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Adoptionen einfach so?

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Erne
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#1 Adoptionen einfach so?

Beitrag von Erne » 24. März 2017, 23:23

Bei uns im Forum, in letzter Zeit mehrfach nach zu lesen, ein überaus interessantes Thema,
die Adoption von Arbeiterinnen oder Königinnen, die Zusammenführung von kleinen Völkern der gleichen Art.

Mit Spannung lese ich da gerne nach, auch für Euch scheint das ein richtig interessantes Thema zu sein!

Allerdings komme ich bei Euren Beiträgen auch ins Grübeln, wo Eure Beweggründe für derartige Versuche liegen?
Lese da von polygenen Arten wo das einfach gehen soll, für mich die Fragestellung, reicht dass, damit eine Zusammenführung klappt?

Auch mein Gedanke, dass Ihr verallgemeinert und jetzt fast für jede Art Zusammensetzungen empfohlen werden.
Sicherlich gibt es Arten die das mittmachen, von mir beobachtet, Carebara diversa.
Das ist allerdings auch schon eine richtige Ausnahme in meiner Ameisenhaltung.

Wie auch nachzulesen, nicht bei jeder Art, jedem Versuch haut das hin, ging richtig daneben.
Gehen wir hier im Forum leichtfertig damit um, Adoptionen als Alternativen vorzuschlagen?

Bin immer interessiert daran, dazu zu lernen, denke Euch geht das auch nicht anders.
Allerdings stelle ich zu so einem interessanten Thema Anforderungen, es muss sich belegen lassen.

Grüße Wolfgang
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trailandstreet
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#2 Re: Adoptionen einfach so?

Beitrag von trailandstreet » 25. März 2017, 10:07

Adoptionen laufen auch nicht so einfach ab, in der Natur auch nicht. Entweder es werden Junggynen nach dem Schwärmen wieder in die Kolonie integriert wie es auch bei den polygynen Formica s str stattfindet oder es grynden eben gleich mehrere Gynen zusammen. Hatte ich zuletzt mit Myrmica rubra. mit drei Gynen.
Eine zusammenführung von Völkern ist immer problematisch. Fremde Ameisen, auch der selben Art werden fast immer attackiert.

Was die Beweggründe dafür sein sollten, ist mir auch etwas schleierhaft. Zum einen, weil eine Gyne allein meist auch schon mehr Nachwuchs erzeugen kann, als dem Halter lieb ist und weil eine Geschwindigkeit im Zuwachs wohl in der Haltung auch gut über die ausreichende Futterversorgung geregelt werden kann.
Ich denke auch, dass wohl keinem so wirklich klar ist, was eine physogastrische Gyne im Zenit ihrer Legetätigkeit für eine Eiproduktion an den Tag legen kann. Da braucht sohl kaum einer Angst zu haben, dass es mal zu wenig Ameisen werden könnten.
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Safiriel

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#3 Re: Adoptionen einfach so?

Beitrag von Safiriel » 25. März 2017, 13:39

Ich persönlich würde nicht nur so zum Spaß Gynen oder Kolonien versuchen, zusammenzuführen.
Ist denn gesagt, dass zwei Gynen immer schneller produzieren als eine? Sicherlich spielen auch noch andere Parameter eine Rolle bei der Kolonieentwicklung als die Anzahl der Königinnen. Es ist eben nicht so, dass jede Königin pro Tag 10 Eier legt, und wenn es zwei Gynen sind, habe ich dann pro Tag 20 Eier.
Zur Entscheidung, ob Eier gelegt werden, gehört auch immer das Abwägen wie für die kommende Brut gesorgt ist. Wer hier ein Optimum schafft, kann sicherlich mehr erreichen.

Meine Adoptionen:

- 3 Jahre alte Kolonie Myrmica rubra, bei der es nie mehr als rund 20 Arbeiterinnen gab, weil sie alle schnell verstarben, bekamen eine gesammelte Gyne bei der die Gründung nicht klappte, dazu.
Ergebnis: neue Gyne wurde angenommen, eine andere wurde verstoßen. Fast alle alten Arbeiterinnen wurden ersetzt. Es scheint nur noch die neue Gyne Eier zu legen. Deren Arbeiterinnen sind etwas heller und stämmiger.

- Kolonie Messor barbarus trug Gyne tot hinaus. Erschien mir weisellos.
Ergebnis: fraglich. Gyne wurde getötet, aber Kolonie wächst weiter.
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trailandstreet
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#4 Re: Adoptionen einfach so?

Beitrag von trailandstreet » 25. März 2017, 18:52

Das was du ansprichst, ist auch so ein Punkt, den wir nicht beeinflussen können.
Sicher könnten zwei Gynen doppelt soviel Eier legen wir eine, nur die Frage ist, ist von zB fünf Gynen in einem Volk nicht vielleicht nur eine reproduktiv?
Manches regeln das die Gynen untereinander, manchmal tun das die Arbeiter für sie, indem sie sie unterschiedlich versorgen.
Das ganze spielt sich dann auf Ebene der Pheromone ab, die sie untereinander austauschen.


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#5 Re: Adoptionen einfach so?

