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Haltungsbericht - Lasius alienus (erste Kolonie)

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Meise Klasse S
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#1 Haltungsbericht - Lasius alienus (erste Kolonie)

Beitrag von Meise Klasse S » 2. August 2017, 21:24

Für diese nette – wenn auch kleine – Art fehlt hier ein Haltungsbericht.
Mal sehen, ob ich die Lücke schließen kann.
Das ist meine erste Kolonie, Anfängerfehler sind daher recht zahlreich.

Hier sollte ein Link zur Diskussion stehen: diskussion-zu-haltungsbericht-lasius-alienus-erste-kolo-t56740.html

Bestimmung:
Lasius alienus sieht Lasius niger sehr ähnlich und ist alleine leicht mit dieser zu verwechseln.
Sobald man aber eine echte L. niger Gyne als Vergleich hat, fällt der Größenunterschied auf.
L. alienus is merklich kleiner, Kopf und Thorax machen einen zarteren Eindruck.

Die Arbeiterinnen sind wie L. niger einfarbig dunkelbraun bis schwarz, bleiben aber deutlich kleiner.

Bild der Kolonie (04.08.2017)
Nest 20170804.JPG


5. Juni
Fund der Königin in meiner Wohnung. Ein paar Minuten später war ich Ameisenhalter und ein paar Stunden später habe ich die meisten Anfängerfehler begangen und behoben.

Die erste Unterbringung erfolgte in einem Glasröhrchen (ca. 8x150mm) mit Wasserabteil (Reagenzglas). Verschlussmaterial waren Teile unbehandelten Papiertaschentuchs.

Aufgrund des chaotischen Anfangs und evtl. des kleinen Platzes hat die Königin ihre Flügel behalten. Dennoch hat sie ein paar Tage später Eier abgelegt.


20. Juni (grobe Schätzung)
die ersten Arbeiterinnen sind geschlüpft. Eine Mücke und etwas Honig wurden eifrig genommen.

Das Röhrchen ist nun zu etwa 80% mit Alufolie eingewickelt. Die freie Fläche am Eingang dient als „Miniarena“.
Es werden kleinere Insekten (vorher abgetötet) gefüttert. Fruchtfliegen werden zerlegt, etwas größere als ganzes in den Nestbereich gezogen, verwertet und die leere Hülle anschließend am Ausgang abgelegt. Die Fütterung erfolgt alle paar Tage, spätestens wenn die Reste der vorherigen Mahlzeit wieder am Eingang liegen.
1-2mal die Woche entferne ich den vorhandenen Honig weg und gebe mit einem Zahnstocher etwas neuen Honig ins Reagenzglas. Hin und wieder sieht man eine Ameise daran trinken, durch die ständige Verfügbarkeit bildet sich aber keine Traube wie bei der ersten Fütterung.


18 Juli
Größe: ca. 4 Zwergarbeiterinnen, ein paar Puppen, Larven und einige Eier.

Da sie noch Flügel hat, bleibt die Königin hin und wieder mit diesen an der Wand des doch recht engen Röhrchens kleben und kann sich nur mühsam befreien.
Daher habe ich sie nun in ein normales Reagenzglas (16x160mm) umgezogen. Da sie beim Umzug am Glas festhing musste ich sie mit einer kleinen Häkelnadel vorsichtig lösen und zum Ausgang schieben.
Die Königin hat die kleine Röhre anschließend freiwillig verlassen, sich aber am Eingang des neuen Glases bequem gemacht und ließ sich nur mit etwas Rütteln an die feuchte Watte schubsen. Die paar Arbeiterinnen verfrachteten Eier, Larven und Puppen immer zur Königin. (eine seltsam angebrachte Puppe wurde im alten Gefäß zurück gelassen und konnte leider nicht unversehrt geborgen werden)
Fazit: Der Umzug war etwas rabiat und wahrscheinlich sehr stressig, aber die Königin ist im neuen Reagenzglas bis jetzt nicht kleben geblieben. Die Kolonie hat nur minimalen Schaden genommen und sich schnell wieder beruhigt.

Die neue Behausung ist ein Reagenzglas, das zu ca. 4/5 mit Alufolie abgedeckt ist. Das letzte Fünftel am Deckel dient als Miniarena.
Handhabung ist recht einfach, falls eine Arbeiterin in der „Arena“ ist, lässt sie sich leicht verscheuchen und taucht erst nach ein paar Minuten wieder auf


29. Juli
Größe: 8-10 Arbeiterinnen, 6-8 Puppen, einige Larven und Eier.

Mittlerweile sind ca. 6 normale Arbeiterinnen geschlüpft. Bereits merklich größer als die ersten Pygmäen, sind sie immer noch merklich kleiner als normale L. niger Arbeiterinnen.

