Hi Zitrone22,
du versuchst das Pferd von hinten aufzuzäumen. Mehr noch, es ist kein Pferd, sondern eine Kuh
Was ich mit diesem sprachlichen Bild verdeutlichen will: Du versuchst eine Abkürzung zu nehmen, wo es vermutlich sinnvoller wäre, den ganzen Weg zu gehen.
Die Geduld ist das Wichtigste in der Ameisenhaltung. Hier zeigt sich das Gegenteil davon, Ungeduld, die meist zum Leidwesen der gehaltenen Ameisen geht.
Bevor ich hier einen auf Moralapostel mache, L. fuliginosus ist sehr volksstark und entsprechende Massen an
Königinnen schwärmen aus. Wenn jetzt eine bei deinem "Versuch" das zeitiliche segnet, dann ist das nicht weiter schlimm. Ich gehe davon aus, dass du dich eh nicht davon abhalten lassen wirst
Zwei Dinge stehen im Zentrum meiner Kritik:
1. Du hast keine Wirtskolonie. Wenn du eine sozialparasitäre Koloniegründung planst, muss eine Wirtskolonie VOR dem Sammeln einer
Königin vorhanden sein. Speziell L. fuliginosus
Königinnen sterben nach kürzester Zeit, wenn sie keine Wirtskolonie finden.
Wie du selbst weißt, gründen L. fuliginosus bei Arten der Untergattung
Chthonolasius. Ich kenne auch die Berichte, wo versucht wurde sie bei Lasius s. str. gründen zu lassen. Ausnahmen bestätigen halt die Regel. Bestätigungen nach vielen Jahren kenne ich nicht. In meinen Augen ist dieses Vorgehen im besten Fall Experimentierfreude, in der absoluten Mehrzahl der Fälle zeugt es aber von Ungeduld und Bequemlichkeit.
2. Du brauchst eine weisellose Wirtskolonie. Das bedeutet du kannst eben NICHT einfach hingehen und hier und da ein paar Arbeiterinnen aus weiselrichtigen Kolonien sammeln, und dann erwarten, dass sie am selben Tag nach der Entnahme aus ihrem Nest eine neue
Königin akzeptieren. Die Wirtskolonie muss bereits seit mehreren Wochen, besser sogar Monaten, weisellos sein. Das führt mich wieder zu Punkt 1, dass die Wirtskolonie vor dem Sammeln der
Königinnen vorhanden sein sollte.
Mein Bauchgefühl sagt mir, du wirst es trotz meiner Einwände versuchen, und letztendlich wird es kein großer Verlust sein, wenn die
Königin dann stirbt. Um die Chance zu erhöhen, dass es vlt doch gut geht, würde ich es mit einer Zusammenführung bei Kälte versuchen. Das Problem ist hier auch wieder, dass du eigtl gar keine Zeit hast, die Tiere langsam über Tage runterzukühlen, denn bis dahin stirbt die
Königin vermutlich auf sich allein gestellt. Ich würde die
Königin und die Arbeiterinnen trotzdem zumindest ein paar Stunden in den Keller stellen vor der Zusammenführung.
Sollte es langfristig gut gehen (=mehrere Jahre), dann bin ich sicher an einem Bericht von dir interessiert!
LG Maddio