Beitrag von bemeise06 » 25. März 2017, 19:06

Ich habe vor zwei Jahren auch mal eine Adoption durchgeführt.
Meine Beweggründe: Eine weisellose Kolonie und eine Königin (Lasius niger), bei der die Gründung nicht klappte.
Die Kolonie war schon über ein halbes Jahr weisellos, ich habe sie direkt nach der Winterruhe zusammengesetzt und es hat funktioniert.
Ich habe außerdem eine Formica fusca Kolonie, die in den drei Jahren, in denen ich sie habe, geschrumpft statt gewachsen ist. Ich habe allemöglichen Sachen ausprobiert, aber es gibt immer nur sehr wenig Brut, wenn überhaupt. Hier hatte ich mal den Adoptionsversuch einer zweiten Königin angedacht, da die Kolonie nur so vor sich hin vegetiert....
Diese Adotionen sind aber nicht, weil mir langweilig oder so ist. So wirken einige geplante Adoptionen auf mich. Ich versuche stets das beste für meine Ameisen, auch wenn ich als Einsteiger leider natürlich noch viele Fehler mache...
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#6 Re: Adoptionen einfach so?

Beitrag von Maddio » 25. März 2017, 19:11

Safiriel hat geschrieben:Ist denn gesagt, dass zwei Gynen immer schneller produzieren als eine? Sicherlich spielen auch noch andere Parameter eine Rolle bei der Kolonieentwicklung als die Anzahl der Königinnen. Es ist eben nicht so, dass jede Königin pro Tag 10 Eier legt, und wenn es zwei Gynen sind, habe ich dann pro Tag 20 Eier.


Genau das hatte ich in dem anderen Thread ja schon versucht klar zu machen, vor der (missglückten) Adoption. Es gibt eben keinen linearen Zusammenhang. Ich denke das ist wirklich von Königin zu Königin verschieden. Oder haben alle Gründerkolonien immer exakt gleich viele Pygmäen?

Es kann durchaus sein, dass eine Königin alleine mehr Eier legt, als zwei Königinnen, sei es weil sie optimal umsorgt wird, oder die zwei Königinnen sich gegenseitig hemmen. Man kann das auch gut an Myrmica rubra sehen, und der ganzen Mikro- und Makrogynengeschichte. Hauptsache in der Haltung ist, eine fertile Königin ist vorhanden, und der Rest ergibt sich dann.

Ist dies nicht gegeben, dann macht ein Adoptionsversuch Sinn.
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#7 Re: Adoptionen einfach so?

Beitrag von Sir Joe » 28. März 2017, 17:19

Ich denke schon, dass einer der Beweggründe bei vielen Haltern die fehlende Geduld ist. Auch wenn vielleicht nicht belegbar oder es bereits widerlegt wurde, erhoffen man sich ein schnelleres und größeres Wachstum der Kolonie. Ob dies nötig ist spielt erstmal keine Rolle.

Auch ein Grund den Versuch einer Adoption zu wagen, ist mit Sicherheit noch die Frage des Machbaren. Experimente sind interessant. Da stellt sich manch einer Vielleicht die Frage ob es möglich ist, dass meine Kolonie, ganz gleich welcher Art, vielleicht mehrere Königinnen haben könnte? Bei den einheimischen Arten wissen wir vielleicht noch Bescheid über Gründungs und Kolonieform aber bei vielen Exotischen Arten ist das eben nicht der Fall. Wenn´s funktioniert steigt dann auch die Hoffnung für ein schnelleres Wachstum der Kolonie und wir wären wieder beim ersten Punkt.

Für mich bei meinen Camponotus nicobarensis ist ein Adoptionsversuch momentan keine Option, ich bin mit der einen Gyne sehr zufrieden. Ich sehe keinen Grund oder Nutzen darin, die Kosten und das Risiko auf mich zu nehmen um den Versuch zu wagen. Wenn jedoch der Kostenfaktor, eine neue Gyne zur Kolonie zu geben, keine Rolle spielt, würde manch einer sicher noch leichtfertiger den Versuch wagen.


Ich zumindest hab mir vorgenommen diesen Sommer mehrere Lasius flavus Gynen in Pleometrose gründen zu lassen. Das passt übrigens auch zu diesem Thread
https://www.ameisenforum.de/einheimische-arten-haben-nichts-drauf-t55908.html
denn ich glaube, dass einheimische Arten sehr wohl so einiges drauf haben und die Winterruhe zu oft als Nachteil aufgewogen wird.

Schöne Grüße
Sir Joe
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#8 Re: Adoptionen einfach so?

Beitrag von supi004 » 21. April 2017, 17:27

Gilt das eigentlich schon aus Nekrophil, wenn ich hier noch Antworte?

Seis drum, es brennt mir gerade unter den Fingern.
Bei der ethischen Frage, um die es Wolfgang hier glaube ich eigentlich auch ging, ob es okay ist um des experimentierens willens das leben von Königinnen und Kolonien leichtfertig aufs Spiel zu setzen fällt mir eigentlich nur ein Zitat von den Mythbusters ein: "The difference between sience and fooling around is writing it down", also auf Deutsch: der Unterschied zwischen Wissenschaft und Blödsinn machen ist es auf zu schreiben.

Nun ist das nicht so zu verstehen, dass einen Zettel zu schreiben etwas an der Sache an sich ändern, aber es bringt das Thema schon ziemlich auf den Punkt. Jeder muss sich halt selbst fragen, ob das eigene Handeln dem Erlangen neuer Erkenntnisse dient, oder es einfach nur "rumexperimentiere" ist und vor allen Dingen, ob die Information, die man erhofft zu erlangen das Risiko bzw. den möglichen Schaden rechtfertigt.

Und dass das vielleicht versucht wird, um seine Kolonie zu pushen oder schneller wachsen zu lassen habe ich an der Stelle mal bewusst außer Acht gelassen

Die besten Grüße wünsch euch Daniel
Und einen schönen Abend/Tag oder was auch immer noch :)
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