Moriquendi hat geschrieben:Hallo Maddio,
ich habe diesen Sommer auf Sardinien selbst eine C. vagus - Königin nach dem Schwarmflug vor dem sicheren Tod durch benachbarte Ameisennester bewahrt und mitgenommen. Wie bewertest du dein Farm-Korknest Setup? Auf dem Bildern sieht es wirklich nach einer sehr übersichtlichen und sauberen Variante aus. Ich hatte ebenfalls vor, diese Kombination in den nächsten Jahren zu wählen, sollte die Kolonie entsprechende Größen annehmen. Würdest du es empfehlen? Bewässerung überlässt du vermutlich in Gänze den Ameisen?
Viele Grüße
Mori
Hallo Moriquendi,
Glückwunsch zum Fund!
Ich bin hochzufrieden mit der Kombination aus Glasfarm und Korkeinsatz. Es hat beides seinen Preis, aber bei der hochwertigen Verarbeitung erachte ich diesen als angemessen. Ich habe seit kurzem eine zweite Farm (samt Korkeinsatz) angeschlossen, im nächsten Update folgen Bilder dazu.
Also habe ich jetzt zwei Farmen begutachten können und die Verarbeitung bei beiden ist schlicht makellos. Nicht vergessen, eine Verschlusskappe mitzubestellen. Diese gibt es in zwei Ausführungen, eine sehr günstige aber luftdichte, und eine mit sehr feinen Schlitzen, die zwar etwas mehr kostet, dafür aber luftdurchlässig ist und wovon ich mir eine entschieden bessere Belüftung der Farm erhoffe. Alternativ kann man die Farm auch mit einem Schlauchstück mit einer Schraube bzw. Gewindemade drin verschliessen, das hatte ich so zuerst gemacht (weil Kappe vergessen zu bestellen
![Blinzeln ;)](https://ameisenforum.de/images/smilies/wink.gif)
).
Aus meiner Sicht bleibt nichts zu wünschen übrig, die Farmen sehen überaus edel aus und passen auch perfekt zu den Becken. Der Standfuß ist super und sorgt dafür, das die Farmen nur schwer umzukippen sind. Der Einblick ist beim verwendeten Glas rundum uneingeschränkt und ohne optische Verzerrungen möglich.
Von den Korkeinsätzen habe ich jetzt auch zwei. Das Design hat sich ein klein wenig verändert. Die Kammern sehen jetzt noch mehr naturnah aus. Für mich das wichtigste bei den Einsätzen: Sie sind garantiert unbehandelt und passen perfekt in die Farm. Auch optisch können sie sich sehen lassen. Letztendlich können die C. vagus nach Belieben ihr Nest verändern und sich durch den Kork arbeiten. Das haben sie bei meiner ersten Farm inzwischen zu Genüge gemacht und z.B. mehrere neue Eingangslöcher geschaffen. Aber auch Kammern und Gänge, teilweise auch auf der Rückseite.
Da die Korkeinsätze nicht gerade günstig sind, spricht auch nichts dagegen einen Einsatz z.B. aus Holz selbst zu fertigen, wenn man es günstiger haben möchte. Es dürfte kein Problem sein, zwei Holzplatten entsprechend zu sägen und dann bei der vorderen Platte ein paar Kammern mit der Stichsäge auszuarbeiten. Unbehandeltes Bastelholz gibt es in fast jedem Baumarkt, zumindest grob zuschneiden machen sie meist auch, wenn gewünscht. Das wäre also auch eine Möglichkeit.
Für die ersten Jahre ist bereits eine Farm+Einsatz völlig ausreichend. Ich bin jetzt im vierten Jahr mit der Kolonie und erst jetzt ist eine zweite Farm erforderlich geworden. Wegen des exponentiellen Wachstums werde ich nun aber bald ein noch wesentlich größeres Nest selber bauen, sonst wird es langsam unübersichtlich und auch unpraktisch mit x-Farmen.
In meinem HB kannst du auch sehen, das ich erst ein kleines selbstgebasteltes Holznest benutzt habe. Ein Zwischenschritt, den man einfügen kann, aber wohl nicht muss.
Camponotus vagus sind eine der wenigen Arten, die man erfolgreich komplett trocken im Nest halten kann. Die Kolonie sollte bis sie 15-20 Arbeiterinnen stark ist, auf jeden Fall im RG (mit Wassertank) bleiben. Meine Kolonie ist dann auch direkt in ein trockenes Holznest gezogen, das zeigt schon die Vorlieben der Art. Wenn dann noch etwas beheizt wird, sind sie vollkommen zufrieden. Eine Tränke muss natürlich trotzdem immer zur Verfügung stehen und erreichbar sein, auch in der
Winterruhe.
Ansonsten noch wichtig zu erwähnen, C. vagus ernähren sich ausgeprägt
zoophag und auffällig wenig trophobiotisch. Selbst bei meiner Kolonie die langsam eine ordentliche Größe erreicht, ist der Appetit auf Honig ziemlich klein, besonders auch im Vergleich mit C. ligniperdus, welche ich früher schon mal gehalten habe. Die haben nämlich riesige Mengen Honig aufgenommen. Dafür können die C. vagus an Insektennahrung nicht genug bekommen. Das ist ein nicht zu unterschätzender Aufwand, den man betreiben muss, um immer genug Futter bereitzustellen. Derzeit fressen sie pro Woche ca. 10 mittelgroße Heimchen, 20 Fliegen und 10-15 Mehlkäfer (-
larven, -
puppen, -Imagos), und wahrscheinlich würden sie auch noch mehr nehmen.
Ich hoffe ich konnte deine Fragen so weit beantworten und wünsche Dir viel Erfolg bei der Haltung von C. vagus und vor allem viel Spaß mit diesen sehr aktiven, wunderschönen Ameisen!
LG Maddio
P.S.: Ich würde auch immer eine Heizmatte bei C. vagus empfehlen, nicht im Dauerbetrieb aber ein paar Stunden täglich. Die Tiere sind überaus wärmeliebend.