Es ist in der Tat für einen Anfänger der diese Arten das erste Mal in freier Wildbahn antrifft, fast unmöglich sie auseinander zu halten.
"Nachts sind alle Katzen grau", so ähnlich verhält es sich zu Beginn bei der Ameisenbestimmung. Ein anderes Beispiel ist, dass manche Menschen meinen, alle Asiaten sehen gleich aus. Oder alle Afrikaner. Klingt absurd, hat aber jeder bestimmt schonmal gehört. Das hat einfach damit zu tun, dass diese Menschen z.B. noch nicht viele Asiaten gesehen haben. Leben sie für ein Jahr in China, können sie vlt sogar schon Chinesen von Koreanern und von Japanern unterscheiden (wobei es auch immer Übergänge gibt - ihr wisst schon wie ich es meine).
Auch bei der Ameisenbestimmung steigt die Erfolgsquote mit der Erfahrung im Betrachten und Beobachten von Ameisen. Also lass dir Zeit besser zu werden und setz dich nicht unter Druck.
Jetzt mal etwas konkreter, zu den hier angefragten Arten: Das ganz wesentliche Unterscheidungsmerkmal ist gar nicht mal unbedingt die Optik, sondern der sogenannnte Habitus der Arten. Welche Verhaltensmuster zeigen die Ameisen? Wie bewegen sie sich? Wie reagieren sie auf Störungen?
Denn in diesen Fragen unterscheiden sich Serviformica und Formica s. str. erheblich. Mit ein bisschen Erfahrung fällt dies sofort ins Auge. Zumindest wenn man erstmal weiß, worauf man achten muss. Auf Fotos ist es natürlcih oft schwerer zu erkennen, aber auch hier geben Köperhaltung der Ameise oft viel preis.
Serviformica-
Königinnen sind vor allem eines: Schnell unterwegs. Sie rennen meist regelrecht mit gesenktem Kopf, oder anders formuliert mit geschütztem Kopf weite Strecken am Stück. Formica s. str. bewegen sich meist wesentlich entspannter, haben den Kopf eher aufgerichtet, und sie laufen immer nur wenige cm und halten immer wieder inne, woraus sich ein unverwechselbares Muster der Fortbewegung ergibt.
Besonders charakteristisch für Formica s. str. ist auch die Drohgebärde, die auch die
Königinnen zeigen: Sie strecken den Kopf einem Feind entgegen, mit weit geöffneten
Mandibeln drohen sie dabei. Oft krümmen sie den
Gaster zwischen den Beinen hervor um Ameisensäure zu spritzen, was sie u.U. auch tun. Ich habe diese Drohgebärde einmal bei meinen Serviformica gesehen, bei einer sehr großen Arbeiterin, aber das ist bisher die absolute Ausnahme gewesen. Sie rennen entweder weg, oder greifen direkt an. Formica s. str. drohen hingegen fast bei jeder Gelegenheit, möchte ich sagen.
Sonst gibt es noch optische Merkmale; am auffälligsten sind meist die Augen. Diese sind bei Serviformica im Vergleich zum Kopf ausgesprochen groß.
Für die einzelnen Waldameisenarten kann ich die Bestimmungsseite der Ameisenschutzwarte sehr empfehlen:
http://www.ameisenschutzwarte.de/bestimmung.phpBeachte besonders auch Formica (Raptiformica) sanguinea. Diese sind nämlich nicht geschützt, und eindeutig zu erkennen durch ihre Kerbe im Kopfschild (
Clypeus), sollte man also identifizieren können:
http://www.ameisenschutzwarte.de/ameisenbestimmung/sanguinea.phpBei der Untergattung Coptoformica (geschützt) ist hingegen der Clypeushinterrand deutlich eingekerbt:
http://www.ameisenschutzwarte.de/ameisenbestimmung/exsecta.phpDiese Ameisen sollen ihre Gegner töten, in dem einige Arbeiterinnen das Opfer festhalten und dann eine Arbeiterin auf das Opfer steigt und ihm den Kopf abschneidet.