ich möchte euch durch diesen Bericht in die Haltung meiner Camponotus nicobarensis einbeziehen.
Mein selbstgebasteltes Formicarium werde ich zuerst vorstellen und euch anschließend vermitteln wie die Kolonie sich eingelebt hat.
Diskussions-Thread zu diesem Beitrag:
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mein Formicarium
Das Nest hat drei Eingänge, davon sind zunächst zwei mit Stahlwolle verschlossen.
Die Kolonie kann anfangs nur die rechte Seite des Nests besiedeln, sie kommt nicht über die Mitte hinaus.
Bei der südostasiatischen Art darf der obligatorische Buddha natürlich nicht fehlen.
Ihn habe ich in eine Schale gestellt, die ich vorher mit Folie auslegen musste, da sie selbst nicht wasserdicht ist.
Anschließend habe ich blauen Kies darin verteilt und die Schale mit Wasser aufgefüllt, damit die Ameisen Zugang zu Flüssigkeit haben.
Die beiden Pflanzen sind übrigens echt. Die hab ich aus einem Gartencenter und sie sollten das Klima gut vertragen.
Aufbau
Grundgedanke:
Meine Idee war es, aus einem Aquarium (60 Liter - 60x30x30cm) ein Formicarium zu bauen.
Dabei sollte das Nest darin integriert sein und sich, für die Ameisen, unterirdisch befinden.
Deshalb kam mir der gedanke, den Beckenboden durch ein Podest aus Holz anzuheben.
Die Arena sollte eben bleiben, da, der Art entsprechend, ein halbwüsten- bzw. steppenartiges Terrain gewünscht war.
Den Sand hinten anzuhäufen kam für mich nicht in Frage, da das Gewicht des Formicariums nicht zu groß werden sollte.
Das Modellieren mit Lehm wäre mir persönlich zu matschig.
Weil die Ameisenart als ausbruchsfreudig gilt, sollte auch ein Deckel für mein Formicarium nicht fehlen. Für noch besseren Schutz werde ich Paraffinöl auftragen.
Ein weiterer Faktor für den Deckel ist, dass die Feuchtigkeit im Formicarium einigermaßen gehalten wird. Als Feuchtigkeitsspender, auch für die Luft, dient die Schale, in der ich den Buddha platziert habe.
Um die Feuchtigkeit (falls zu hoch) und die Luftzufuhr zu beeinflussen, wollte ich einen Lüfter in den Deckel integrieren.
Zwischenzeitlich habe ich nach Möglichkeiten zur Beheizung des Formicariums gesucht und Erfahrungen verglichen, zwar bin ich zu einer zufriedenstellenden Lösung gekommen, aber im Nachhinein hätte ich das wohl anders gemacht.
Da die Beheizung auch von der Außentemperatur um das Becken herum abhängig ist, man bedenke der Stellplatz befindet sich im Keller oder in weniger beheizten Räumen, ist es schwierig diese per Zeitschaltuhr zu steuern. Daher habe ich mir ein digitales Thermostat zugelegt, mit dem ich eine Tages- und Nachttemperatur einstellen und zugleich die Beleuchtung schalten kann.
Mit dem Fortschreiten der Koloniegröße wird es früher oder später dazu kommen, dass die Fläche der Arena als "Laufstall" nicht mehr ausreicht, deswegen habe ich, nicht zuletzt, auch an eine Möglichkeit zur Erweiterung der Arena gedacht.
Step by step (bei Interesse)
1. Ytong-Nest auf Maß geschnitten und ausgearbeitet
2. Hintergrund-Folie von innen auf die Rückwand des Beckens geklebt
3. Podest aus einer Kiefernholzplatte und 4 Stützen aus Kanthölzern 34x34mm (hatte ich noch rumliegen) angefertigt/zugeschnitten