Die Fütterung ist bereits schwieriger, da die neuen Arbeiterinnen sich nicht mehr im Nest verstecken, sondern bei Störung (oder nur Öffnen des Verschlusses) in einer Gruppe von 3-4 die „Arena“ schwärmen. Dabei sind sie erstaunlich schnell. Handlungen im Reagenzglas sind nur kurz und nur deshalb möglich, weil die Arbeiterinnen nicht direkt sondern in Spiralen zum Ausgang rennen.
Das Reagenzglas wird erst mal Nest bleiben. Ich bin aber dabei, eine kleine Arena vorzubereiten, so dass die Fütterung einfacher und ohne Risiko von entkommenen Arbeiterinnen abläuft.
------

Erste Zwischenbilanz:

Lasius alienus ist sehr klein. Von den ersten Arbeiterinnen sieht man mit Lupe weniger Details als von vielen Camponotus Arten ohne.
Dafür verzeiht die Art wie L.niger viele Anfängerfehler und ist mit nur 10 Arbeiterinnen bereits recht aktiv. Wenn das Wachstum bis ende September ähnlich schnell bleibt, könnte die Kolonie bereits eine gute Größe erreichen (zumindest zahlenmäßig).

Das große Ziel ist, diese Kolonie lebendig durch die Winterruhe zu bringen. Im nächsten Frühling werde ich ihnen ein besseres Nest bereitstellen.
Mit der Winterruhe in Hinterkopf versuche ich, Arena und Nest zu trennen und über einen Schlauch zu verbinden.

Ich werde hier keine täglichen Berichte eintragen, sondern hin und wieder besondere Ereignisse und die normalen Arbeiten zusammenfassen sowie interessante Fotos einstellen.
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#2 Re: Haltungsbericht - Lasius alienus (erste Kolonie)

Beitrag von Meise Klasse S » 5. August 2017, 18:49

Zeit für ein paar Bilder – meine ersten Versuche, die Qualität ist … ausbaufähig.
Ein gutes Bild der Kolonie ist im ersten Beitrag.

Hier ist ein Vergleich zwischen Lasius alienus und Lasius Niger. Beide Bilder sind auf etwa die gleiche Größe gesetzt.
Lasius alienus Königin
Lasius alienus Königin

Lasius niger Königin
Lasius niger Königin

Man erkennt (hoffentlich), das L alienus etwas kleiner und v.a. deutlich schlanker als L. niger ist. Dieser Effekt ist wesentlich deutlicher, wenn man das mit eigenen Augen sieht.

Hier ein Bild der Kolonie als reine Reagenzglashaltung. Nahrung wird im offenen Bereich angeboten.
Haltung nur im Reagenzglas
Haltung nur im Reagenzglas


Mittlerweile habe ich auch eine Arena fertig gestellt.
Erste Arena für die Ameisen
Erste Arena für die Ameisen

Die Alufolie als Nest Abdeckung gewinnt keinen Schönheitspreis, macht aber schön dunkel und bildet zusätzlich einen stabilen Sockel, so dass das Reagenzglas waagrecht liegt.


Der Schlauch ist etwas zu klein für das Reagenzglas, daher wirkt ein Wattering als Dichtung. Die Watte ist hier wesentlich fester zusammengedrückt als der Deckel und Schließt komplett um den Schlauch.
Dichtung zwischen Schlauch und Reagenzglas - Nest
Dichtung zwischen Schlauch und Reagenzglas - Nest


Die Ameisen haben die Arena gut angenommen und waren nach einer Weile recht aktiv. Allerdings nicht zur Nahrungsbeschaffung, sondern um das kleine Aquariengranulat am Eingang ins Nest zu tragen.

Mit zeitweise beteiligten 4 Arbeiterinnen war praktisch die halbe Kolonie daran beteiligt. Nach einer Nacht haben Sie den Boden von Schlauch und Nest mit Granulat ausgelegt. Es sind immer noch 2 Ameisen an der Arbeit, die Umbauten dauern also noch an.

