@Phil: Es handelt sich um das Buch "Die Staaten der Ameisen" von Wilhelm Goetsch.
@Merkur: Nö, meine ist noch betagter ;)- das oben angegebene Buch ist von 1937. Die Versuche sind alle recht alt- doch gerade solche Versuche geraten in Vergessenheit [bei manchen] und sollten es nicht!

Werde mir allerdings deinen Link- sofern es mir mit meinem Englisch möglich ist- durchlesen. DĂŒrfte ja recht interessant werden.

Übrigens konnte man dies [Bildung von Soldaten durch "harte" Nahrung]auch bei anderen Arten wie bei einigen Ponomyrmex-Arten und Solenopsis gayi beobachten.



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Boro
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#5 AW: Die Entstehung von Soldaten [bei Pheidole pallidula]

Beitrag von Boro » 7. Dezember 2009, 15:11

Hallo Clypeus!
Ich habe Pheidole palidulla in Pheidole pallidula geÀndert!
L.G.Boro



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Ameise1
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#6

Beitrag von Ameise1 » 7. Dezember 2009, 17:01

Sehr interessanter Beitrag, sowas mĂŒsste hier mehr stehen denn ich finde solche verusche mehr als interessant.



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Kakerlake
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#7

Beitrag von Kakerlake » 17. Dezember 2009, 00:13

Toller Beitrag, da kann ich mir ne Scheibe abschneiden, ich möchte nÀmlich nicht mehr Rot sein :(

Also kann man bei Pheidole pallidula tatsÀchlich ziemlich genau steuern wie sich die Kolonie entwickelt :)

In ca. 10 Tagen stelle ich meine Pheidole vor :)



alcorrado
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#8 Re: Die Entstehung von Soldaten [bei Pheidole pallidula]

Beitrag von alcorrado » 29. Dezember 2016, 00:12

Tag zusammen,

hat das schon mal einer BestÀtigen können bei irgendeiner Pheidolen Art?

gruß

PS: Habe gerade ein Problem mit meinen Pheidolen noda das ich keine Soldaten habe aber jede Menge Geschlechtstiere die als einfache Soldateninnen dienen. Hatte die Kolonie ĂŒber ein Jahr in Pflege, was wohl nicht zu gut war.



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