4. Stützen in die Ecken geklebt, die Holzplatte daraufgesetzt und mit je 1 Schraube an den Stützen fixiert.
5. mit einer Lochsäge 2 große Löcher in die Holzplatte gesägt, damit die beiden Pflanzentöpfe versenkt werden können, um den Bodengrund möglichst dünn zu halten
6. den Rand der Holzplatte von oben mit Silikon abdichten
7. Auflage für einen Deckel anfertigen (aus Holz, Vierkant 34x34mm)
8. Deckelauflage einkleben und auch die Ränder mit Silikon verschließen
9. Deckel aus Plexiglas zuschneiden und für den leichteren Zugang ein Rechteck aussägen
10. Deckel für dieses Rechteck bauen - 2 Platten aus Plexiglas zuschneiden, eine hat die Außenmaße des Rechtecks im Deckel, das andere steht an jeder Seite ca. 3cm über; aus diesen Platten wird nochmal je ein Rechteck ausgeschnitten, dort Gaze zwischengelegt, anschließend werden sie zusammengeschraubt
11. vier Bohrlöcher im Deckel für 2x Kabelverschraubung (Heizkabel, Temperaturfühler[1] & LED-Beleuchtung [2]), 1x Lüfter und 1x Kabelverschraubung (Schlauchanschluss für Erweiterungen) setzen
12. Heizkabel verlegen & Temperaturfühler fixieren
Fortschritt:
13. LED-Streifen zur Beleuchtung einkleben
14. Kabelverschraubung mit Adapterschlauch einsetzen und mit Watte o.ä. verschließen
15. übrige Kabelverschraubungen ebenfalls verschließen
16. Formicarium einrichten - Bodengrund, Dekoration, Kies
17. Paraffinöl als Ausbruchsschutz auftragen
18. Korkplatte von außen an der Rückwand des Formicariums ankleben und die Heizmatte darauf fixieren
Fotos
FRAGE
Was glaubt ihr inwiefern mir die unten "gefangene" Feuchtigkeit Probleme machen könnte?
Bezogen auf Schimmelbildung ö.ä. Dort kommt zwar Luft hin, aber nur sehr, sehr wenig...
Die Kolonie
Ich habe mich für die Camponotus nicobarensis als Einsteigerart entschieden, da sie meinen Vorstellungen entsprach.
Vor allem wurden sie als interessant und unternehmungsfreudig beschrieben, man hat also viel Action und was zum Beobachten.
Kurzbeschreibung:
Camponotus cf. nicobarensis ist eine sich schnell entwickelnde Camponotus-Art aus Asien. Sie ist größtenteils nachtaktiv. Eine ganztägige Aktivität kann auf einen Futtermangel hindeuten. Sie sind sehr tolerant was die Klimawerte im Formicarium betrifft und können auch Zimmertemperaturen über längere Zeit tolerieren.
Steckbrief:
Herkunft: Südostasien
Größe:
Temperatur: Arena 21-35°C, Nest 24-28°C
Luftfeuchtigkeit: eher trocken
Habitat: Halbwüste / Steppe
Taxonomie: Unterfamilie - Formicinae,
Schon am 23.01. habe ich in einem Ameisenshop eine
Aufgrund der hiesigen Außentemperaturen verzögerte sich der Versand um fast 2 Wochen, sodass die Kolonie am 06.02. im Reagenzglas endlich bei mir eintraf.
Tag 1
Bei der ersten Zählung zählte ich 17 Mädels +
Wenige Momente später setzte ich das RG in die Arena und öffnete den "Nesteingang". Kurz darauf wagten sich die ersten Arbeiterinnen risikofreudig an das beschnuppern des neuen Habitats. Ich meine, es waren gleich 3 gewesen, die sich hinauswagten, was mich weniger beeindruckte, da ich mich hinreichend über die Art informiert hatte. Meinen Mitbewohner, der sich schon länger mit der Ameisenhaltung befasst und ihm solch ein Verhalten bis dahin fremd gewesen ist, verwunderte das allerdings.
Wie man auf dem Bild sieht, habe ich den Kleinen nach der Reise ein reichhaltiges Angebot an Nahrungsquellen serviert (Zuckerwasser, Agavendicksaft, Banane und Zophobas morio[Superwurm]). An allem bis auf dem Agavendicksaft haben sie sich bedient. Jedoch schmeckte ihnen das Zuckerwasser wohl besonders gut.
Sie fütterten sich gegenseitig, erkundeten das Gelände und liefen sogar schon öfter ins bereitgestellte Ytong-Nest.