Eine Talkum Schicht am Rand verhindert (hoffentlich), dass die Ameisen ausbüchsen. Eine habe ich bereits beim Versuch beobachtet. Die Barriere hielt, aber sie kam an einer dünn bestrichenen Stelle erstaunlich weit hinein. Wenig Masse + hohe Geschwindigkeit gleichen wohl fehlende Größe mehr als aus.
Ein gut schließender Deckel ist vorhanden, allerdings ist dieser luftdicht. Gaze, die fein genug ist, habe ich noch nicht finden können, er bleibt wohl reine Notfalllösung, evtl. mit ein paar watteverstopften Öffnungen.
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#3 Re: Haltungsbericht - Lasius alienus (erste Kolonie)

Beitrag von Meise Klasse S » 16. März 2018, 18:15

Oktober Update:

Nach dem Anfang waren praktisch keine Ameisen mehr in der Arena zu sehen. Nur ein Blick in das Nest (RG) lies erkennen, dass die Larven wachsen und die Zahl zunimmt.
Der Eingang wurde sehr stark und gründlich verkleinert, den kleinen Ameisen ist das Reagenzglas offensichtlich zu groß.

L alienus Nest.JPG


Gefüttert wurde mit kleinen Insekten, wobei nur die kleinsten, wie Fruchtfliegen, ins Nest getragen wurden. Größere Insekten wurden nicht bewegt, aber es scheint, dass die Ameisen dennoch von den Insekten essen. L. alienus ist bis jetzt ausschließlich nachts aktiv ist und sehr scheu.



Die Vergleichskolonie von L. niger ist hingegen wesentlich aktiver. Man sieht auch tagsüber hin und wieder eine Arbeiterin in der Arena. Nahrung wird schnell und aktiv angenommen, selbst größere Insekten werden in den Durchgangsschlauch gezogen und dort zerlegt.

L. Niger hat den Nesteingang ebenfalls verkleinert, allerdings bei weitem nicht so viel Material ins Nest geschleppt wie L. Alienus.

L niger Nest.JPG


Beide Kolonien sich gut gewachsen und haben nun 30-50 Arbeiterinnen, wobei L. niger etwas zahlreicher scheint. Die Schätzung für L. alienus ist allerdings schwer, da die Ameisen im dunklen Material schlecht zu erkennen sind.
Jetzt werden sie in die Winterruhe geschickt. Im März wird sich zeigen, wie gut sie diese überstehen.



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#4 Re: Haltungsbericht - Lasius alienus (erste Kolonie)

Beitrag von Meise Klasse S » 16. März 2018, 18:16

März Update:

Beide Kolonien haben den Winter im Reagenzglas Nest im Kühlschrank zugebracht. Die Gläser waren zusätzlich durch eine gepolsterte Schachtel gesichert.
Da das Wetter jetzt (Mitte März) wärmer wird und die Insekten in meiner Wohnung zunehmen, habe ich die Winterruhe beendet. Sowohl L. alienus als auch L. niger haben die Pause gut überstanden.
Die Nester wurden wieder an die Arena vom Vorjahr angeschlossen.

Bei L. alienus konnte man noch am selben Tag neue Brut entdecken. Getötete Tiere wurden eifrig ins Nest transportiert.
L. niger hatte auch bereits am Tag nach der Auswinterung neue Brut, Futtertiere wurden aber erst ein paar Tage später angenommen.
Ich habe auch einen guten Tropfen Honig angeboten, dieser wurde aber nur sporadisch besucht. Also hätten die Reserven beider Kolonien noch für ein paar mehr Wochen Winterruhe gereicht.

Beide Reagenzgläser sehen benutzt aus und haben Verfärbungen. Manches kann an eingebrachtem Substrat und Kalk liegen.. Der Wasservorrat nur noch etwa ein Drittel der Originalmenge.
Ich habe in den ersten Tagen ein Ersatznest (neues Reagenzglas) angeboten und die Abdeckung des alten entfernt.. Die Ameisen blieben aber im alten Nest.
Die alten Nester sind wieder abgedeckt, die Ameisen haben nun Zeit, in Ruhe etwas zu wachsen.
Mittlerweile hat sich fast schon wieder die Routine vom Herbst eingestellt: L. niger sendet hin und wieder eine Arbeiterin in die Arena, L. alienus sieht man nur, wenn man einen Blick ins Nest wirft.


Das nächste große Ziel ist, beide Kolonien auf über 100 Arbeiterinnen zu bringen und sie ein richtiges Ameisennest umzusiedeln.



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