Zum Klima im Formicarium gibt es zu sagen, dass die Luftfeuchtigkeit momentan maximal 70% erreicht, wobei ich auch dreimal am Tag den Lüfter laufen habe - von 6-8 Uhr, 13-16 Uhr und 21-23 Uhr. Wenn ich den Deckel abnehme,um in das Formicarium zu greifen, fällt die Feuchtigkeit auf fast 50% runter.
Die Beheizung läuft über die Heizmatte an der Rückwand und dem im Sand verlegten Heizkabel und wird vom Thermostat geregelt.
Die Tagestemperatur habe ich auf 28°C (laut Klimadiagramm Laos) und die Nachttemperatur auf 22°C eingestellt (+/- 1,5°C).
Soweit ich das bisher beobachtet habe, läuft das sehr gut und ich bin zufrieden damit.
Heizmatte
Ich hielt mich gleich mehrere Stunden am Stück vor dem Becken auf, um die Ameisen zu beobachten. Dabei habe ich eine Arbeiterin beobachtet, die oben am Deckel alle Stellen abgelaufen ist, um vielleicht doch einen Fehler im Ausbruchsschutz und einen Weg nach draußen zu finden. Ich muss zugeben, dass ich das Paraffinöl erst am 2. Tag aufgetragen habe, dies hat aber reibungslos geklappt und die Kolonie fühlte sich dadurch auch nicht gestört.
Tag 2
Morgens bin ich gleich zu meinen Kleinen, um nach ihnen zu sehen. Ihnen ging es allem Anschein nach sehr gut und mit der Klimaregelung war auch alles in bester ordnung, das hat mich gefreut.
Aufgaben wie das Reinigen der Schieferplatte und das Auffüllen der Wasserschale mit dem Buddha, sowie das Bewässern des Nestes habe ich erstmals mit Begeisterung übernommen. Dadurch fühlte ich mich auch als eine kleine Arbeiterin der Kolonie.
UND...heute ist es geschehen. Der Umzug in das Ytong-Nest ging vonstatten. Leider war ich nicht daheim und habe alles verpasst. Es muss aber gestern zwischen 16 und 18 Uhr passiert sein, d.h. 28-30 Stunden nachdem ich sie in die Arena gelassen hatte.
Oben auf dem Bild mit dem Ytong-Nest ohne Folie lässt sich besser sehen, welche Kammer sie auserkoren haben.
Allerdings fehlt mir die Erklärung, weshalb sie ausgerechnet dort verweilen.
Ich bewässere das Nest ausschließlich ganz rechts, das Wasser verteilt sich aber im oberen Bereich des Ytongs vom Nesteingang (Lichteinfall) bis zur rechten Außenwand. Die Bewässerung läuft übrigens so, dass ich mit Spritze und Kanüle zwischen Ytong und Glasscheibe ansetze und Wasser an die entsprechende Stelle gebe.
Tag 3
Morgens musste ich die Schale mit dem Buddha schon wieder auffüllen, das hat bei mir Bedenken hervorgerufen, ob die Ameisen ausreichend Frischwasser haben. Deshalb habe ich ein kleines RG mit Wasser bereitgestellt, an dem sie sich frei bedienen können.
Außerdem bekamen sie heute ein paar Fischfutter-Flöckchen, wobei sie zuerst die roten, dann die braunen und schließlich die gelblichen sicherten, indem sie diese ins Nest trugen. Das Ganze hat eine Arbeiterin erledigt.
Zum Futter:
Ich werde erstmal keine Proteine mehr füttern, solange meine Ameisen noch das Fischfutter haben.
Ansonsten habe ich vor, alle 2 Tage Zuckerwasser oder Früchte und alle 4 Tage Proteine zu füttern.
Ist das in Ordnung? Vielleicht habt ihr ja schon Erfahrungswerte mit den nicobarensis gesammelt?!
So das war's erstmal zu meiner Camponotus nicobarensis Kolonie.
Ich werde diesen Beitrag bei Gelegenheit immer mal wieder aktualisieren und euch über den neuesten Stand informieren.
Es hat mir Spaß gemacht, diesen Beitrag zu schreiben und ich hoffe es langweilt euch nicht ihn zu lesen.
Gruß und bis dahin,
der Eibenkoenig